Die Liebe
zum Circus und die Leidenschaft für den Beruf sind hier überall
zu spüren. Und Juniorchef Alexander Schneller ist einer, der
über den Zaun seines Unternehmens hinausschaut. Der, wann immer
es seine Zeit zulässt, andere Circusunternehmen und deren Shows
besucht. Der Ideen und Anregungen sammelt und schaut, was er in
seinem Unternehmen umsetzen kann. Lange im Voraus werden die
Abläufe der Show geplant und schriftlich ausgearbeitet. Mutter
Elisabeth kümmert sich im Hintergrund – am Tonmischpult und vor
allem im Büro – darum, dass alles rund läuft. Genauso bunt und
fröhlich wie die Show ist im Übrigen auch das hochwertige,
60-seitige Programmheft, das pünktlich zum Saisonstart vorlag.
Maria Gschwandtner, Alexander Schneller,
Josy Casselly
Die
„fantastische Reise“ beginnt am Flughafen mit dem „letzten
Aufruf für Passagier Baguti“. Der heißt eigentlich Balazs Guti,
ist der Ehemann von Romana Schneller und zeigt in den
Pikard-Programmen sein großes Talent als Clown. Schnell nimmt er
in einem der drei Flugzeugsessel Platz, die in der Mitte der
Manege bereitstehen. Im folgenden Charivari begrüßt „Kapitän“
Alexander Schneller das hochverehrte Publikum an Bord. Dann geht
es tatsächlich in die Luft. Natürlich nicht im Flugzeug, aber
mit der temporeichen und raumfüllenden Schwungtrapeznummer von
Josy Casselly. Zum Abschluss stürzt sie sich kopfüber in die
Tiefe und lässt sich vom Seil fangen, das sich um ihre Knöchel
zieht. Mit dem Song „Ich will nen Cowboy als Mann“ leitet die
österreichische Sängerin und Artistin Maria Gschwandtner zur
nächsten Darbietung über. Allerdings war die Gesangsnummer – mit
dem vollständigen Lied – in der besuchten Vorstellung noch etwas
zu lang geraten. Nachdem die hübsche Dame den ersten Cowboy –
Clown Baguti auf dem Holzpferdchen – noch verschmäht, ist ihr
der nächste gerade Recht: Alexander Schneller zeigt zur Musik
von „Cotton Eye Joe“ seine drei Ponys. Nicht nur der Vorführer
trägt hier Cowboyhut, sondern auch die Tiere. Wie in jedem
seiner Auftritte ist er mit vollem Herzblut bei der Sache.
Romana Schneller,
Baguti, Night People
Für
das Programm 2015 hat Alexander Schneller eine richtige kleine Revue gestalten
wollen. Also folgt nun eine Tanznummer. Zu Vico Torrianis
Schlager „Ananas aus Caracas“ aus den 1950er Jahren präsentieren
sich Romana Schneller und Töchterchen Gloria in grünen
Pailetten-Kleidern und mit fantastischem Kopfschmuck. Dieser ist
jeweils in Form eines großen Obstkorbs gestaltet, in dem die
Ananas gar von innen beleuchtet ist! Baguti mit Sohn Aron mimt
den mexikanischen Obstverkäufer mit Riesen-Sombrero auf dem Kopf
und großem Verkaufswagen vor sich her. Nach dem bunten Schaubild
ist es wieder Zeit für starke Artistik, und diese wird vom Duo
Night People in die Manege gebracht. Die beiden Österreicher
waren auch schon in den GOP-Varietés oder in der renommierten
französischen TV-Sendung „Le Plus Grand Cabaret du Monde“ zu
sehen. Nun zeigen sie bei Pikard mit ihrer
Hand-auf-Hand-Artistik Kraft, Beweglichkeit und Können. Als
großer Lachschlager erweist sich das traditionelle
Spaghetti-Entree. Im verrückten Restaurant mimt Baguti den
durchgeknallten Kellner und seine Frau die feine Dame am weiß
gedeckten Tisch. Dort sollten die Spaghetti eigentlich serviert
werden, doch Baguti wirft sie letztlich mit vollem Einsatz und
in kleinen Portionen bis weit ins Gradin hinein. Das Spektakel
gipfelt in einer Tortenschlacht.
Romana Schneller
Eddy Carello, der
Lebensgefährte von Josy Casselly, war bis zum Antritt seines
Engagements im Budapester Circusbau noch bei Pikard zu Gast.
Hier präsentierte er an diesem Nachmittag seine bestens bekannte
und starke Jonglage mit bis zu fünf Fußbällen. Ein fantastisches
Schaubild unter dem Motto „1001 Nacht“ ist der Höhepunkt vor der
Pause. Das gesamte Ensemble wirkt hier in herrlichen
orientalischen Kostümen mit. Alexander Schneller und Maria
Gschwandtner haben dafür in der Winterpause eine überzeugende
Partnerakrobatik-Darbietung einstudiert, die ihre Beweglichkeit
und seine Kraft zur Geltung bringt. Dann hat Romana Schneller
ihren großen Auftritt – als geheimnisvolle Tänzerin in einem
Traum von Kostüm, das über und über mit Pfauenfedern besetzt
ist. Ein Pfauenkopf ziert den Kopfschmuck. Im nächsten Teil des
Showblocks wird es feurig, wenn Romana brennende Hula
Hoop-Reifen um ihre Hüften kreisen lässt und ihr Bruder
Alexander mit bis zu fünf Fackeln jongliert. Baguti beschließt
die Reise in den Orient auf seinem „fliegenden Teppich“ und
lässt schließlich den „Geist aus der Flasche“ erscheinen.
Romana Schneller, Timo Niermann, Maria
Gschwandnter
Kurz und
knapp fällt die Kubus-Jonglage aus, mit dem Timo Niermann vom
Duo Night People den zweiten Programmteil eröffnet. Dann zeigt
Romana Schneller mit strahlendem Lächeln ihre bekannte
Taubenrevue. Auch hier ist das Kostüm der Clou der Darbietung.
An zwei großen Schmetterlingsfügeln sind sechs Stangen
befestigt, auf denen die Tauben sitzen, wenn sich der rote
Vorhang öffnet. Definitiv zu den Highlights der Show gehört die
Kontorsionsnummer von Maria Gschwandtner. Als Meerjungfrau
entsteigt sie einer großen Muschel und singt dazu den Titelsong
aus „Arielle“. Ihr artistisches Können demonstriert sie nun auf
einem Podium, das mit Fischernetz, Rettungsring und allerlei
Fischen und Krustentieren üppig dekoriert ist.
Romana Schneller,
Alexander Schneller, Robin Witt
Richtig rustikal
und volkstümlich wird es direkt im Anschluss, wenn Alexander
Schneller in Lederhosen und Karohemd seine Ziegen präsentiert
und diese zum Beispiel zu Sprüngen und Balkenlauf anleitet. Dazu
wird einer der Gassenhauer von Andreas Gabalier gespielt. Romana
Schneller ist eine hervorragende Antipodistin, die zum
Beispiel vier Walzen mit Händen und Füßen jongliert. Auch hier
sorgt das Kostüm für einen Überraschungseffekt, denn ihre Trinka ist zunächst unter dem ausladenden Rokoko-Kleid
versteckt, in dem sie die Manege betritt. Man muss noch einmal
betonen, dass alle Kostüme mit dem jeweiligen Kopfschmuck von
Romana und Alexander Schneller entworfen und, gemeinsam mit
Direktionsassistent Andreas Paschinger, selbst gefertigt sind!
Im fliegenden Wechsel folgen nun Bagutis „Wischmopp-Duett“ im
Stile von Clown André, die klassische Tücherakrobatik von Josy
Casselly und Maria Gschwandnter, die jeweils unterschiedliche
Tricks zeigen, sowie die Klischnigg-Akrobatik von Robin Witt,
dem zweiten Partner der „Night People“.
Maria Gschwandnter,
Alexander Schneller,
Josy Casselly
Für den Abschluss des
Programms sorgt wiederum Alexander Schneller, bekanntermaßen ein
famoser Jongleur. Heuer arbeitet er wieder solo und hat seine
Nummer im Stil der 1980er Jahre neu gestaltet. Gleich zu Beginn
gibt es das mitreißende „Wake me up, before you go-go“, und
Schneller lässt im Verlauf der Darbietung sieben Bälle gegen
eine Trommel fliegen, hält ebenso viele Ringe in der Luft und
jongliert mit fünf Keulen. Die Jonglage mit leuchtenden Keulen
im Dunkeln bildet den Abschluss. Das klassische Circuskostüm
reißt er sich bald vom Leib, und so arbeitet er im zweiten Teil
der Darbietung ganz „80er-mäßig“ in engen Jeansshorts mit
Neon-Schmuck. Und freilich wird auch das Finale noch mal als
große Kostümshow gefeiert, in der die Damen des Ensembles mit aufwendigen
und fantasievollen Roben und Kopfbedeckungen glänzen. |