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Circus Pikard - Tour 2015
www.circus-pikard.at ; 100 Showfotos

Schwechat, 21. März 2015: „Eine fantastische Reise“ ist das Motto des neuen Programms im österreichischen Circus Pikard der Familie Schneller. Juniorchef Alexander Schneller und sein Team haben mit dieser Produktion Großartiges geleistet – eine kleine, feine Revue mit verschiedenen Schaubildern rund um den Globus, fantastischen Kostümen aus eigener Schneiderei, fetziger Musik und durchweg fließenden Übergängen zwischen den Darbietungen. Der Familiencircus bietet ein Programm, das mit denen von weitaus größeren Unternehmen mühelos konkurrieren kann.

Die Liebe zum Circus und die Leidenschaft für den Beruf sind hier überall zu spüren. Und Juniorchef Alexander Schneller ist einer, der über den Zaun seines Unternehmens hinausschaut. Der, wann immer es seine Zeit zulässt, andere Circusunternehmen und deren Shows besucht. Der Ideen und Anregungen sammelt und schaut, was er in seinem Unternehmen umsetzen kann. Lange im Voraus werden die Abläufe der Show geplant und schriftlich ausgearbeitet. Mutter Elisabeth kümmert sich im Hintergrund – am Tonmischpult und vor allem im Büro – darum, dass alles rund läuft. Genauso bunt und fröhlich wie die Show ist im Übrigen auch das hochwertige, 60-seitige Programmheft, das pünktlich zum Saisonstart vorlag.


Maria Gschwandtner,  Alexander Schneller, Josy Casselly

Die „fantastische Reise“ beginnt am Flughafen mit dem „letzten Aufruf für Passagier Baguti“. Der heißt eigentlich Balazs Guti, ist der Ehemann von Romana Schneller und zeigt in den Pikard-Programmen sein großes Talent als Clown. Schnell nimmt er in einem der drei Flugzeugsessel Platz, die in der Mitte der Manege bereitstehen. Im folgenden Charivari begrüßt „Kapitän“ Alexander Schneller das hochverehrte Publikum an Bord. Dann geht es tatsächlich in die Luft. Natürlich nicht im Flugzeug, aber mit der temporeichen und raumfüllenden Schwungtrapeznummer von Josy Casselly. Zum Abschluss stürzt sie sich kopfüber in die Tiefe und lässt sich vom Seil fangen, das sich um ihre Knöchel zieht. Mit dem Song „Ich will nen Cowboy als Mann“ leitet die österreichische Sängerin und Artistin Maria Gschwandtner zur nächsten Darbietung über. Allerdings war die Gesangsnummer – mit dem vollständigen Lied – in der besuchten Vorstellung noch etwas zu lang geraten. Nachdem die hübsche Dame den ersten Cowboy – Clown Baguti auf dem Holzpferdchen – noch verschmäht, ist ihr der nächste gerade Recht: Alexander Schneller zeigt zur Musik von „Cotton Eye Joe“ seine drei Ponys. Nicht nur der Vorführer trägt hier Cowboyhut, sondern auch die Tiere. Wie in jedem seiner Auftritte ist er mit vollem Herzblut bei der Sache.


Romana Schneller, Baguti, Night People

Für das Programm 2015 hat Alexander Schneller eine richtige kleine Revue gestalten wollen. Also folgt nun eine Tanznummer. Zu Vico Torrianis Schlager „Ananas aus Caracas“ aus den 1950er Jahren präsentieren sich Romana Schneller und Töchterchen Gloria in grünen Pailetten-Kleidern und mit fantastischem Kopfschmuck. Dieser ist jeweils in Form eines großen Obstkorbs gestaltet, in dem die Ananas gar von innen beleuchtet ist! Baguti mit Sohn Aron mimt den mexikanischen Obstverkäufer mit Riesen-Sombrero auf dem Kopf und großem Verkaufswagen vor sich her. Nach dem bunten Schaubild ist es wieder Zeit für starke Artistik, und diese wird vom Duo Night People in die Manege gebracht. Die beiden Österreicher waren auch schon in den GOP-Varietés oder in der renommierten französischen TV-Sendung „Le Plus Grand Cabaret du Monde“ zu sehen. Nun zeigen sie bei Pikard mit ihrer Hand-auf-Hand-Artistik Kraft, Beweglichkeit und Können. Als großer Lachschlager erweist sich das traditionelle Spaghetti-Entree. Im verrückten Restaurant mimt Baguti den durchgeknallten Kellner und seine Frau die feine Dame am weiß gedeckten Tisch. Dort sollten die Spaghetti eigentlich serviert werden, doch Baguti wirft sie letztlich mit vollem Einsatz und in kleinen Portionen bis weit ins Gradin hinein. Das Spektakel gipfelt in einer Tortenschlacht.


Romana Schneller

Eddy Carello, der Lebensgefährte von Josy Casselly, war bis zum Antritt seines Engagements im Budapester Circusbau noch bei Pikard zu Gast. Hier präsentierte er an diesem Nachmittag seine bestens bekannte und starke Jonglage mit bis zu fünf Fußbällen. Ein fantastisches Schaubild unter dem Motto „1001 Nacht“ ist der Höhepunkt vor der Pause. Das gesamte Ensemble wirkt hier in herrlichen orientalischen Kostümen mit. Alexander Schneller und Maria Gschwandtner haben dafür in der Winterpause eine überzeugende Partnerakrobatik-Darbietung einstudiert, die ihre Beweglichkeit und seine Kraft zur Geltung bringt. Dann hat Romana Schneller ihren großen Auftritt – als geheimnisvolle Tänzerin in einem Traum von Kostüm, das über und über mit Pfauenfedern besetzt ist. Ein Pfauenkopf ziert den Kopfschmuck. Im nächsten Teil des Showblocks wird es feurig, wenn Romana brennende Hula Hoop-Reifen um ihre Hüften kreisen lässt und ihr Bruder Alexander mit bis zu fünf Fackeln jongliert. Baguti beschließt die Reise in den Orient auf seinem „fliegenden Teppich“ und lässt schließlich den „Geist aus der Flasche“ erscheinen.


Romana Schneller, Timo Niermann, Maria Gschwandnter

Kurz und knapp fällt die Kubus-Jonglage aus, mit dem Timo Niermann vom Duo Night People den zweiten Programmteil eröffnet. Dann zeigt Romana Schneller mit strahlendem Lächeln ihre bekannte Taubenrevue. Auch hier ist das Kostüm der Clou der Darbietung. An zwei großen Schmetterlingsfügeln sind sechs Stangen befestigt, auf denen die Tauben sitzen, wenn sich der rote Vorhang öffnet. Definitiv zu den Highlights der Show gehört die Kontorsionsnummer von Maria Gschwandtner. Als Meerjungfrau entsteigt sie einer großen Muschel und singt dazu den Titelsong aus „Arielle“. Ihr artistisches Können demonstriert sie nun auf einem Podium, das mit Fischernetz, Rettungsring und allerlei Fischen und Krustentieren üppig dekoriert ist.


Romana Schneller, Alexander Schneller, Robin Witt

Richtig rustikal und volkstümlich wird es direkt im Anschluss, wenn Alexander Schneller in Lederhosen und Karohemd seine Ziegen präsentiert und diese zum Beispiel zu Sprüngen und Balkenlauf anleitet. Dazu wird einer der Gassenhauer von Andreas Gabalier gespielt. Romana Schneller ist eine hervorragende Antipodistin, die zum Beispiel vier Walzen mit Händen und Füßen jongliert. Auch hier sorgt das Kostüm für einen Überraschungseffekt, denn ihre Trinka ist zunächst unter dem ausladenden Rokoko-Kleid versteckt, in dem sie die Manege betritt. Man muss noch einmal betonen, dass alle Kostüme mit dem jeweiligen Kopfschmuck von Romana und Alexander Schneller entworfen und, gemeinsam mit Direktionsassistent Andreas Paschinger, selbst gefertigt sind! Im fliegenden Wechsel folgen nun Bagutis „Wischmopp-Duett“ im Stile von Clown André, die klassische Tücherakrobatik von Josy Casselly und Maria Gschwandnter, die jeweils unterschiedliche Tricks zeigen, sowie die Klischnigg-Akrobatik von Robin Witt, dem zweiten Partner der „Night People“.


Maria Gschwandnter, Alexander Schneller, Josy Casselly

Für den Abschluss des Programms sorgt wiederum Alexander Schneller, bekanntermaßen ein famoser Jongleur. Heuer arbeitet er wieder solo und hat seine Nummer im Stil der 1980er Jahre neu gestaltet. Gleich zu Beginn gibt es das mitreißende „Wake me up, before you go-go“, und Schneller lässt im Verlauf der Darbietung sieben Bälle gegen eine Trommel fliegen, hält ebenso viele Ringe in der Luft und jongliert mit fünf Keulen. Die Jonglage mit leuchtenden Keulen im Dunkeln bildet den Abschluss. Das klassische Circuskostüm reißt er sich bald vom Leib, und so arbeitet er im zweiten Teil der Darbietung ganz „80er-mäßig“ in engen Jeansshorts mit Neon-Schmuck. Und freilich wird auch das Finale noch mal als große Kostümshow gefeiert, in der die Damen des Ensembles mit aufwendigen und fantasievollen Roben und Kopfbedeckungen glänzen.

Der Circus Pikard präsentiert sich hier als Musterbeispiel eines Familiencircus: Das hervorragende Können der Geschwister Alexander und Romana Schneller und von Romanas Ehemann Balazs Guti, tolle Gastartisten und die enorme Leidenschaft, mit der hier Circus zelebriert wird, machen den Besuch viel mehr als nur empfehlenswert.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber