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Circus Voyage - Tour 2015
www.circus-voyage.de - 81 Show- und Außenfotos

Vechta, 18. April 2015: Die Saison 2015 begann für den Circus Voyage in der Nähe des Winterquartiers in Delitzsch und führte in teilweise großen Schritten nach Norddeutschland. In Vechta konnte sich der Circus mit seinem umfangreichen Tierbestand im April wunderbar ausbreiten. Das circa 160.000 Quadratmeter große Gelände, das nach der bekannten Veranstaltung ebenfalls Stoppelmarkt genannt wird, bietet ideale Bedingungen: befestigte Laufwege umgeben von Grünflächen und üppigem Baumbestand. In der Frühlingssonne glänzt die eindrucksvolle Frontseite des Circus.

Dazu gehören die beiden hübsch bemalten Wagen, die einst vom Circus Berlin übernommen wurden. Ein einachsiger Anhänger mit großen Tierfiguren ist neu hinzugekommen. Derartige Werbefahrzeuge sind zum Beispiel bei französischen Unternehmen sehr oft zu sehen, in der deutschen Circuslandschaft dagegen eher selten. Das Motto „Circus unter Wasser“ springt von den schönen Reklametafeln ins Auge und erinnert erfahrene Circusgänger damit an die Produktionen des Circus Fliegenpilz. Die schönen Motivtafeln sind sehr gelungen gestaltet und machen Lust auf einen Circusbesuch. Seit 2011 knüpft der Circus Voyage damit an die erfolgreichen Fliegenpilz-Shows an. Im Gegensatz zu jenem Unternehmen, ist die Wassermanege hier bei Voyage im ersten Programmteil untergebracht und die Manege zu Beginn bereits mit dem nassen Element gefüllt. Schön, dass diese materialaufwendige Programmgestaltung hier eine dauerhafte Fortsetzung findet.


Neuanschaffungen: Werbeanhänger und Chapiteau 

Das Equipment der Wassermanege ist eine Kombination aus Teilen, die in Eigenregie entstanden sind, wie zum Beispiel die Piste, und weiteren Teilen, die vom dänischen Cirkus Arena übernommen wurden, wie die Traverse, die es aus dem Zelthimmel regnen lässt. Demnächst soll es dann auch wieder Fontänen aus der Bühnenmitte geben. Die gesamte Wassermanege wird in der Pause zerlegt und auf einen kleinen Anhänger verladen, der als Mittelbühne fungiert und von der Wasserplane verdeckt wird. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Chapiteau vom schwedischen Cirkus Maximum übernommen, das nun als Spielstätte dient und gegenüber dem Vorgängermodell eine enorme Zeitersparnis beim Auf- und Abbau erlaubt. Auch im Fuhrpark des Unternehmens gibt es weitere Veränderungen. Ein Auflieger für die Pferde wurde neu in Betrieb genommen, und weitere Fahrzeuge wurden ausgetauscht. So wird zum Transport der beiden Giraffen nicht mehr der lange Zeit genutzte Tandemanhänger verwendet. Der Transportanhänger für die Großexoten, der einst vom Circo Darix Togni/ Il Florilegio kam, wurde überarbeitet und glänzt nun wieder in strahlendem Weiß.


Leonardo und Alicia Spindler

Das Programm wurde gegenüber dem Vorjahr nur in Nuancen verändert. Zu Beginn liest Moderatorin Bettina Richter einen kleinen Prolog vor. Neptun, der von einer Leinwand unter dem Zeltdach blickt, hat Direktionstochter Alicia in eine Meerjungfrau verwandelt. Um wieder ihre Menschengestalt zu erhalten, muss diese ihn mit circensischen Darbietungen erfreuen. So zeigt Alicia zunächst eine kurze Arbeit am Ringtrapez und später als Indianermädchen „Pocahontas“ eine Taubenrevue. Die attraktive junge Dame hat auch bei der Antipodenarbeit an Sicherheit gewonnen und zeigt als Höhepunkt das absturzfreie Empordotzen eines Balls in den hochgelegenen Korb des Gestells, das sie auf ihren Füßen balanciert. Ihr Bruder Nico ist im ersten Teil mit einer kurzen Handstandequilibristik zu sehen. Eine Handvoll „Wassergeflügel“ schwimmt in der Wassermanege und verbleibt dort während der gesamten ersten Programmhälfte als lebende Kulisse.


Anastasia Rogall, Andreas "Peppino" Kübler 

Anastasia Rogall vom gleichnamigen Berliner Familiencircus und ihr Lebensgefährte Andreas Kübler alias Clown Peppino sind seit 2012 dabei. In einem ovalen Metallrequisit zeigt sie eine Kombination aus Kontorsionselementen und verschiedenen Halteposen. Sehr gut kommt an diesem Nachmittag ihre Darbietung in einem „Luftnetz“ an, bei der sie zwischendurch immer wieder in ein Wasserbassin eintaucht und so für den größten Bezug zum Thema Wasser sorgt. Die Spielfreude der Artistin sorgt für gute Laune. Clown Peppino sorgt für Heiterkeit mit bekannt-beliebten Zwischenspielen wie dem großzügigem Verteilen von Popcorn, dem Kampf mit einem Haifisch, als Fotograf oder auch der Hochzeit von zwei „Freiwilligen“ aus dem Publikum.


Leonardo und Alicia Spindler, Vanessa Hein, Anastasia Rogall

Der zweite Programmteil beginnt mit Alicia Spindler als Ballerina zu Pferd. Tücher, die von der Mitte aus gespannt werden, dienen als Barriere für die recht hohen Luftsprünge und verstärken das romantische Bild dieser Darbietung. Leonardo Spindler gab zum vergangenen Berliner Weihnachtscircus sein Debüt als Seiltänzer und ist mit dieser Nummer somit erstmals auf Saison zu sehen – auf einem Requisit, das von Manuel Lorador übernommen wurde. Nicht nur optisch ist auch jenes spanische Schaubild gelungen, in dem Alicia Spindler und Vanessa Hein eine doppelte Hohe Schule reiten, während Anastasia Rogall an Tüchern unter der Kuppel arbeitet. So erfährt eine oft gesehene Luftdarbietung eine gelungene Aufwertung.


Diana Richter und Alois Spindler

Das Motto dieser Programmhälfte, „die größte tierische Circusshow“, wird bei den bekannt kurzen Präsentationen von Pferden, Kamelen, vier afrikanischen Elefanten, Giraffe „Shakira“, Flusspferd „Jedi“ und Nashorn „Hulk“ umgesetzt. Auf letzterem zeigt Alois Spindler den Stehendritt. Zum Abschluss fährt Nico Spindler mit einem Partner in der Motorradkugel. Derzeit nicht mehr eingesetzt wird das lange Jahre genutzte Todesrad. Ein Orchester gibt es leider nicht mehr, dafür überzeugen die Auswahl der Musikstücke sowie die akustische Qualität. Der regelmäßige Voyage-Besucher stellt zudem eine Verbesserung der Lichttechnik fest, die das Programm enorm aufwertet. Für diesen Part hat besonders der dreizehnjährige Leonardo ein Faible. Die Moderation von Bettina Richter ist gewohnt umfangreich, so dass ein Kontakt zum Publikum entsteht und dieses nicht uninformiert bleibt. Das Unternehmen zeigt sich ohnehin transparent, insbesondere bei der Tierhaltung. So wird seit vielen Jahren in der Regel am Vortag der Premiere eine öffentliche Elefantenfütterung auf dem Circusgelände veranstaltet. Bettina Richter steht auch als versierte und routinierte Ansprechpartnerin für die Medien zur Verfügung.

Prägend ist für dieses Unternehmen, dass ein verhältnismäßig kleiner Mitarbeiterstab einen umfangreichen Tier- und Materialbestand bewegt. Es ist anzuerkennen, dass die Familie Spindler stets um Weiterentwicklung ihres Circus bemüht ist, und so strömte auch das circusfreundliche Vechtaer Publikum zahlreich. Wie uns das schön gestaltete Programmheft verrät, feierte der Circus hier in Vechta am 15. Mai 1998 seine Weltpremiere. Die Reiseroute 2015 führte von Vechta aus nach Aurich und Wilhelmshaven, ehe ein längeres Gastspiel in Bremen-Blumenthal folgt. So wünschen wir für den weiteren Tournee-Verlauf „Bon Voyage“!

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Text und Fotos: Christian Saul