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Circo Aquatico 2016
www.circo-aquatico.de ; 93 Showfotos

Frankfurt, 16. Oktober 2016: Das war die spannendste Botschaft der Reise-Saison 2016 hierzulande: Die italienische Familie Zoppis möchte mit ihrem Circo Aquatico erstmals nach Deutschland kommen, organisatorisch unterstützt von der Grandezza-Entertainment GmbH rund um Geschäftsführer Thomas Schütte. Damit bewies der umtriebige Circus-Manager, kurze Zeit nach dem Abschluss seiner „Salto Vitale“-Tournee, dass er den Glauben ans Reisegeschäft noch lange nicht verloren hat. Der Start der kompakten Vier-Städte-Tour (plus Weihnachts-Gastspiel in Aachen) war in Frankfurt am Main. Hier wurde das herrliche Material der Familie Zoppis auf dem Festplatz am Ratsweg aufgebaut.

In der Sonne gibt es ein strahlendes Bild ab. Das weiß-blaue 38-Meter-Chapiteau mit passendem Vorzelt ist neu. Für deutsche Lesegewohnheiten wurde der Circus von Acquatico – mit c – in Aquatico „umgetauft“. Der Kassenwagen und die Banner auf dem Zaun ums Circusareal wurden eigens daran angepasst. Im Vorzelt bildet die „Caffeteria“ mit der entsprechenden Leuchtschrift den Blickfang, im Hauptzelt steht ein Schalensitz-Gradin zur Verfügung.


Ballett

Die Wasser-Technik unterscheidet sich stark von den Wassermanegen, die beispielsweise bei Fliegenpilz, Royal und Elmar Kretz‘ Aquamanege im Einsatz waren. Dort wurde jeweils in der Vorstellungspause die klassische Sägemehl-Manege in ein Bassin mit Mittelinsel umgebaut und geflutet. Bei Aquatico bleibt das Bassin mit Mittelinsel jederzeit aufgebaut. Das Wasser ist jedoch zunächst mit einer großen, ringförmigen Platte abgedeckt, so dass eine „trockene“ Bühne zur Verfügung steht. Wenn der Ring zwischen  Piste und Insel gen Zeltdach schwebt, wird das Becken sichtbar. Zudem kann es aus dem nach oben gezogenen Ring regnen. Schließlich steht um die Mittelinsel und um die Manege jeweils ein Kranz an Fontänen zur Verfügung. So arbeiten einige Darbietungen zwischen Springbrunnen. Raffinierte, illuminierte Fontänenspiele im Takt der Musik, wie man sie von Fliegenpilz und Co. kennt, gibt es dagegen nicht. Dafür ist die ganze Show viel stärker ans maritime Thema angepasst. So eröffnen neun Damen als „Südsee-Ballett“ die Vorstellung. Und immer wieder bevölkern allerlei Figuranten in schön gestalteten Kostümen als Oktopusse, Fische, Schildkröte, Hai, Seesterne, Quallen und andere Wesen die Spielfläche. Der Artisteneingang ist als Grotte gestaltet. Eine stringente Handlung ist jedoch nicht erkennbar. „Ein Clown stürzt in die Fluten und erlebt allerlei Abenteuer“, lautet die knappe Zusammenfassung.


Elvane Zoppis, Lorenzo Honcea, Shirley Lizzi

Während die Ausstattung insgesamt beeindrucken kann, ist das artistische Programm in der besuchten Vorstellung nicht gerade üppig. Ursprünglich sollte eine chinesische Truppe dem Programm Stärke verleihen, doch diese kam während des Frankfurt-Gastspiels nicht an. Und die Gaststars Yves und Ambra Nicols mit ihrer gefeierten „Gold“-Nummer weilten am zweiten Wochenende beim Festival in Latina. Auch die Handstandnummer von Vioris Zoppis pausierte. So eröffnet Lorenzo Honcea mit seinen beiden Diabolos die Vorstellung auf festem Bühnenboden. Zum ersten Mal sichtbar wird das Bassin bei der Luftringnummer von Elvane Zoppis. Während der Bühnenboden rund um die Mittelinsel hinauf zur Kuppel fährt, zeigt sie in der Mitte ihr Können in der Luft. Bis hin zum Genickhang-Wirbel reicht das Repertoire. Und Shirley Lizzi jongliert: zunächst mit Bällen, die sie durch eine Dreiecks-Konstruktion fliegen lässt, dann mit bis zu sechs Keulen.


Alla Klyshta, Truppe Brasil, Duo Reyal 

Den stärksten Eindruck hinterlassen freilich die Gastartisten Alla Klyshta und Reydi Argote alias Duo Reyal. Im ersten Programmteil erleben wir sie gemeinsam in ihrer hervorragenden Nummer am chinesischen Mast. Beeindruckend, wie Reydi eine Flagge am Mast drückt und Alla dabei auf seinem Oberkörper steht. Im zweiten Programmteil lässt Alla charmant und sexy die Hula Hoop-Reifen kreisen. Großen Anklang findet auch die Truppe Brasil. Die etwas kräftigen Herren zeigen nach der Pause Sprünge und Salti von der Russischen Schaukel in ein Netz. Besonders groß ist die Begeisterung, wenn sich die Schaukel komplett um die eigene Achse dreht oder einer der Flieger ganz oben im Netz landet und von dort grüßt.


Sabine Zoppis, Thomas De Bianchi, Martis Brothers 

Die Bühnenplatte schwebt nach oben, über der Mittelinsel zeigt eine Frau Luftartistik: Diesen Effekt gibt es in Programmteil zwei nochmals zu bestaunen. Nunmehr zu den Evolutionen von Sabine Zoppis im Netz. Das Requisit passt natürlich gut in die Meeres-Stimmung. Die Martis-Brothers zeigen einen Ausschnitt aus dem weiten Feld der Partnerakrobatik. Kopf-auf-Kopf und der groß verkaufte „Stuhltrick“ gehören zum Repertoire. Genretypisch darf dieser erst im zweiten Anlauf gelingen. Die Schlussnummer ist die einzige, die tatsächlich im Wasser stattfindet. Hier fährt Thomas De Bianchi auf einem Jetski um die Mittelinsel. Damit bewegt er eine Art Karussell. Seine Partnerinnen Shirley Saba und Elvane Zoppis zeigen diverse luftakrobatische Übungen. Eine an einem Ausleger hoch über der Wassermanege, die andere an einem Ring über der Mittelachse dieser eindrucksvollen Konstruktion.


Edward Clayes, Fabio Biggi, Joy Costa Larible mit Zuschauer

Insgesamt zwei Stunden währt die besuchte Vorstellung, inklusive einer halbstündigen Pause. Breiten Raum in der Show nehmen die Auftritte der drei Clowns Fabio Biggi, Edward Clayes und Joy Costa Larible ein. Ihre Auftritte sind meist gut ans nautische Grundmotiv angepasst. Beim Wasserspucken mit einem Besucher zum Beispiel. Wenn einem geheimnisvollen Ei eine Schildkröte entschlüpft. Oder beim Seilspringen, bei dem ein „Zuschauer“ einen scheinbar unfreiwilligen Abgang ins kühle Nass hinlegt. In einer großen Mitmach-Szene wird eine tragische Eifersuchtsszene gespielt. Einer der Akteure aus dem Publikum darf sich als Geräusche-Imitator einbringen. Gut kommt das Klatschspiel an, bei dem gleich das gesamte Publikum mitwirken darf.

Zum Finale gibt es selbstredend noch einmal Fontänen und Regen sowie zusätzlich Seifenblasen. Das Publikum zeigt sich durchaus angetan und zufrieden. Die artistische Verstärkung, die aus unserer Sicht Not tat, ist inzwischen eingetreten: In Duisburg ist die Russische Schaukel nicht mehr im Programm. Dafür gab es wieder die Handstände von Vioris Zoppis sowie Fahrradartistik (Los Jackson), eine Schalenpagode auf Fahrrad (Lara Zeferino) sowie die Luftakrobatik mit Wasserbecken des Duos Exxtrem alias Mehmed Mehmedov und Mira Greta.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber