In der Sonne gibt es ein
strahlendes Bild ab. Das weiß-blaue 38-Meter-Chapiteau mit
passendem Vorzelt ist neu. Für deutsche Lesegewohnheiten wurde
der Circus von Acquatico – mit c – in Aquatico „umgetauft“. Der
Kassenwagen und die Banner auf dem Zaun ums Circusareal wurden
eigens daran angepasst. Im Vorzelt bildet die „Caffeteria“ mit
der entsprechenden Leuchtschrift den Blickfang, im Hauptzelt
steht ein Schalensitz-Gradin zur Verfügung.
Ballett
Die Wasser-Technik unterscheidet
sich stark von den Wassermanegen, die beispielsweise bei
Fliegenpilz, Royal und Elmar Kretz‘ Aquamanege im Einsatz waren.
Dort wurde jeweils in der Vorstellungspause die klassische
Sägemehl-Manege in ein Bassin mit Mittelinsel umgebaut und
geflutet. Bei Aquatico bleibt das Bassin mit Mittelinsel
jederzeit aufgebaut. Das Wasser ist jedoch zunächst mit einer
großen, ringförmigen Platte abgedeckt, so dass eine „trockene“
Bühne zur Verfügung steht. Wenn der Ring zwischen Piste
und Insel gen Zeltdach schwebt, wird das Becken sichtbar. Zudem
kann es aus dem nach oben gezogenen Ring regnen. Schließlich
steht um die Mittelinsel und um die Manege jeweils ein Kranz an
Fontänen zur Verfügung. So arbeiten einige Darbietungen zwischen
Springbrunnen. Raffinierte, illuminierte Fontänenspiele im Takt
der Musik, wie man sie von Fliegenpilz und Co. kennt, gibt es
dagegen nicht. Dafür ist die ganze Show viel stärker ans
maritime Thema angepasst. So eröffnen neun Damen als
„Südsee-Ballett“ die Vorstellung. Und immer wieder bevölkern
allerlei Figuranten in schön gestalteten Kostümen als Oktopusse,
Fische, Schildkröte, Hai, Seesterne, Quallen und andere Wesen
die Spielfläche. Der Artisteneingang ist als Grotte gestaltet.
Eine stringente Handlung ist jedoch nicht erkennbar. „Ein Clown
stürzt in die Fluten und erlebt allerlei Abenteuer“, lautet die
knappe Zusammenfassung.
Elvane Zoppis, Lorenzo
Honcea, Shirley Lizzi
Während die Ausstattung insgesamt
beeindrucken kann, ist das artistische Programm in der besuchten
Vorstellung nicht gerade üppig. Ursprünglich sollte eine
chinesische Truppe dem Programm Stärke verleihen, doch diese kam
während des Frankfurt-Gastspiels nicht an. Und die Gaststars
Yves und Ambra Nicols mit ihrer gefeierten „Gold“-Nummer weilten
am zweiten Wochenende beim Festival in Latina. Auch die
Handstandnummer von Vioris Zoppis pausierte. So eröffnet Lorenzo
Honcea mit seinen beiden Diabolos die Vorstellung auf festem
Bühnenboden. Zum ersten Mal sichtbar wird das Bassin bei der
Luftringnummer von Elvane Zoppis. Während der Bühnenboden rund
um die Mittelinsel hinauf zur Kuppel fährt, zeigt sie in der
Mitte ihr Können in der Luft. Bis hin zum Genickhang-Wirbel
reicht das Repertoire. Und Shirley Lizzi jongliert: zunächst mit
Bällen, die sie durch eine Dreiecks-Konstruktion fliegen lässt,
dann mit bis zu sechs Keulen.
Alla Klyshta,
Truppe Brasil, Duo Reyal
Den stärksten Eindruck
hinterlassen freilich die Gastartisten Alla Klyshta und Reydi
Argote alias Duo Reyal. Im ersten Programmteil erleben wir sie
gemeinsam in ihrer hervorragenden Nummer am chinesischen Mast.
Beeindruckend, wie Reydi eine Flagge am Mast drückt und Alla
dabei auf seinem Oberkörper steht. Im zweiten Programmteil lässt
Alla charmant und sexy die Hula Hoop-Reifen kreisen. Großen
Anklang findet auch die Truppe Brasil. Die etwas kräftigen
Herren zeigen nach der Pause Sprünge und Salti von der
Russischen Schaukel in ein Netz. Besonders groß ist die
Begeisterung, wenn sich die Schaukel komplett um die eigene
Achse dreht oder einer der Flieger ganz oben im Netz landet und
von dort grüßt.
Sabine Zoppis,
Thomas De Bianchi, Martis Brothers
Die Bühnenplatte schwebt nach
oben, über der Mittelinsel zeigt eine Frau Luftartistik: Diesen
Effekt gibt es in Programmteil zwei nochmals zu bestaunen.
Nunmehr zu den Evolutionen von Sabine Zoppis im Netz. Das
Requisit passt natürlich gut in die Meeres-Stimmung. Die
Martis-Brothers zeigen einen Ausschnitt aus dem weiten Feld der
Partnerakrobatik. Kopf-auf-Kopf und der groß verkaufte
„Stuhltrick“ gehören zum Repertoire. Genretypisch darf dieser
erst im zweiten Anlauf gelingen. Die Schlussnummer ist die
einzige, die tatsächlich im Wasser stattfindet. Hier fährt
Thomas De Bianchi auf einem Jetski um die Mittelinsel. Damit
bewegt er eine Art Karussell. Seine Partnerinnen Shirley Saba
und Elvane Zoppis zeigen diverse luftakrobatische Übungen. Eine
an einem Ausleger hoch über der Wassermanege, die andere an
einem Ring über der Mittelachse dieser eindrucksvollen
Konstruktion.
Edward Clayes, Fabio
Biggi, Joy Costa Larible mit Zuschauer
Insgesamt zwei Stunden währt die
besuchte Vorstellung, inklusive einer halbstündigen Pause.
Breiten Raum in der Show nehmen die Auftritte der drei Clowns
Fabio Biggi, Edward Clayes und Joy Costa Larible ein. Ihre
Auftritte sind meist gut ans nautische Grundmotiv angepasst.
Beim Wasserspucken mit einem Besucher zum Beispiel. Wenn einem
geheimnisvollen Ei eine Schildkröte entschlüpft. Oder beim
Seilspringen, bei dem ein „Zuschauer“ einen scheinbar
unfreiwilligen Abgang ins kühle Nass hinlegt. In einer großen
Mitmach-Szene wird eine tragische Eifersuchtsszene gespielt.
Einer der Akteure aus dem Publikum darf sich als
Geräusche-Imitator einbringen. Gut kommt das Klatschspiel an,
bei dem gleich das gesamte Publikum mitwirken darf. |