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Classic Circus - Tour 2016
www.classic-circus.de ; 140 Showfotos

Dortmund, 7. August 2016: Es ist ein wunderbares circensisches Kammerspiel, welches Direktor Karl Köllner für seinen Classic Circus zusammengestellt hat. Große Namen der Branche sind dabei: die besten Musikal-Clowns der Gegenwart, Weltklassejongleure, erlesene Dressuren und viele weitere tolle Darbietungen. Allesamt Nummern, die man nicht unbedingt in einem kleinen weißen Zweimastzelt erwarten würde. Doch Köllner setzt bedingungslos auf Qualität und präsentiert wohl eines der besten Programme hierzulande. Zu sehen ist es allerdings nur für wenige Woche den Sommer über.

Bereits seit einigen Jahren geht Karl Köllner dann neben seinem Hauptgeschäftsfeld, der Zeltvermietung, auf eine kurze Tournee. Möglich wird deren exquisite Besetzung durch die langjährige Freundschaft zu den Artisten, durch Saison-Pausen anderer Unternehmen und nicht zuletzt durch die Kooperation mit zahlreichen Möbelhäusern. In ihrem Auftrag bieten die Köllners familiengerechte Vorstellungen und weitere Aktionen an. Das erwähnte weiße Zweimastzelt gibt den passenden intimen Rahmen der Veranstaltung vor. Die Programme variieren von Vorstellung zu Vorstellung, denn durchaus sind auch Artisten mit mehreren Darbietungen engagiert.


Karl Köllner, Geschwister Saabel, Rogerio Goncalves

Die besuchte Nachmittagsvorstellung eröffnet Yann Rossi mit einem Solo auf dem Saxophon. Er trägt dabei keines seiner aufwendigen Weißclown-Kostüme, sondern einen eleganten schwarzen Anzug sowie einen Gondoliere-Hut. Seine Grandezza bleibt auch so absolut einnehmend. Die Begrüßung übernimmt der Direktor persönlich. Äußerst sympathisch und launig führt Karl Köllner durch das komplette Programm. Er versteht es, die Begeisterung der Zuschauer zu locken. In der Manege stehen derweil schon Iglus parat. Sie dienen bekanntlich den sibirische Huskys und Samojeden der Geschwister Saabel als Postamente. Bei der Präsentation des lebhaften Rudels werden Alexandra und Kelly nun von ihrer jüngeren Schwester Jennifer begleitet. Schlittenfahrt und Rutschpartie müssen jedoch aus Platzgründen ausfallen. Nach einer kurzen Reprise übernimmt Jongleur Rogerio Goncalves. Dieser hält zunächst ein Tennisracket mit den Devilsticks in der Luft; anschließend jongliert er mit Bällen und fängt diese mit seinem Hüftgurt auf. Zudem lässt er Bumerangs durchs Zelt fliegen. Zwischendurch findet Goncalves dabei auch noch Zeit für amüsante Scharmützel mit dem Publikum.


Jimmy Saylon mit Partnerinnen, Veronica Sulcova, Les Rossyann mit Karl Köllner

Die Versuche von Hector und Pierre Rossi, in der Manege zu musizieren, scheitern an einer kaputten Trompete; dies ist aber sicherlich kein Hindernis für die Rossyann, die schlussendlich auch einem Wasserschlauch Töne entlocken. Veronika Sulcova kombiniert in ihrer Darbietung zwei Disziplinen miteinander. In ihre Antipodenspiele mit kleinen Teppichen fließen einzelne Tricks der Handstandequilibristik ein. Schlussendlich wirbelt sie auf der Trinka liegend an Händen und Füßen vier Teppiche zur gleichen Zeit. Mit seinen Illusionen beendet Jimmy Saylon den ersten Programmteil. Assistenz bekommt Saylon von Alexandra und Kelly Saabel, die er erscheinen und verschwinden lässt. Zu dem hier gezeigten Ausschnitt aus der „Time Machine“-Nummer gehört auch die effektvolle Schnee-Zauberei.


Karl Köllner & "Banane", Tatyana Levkova, Alan Sulc

Eine kurzweilige Episode rund um einen Hut haben sich für den Beginn der zweiten Hälfte Karl Köllner und Jungclown „Banane“ ausgedacht. Dahinter verbirgt sich der eigene Nachwuchs der Direktionsfamilie. Ihr Debüt gibt Tatyana Levkova. Die Ehefrau von Emanuel Curatola hat sich in den vergangegen Monaten eine eigene Darbietung am Luftring erarbeitet. Während die Fratelli Curatola aufgrund eines anderen Engagements nicht alle Vorstellungen beim Classic Circus spielen konnten, ist Levkova geblieben. Hier kann sie ihre Nummer, die bereits einige sehenswerte Tricks aufweist, noch weiter verfeinern. Ebenfalls einst sein Debüt bei Karl Köllner gab Alan Sulc, der nach einem weiteren musikalischen Intermezzo der Rossyann übernimmt. Das einstige Wunderkind der Jonglage ist nach wie vor wahnsinnig schnell und tänzelt bei seinen Bouncing-Jonglagen mit bis zu acht Bällen nur so über das Podest. Mit seiner Partnerin Veronika Sulcova hat er nun eine charmante Begleitung an seiner Seite.


Finale

Der folgende Schlagabtausch der Rossyann zwingt Pierre zunächst auf den Boden. Hector gelingt es allerdings, ihn mit einer Luftpumpe wieder aufzurichten; und die Rossyann wären nicht sie selbst, wenn sie nicht auch auf dieser Luftpumpe Musik machen würden. Yann Rossi begleitet im Hintergrund mit der Zieharmonika. Der Programmabschluss in dieser Nachmittagsvorstellung gebührt Kelly Saabel. Mit einem einnehmenden Lächeln präsentiert sie ihre unglaublich vielfältigen Verrenkungen. Neben Tricks der Handstandequilibristik beherrscht Saabel auch kontorsionistische Elemente. Im anschließenden Finale stellt Karl Köllner dann alle Mitwirkenden nochmals einzeln vor. Das gesamte Ensemble verabschiedet sich.


Familie
Saabel

Pünktlich zur folgenden Abendvorstellung hat sich auch Yann Rossi umgezogen und erscheint in einem seiner geschmackvollen Weißclown-Kostüme. Nun eröffnet er das Programm mit einem Klarinetten-Solo, ehe Karl Köllner die Zuschauer willkommen heißt. Es folgen Jongleur Rogerio Goncalves und nach einer Reprise Tatyana Levkova am Luftring. Pierre Rossi musiziert auf der singenden Säge, und Veronica Sulcova wirbelt nochmals kleine Teppiche auf ihren Füßen. Pausennummer ist am Abend die „Riverdance“-Präsentation mit Pferden der Familie Saabel. Alexandra übernimmt hier den tänzerischen Teil, während ihre Schwester Kelly und Mutter Tiziana die Hohe Schule reiten – zunächst auf den eleganten Schimmeln, dann auf mächtigen Friesen. Beeindruckend, wie präzise hier Tier und Mensch in diesem engen Umfeld agieren.


Alexandra & Kelly Saabel, Les Rossyann

Im zweiten Teil gibt es zunächst wieder den clownesken Disput der Familie Köllner, dann die famosen Bouncing-Jonglagen von Alan Sulc. Nach überbrücktem Umbau beginnen Alexandra und Kelly Saabel ihre gemeinsame Handstandequilibristik im fluoreszierenden Licht. Die hübschen Schwestern zeigen die meisten Passagen ihrer Nummer synchron, manche Tricks werden allerdings auch gemeinsam präsentiert. Höhepunkt der Abendvorstellung ist schließlich das große Entree der Rossyann. Yann, Hector und Pierre spielen nochmals die volle Bandbreite ihres musikalischen Könnens aus, nicht ohne manchen Klamauk zwischendurch. Erneut beweisen die Rossyann, dass sie wahre Virtuosen der Clownskunst sind. Auch die Abendvorstellung endet natürlich mit einem gemeinsamen Finale.

Es ist diese durchweg gelungene Mischung aus den großen Namen der Branche mit einer intimen und zugleich flotten Präsentation, die dieses Programm ausmacht. Das erwähnte circensische Kammerspiel eben. Fast möchte man es als Geheimtipp für sich behalten, doch dafür wäre es eindeutig zu schade. Also, hin zum Classic Circus – spätestens im nächsten Jahr!

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Text und Fotos: Benedikt Ricken