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Cirkus Dannebrog - Tour 2016
www.cirkusdannebrog.dk ; 85 Showfotos

Olstykke, 27. August 2016: Jubiläumstournee zum 40. Geburtstag und dann das. Kurz vor Beginn der Saison musste der Cirkus Dannebrog Konkurs anmelden. In zähen Verhandlungen gelang es der Familie Enoch, das Material von den Gläubigern zurückzuerwerben. Die Tournee konnte stattfinden. Allerdings waren alle im Vorfeld verkauften Shows verloren. Isabella Enoch machte sich mit ihrem eigenen Cirkus Trapeze selbständig. Vorstellungen mussten aufgrund unbespielbarer Plätze abgesagt werden.

Die erfahrene Zeltmannschaft stand zeitweilig nicht wie gewohnt zur Verfügung. Aber die Enochs ließen sich nicht unterkriegen. Gegen Ende der Saison zieht Agnete Louise Enoch ein durchaus zufriedenes Fazit. Sie spricht von einer „ausbalancierten“ Spielzeit und blickt optimistisch in die Zukunft. Für 2017 konnten schon viele verkaufte Vorstellungen akquiriert werden.


Außenansicht

Im Kern bleibt sich Dannebrog mit seiner Jubiläumsproduktion treu. Artisten, Tiere und Clowns – dieser Dreiklang des klassischen Circus wird nach wie vor gepflegt. Es gibt wiederum ein Orchester - allerdings in neuer Besetzung. Tino Aeby und die bekannten Instrumentalisten sitzen nicht mehr auf der Bühne zwischen den beiden Artisteneingängen. Dafür ist jetzt ein anderes sechsköpfiges Ensemble zu hören, das druckvolle Circusmusik spielt. Dies zur Einstimmung bereits vor Beginn der Vorstellung. Agnete Louise Enoch – gerade hat sie ihren 60. Geburtstag gefeiert – ist wie gewohnt unsere charmante Madame Loyal. In prächtigen Kostümen präsentiert sie voller Leidenschaft die Show, welche nun ein reines Nummernprogramm ist. Die aus den Vorjahren bekannten großen Szenen mit dem gesamten Ensemble sind heuer nicht zu sehen. Das ist ein wenig schade, gaben sie dem Cirkus Dannebrog doch einen ganz eigenen Charme. Zudem müssen wir 2016 auf ein Programmheft verzichten.


Daniel Centner, Robert Berousek, Duo Centner

Der erste Teil beginnt und endet mit dem Duo Centner. Zur Eröffnung gibt es seine Einradshow auf der Rundbühne in der Manegenmitte. Ein passender Einstieg, ist die Familie Enoch doch selbst für ihre Fahrradartistik bekannt. Daniel zeigt zumeist in rasantem Tempo eine Vielzahl von Tricks. Da geht es auf dem Einrad eine Treppe hinauf, es wird Seil gesprungen oder Slalom gefahren. Für die letzten Runden lädt Daniel Partnerin Kayley zu einer Tour ein. Das eine Ende der Stange ruht auf seinen Schultern, das andere auf einem Mast in der Mitte der Bühne. Daran arbeitet sie verschiedene Figuren, während er auf einem hohen Einrad das Requisit in Bewegung hält. Bei der „Jonglage zu Quad“ sitzt Kayley am Steuer. Auf einer Plattform hinter ihr hält Daniel Bälle, Keulen und Fackeln in Bewegung. Bei dieser „Tour in Weiß“ geht es rasant zu. Daniel jongliert sicher, auch wenn Kayley ordentlich Gas gibt. Ein ungewöhnliches, spannendes Bild in einer Manege. Mit Tennisschlägern jongliert, ebenfalls in hohem Tempo, Robert Berousek. Aufgrund ihrer Form sind die Rackets deutlich schwieriger zu beherrschen als herkömmliche Requisiten dieses Genres. Berousek meistert diese Aufgabe souverän. Noch bekannter sind seine Balancen auf der freistehenden Leiter. Selbstverständlich sehen wir auch diese riskante und variantenreiche Nummer bei Dannebrog. Zudem ist Robert Berousek als Oberrequisiteur nahezu während der gesamten Vorstellung präsent, sorgt für deren flüssigen Ablauf.


Armando Liazeed, Sandro Sisters

Auf außergewöhnliche Luftnummern hat die Familie Enoch immer Wert gelegt. Zudem schafft es die Direktionsfamilie stets, Abwechslung zu bieten. So konnten wir bislang etwa Hochseil, Todesrad, Washington-Trapez oder Deckenlauf erleben. In diesem Jahr gibt es ein doppeltes fliegendes Trapez. Vier Fliegerinnen und ein Flieger stehen bei den Flying Regio auf der Brücke. Ihre Sprünge werden von zwei Artisten auf der gegenüberliegenden Seite gefangen. Ein beeindruckendes Bild ist immer wieder die synchron gesprungene Passage. Der Dreifache geht an diesem Nachmittag in beiden Versuchen ins Netz. Drei der Damen sehen wir zudem als Sandro Sisters an einer Metallgitterkugel. Daran zelebrieren sie in der Luft wunderschöne Bilder. Sehr gelungen ist das Zusammenspiel mit Armando Liazeed. Dieser präsentiert mit südamerikanischer Leichtigkeit kraftvolle Akrobatik am Masten. Nachdem der Sonnyboy seine Tricks gearbeitet hat, wird er von den jungen Damen umgarnt. Er wiederum bewundert ihr Spiel in der Luft und dreht am Ende mit ihnen mehrere gemeinsame Runden an der Kugel. Im Solo agiert Armando Liazeed bei seiner Handstand-Equilibristik. Wenngleich noch sehr jung, zeigt er ein höchst umfangreiches Repertoire. Er springt eine Treppe im Einarmer hinauf und zeigt den Klötzchentrick. Ferner beweist er im Kopfstand einen bewundernswerten Gleichgewichtssinn. Faszinierend sind seine Sprünge auf dem Kopf, mit denen er sich auf einem Brett nach vorne bewegt. Von Armando Liazeed wird man definitiv noch hören.


Amedeo Folco junior

Bereits in der vergangenen Saison bei Dannebrog zu sehen war Charly Carletto. Natürlich hat der spanische Clown neue Späße im Gepäck. Seine kleineren Einlagen beginnen oder spielen ganz auf dem Gradin. Sie leiden unter der ausbaufähigen Lichtanlage und finden zumeist im Dunkeln statt. So sucht er Zuschauer, die mit ihm in der Manege Limbo tanzen dürfen oder spielt mit Dennie Enoch „Das Musikmachen ist hier verboten“. Das Boxentree sowie das Publikums-Orchester bilden Carlettos große Auftritte. Dabei beweist er einen guten Sinn für Situationskomik, sodass die bekannten Nummern beim Publikum bestens ankommen. Die Tierdarbietungen werden allesamt von Amedeo Folco junior präsentiert. Seine auf der Homepage genannte Mutter Adriana ist bei unserem Besuch nicht dabei. Die Vorführung von vier Kamelen gerät recht kurz. Auch der Freiheit mit zwei Dromedaren und einem Pferd hätte ich gerne länger zugesehen. Absolut rund ist die Dressur mit den beiden indischen Elefantendamen. Das Trickrepertoire ist wirklich umfang- und abwechslungsreich. Der junge Tierlehrer hat die beiden Dickhäuter gut im Griff. Das oft zitierte vertrauensvolle Miteinander von Mensch und Tier, hier wird es sichtbar. Auch Amedeo Folco junior wird uns in Zukunft sicher noch viel Freude machen.

Mit einem schön aufgemachten Finale verabschieden sich alle Mitwirkenden und die Familie Enoch von Publikum. Glücklicherweise nur bis zum kommenden Jahr. Denn es wird weitergehen mit dem Cirkus Dannebrog. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich die Direktionsfamilie für den Fortbestand ihres Unternehmens einsetzt. Hoffen wir, dass sich dieses Engagement auszahlt und wir uns noch lange an diesem durch und durch klassischen Circus erfreuen dürfen. Herzlichen Glückwunsch zum 40. Geburtstag und alles Gute für die Zukunft!

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Text und Fotos: Stefan Gierisch