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Circus Florian Richter - Tour 2016
www.richterfloriancirkusz.hu  ; 67 Showfotos

Sopron, 23. April 2016: Im dritten Jahr ist Florian Richter jetzt mit einem eigenen Unternehmen auf Tournee. Nach Roncalli-Engagement und zwei Jahren eher erfolgloser Pferdeshow startete der bekannte Tierlehrer im Herbst 2014 mit einem traditionellen Programm und gastierte in einigen Städten. Nachdem sich dieser „Probelauf“ als erfolgreich erwies, folgte im vergangenen Jahr die erste komplette Saison. Nun also die zweite. Zunächst noch unter der Firmierung des Budapester Circusbaus reisend, trägt das Unternehmen seit dem vergangenen Sommer nun auch den Namen seines Direktors: Circus Florian Richter.

Ein Name, der offenkundig die Besucher anzieht. Das weiße Vier-Mast-Zelt jedenfalls ist bei der besuchten Nachmittagsvorstellung in Sopron gut gefüllt. Auch viele Gäste aus dem nahen Österreich, vor allem Familien, haben den Weg gefunden. Denn hier bietet sich nach wie vor die Gelegenheit, Circus mit vielen Tieren und zu vergleichsweise erschwinglichen Preisen zu sehen.


Außenansicht 

Mit einem Charivari beginnt das Programm, welches fast durchgängig von sieben Musikern unter Attila Maka, dem ehemaligen Orchesterchef des Budapester Circusbaus, begleitet wird. Auffällig sind die überwiegend modernen Songs, die die Instrumentalisten im Repertoire haben. Zu Beginn also zeigen alle Artisten unterschiedlichste Ausschnitte ihres Könnens, Florian Richter stellt die Elefantendame Sandra vor und Christian Folco schminkt sich zum Clown. Danach folgt gleich ein, vielleicht der Höhepunkt: der fünfzehnjährige Kevin Richter reitet die Ungarische Post. Absolut sicher nimmt er die Zügel von elf Pferden auf – ein tolles Bild. Das Tempo ist genauso beachtlich wie die Ausstrahlung und Manegenpräsenz des Juniors. Darin steht er seinem Vater in nichts nach.


Henrik Veress, Christian Folco, Andrea Golea

Nachdem „Indianer” Christian Folco im Zusammenspiel mit einem Zuschauer seine Federpracht verloren hat, sausen die Boxer von Michael Golea durch die Manege. Die „Fußballhunde“ haben heute Seltenheitswert; wer am Ende diese Luftballonjagd gewinnt, ist dabei im Grunde nebensächlich, mehr steht das Vergnügen – bei Tier wie Zuschauern – im Mittelpunkt. Henrik Veress erweist sich als technisch versierter Jongleur mit Bällen, sowohl gen Boden wie in die Luft. Warum er dies allerdings im Halbdunkeln tut und mit unnötigen Feuer- und Wassereffekten kombiniert, bleibt fraglich. Die technischen Finessen jedenfalls verlieren so an Wirkung.


Duo Claire, Elefant Sandra mit Zuschauer, Carlitos Ugalde

Lili Herpszt und Bernadett Juhász bilden das Duo Claire und wurden an der Budapester Circusschule Imre Baross ausgebildet. Mit Akrobatik am Netz steuern sie die Luftnummer des Programms bei. Sie zeigen hauptsächlich unterschiedlichste Haltefiguren. Danach bittet Christian Folco einige Zuschauer zur Tellerjonglage. Der Spaß ist bekannt und kommt auch hier bestens an. Das gilt auch für den Auftritt von Elefantendame Sandra, schließlich empfängt die Dickhäuterin einen Gast in ihrem „Friseursalon“. Der Kunde wird zur allgemeinen Begeisterung ordentlich eingeseift. Den ersten Teil beschließen in direkter Folge zwei Sensationsnummern. Carlitos Ugalde lässt sich als menschliche Kanonenkugel in ein Netz schießen. Dieses hängt über dem Besuchereingang, so dass für Nervenkitzel gesorgt ist.


Transformer, Florian Richter, Trio Veress

Technische Spielereien hatten schon immer einen Platz im Circus. Das gilt nun auch für den „Transformer“. Dabei fährt ein Auto in die Manege und richtet sich anschließend als Roboter selbst auf. Allerhand LED-Effekte vermitteln durchaus einen „lebendigen“ Eindruck des Fahrzeuges. Zugleich aber erschöpfen sich die Variationsmöglichkeiten der Darstellung doch recht schnell und kommen somit eben auch nicht wirklich über den Status einer Spielerei heraus. Eine interessante Alternative bleibt es dennoch. Traditionell geht es dann nach der Pause weiter. Florian Richter präsentiert je sieben weiße Araber und schwarze Friesen in einer gemeinsamen, gut laufenden Freiheit. Die hohe Qualität der hiesigen Pferde-Darbietungen ist hinlänglich bekannt, auch die diesjährige Version schließt daran nahtlos an. Besonders die verschiedenen Fächer überzeugen, bevor Steiger die Nummer abschließen. Christian Folcos gefährliches Tier entpuppt sich daraufhin als niedlicher Hund. Lediglich drei Illusionen, darunter die zersägte Assistentin sowie Positionswechsel, bringt das Trio Veress in die Manege. Ihr finaler Trick: ein Motorradfahrer fährt durch ein Gestell, indem ein weiterer Partner angekettet scheint. Was zunächst wenig überraschend wirkt, lässt beim zweiten Hinschauen dann doch ein wenig staunen. Schließlich haben Motorradfahrer und Partner zugleich die Position gewechselt.


Angelina und Kevin Richter, Truppe Diorio

Einen weiteren größeren Auftritt hat Christian Folco bei der Zusammenstellung einer Band. Auch das ist nicht neu, aber Folco hat ein gutes Gespür für seine Mitspieler und ein sympathisches Auftreten. Eine erstaunliche Entwicklung lässt sich nicht nur bei Kevin Richter festhalten, sondern auch bei seiner zehnjährigen Schwester Angelina. Gerade sie hat im letzten Jahr einen weiteren Schritt gemacht, insbesondere was ihre Präsenz in der Manege betrifft. Zusammen zeigt der Richter-Nachwuchs auch in diesem Jahr vielversprechende Akrobatik zu Pferd. Zwei-Personen-Hoch, Sprünge und Salti auf dem Rücken der Vierbeiner sind bereits im Repertoire und lassen die Familientradition fortleben. Die Diorios setzen im „Splitting Globe of Death“ den diesjährigen Schlusspunkt. Auch mit vergleichsweise wenigen, nämlich drei Fahrern sorgt auch diese Sensationsnummer nochmal für Begeisterung, bevor sich im Finale alle Mitwirkenden verabschieden.

Mehrere Sensationsnummern und ganz traditionelle Darbietungen – das, was Florian Richter da in diesem Jahr in seiner Manege versammelt, ist schon eine interessante Mischung. Eine überwiegend gelungene noch dazu. Ein Programm, das mit Transformer und Motorradkugel durchaus zeitgemäß daherkommt und zugleich mit vorzüglichen Pferde-Darbietungen auch den Traditionen huldigt.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken