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Circus Monti - Tour 2016
www.circus-monti.ch ; 130 Showfotos

Luzern, 18. September 2016: Im zweiten Jahr in Folge beschränkt der Circus Monti sich 2016 auf eine kompakte, nur noch dreieinhalbmonatige Tournee durch die Schweiz. Die längeren Gastspiele in Basel, Luzern, Bern und Zürich prägen den Terminplan. Da ist es nur konsequent, dass das Motto der neuen Show „Downtown Monti“ lautet. Monti spürt dabei dem Großstadtleben nach – in einer fiktiven Metropole, in der ausschließlich Artisten leben. Regie geführt haben erstmals Gaby und Henry Camus, die als Comedy-Duo „Full House“ unter anderem aus dem Circus Knie und von Salto Natale bekannt sind.

Zum ersten Mal wird auch auf die Manegenkästen rund um die kreisrunde Spielfläche verzichtet. Dies soll zu einem noch direkteren Kontakt zwischen Künstlern und Publikum führen, sozusagen Barrieren abbauen. Tatsächlich sitzt man in der ersten Reihe praktisch mitten im Geschehen. Und noch etwas ist neu: Erstmals steht kein Vertreter der Familie Monti in der Manege – abgesehen von der persönlichen Verabschiedung durch Direktor Johannes Muntwyler im Finale. Dieser hat in den vergangenen zwei Jahren immer wieder betont, dass man auf den kürzeren Tourneen eher noch größeren Aufwand als bisher für die Shows betreiben werde. Und tatsächlich wurde ein besonders üppiges Bühnenbild geschaffen, das eine urbane Häuserkulisse zeigt. Das sechsköpfige, hervorragend aufspielende Orchester sitzt vor einem Garagentor, das sich pünktlich zum Showbeginn öffnet.


Artem Halai, Opening, Ezra Weil

Das Opening zeigt, wie könnte es anders sein, das Ensemble in einer hektischen Großstadt-Szenerie. Neuankömmling ist hier Urana Marchesini (Italien), die als clownseke Figur Giulietta einen roten Faden durch das Programm spinnt – sie sucht „Downtown Monti“ Anschluss und Freunde und gelangt dabei von einem Abenteuer zum nächsten. Zunächst beobachtet sie Ezra Weil (USA) bei seiner Arbeit am Vertikalseil. Diese erhält besonderen Pfiff durch den Hut, den er dabei mit sich führt. Mal auf dem Kopf, mal auf dem Fuß „geparkt“, wird die Kopfbedeckung ständig ins Geschehen eingebunden. Und auch ins Vertikalseil verknotet, um freie Hand zu haben. Jongleur Artem Halai (Ukraine) beeindruckt drei Mädels aus dem Monti-Ensemble mit seinen Kombinationen aus Breakdance und äußerst gekonnten Balljonglagen. Bis zu sieben von ihnen hält er in der Luft. Kein Wunder, dass die Damen anschließend ein „Selfie“ mit ihm machen wollen. Beide Darbietungen werden heftig beklatscht.


Mélodie Lamoureux, Edoardo Mirabella, Lindsay Culbert-Ods und Kia Eastma 

Mélodie Lamoureux (Kanada) lässt auf charmante Weise die Hula Hoop-Reifen kreisen. Dieses Thema nimmt auf komische Weise „Stadtstreicher“ Edoardo Mirabello (Italien) wieder auf, wenn er einen großen Gummireifen um seine Hüften rotieren lässt – und dies sogar, während er auf zwei übereinander gestapelten Metallfässern balanciert. Diese Kombination aus Comedy und Geschicklichkeit wird vom Publikum begeistert aufgenommen. Nachdem Lindsay Culbert-Ods und Kia Eastman (beide USA) beim Graffiti sprühen erwischt werden, treten sie die „Flucht“ ans Trapez an. Dort überzeugen sie mit ihrer Kombination aus schwierigen Haltefiguren und einem gekonnten Salto. Die Pausennummer ist dann das, was man eine kreative Weiterentwicklung des „Spaghetti-Finales“ bezeichnen könnte: Edoardo Mirabella will eigentlich seine Angebetete Giulietta zum Pasta-Plausch empfangen. Doch immer wieder klingelt es an der Tür, und weitere Gäste kommen hinzu. Und so wirft Mirabella immer mehr Pasta in den Topf, der sich auf wundersame Weise noch vergrößert. Und der Holztisch wird schlussendlich ums Dreifache zur großen Tafel ausgezogen, an der das gesamte Ensemble Platz findet und gemeinsam feiert. Noch weitere gelungene, dann aber kürzere Ensembleszenen sind in das Programm eingeflochten.


Robin Leo und Jean-Baptiste, David Ayotte, Antonio Vargas Montiel 

David Ayotte (Kanada) erklimmt zu Beginn des zweiten Programmteils immer wieder wieselflink den Chinesischen Mast, um sich dann das Requisit hinunterstürzen – gleich einer „Sisyphos-Aufgabe“ immer nur unter „Zwang“ dreier Beobachter. Antonio Vargas Montiel (Spanien) kombiniert in seiner ausdrucksstarken Arbeit Handstand-Equilibristik auf einem Stuhl mit einem traditionellen Flamenco-Tanz. Zu einem Markenzeichen des Cirque Nouveau ist in den vergangen Jahren das Cyrrad geworden – kaum eine Produktion kommt mehr ohne dieses Requisit aus. Robin Leo (Belgien) und Jean-Baptiste (Frankreich) gewinnen dem Requisit immerhin ganz neue Seiten ab, indem sie es im Doppelpack zu wilden Touren über die Monti-Bühne nutzen. Und Clownin Giulietta, zu Beginn der Show noch der „Neuankömmling“ beweist bei einer Fahrt zu dritt, dass sie nun richtig zum Artistenvolk gehört.


Finale 

Für einen starken und schwungvollen Abschluss des Programms sorgen Hélène Leblanc, Alexandra Saint-Jacques und Samuel Aubert (Kanada) aus dem Hause „Spicy Circus“ mit ihren Salti und Sprüngen auf dem Trampolin mit Hauskulisse. Riesenjubel ist der Lohn.

Und so entlädt sich die durchweg hervorragende Stimmung nach zwei mehr als unterhaltsamen Stunden im voll besetzten Monti-Chapiteau im Finale verdienterweise in nicht enden wollendem, stürmischem Applaus.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber