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Ohlala - sexy crazy artistic 2016
www.circusohlala.ch ; 122 Showfotos

Dübendorf, 17. September 2016: Zum sechsten Mal veranstalten Gregory und Rolf Knie in diesem Herbst ihre Circusshow „Ohlala“. Auf dem Gelände des Air Force Centers bei Zürich ist es bestens gelungen, eine Produktion mit jährlich wechselndem, erotischem Circus-Programm zu etablieren. Dies dürfte einzigartig sein. Neu ist, dass die Show erstmals unter einem bestimmten Motto steht. Dieses lautet „Scandalo“. Da hätte man vermuten können, dass die Vorstellung sich noch konsequenter als bisher einem bestimmten Thema widmet oder eine durchgehende Geschichte erzählt.

Richtig ist jedoch eher das Gegenteil: Die meisten einzelnen Darbietungen sind stark, sie werden jedoch nur lose und in der Art eines Nummernprogramms miteinander verbunden. Auch das achtköpfige Ballett, vier Damen und vier Herren, wird etwas weniger eingesetzt als in den vergangenen Saisons.


Master of Hellfire

Begleiter durch den Abend ist der „Master of Hellfire“ Hubertus Wawra, in Deutschland bestens bekannt von Flic Flac. Dort hat er sich für „Ohlala“ eine mehrwöchige Auszeit genommen. Mit seinen frechen Sprüchen („Du hast so weiche Hände – bist du arbeitslos?“) fügt er sich natürlich perfekt in eine Circusshow, die auch provozieren möchte. Zum Beginn der Show spielt er Gitarre, während seine Lederjacke in Flammen aufgeht. Das kommt bereits super an. Das Publikum klatscht begeistert mit. Vor der Pause sehen wir seine „heiße Nummer“, in der er droht, eine äußerst attraktive Zuschauerin mit einem Flammenwerfer quasi von der Bühne zu pusten. Was natürlich nicht geschieht. Im zweiten Programmteil gönnt er sich einen kräftigen Schluck aus der Flasche "Ajax Glasreiniger" und ordentlich „Koks“ aus dem Vorratsglas. Damit sind offenbar die notwendigen Grundlagen gelegt, um brennende Wäscheklammern an den eigenen Brustwarzen zu befestigen oder beim Feuerschlucken die Flammen von einem rotierenden Bohrer aufzunehmen.


Maryna Mazepa, Saulo Sarmiento, Tosca Rivola

Nach dem Gitarrenspiel des „Masters of Hellfire“ gehört die Bühne am Showbeginn zunächst dem Ballett in aufreizenden Kostümen und Maryna Mazepa mit einigen Kontorsionen. Offenbar möchte die Dame den Strick nehmen, doch letztlich wird sie von den Tänzern in das Tau verschnürt und von der Bühne getragen. Eine Darbietung, auf die das Publikum irritiert reagiert. Riesenbegeisterung dagegen gleich darauf bei Saulo Sarmiento. Der Spanier vereint in seiner Darbietung alles, was eine sinnlich-moderne Circusshow braucht: blendendes Aussehen inklusive durchtrainiertem Traumkörper, ein innovatives Requisit und hervorragendes Können. Am hängenden, schwingenden und sich drehenden Mast hält er sich beispielsweise nur mit einer Hand oder den Beinen, während er über der Manege schwebt. Ihm hätte man gerne noch länger zugesehen. Danach wird es wieder Zeit für weibliche Reize. Die Schweizerin Tosca Rivola präsentiert sich in einem recht freizügigen Auftritt als die Burlesque-Tänzerin unter den Cyrrad-Artistinnen.


Duo Throwings, Naked Lunch, Mario - the Queen of the Circus

Nachdem Komiker Captain Frodo in den ersten Tagen des Ohlala-Gastspiels noch nicht zur Verfügung stand, wurde er zunächst von „Mario, the Queen of the Circus“ vertreten. Dieser Artist, laut Selbstbeschreibung Angehöriger der ersten Generation einer Circusfamilie, präsentiert sich als Double von Freddie Mercury und kombiniert seine Balljonglagen mit anzüglichen Sprüchen („Darf ich Ihnen eine Klitorismassage anbieten?“) und ebensolchen Bewegungen. Noch komischer geht es gleich im Anschluss weiter beim Auftritt von „Naked Lunch“ aus Belgien und Irland. Die beiden Herren, Kevin Brooking und Colm O’Grady, sind bis auf Socken, Schuhe und Kochmütze splitterfasernackt. Die entscheidenden Stellen verbergen sie bei Tanz und Akrobatik hinter handelsüblichen Pfannen. Gerne mit dem Ziel, den Partner im Wortsinne bloßzustellen. Spätestens bei ihrer absurden Hebeakrobatik kreischen ringsum Zuschauer vor Vergnügen. 2014 gab es eine solche Darbietung bei "Ohlala" von anderen Artisten mit Handtüchern statt Pfannen. Den artistischen Höhepunkt des Programms liefert das kanadisch-weißrussische Duo „ThroWings“ alias Anny Laplante und Andrei Kalesnikau. Am „Russian Cradle“, einem Fangstuhl mit stehendem Fänger auf einer Mastkonstruktion, präsentiert Anny diffizile, aber höchst elegant und sicher gesprungene Kombinationen aus Salti und Pirouetten. Am Ende gar mit verbundenen Augen. Diese Darbietung wurde vom Ohlala-Kreativteam mit Musikdirektorin Giorgina Hauser und Lichtmeister Christian Joller mit neuer Musik besonders stimmungsvoll in Szene gesetzt. Sänger D’Angelo Lacy alias „Black Gatsby“ begleitet hier, wie an weiteren Stellen im Programm, die vierköpfige Band unter der Leitung von Orlandao Ribar. Dies sind Momente, die zu den Stärken, ja Kernkompetenzen jeder Produktion von Vater und Sohn Knie gehören: starke Artistik, die mit erstklassiger, speziell ausgewählter Musik veredelt wird.


Duo Midnight Story, Ballett, Yusura Circus 

Mit „Wassercircus“ beginnt der zweite Teil der Show. Das Ballett tritt hier nur mit weißer Unterwäsche bekleidet auf. Von Figuranten in Raumfahrerkostümen werden die Tänzerinnen und Tänzer mit Wasser besprüht. So lässt es sich herrlich sündig über den mit Folien ausgelegten Bühnenboden gleiten. Als sinnlicher Tanz choreographiert ist die Hand-auf-Hand- und Wurfakrobatik des Duos Midnight Story alias Olkesandr Chystakov und Alona Burlachenko. Zur Musikbegleitung der „Dirty Diana“ überrascht hier beispielsweise der Trick, bei dem sich die Partnerin von den in die Luft ausgestreckten Beinen des liegenden Partners auf seinen Körper stürzt. In meditativer Ruhe zeigt anschließend die Japanerin Sachiko Fukai alias „Yusura Circus“ Bondage-Ästhetik im Rahmen einer Luftnummer an roten Seilen, bis hin zum Genickhang. Ihre großflächigen Tattoos fügen sich in diese spezielle Optik ein.


Pavel Stankevich, Maryna Mazepa, Andrii Maslov

Andrii Maslov ist muskelbepackt wie ein Kraftathlet, doch sein Metier sind die Balljonglagen. Bis zu sieben von ihnen hält er in seiner modern gestalteten Nummer, spärlich bekleidet, in der Luft. In ihrem Poledance kreiselt Maryna Mazea anschließend ekstatisch um den Mast, ehe Handstandwunder Pavel Stankevich mit seinem Ausnahmekörper für die Schlussnummer sorgt. Er zeigt, dass Kraft und Flexibilität sich einander nicht ausschließen müssen und beeindruckt unter anderem mit ausdauernden, schwierigen Passagen auf einer Hand. Anerkennende Pfiffe aus den Reihen der weiblichen Gäste sind ihm gewiss.

Im Finale übernimmt Gregory Knie in guter Tradition persönlich die Verabschiedung des Publikums. Stolz berichtet er vom „Ohlala“-Gastspiel in Paris im vergangenen Sommer; zuversichtlich blickt er voraus auf den „siebten Akt“ dieser Produktion in einem Jahr am bewährten Standort Dübendorf vor den Toren Zürichs.

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Text: Markus Moll, Fotos: Tobias Erber