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Circus Pikard - Tour 2016
www.circus-pikard.at ; 85 Showfotos

Baden, 14. Mai 2016: Besonders in den vergangenen drei Jahren hat der Circus Pikard eine enorme Entwicklung genommen. Der Familie Schneller ist es gelungen, ihren Programmen einen ganz eigenen und für Österreich einzigartigen Stil zu geben. Dazu gehören moderne, dennoch dem Familienpublikum gerecht werdende Darbietungen ebenso wie die mit vielen Ideen und prächtigen Kostümen beeindruckenden Schaubilder. Mit dem diesjährigen Programm geht man diesen eingeschlagenen Weg weiter. „Träume werden Wirklichkeit“ haben es die Verantwortlichen überschrieben.

In der Rahmung der Vorstellung wird auf dieses Motto Bezug genommen. Im Mittelpunkt steht dann Komiker Baguti alias Balasz Guti. Im Nachthemd gewandet und mit Teddybär im Arm sucht er sich für sein Schläfchen genau jenes Bett, das in der Mitte der Manege steht. Kein Wunder also, dass er dann auch vom Circus träumt. In einem bunten Charivari begegnet er dabei den unterschiedlichsten Artisten und Künstlern, die sogleich einige Tricks verschiedenster Genres demonstrieren.


Maria Gschwandnter, Duo Night People, Baguti und Aron

Daraus entwickelt sich der Auftritt von Maria Gschwandtner. Die Oberösterreicherin ist nun die zweite Saison bei Pikard. Ihre kontorsionistischen Fähigkeiten beweist sie nun nicht mehr auf einem Podest, sondern unter der Zeltkuppel am Luftring. Auch der Nackenwirbel fehlt nicht. Baguti und Sohn Aron wandeln anschließend auf Tells Spuren, ehe erstmals Timo Niermann und Robin Witt übernehmen. Beide bilden das Duo Night People. In den vergangenen Jahren waren die aus Wien kommenden Akrobaten bereits für einzelne Vorstellungen zu Gast; nun bestreiten sie eine komplette Saison. Zunächst kombinieren sie Fahnenschwenken, Schaukampf und Kubusjonglage in einer interessanten, sehr modern gehaltenen Darbietung. Gleichwohl fehlt ein wirklicher Höhepunkt.

 
Romana, Alexander und Gloria Schneller

Ähnliches gilt auch für die Hula Hoop-Nummer im „Neon-Disco-Look“ der Geschwister Schneller zusammen mit der aus Finnland stammenden und nun in Wien lebenden Annika Hakala. Nachdem die Damen immer mehr Reifen um ihre Körper kreisen lassen, jonglieren Romana und Alexander Schneller mit kleineren Versionen im Passing. Für eine Überraschung sorgt Gloria, die neunjährige Tochter von Romana Schneller und Balasz Guti. Sie hat einen Auftritt an Tüchern einstudiert. Zusammen mit Maria Gschwandtner zeigt sie anfänglich Serpentinentanz. Dann erklimmt sie ihr Requisit unter den Augen von Maria Gschwandnter, die auch ihre Trainerin ist. Dort beherrscht das junge Mädchen beispielsweise schon den Spagat. Nach Jahren hat Alexander Schneller wieder einmal sein Einrad ausgepackt. In einem wunderbar klassischen Auftritt umkurvt er so Hindernisse, jongliert dabei und nimmt immer höher werdende Treppen. Auch Runden auf sehr hohen und winzig kleinen Rädern sind zu sehen. Bereits dies wäre ein würdiger Schluss des ersten Teils, doch bei Pikard setzt man noch einen drauf.


Alpen-Tableau im Trachtenlook

Denn erneut ist eines der angeführten Schaubilder an dieser Stelle platziert. In diesem Jahr hat man ein mitreißendes Alpen-Tableau im Trachtenlook entworfen. Dieses strotzt vor guter Laune und kreativen Ideen. Die gelungene Umsetzung und die Ensembleleistung sind schlicht grandios. Wirklich alle, selbst der Nachwuchs, mischen mit – wer nicht gerade selbst an der Reihe ist, der feiert zusammen mit den übrigen Zuschauern diese „Hütten-Gaudi im Zelt“ zu bekannten Schlager-Melodien. Den Anfang machen Timo Niermann und Robin Witt vom Duo Night People mit Musik auf Glöckchen und Ziehharmonika, ehe Alexander Schneller die Ziegen und seine Schwester Romana ihre Tauben präsentiert. Deren Kinder Aron und Gloria zeigen erste Tricks der Partnerakrobatik, bevor es ihnen ihr Onkel Alexander und Partnerin Maria Gschwandtner gleichtun. Nicht fehlen in diesem Reigen darf natürlich auch Komiker Balasz Guti. Wenn es eines Beweises bedurfte, dass mit Enthusiamus und Leidenschaft auch im kleinen Rahmen viel möglich ist, dann erbringen ihn diese Minuten vor der Pause.


Duo Night People (rechts mit Gast), Alexander Schneller

Zu Beginn des zweiten Teils wird erneut kurz auf die Rahmung verwiesen. Komiker Baguti begegnet nun Indianern. Während Maria Gschwandtner, auch ausgebildete Musicalsängerin, die Melodie zu Pocahontas' „Farbenspiel des Windes“ anstimmt, dirigiert Alexander Schneller die drei Ponys nun als Häuptling durch die bekannten Abläufe. Bagutis tierischer Partner bzw. in diesem Fall eher Gegenspieler ist hingegen eine imaginäre Fliege. Den artistisch stärksten Eindruck hinterlässt das Duo Night People. Mit ihrer Partnerakrobatik sorgen die beiden, die ansonsten vorwiegend auf Varieté-Bühnen auftreten, für wahre Begeisterung im eher intimen Rahmen des Pikard-Zelts. In immer neuen Variationen beweisen Timo Niermann und Robin Witt ihre Kraft und ihr Balancegefühl; dies auch zusammen mit einem Gast aus dem Publikum. Bei dieser „Mitmach-Nummer“ wird der Zuschauer mal nicht zur Lachnummer, sondern zum Helden und von den übrigen Besuchern regelrecht gefeiert. Die kurze Probenphase hinterm Vorhang überbrücken in der Manege selbst Baguti und Aron mit einer Reprise.


Romana und Alexander Schneller, Maria Gschwandnter

In den Wintermonaten hat Alexander Schneller einen großen Lüster anfertigen lassen. Dafür und für weiteres neues Material – wie Fußbodenwaben – wurde zudem ein neuer Transporter angeschafft. Ebenfalls neu ist ein größerer Toilettenwagen. Der Lüster wiederum sorgt nicht nur für einen Wow-Effekt in der Manege, er dient Alexander Schneller und Maria Gschwandtner auch als Requisit für eine gemeinsame Darbietung. Mal alleine, mal zusammen zeigen die beiden daran und darin unterschiedliche Haltefiguren, aber auch Wirbel. Umgestaltet hat Romana Schneller die Requisiten für ihre starke Antipoden-Arbeit. Sie tritt nun im aufwendigen Kostüm einer „Eiskristallprinzessin“ auf. Weitere tolle, allesamt selbst hergestellte Kostüme – darunter das prächtige Pfauentaubenkleid – zieren die übrigen weiblichen Ensemble-Mitglieder bei der anschließenden Modenschau. Damit wird das Finale eingeleitet. Auch die männlichen Akteure mischen dann nochmals mit. Komiker Baguti thront derweil als König in seinem Bett und genießt den Trubel um ihn herum.

„Österreichs Vorzeigeunternehmen“, schrieb neulich ein User in einem sozialen Netzwerk über den Circus Pikard. Diesem Urteil kann man nur zustimmen. Das diesjährige Programm ist erneut Beweis dafür, dass man den internationalen Vergleich nicht scheuen muss. Die Familie Schneller und ihr Team bieten aktuell den kreativsten und wohl auch besten Circus des Landes.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken