In der Rahmung der Vorstellung wird auf
dieses Motto Bezug genommen. Im Mittelpunkt steht dann Komiker
Baguti alias Balasz Guti. Im Nachthemd gewandet und mit Teddybär
im Arm sucht er sich für sein Schläfchen genau jenes Bett, das
in der Mitte der Manege steht. Kein Wunder also, dass er dann
auch vom Circus träumt. In einem bunten Charivari begegnet er
dabei den unterschiedlichsten Artisten und Künstlern, die
sogleich einige Tricks verschiedenster Genres demonstrieren.
Maria
Gschwandnter, Duo Night People, Baguti und Aron
Daraus entwickelt sich der Auftritt von
Maria Gschwandtner. Die Oberösterreicherin ist nun die zweite
Saison bei Pikard. Ihre kontorsionistischen Fähigkeiten beweist
sie nun nicht mehr auf einem Podest, sondern unter der
Zeltkuppel am Luftring. Auch der Nackenwirbel fehlt nicht.
Baguti und Sohn Aron wandeln anschließend auf Tells Spuren, ehe
erstmals Timo Niermann und Robin Witt übernehmen. Beide bilden
das Duo Night People. In den vergangenen Jahren waren die aus
Wien kommenden Akrobaten bereits für einzelne Vorstellungen zu Gast; nun
bestreiten sie eine komplette Saison. Zunächst kombinieren sie
Fahnenschwenken, Schaukampf und Kubusjonglage in einer
interessanten, sehr modern gehaltenen Darbietung. Gleichwohl
fehlt ein wirklicher Höhepunkt.
Romana, Alexander und Gloria
Schneller
Ähnliches gilt auch für die Hula
Hoop-Nummer im „Neon-Disco-Look“ der Geschwister Schneller
zusammen mit der aus Finnland stammenden und nun in Wien
lebenden Annika Hakala. Nachdem die Damen immer mehr Reifen um
ihre Körper kreisen lassen, jonglieren Romana und Alexander
Schneller mit kleineren Versionen im Passing. Für eine
Überraschung sorgt Gloria, die neunjährige Tochter von Romana
Schneller und Balasz Guti. Sie hat einen Auftritt an Tüchern
einstudiert. Zusammen mit Maria Gschwandtner zeigt sie
anfänglich Serpentinentanz. Dann erklimmt sie ihr Requisit unter den Augen
von Maria Gschwandnter, die auch ihre Trainerin ist. Dort beherrscht das junge Mädchen
beispielsweise schon den Spagat. Nach Jahren hat Alexander
Schneller wieder einmal sein Einrad ausgepackt. In einem
wunderbar klassischen Auftritt umkurvt er so Hindernisse,
jongliert dabei und nimmt immer höher werdende Treppen. Auch
Runden auf sehr hohen und winzig kleinen Rädern sind zu sehen.
Bereits dies wäre ein würdiger Schluss des ersten Teils, doch
bei Pikard setzt man noch einen drauf.
Alpen-Tableau im Trachtenlook
Denn erneut ist eines der angeführten
Schaubilder an dieser Stelle platziert. In diesem Jahr hat man
ein mitreißendes Alpen-Tableau im Trachtenlook entworfen. Dieses
strotzt vor guter Laune und kreativen Ideen. Die gelungene
Umsetzung und die Ensembleleistung sind schlicht grandios.
Wirklich alle, selbst der Nachwuchs, mischen mit – wer nicht
gerade selbst an der Reihe ist, der feiert zusammen mit den
übrigen Zuschauern diese „Hütten-Gaudi im Zelt“ zu bekannten
Schlager-Melodien. Den Anfang machen Timo Niermann und Robin
Witt vom Duo Night People mit Musik auf Glöckchen und
Ziehharmonika, ehe Alexander Schneller die Ziegen und seine
Schwester Romana ihre Tauben präsentiert. Deren Kinder Aron und
Gloria zeigen erste Tricks der Partnerakrobatik, bevor es ihnen
ihr Onkel Alexander und Partnerin Maria Gschwandtner gleichtun.
Nicht fehlen in diesem Reigen darf natürlich auch Komiker Balasz
Guti. Wenn es eines Beweises bedurfte, dass mit Enthusiamus und
Leidenschaft auch im kleinen Rahmen viel möglich ist, dann
erbringen ihn diese Minuten vor der Pause.
Duo
Night People (rechts mit Gast), Alexander Schneller
Zu Beginn des zweiten Teils wird erneut
kurz auf die Rahmung verwiesen. Komiker Baguti begegnet nun
Indianern. Während Maria Gschwandtner, auch ausgebildete
Musicalsängerin, die Melodie zu Pocahontas' „Farbenspiel des
Windes“ anstimmt, dirigiert Alexander Schneller die drei Ponys
nun als Häuptling durch die bekannten Abläufe. Bagutis
tierischer Partner bzw. in diesem Fall eher Gegenspieler ist
hingegen eine imaginäre Fliege. Den artistisch stärksten
Eindruck hinterlässt das Duo Night People. Mit ihrer
Partnerakrobatik sorgen die beiden, die ansonsten vorwiegend auf
Varieté-Bühnen auftreten, für wahre Begeisterung im eher intimen
Rahmen des Pikard-Zelts. In immer neuen Variationen beweisen
Timo Niermann und Robin Witt ihre Kraft und ihr Balancegefühl;
dies auch zusammen mit einem Gast aus dem Publikum. Bei dieser
„Mitmach-Nummer“ wird der Zuschauer mal nicht zur Lachnummer,
sondern zum Helden und von den übrigen Besuchern regelrecht
gefeiert. Die kurze Probenphase hinterm Vorhang überbrücken in
der Manege selbst Baguti und Aron mit einer Reprise.
Romana
und Alexander Schneller, Maria Gschwandnter
In den Wintermonaten hat Alexander
Schneller einen großen Lüster anfertigen lassen. Dafür und für
weiteres neues Material – wie Fußbodenwaben – wurde zudem ein
neuer Transporter angeschafft. Ebenfalls neu ist ein größerer
Toilettenwagen. Der Lüster wiederum sorgt nicht nur für einen Wow-Effekt in der Manege, er dient Alexander Schneller und Maria
Gschwandtner auch als Requisit für eine gemeinsame Darbietung.
Mal alleine, mal zusammen zeigen die beiden daran und darin
unterschiedliche Haltefiguren, aber auch Wirbel. Umgestaltet hat Romana Schneller die Requisiten für ihre starke
Antipoden-Arbeit. Sie tritt nun im aufwendigen Kostüm einer
„Eiskristallprinzessin“ auf. Weitere tolle, allesamt selbst
hergestellte Kostüme – darunter das prächtige Pfauentaubenkleid
– zieren die übrigen weiblichen Ensemble-Mitglieder bei der
anschließenden Modenschau. Damit wird das Finale eingeleitet.
Auch die männlichen Akteure mischen dann nochmals mit. Komiker
Baguti thront derweil als König in seinem Bett und genießt den
Trubel um ihn herum. |