Zunächst stellen sich Giraffe Bobo –
dessen Artgenosse Zambesi inzwischen auch aus dem fürs
Zuchtprogramm vorgesehenen „Urlaub“ zurückgekehrt ist – und die
Zebras in der Manege vor. Kamele und Lamas zeigen anschließend
ihre Tricks. Dann formiert sich das Karussell auf drei Bahnen:
außen laufen je vier Elefanten, Kaltblüter und Zebras, es folgt
eine Bahn mit Kamelen, und innen drehen Andalusier, Lamas und
Esel ihre Runden. Joszef Richter jun. behält in der Mitte auf dem
Rücken der Elefantendame Betty die Übersicht über dieses
beeindruckende Schauspiel. Im letzten Jahr sorgte die exotische
Post mit den zwischen den Elefanten durchlaufenden Giraffen bei
allen, die auch nur die Bilder davon gesehen haben, für
Begeisterung und Gesprächsstoff. Dieses Jahr stellt diese
Präsentation der unterschiedlichsten, harmonisch miteinander
agierenden Tierarten ein einzigartiges Erlebnis und den
absoluten Höhepunkt des Programms dar.
Joszef Richter jun.
Ein Traum, Ausdauer, sehr sehr viele
kleine, genau durchdachte Schritte, eine gute Portion Geduld und
unendlich viel Liebe waren laut Programmheft nötig, um diese
Dressur zu verwirklichen. Man muss Joszef Richter jun. sehr dankbar
sein, dass er all dies in ausreichendem Umfang aufbrachte, um
dem Publikum dann diese Dressur zu schenken. Und das trotz der
alljährlichen Winterengagements – Ende 2016 geht es mit Ehefrau Merrylu zum Wereldkerstcircus im Carre nach Amsterdam, wo beide
ihr wunderschönes Pas de Deux zeigen werden. Dieses war im
letzten Winter schon in Stuttgart zu sehen. Merrylu führt
gemeinsam mit Joszef jun. die Exoten vor und reitet zudem auf einem
der Andalusier, die ihr Mann nach der Pause in einer eleganten
Freiheitsdressur vorstellt. Sein Vater Joszef sen. ist nach
seinem Ausscheiden aus der Leitung des Budapester Circusbaus zum
Unternehmen zurückgekehrt und führt durch das Programm.
Vater und Sohn Casselly
Zwei weitere großartige Tierdarbietungen
steuern die Cassellys bei, deren Weg in diesem Winter wie vor
zwei Jahren nach Paris in den Cirque d'Hiver Bouglione führen
wird. Das Programm startet gleich mit Rene Casselly jr. und
seiner Artistik auf Elefanten und Pferden, für die er beim
Nachwuchsfestival in Monte Carlo Ende Januar Gold gewann.
Zunächst laufen zwei Elefanten und zwei Pferde im Wechsel
hintereinander, und er begeistert mit allerlei Sprüngen zwischen
den Tieren, etwa Salti von den Elefanten auf die Pferde. Nach
einer Reihe weiterer Tricks - etwa Kopfsprüngen auf einem Brett,
das auf den beiden Pferden aufliegt – folgen dann tatsächlich die
Schleuderbrettpferde. Ein Pferd katapultiert Rene Casselly jr.
im Doppelsalto vom Schleuderbrett auf ein zweites Pferd. Was für
ein Programmauftakt! Die Elefantendressur, die Rene Casselly jr.
im zweiten Programmteil präsentiert, ist dann wie die
Pferdefreiheit eine klassische, sehr flott gearbeitet und mit
zahlreichen Tricks. Besonders erfreulich ist dabei, wie gut der
fünfte Elefant jetzt schon in die Gruppe integriert zu sein
scheint.
Gerlings, Richter-Truppe
Gemeinsam sind das Ehepaar Richter und
Rene Casselly jr in einer rein artistischen Darbietung zu sehen,
verstärkt durch vier weitere Artisten der Richter-Haustruppe.
Nach Schleuderbrettelefanten und Schleuderbrettpferden lag es
vermutlich nahe, auch einmal eine traditionelle, rein menschlich
besetzte Schleuderbrettdarbietung in Angriff zu nehmen. Die
Tricks sind beachtlich, ob nun Merrylu im Drei-Personen-Hoch im
Spagat gefangen wird oder Rene jr. einen dreifachen Salto auf
eine Matte springt. Zu ungarischer Folklore bringt die
Darbietung ordentlich Schwung ins Programm. Wann hat man zuletzt
eine so große Schleuderbretttruppe mitten in der ersten Hälfte
eines Circusprogramms gesehen? Auch die wie immer
ausgezeichnete, lebhaft präsentierte Reitertruppe hat den
prominenten Schlussplatz im Programm verlassen und ist nun
„zwischendurch“ zu sehen. Auch diese Nummer wird im kommenden
Winter in Amsterdam zu Gast sein. Diesjährige Schlussnummer sind nun die
Gerlings, die ihre waghalsigen Tricks am Todesrad teilweise gar
zu viert arbeiten. Mit recht hohen Sprüngen auf dem Außenrad
sorgen die Akteure für Begeisterung. In der ersten Hälfte ist
das Quartett ungesichert auf dem Hochseil zu sehen. Gleich zu
Beginn zeigen sie einen der atemberaubendsten Tricks. Dabei
tragen zwei der Artisten eine Stange auf ihren Schultern, auf
der dann ein dritter einen Kopfstand macht. Angekündigt werden
sie als Preisträger des 11. Internationalen Circus-Festivals von
Budapest im Januar. Dort gab es allerdings gar sieben Gerlings
inklusive Sieben-Personen-Pyramide zu sehen. Ob von dieser
Besetzung nun Artisten in der Vierer-Truppe mit dabei waren oder
nicht – die gebotene Darbietung war auf jeden Fall richtig
stark.
Totti, Lady Massala
Dass sich so viele Preisträger in diesem
Programm versammeln, ist übrigens kein Zufall. Nachdem im
Vorjahr das Thema „Afrika Afrika“ lautete, steht dieses Jahr
unter dem Motto „Internationales Circusfestival“. Unter all den
Preisträgern der verschiedenen Festivals darf nun das ungarische
Publikum in jeder Stadt seinen Favoriten aus dem Programm
wählen. Als klassisches Nummernprogramm ist es deutlich weniger
aufwendig inszeniert als zuletzt. Dafür aber ist die Show im
artistischen und clownesken Bereich doch deutlich stärker
besetzt. Das gilt insbesondere auch für Totti Alexis, der beim
Festival in Budapest vom Jury-Vorsitzenden Eugene Chaplin mit
einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde. Auch hier erobert er die
Herzen des Publikums im Sturm. Neben hoher Musikalität sowie
originellen und wirklich witzigen Einfällen hat er einfach eine
ungemein sympathische Ausstrahlung, die sofort gefangen nimmt.
In diesem Programm hat er vier Auftritte. Dazu gehört etwa der
Kampf mit einem überdimensionalen elastischen Mikrofonständer.
Und die originelle Interpretation des Kampfes mit einer Fliege,
an dessen Ende er sich selbst in ein grünes Insekt verwandelt.
Zusammen mit Sängerin Lady Massala, die ausgewählte Darbietungen
begleitet, und dem achtköpfigen Orchester unter der Leitung von
János Várszegi intoniert er zu Beginn des Programms „Let Me
Entertain You“ von Robbie Williams.
Eddy Carello,
Chello, Josy Casselly
Eine weitere humorvolle Darbietung hat
hingegen tierische Darsteller: Hölschers Seelöwen gehören ohne
Frage zu den leistungsstärksten Vertretern ihrer Gattung. Das
animalische Trio, vorgestellt von Gabi & Chello, wird so schnell
zu Publikumslieblingen. Für ebenso viel Stimmung sorgt Eddy
Carello mit seinen bekannten Jonglagen. Hat schon der Auftakt
der Nummer mit Gitarre und Devil Sticks ordentlich Schwung, so
ist das Publikum schließlich restlos begeistert, wenn er mit
Bällen auf dem Schlagzeug spielt und jongliert. Auch seine
Lebensgefährtin Josy Casselly hat mit ihren Abfallern am
Schwungseil trotz der hochkarätigen Konkurrenz an Luftnummern
sichtlich Erfolg. |