Kris
Kremo etwa oder Encho Keryazov, um nur zwei der klangvollen Namen zu
nennen. Nachdem Benneweis und Dannebrog in dieser Saison nicht reisen,
ist Arena aktuell der einzige klassische Großcircus in Dänemark. Doch
darauf ruht sich „Nordens storste Cirkus“ nicht aus. 2017 wird ein
großes internationales Programm gezeigt. Mit Livemusik, Ballett,
hochkarätigen Artisten und vielfältigen Tierdressuren.
Fassade und Chapiteau
Das
große rot-gelb gestreifte Chapiteau ist Spielstätte für ein aufwendiges
Spektakel. Die Dimensionen des Zelts fördern nicht gerade die
Atmosphäre. Ferner ist beim Licht noch etwas Luft nach oben. Diese
beiden kleinen Kritikpunkte sollen aber die einzigen bleiben. Tauchen
wir jetzt also ab in ein wunderbares Circuserlebnis.
Frederic
Jidinis und Showgirls
Unsere
Begleiterin durch den Nachmittag ist selbstverständlich Motor Mille.
Mit einem großen Märchenbuch führt uns die junge Blondine mit den
kecken Zöpfen durch die Show. Sie erzählt eine Geschichte, die den
Rahmen bildet. Natürlich geht es darin um das Circusleben. Das Musical
„Cats“ gibt den akustischen Rahmen für das Opening. Bandleader Alex
Bozic, die Blechbläserin, die Holzbläserin und der Schlagzeuger sorgen
für einen grandiosen Sound. Dies während nahezu der gesamten
Vorstellung. Teilweise wird die Livemusik geschickt mit Gesang aus der
Konserve kombiniert. Technische Möglichkeiten werden perfekt genutzt.
Die sehr gute Tonanlage verstärkt die Wirkung. Auf dem Holzboden tanzen
die Damen des Balletts, Motor Mille und die Keryazov Brothers. Gleich
darauf ist die Manege wieder bestens gefüllt. Jidinis und seine
Showgirls kreieren spektakuläre Bilder und lassen Staunen. Der
französische Illusionist hat nicht nur faszinierende Tricks auf Lager.
Ebenso legt er großen Wert auf die Aufmachung. Sechs hübsche junge
Damen in prächtigen Kostümen sorgen gemeinsam mit Frederic Jidinis
dafür, dass Wunder scheinbar wahr werden.
Kris Kremo, Laura Berdino, Keryazov
Brothers
Dann
gehört der rote Ring einem Solokünstler, der eine wahre Weltkarriere
hingelegt hat. Kris Kremo benötigt auch in Dänemark nicht mehr als drei
Gegenstände, um sein außergewöhnliches Können zu zelebrieren. Jeweils
drei Bälle, Zylinder und Zigarrenkistchen sind die Requisiten, mit
denen er nach wie vor souverän jongliert. Zur Einstimmung „spielt“ er
mit Zigarre und Melone. Es ist immer wieder ein Genuss, diese
Artistenpersönlichkeit erleben zu dürfen. Nach einer ersten Einlage von
Clown Jimmy Folco mit einer Marionette präsentiert sich der Nachwuchs
der Direktionsfamilie Berdino. Scarlett lässt kurz einige Ponys um sich
herum laufen, bevor Mutter Laura Berdino übernimmt. Elegant führt sie
einen Zehnerzug prächtiger Araberhengste vor. Dazu erklingt ein Song,
der das Thema „Circusprinzessin“ aufgreift. Wir erleben ein
abgerundetes Dressurprogramm, welches wunderbar verkauft wird. Den
Schlussapplaus nehmen Mutter und Tochter in aufeinander abgestimmten
Kleidern gemeinsam entgegen. Auch Encho Keryazovs Nachwuchs tritt in der
Show auf. Als Keryazov Brothers wirbeln der 17-jährige Angel und der
14-jährige Radostin durch die Manege. Zu Musikstücken unterschiedlicher
Stilrichtungen zeigen sie flotte Moves und akrobatische Einlagen. Der
Anfang ist gemacht.
Motor Mille, Diana Vedyashkina, Duo Costache
Ohne
akrobatische Einlage kommt Motor Mille natürlich nicht davon. An
Bungeeseilen fliegt sie unter der Kuppel auf und ab. Bei der
Ankündigung der folgenden Darbietung unterstützt sie Jimmy Folco. Dabei
scheint es ein paar (gewollte) Verständnisprobleme zu geben, denn Jimmy
erscheint als Fantasieinsekt. Dabei sind nun doch sechs Dackel an der
Reihe. Gemeinsam mit Diana Vedyashkina zeigen sie, was sie von ihrer
attraktiven Tierlehrerin gelernt haben. Diese Hunderasse ist in der Tat
eine Rarität in der Circuswelt. Dabei haben die gar nicht so behäbigen
Vierbeiner ein umfangreiches Repertoire auf Lager. Sie springen über
Hindernisse, halten sich auf Wippen im Gleichgewicht und zeigen sogar
(fast) synchron Roll overs. Im vergangenen Jahr noch im schwedischen
Cirkus Brazil Jack, begeistert das Duo Costache nun bei Arena. Leonardo
balanciert seine Partnerin Vita auf den Schultern, auf der Stirn und
mit den Zähnen. Zwischen den beiden ist dabei immer eine Perchestange.
Während der Untermann auf dem Boden oder auf einer Leiter die Balance
hält, zeigt die Artistin in der Luft ihre Tricks. Darunter einarmige
Handstände und Umschwünge an Strapaten. Diese bestens verkaufte,
leistungsstarke Nummer wurde zu Recht vor der Pause platziert. Teil
zwei beginnt mit sechs Dromedaren, die Rudi Althoff in flottem Ablauf
vorführt. Lamas, die über ein Hindernis springen, bilden die Zugabe.
Ekaterina Karmashova, Patrick und Oliver Berdino, Pierre Marchand
Bereits
in der dritten Saison in Folge fliegt Ekaterina Karmashova am Trapez
durch den Raum unter der Kuppel des Arena-Chapiteaus. In diesem Jahr
hat sie sich ein Katzen-Thema dafür ausgesucht. Das Ballett in
Katzenkostümen unterstützt sie am Boden. In der Luft ist die Russin bei
ihren gewagten Abfallern im Solo unterwegs. Patrick und Oliver Berdino
betätigen sich als gewitzte Kaskadeure. Patrick konnten wir in dieser
Disziplin bereits erleben. In seinem Cousin hat er nun einen neuen
Partner gefunden. In roten Fräcken wirbeln die beiden auf einem Tisch,
auf dem Manegenteppich und in der Luft. Es macht großen Spaß, diesen
beiden sympathischen Jungs zuzusehen. Akrobatisch haben sie ebenfalls
einiges auf dem Kasten. Pierre Marchand ist immer ein Garant für beste
Stimmung. Mit seinen Diabolos entfacht der charismatische Franzose
einen wahren Wirbel. Bis zu drei davon schickt er auf aberwitzige
Touren, um sie immer wieder sicher mit der zwischen zwei Stäben
befestigten Schnur aufzufangen. Das Publikum geht enorm mit. An dieser
Stelle sei nochmals die genial gespielte Begleitmusik erwähnt. Die
Gesamtinszenierung ist einfach ungeheuer mitreißend. Jimmy Folco ist
so etwas wie der „Hausclown“ des Cirkus Arena. Schon oft war er hier zu
Gast. Zudem ist er gemeinsam mit Jacky Berdino für die Zusammenstellung
der Programme verantwortlich. In diesem Jahr bekommt er weniger Raum
als sonst. Dafür erhält sein größter Auftritt ein eigenes
Clowns-Ballett als Ankündigung. Danach verhilft der Clown aus Italien
einigen Gästen aus dem Publikum zu Rockstar-Ruhm. Die Band mit
Zuschauern sorgt für große Heiterkeit.
Rudi Althoff
Der
Cirkus Arena ist in der glücklichen Situation, drei prächtige
afrikanische Elefanten zu besitzen. Rudi Althoff, ganz klassischer
Dompteur mit Zylinder, Frack und Schnurrbart, führt die drei Damen
souverän vor. Die Trickfolge lässt wahrlich keine Wünsche offen, alles
ist dabei. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Dickhäuter und ihr
Trainer harmonieren. Ein wirklicher Genuss. Die letzte Nummer des
Programms gehört Encho Keryazov, der bereits 2006 bei Arena für Furore
sorgte. Zwischen damals und heute liegen Auftritte unter anderem bei
Knie, Roncalli und in Monte Carlo. In diesem Jahr lässt er also einmal
mehr seine Muskeln in Dänemark spielen. Seine kraftvollen Handstände
begeistern nach wie vor. Auf den beeindruckenden Klötzchentrick folgen
effektvolle, starke Handstände an einer sehr hohen Stange. Das Ballett
leitet über zum Finale, in dem sich alle Mitwirkenden vom Publikum
verabschieden.
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