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Cirkus Arena - Tour 2017
www.arena.dk ; 150 Showfotos

Ballerup, 20. August 2017: Eine halbe Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung des Tages fliegt ein Helikopter über den großen Rasenplatz. Er landet neben den Campings der Artisten. Ihm entsteigt Motor Mille, Star des diesjährigen Programms. Der TV-Liebling ist das Gesicht der Produktion 2017 des Cirkus Arena. Ihr Konterfei begegnet uns auf den Plakaten und soll helfen, möglichst viele Menschen zum Besuch zu motivieren. Auch jene, die nicht so viel mit Circus am Hut haben. Den Circus-Enthusiasten sagt die Moderatorin freilich wenig. Doch auch für uns hat Arena einige Stars, ja Legenden engagiert.

Kris Kremo etwa oder Encho Keryazov, um nur zwei der klangvollen Namen zu nennen. Nachdem Benneweis und Dannebrog in dieser Saison nicht reisen, ist Arena aktuell der einzige klassische Großcircus in Dänemark. Doch darauf ruht sich „Nordens storste Cirkus“ nicht aus. 2017 wird ein großes internationales Programm gezeigt. Mit Livemusik, Ballett, hochkarätigen Artisten und vielfältigen Tierdressuren.


Fassade und Chapiteau

Das große rot-gelb gestreifte Chapiteau ist Spielstätte für ein aufwendiges Spektakel. Die Dimensionen des Zelts fördern nicht gerade die Atmosphäre. Ferner ist beim Licht noch etwas Luft nach oben. Diese beiden kleinen Kritikpunkte sollen aber die einzigen bleiben. Tauchen wir jetzt also ab in ein wunderbares Circuserlebnis.


Frederic Jidinis und Showgirls

Unsere Begleiterin durch den Nachmittag ist selbstverständlich Motor Mille. Mit einem großen Märchenbuch führt uns die junge Blondine mit den kecken Zöpfen durch die Show. Sie erzählt eine Geschichte, die den Rahmen bildet. Natürlich geht es darin um das Circusleben. Das Musical „Cats“ gibt den akustischen Rahmen für das Opening. Bandleader Alex Bozic, die Blechbläserin, die Holzbläserin und der Schlagzeuger sorgen für einen grandiosen Sound. Dies während nahezu der gesamten Vorstellung. Teilweise wird die Livemusik geschickt mit Gesang aus der Konserve kombiniert. Technische Möglichkeiten werden perfekt genutzt. Die sehr gute Tonanlage verstärkt die Wirkung. Auf dem Holzboden tanzen die Damen des Balletts, Motor Mille und die Keryazov Brothers. Gleich darauf ist die Manege wieder bestens gefüllt. Jidinis und seine Showgirls kreieren spektakuläre Bilder und lassen Staunen. Der französische Illusionist hat nicht nur faszinierende Tricks auf Lager. Ebenso legt er großen Wert auf die Aufmachung. Sechs hübsche junge Damen in prächtigen Kostümen sorgen gemeinsam mit Frederic Jidinis dafür, dass Wunder scheinbar wahr werden.


Kris Kremo, Laura Berdino, Keryazov Brothers

Dann gehört der rote Ring einem Solokünstler, der eine wahre Weltkarriere hingelegt hat. Kris Kremo benötigt auch in Dänemark nicht mehr als drei Gegenstände, um sein außergewöhnliches Können zu zelebrieren. Jeweils drei Bälle, Zylinder und Zigarrenkistchen sind die Requisiten, mit denen er nach wie vor souverän jongliert. Zur Einstimmung „spielt“ er mit Zigarre und Melone. Es ist immer wieder ein Genuss, diese Artistenpersönlichkeit erleben zu dürfen. Nach einer ersten Einlage von Clown Jimmy Folco mit einer Marionette präsentiert sich der Nachwuchs der Direktionsfamilie Berdino. Scarlett lässt kurz einige Ponys um sich herum laufen, bevor Mutter Laura Berdino übernimmt. Elegant führt sie einen Zehnerzug prächtiger Araberhengste vor. Dazu erklingt ein Song, der das Thema „Circusprinzessin“ aufgreift. Wir erleben ein abgerundetes Dressurprogramm, welches wunderbar verkauft wird. Den Schlussapplaus nehmen Mutter und Tochter in aufeinander abgestimmten Kleidern gemeinsam entgegen. Auch Encho Keryazovs Nachwuchs tritt in der Show auf. Als Keryazov Brothers wirbeln der 17-jährige Angel und der 14-jährige Radostin durch die Manege. Zu Musikstücken unterschiedlicher Stilrichtungen zeigen sie flotte Moves und akrobatische Einlagen. Der Anfang ist gemacht.


Motor Mille, Diana Vedyashkina, Duo Costache

Ohne akrobatische Einlage kommt Motor Mille natürlich nicht davon. An Bungeeseilen fliegt sie unter der Kuppel auf und ab. Bei der Ankündigung der folgenden Darbietung unterstützt sie Jimmy Folco. Dabei scheint es ein paar (gewollte) Verständnisprobleme zu geben, denn Jimmy erscheint als Fantasieinsekt. Dabei sind nun doch sechs Dackel an der Reihe. Gemeinsam mit Diana Vedyashkina zeigen sie, was sie von ihrer attraktiven Tierlehrerin gelernt haben. Diese Hunderasse ist in der Tat eine Rarität in der Circuswelt. Dabei haben die gar nicht so behäbigen Vierbeiner ein umfangreiches Repertoire auf Lager. Sie springen über Hindernisse, halten sich auf Wippen im Gleichgewicht und zeigen sogar (fast) synchron Roll overs. Im vergangenen Jahr noch im schwedischen Cirkus Brazil Jack, begeistert das Duo Costache nun bei Arena. Leonardo balanciert seine Partnerin Vita auf den Schultern, auf der Stirn und mit den Zähnen. Zwischen den beiden ist dabei immer eine Perchestange. Während der Untermann auf dem Boden oder auf einer Leiter die Balance hält, zeigt die Artistin in der Luft ihre Tricks. Darunter einarmige Handstände und Umschwünge an Strapaten. Diese bestens verkaufte, leistungsstarke Nummer wurde zu Recht vor der Pause platziert. Teil zwei beginnt mit sechs Dromedaren, die Rudi Althoff in flottem Ablauf vorführt. Lamas, die über ein Hindernis springen, bilden die Zugabe.


Ekaterina Karmashova, Patrick und Oliver Berdino, Pierre Marchand

Bereits in der dritten Saison in Folge fliegt Ekaterina Karmashova am Trapez durch den Raum unter der Kuppel des Arena-Chapiteaus. In diesem Jahr hat sie sich ein Katzen-Thema dafür ausgesucht. Das Ballett in Katzenkostümen unterstützt sie am Boden. In der Luft ist die Russin bei ihren gewagten Abfallern im Solo unterwegs. Patrick und Oliver Berdino betätigen sich als gewitzte Kaskadeure. Patrick konnten wir in dieser Disziplin bereits erleben. In seinem Cousin hat er nun einen neuen Partner gefunden. In roten Fräcken wirbeln die beiden auf einem Tisch, auf dem Manegenteppich und in der Luft. Es macht großen Spaß, diesen beiden sympathischen Jungs zuzusehen. Akrobatisch haben sie ebenfalls einiges auf dem Kasten. Pierre Marchand ist immer ein Garant für beste Stimmung. Mit seinen Diabolos entfacht der charismatische Franzose einen wahren Wirbel. Bis zu drei davon schickt er auf aberwitzige Touren, um sie immer wieder sicher mit der zwischen zwei Stäben befestigten Schnur aufzufangen. Das Publikum geht enorm mit. An dieser Stelle sei nochmals die genial gespielte Begleitmusik erwähnt. Die Gesamtinszenierung ist einfach ungeheuer mitreißend. Jimmy Folco ist so etwas wie der „Hausclown“ des Cirkus Arena. Schon oft war er hier zu Gast. Zudem ist er gemeinsam mit Jacky Berdino für die Zusammenstellung der Programme verantwortlich. In diesem Jahr bekommt er weniger Raum als sonst. Dafür erhält sein größter Auftritt ein eigenes Clowns-Ballett als Ankündigung. Danach verhilft der Clown aus Italien einigen Gästen aus dem Publikum zu Rockstar-Ruhm. Die Band mit Zuschauern sorgt für große Heiterkeit.


Rudi Althoff

Der Cirkus Arena ist in der glücklichen Situation, drei prächtige afrikanische Elefanten zu besitzen. Rudi Althoff, ganz klassischer Dompteur mit Zylinder, Frack und Schnurrbart, führt die drei Damen souverän vor. Die Trickfolge lässt wahrlich keine Wünsche offen, alles ist dabei. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Dickhäuter und ihr Trainer harmonieren. Ein wirklicher Genuss. Die letzte Nummer des Programms gehört Encho Keryazov, der bereits 2006 bei Arena für Furore sorgte. Zwischen damals und heute liegen Auftritte unter anderem bei Knie, Roncalli und in Monte Carlo. In diesem Jahr lässt er also einmal mehr seine Muskeln in Dänemark spielen. Seine kraftvollen Handstände begeistern nach wie vor. Auf den beeindruckenden Klötzchentrick folgen effektvolle, starke Handstände an einer sehr hohen Stange. Das Ballett leitet über zum Finale, in dem sich alle Mitwirkenden vom Publikum verabschieden.

Ein letztes Mal wird den Zuschauern auf einen Schlag vor Augen geführt, welch starkes Programm der Cirkus Arena 2017 präsentiert. Wahre Perlen der Circuskunst sind dabei. Ebenso wunderschöne Tierdressuren. Das alles sehr ansprechend präsentiert. Mit Sicherheit gehört dieses größte dänische Unternehmen zur europäischen Spitzengruppe. Ein Besuch wird ohne Frage auch in den kommenden Jahren vorbehaltlos zu empfehlen sein.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch