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Cirkus Arli - Tour 2017
www.arli.dk ; 75 Showfotos

Frederiksberg, 19. August 2017: Welch ein Vergnügen ist es, mit dieser Crew in See zu stechen. Der Cirkus Arli hat sein Programm 2017 unter den Titel „Ship Ahoy“ gestellt und dieses Motto in der Show herrlich umgesetzt. Die meisten Darbietungen spielen am Meer oder auf einem Schiff. Musik und Kostüme sind auf das maritime Thema abgestimmt. Zwischen den einzelnen Nummern erklingt „In the navy“. Sogar der Weißclown trägt eine Kapitänsuniform. Alles ist ungemein liebevoll gemacht, mit viel Sinn für Details. Die Mannschaft besteht ausnahmslos aus äußerst sympathischen Artisten.

Allen voran die Direktionsfamilie. Martin und Bettina Arli leiten das Unternehmen gemeinsam mit Sohn Alexander. Gegründet wurde der Circus 1970 von Martins Eltern Soren und Lotte Arli. Lotte Arli ist es auch, die heute an der Kasse die Eintrittskarten verkauft. Der Zweimaster in den Farben Orange und Gelb wird pro Saison rund 100 Mal aufgebaut. Gereist wird ausschließlich in der Regio Sjaelland, wo jährlich etwa 150 Vorstellungen gespielt werden.


Opening

Das Innere des Spielzelts ist sehr gemütlich, fördert die Atmosphäre. Es gibt neben den Logen drei Reihen Gradin mit Bänken. Der Artisteneingang ist in Rot gehalten, in der Mitte leuchtet der Name des Unternehmens in bunter Schrift. Gespielt wird auf einer erhöhten Rundbühne. Von außen macht der Cirkus Arli einen ebenso wunderschönen Gesamteindruck. Die Wagen sowie die Fassade sind passend zum Chapiteau in Orange gehalten.


Bettina Arli, Martin Arli, Alexander Arli und Francesco Fratellini

Auch in der Show ist die Familie Arli präsent. Bettina Arli führt im glitzernden Kapitänskostüm durch die Show. Im maritimen Opening mit Fähnchen, den Artisten in Matrosenuniformen und einem „Seebären“ aus Plüsch begrüßt sie das Publikum und nimmt es mit auf die Reise. Bettina Arli ist während der ganzen Show präsent, kündigt die Nummern an und ist Teil verschiedener Szenen mit den Clowns. Herrliche Zaubereien zeigt Martin Arli. In Anzug und Strohhut repräsentiert er den First Class-Kreuzfahrtpassagier. Auf originelle Weise zaubert er mehrere lebende Goldfische hervor. Zwei davon gurgeln sogar ein Lied im Duett. Während seines Auftritts agiert der verschmitzte Martin Arli immer mit einem Augenzwinkern. Die weiteren Tricks sind ebenfalls an das Meeresthema angepasst. Alexander Arli hat zwei große Auftritte. Dabei hat er in Francesco Fratellini einen genialen Partner. In der Rolle von vertrottelten Seeleuten beweisen sie sich äußerst professionell als Kaskadeure. Ausdrucksstark wirbeln sie sich gegenseitig umher. Die Tricks auf und an einem Tisch sind anspruchsvoll, oftmals neuartig. Ein Riesenspaß.


Clownsentree mit Francesco Fratellini, Alexander und Martin Arli

Beim Clownsentree nach Seefahrerart, welches die Schlussnummer bildet, agieren Vater und Sohn Arli sowie Francesco Fratellini gemeinsam. Alexander Arli gibt den Weißclown, Martin Arli und Francesco Fratellini spielen die Auguste. Bettina ist ebenfalls dabei. Im Kern geht es darum, dass Martin Arli ein Stück auf der Klarinette spielen soll. Da ihm die Fähigkeiten dafür fehlen, engagiert er kurzerhand Francesco Fratellini. Der wird unter einen Tisch mit Decke gesetzt. Wann immer er ein Klopfzeichen bekommt, soll er spielen. Martin Arli muss dann nur noch sein Instrument an die Lippen halten und so tun, als würde er spielen. Natürlich läut das alles andere als reibungslos. Es entstehen herrliche Szenen, bei denen man lauthals lachen muss. Wunderbar. Am Ende musiziert das Trio dann ganz harmonisch auf Trompeten und Posaune. Francesco Fratellini spielt zudem als Pirat eine Reprise im Solo. Ebenfalls mit von der Partie ist seine Partnerin Sarah Florees. Wir erleben sie mit Akrobatik am Luftring. Diese beginnt sie als kleine Meerjungfrau. Im Verlauf ihrer Kür legt Florees die Schwanzflosse ab und zeigt weitere schöne Figuren in der Luft. Gemeinsam stellen Sarah Florees und Francesco Fratellini das Publikum vor die Frage „Mensch oder Puppe?“. Sie gibt die außergewöhnlich bewegliche Puppe, er den vertrottelten Puppenspieler. Nachdem das Aufziehen der Puppe seine Wirkung verfehlt, wird diese in die verschiedensten Richtungen gebogen. Erst wenn Sarah die Maske vom Gesicht nimmt, wird das „Rätsel“ endgültig gelöst. Die charismatischen Franzosen sind ein wirklicher Gewinn. So werden sie auch im kommenden Jahr wieder bei Arli engagiert sein.


Olga Makejeva, Ewa Varadi, Sarah Florees

Mit zwei Darbietungen ist Olga Makejeva zu erleben. Zunächst zeigt sie Artistik an einem großen, um die eigene Achse rotierenden Oval. Das auf dem Boden stehende Requisit ist außerdem beleuchtet, wodurch der Gesamteindruck ihrer Kür verstärkt wird. Schwungvoll ist ihre Akrobatik am Vertikalseil, mit der sie uns thematisch nach Afrika entführt. Viele Tricks arbeitet Olga Makejeva, während das Seil in Bewegung ist. So gerät ihre Darbietung sehr lebhaft. Mitreißend sind ebenfalls die Antipodenspiele von Ewa Varadi, welche direkt vor der Pause platziert sind. Viele verschiedene Requisiten lässt sie geschickt auf ihren Füßen (und Händen) tanzen. Teilweise kombiniert sie diese auch. So hält ein Fuß einen Basketball in der Luft, und um den anderen lässt sie einen Reifen kreisen. Zudem jongliert sie vier Bälle mit den Händen. Zusammen mit Partner Richard Donnert präsentiert sie Quick Change-Illusionen. Bei dieser tänzerischen Darbietung wechseln beide blitzschnell die Kostüme, die Partnerin allerdings weitaus öfter. Das letzte Umziehen in Rekordgeschwindigkeit findet unter einem Glitterregen statt. Zum Finale werfen sich die Artisten noch einmal in ihre Matrosen-Outfits. Aus kleinen bunten Plastikpistolen werden Seifenblasen auf die Reise ins Publikum geschickt. Die Zuschauer reagieren hörbar begeistert auf die Show, die sie gerade genießen durften. Ich schließe mich dem frenetischen Applaus an. Der Cirkus Arli ist einfach ein rundum liebevoll geführtes Unternehmen.

Mit „Ship Ahoy“ ist der Familie Arli eine wunderbare Produktion gelungen. Gekonnt zusammengestellt, großartig umgesetzt und mit viel Herzblut gespielt. Längen gibt es hier nicht, alles läuft flott und harmonisch ab. Dies war mein erster Besuch bei Arli. Für die kommenden Jahre ist der Circus aber fest eingeplant. Ansonsten würde ich wirklich etwas verpassen, da bin ich mir sicher. Chapeau!

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Text und Fotos: Stefan Gierisch