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Höhner Rockin' Roncalli Show 2017
www.hoehner-rockin-roncalli.de ; 170 Showfotos

Köln, 14. Mai 2017: Eine kölsche Band in einer gemeinsamen Produktion mit einem in Köln beheimateten Circus. Was soll da schon schiefgehen? Zumal das einzige Gastspiel 2017 der Höhner Rockin' Roncalli Show in der Domstadt am Rhein stattfindet. Doch so sicher ist die Sache nicht. Wer die Höhner in Köln live erleben möchte, hat - insbesondere im Karneval – genug Gelegenheiten dazu. Roncalli spielte im vergangenen Jahr auf dem Neumarkt, 2018 soll es wiederum einen Tourstopp dort geben. Es ist also mehr als die simple Summe aus Musik und Artistik, die diese Produktion seit Jahren so erfolgreich macht.

Sicher, ein Teil des Publikums kommt vor allen Dingen wegen der Höhner. Ein anderer wegen Circus Roncalli. Die wahren Genießer aber haben erkannt, dass hier ein Gesamtkunstwerk geboten wird. Eines, bei dem Musik und Circuskunst zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Sowohl die Musik als auch der Circus erzeugen Emotionen. Bei der Höhner Rockin' Roncalli Show potenzieren sich die von beiden Kunstformen kreierten Gefühle. Wenn die Höhner zum Finale „Viva Colonia“ intonieren und die Artisten in der Manege dazu ausgelassen tanzen, dann ist das auf dem Gradin stehende Publikum einfach nur selig. Und das liegt dann eben nicht nur an dem mitreißenden Song alleine.


Opening

Die aktuelle Produktion „Funambola“ hatte vergangenes Jahr Premiere. Es geht darin um die Capriolen oder aber den Seiltanz des Lebens. Im Vergleich zu den Ausgaben davor, wird das übergeordnete Thema eher zurückhaltend aufgegriffen. Zum Opening tanzt das Ensemble ausgelassen zum Titelsong „Funambola“. Beide Programmteile beginnen mit Artistik auf dem Seil. Höhner-Frontmann Henning Krautmacher greift das Motiv immer mal wieder in seinen Moderationen auf. Bei „Sternzeiten“ oder „Salto Globale“ war das Motto präsenter. Denken wir etwa an das aufwendige Opening mit den Sternzeichen („Sternzeiten“) oder die immer wieder auftauchenden Fabelwesen („Salto Globale“).


Jose Henry Caidedo, Duo Novruzov, Bert & Fred

Aus dem Vorjahr übernommen wurden Jose Henry Caidedo, die Novruzov Brothers sowie Bert & Fred. Caidedos Disziplin ist das Sprungseil. Es sieht so locker und leicht aus, wie der Absolvent der Academie Fratellini darauf seine Kunststücke vollführt. Immer wieder federt er in die Luft, um dort verschiedene Sprünge wie den Rückwärtssalto zu zeigen. Der kauzig kostümierte Kolumbianer ist zudem so etwas wie die Leitfigur. Seine Nummer ist die erste der Show. Auch zu Beginn des zweiten Teils ist er präsent. Dann gehört das Seil aber Oktay Novruzov. Er produziert sich als komischer Maestro auf dem Schlappseil. Nachdem er Notenblätter an die Höhner ausgegeben hat, übernimmt er die musikalische Leitung. Dabei bleibt Zeit für Tricks wie den Spagat auf dem Seil. Nicht ohne Augenzwinkern verläuft auch die Partnerakrobatik gemeinsam mit seinem Bruder Telman. Adrett gekleidet in Schwarz und Weiß streuen sie immer wieder kleine Gags in ihre abwechslungsreiche Kür ein. Ein purer Spaß, zumindest für die Zuschauer, sind die Auftritte von Bert & Fred. Wenig zu lachen hat hingegen Bert. Wann immer die resolute Gegenspielerin Fred seinen Namen ruft, ahnt das Publikum nichts Gutes. Dann muss Bert für allerlei gefährliche Experimente seinen Kopf hinhalten. Einzig bei der gemeinsam gezeigten Akrobatik an zwei Washington-Trapezen harmonieren die beiden Belgier. Meinen Humor trifft das Duo in jedem Fall. Den anderen Zuschauern scheint es genauso zu gehen.


Sol de Cuba, Pile ou Face, Crazy Flight

Alle anderen Artisten sind neu dabei. Allerdings wurden die Genres – bis auf zwei Ausnahmen – beibehalten. Es gibt wieder eine kubanische Truppe namens Sol de Cuba. Jedoch in neuer Besetzung. Wie die Vorgänger im letzten Jahr zeigen sie Artistik an der Russischen Schaukel. Dieses Requisit nutzen die neun Absolventen der Artistenschule von Havanna, um spektakuläre Sprünge auszuführen. Etwa durch einen Reifen oder auf einen Sessel. Statt Seilspringen gibt es jetzt aber Akrobatik an Bungeeseilen. Das ist schade, lässt doch diese Disziplin allgemein eher weniger Tricks zu. Zudem sind nur vier Artisten in der Luft zu erleben. Als Schlussnummer vor dem Finale ist diese Darbietung zudem unglücklich platziert. So nutzen dann die Kubaner vor allen Dingen den Auftritt an der Russischen Schaukel, um temperamentvoll die Sonne ihrer Heimat nach Deutschland zu bringen. Wie im Vorjahr, gibt es 2017 ein Duo am Roue Cyr. „Pile ou Face“ nennen sich Philippe Renaud und Shannon Maguire, welche dieses Genre nun vertreten. Sie agieren nicht ganz so leistungsstark wie ihre Vorgänger, dafür aber mit sehr viel Ausdruck. Auch bei ihnen ist das Zuschauen ein großer Genuss. Zudem erleben wir „Pile ou Face“ in einer Hand-auf-Hand-Akrobatik. Diese präsentieren sie ebenfalls in einer sehr ansprechenden Choreographie. Vergangenes Jahr gab es stattdessen eine Kür an Tüchern. Eine Formation namens „Crazy Flight“ ist geblieben, die Akteure haben gewechselt. Wiederum gibt es Menschenpyramiden und Handvoltigen in bekannter Aufmachung. Die Höhner singen dazu ein Lied über Zivilcourage.


Alena Ershova, Anna de Carvalho, Duo Minasov

Auf das quirlige US-amerikanische Girlie Jordan McKnight folgt Alena Ershova aus Russland. Die Bronze-Gewinnerin beim letzten European Youth Circus agiert deutlich zurückhaltender, aber ebenfalls mit einer guten Ausstrahlung. Ihre Kontorsion und Handstandakrobatik beginnt sie als Seestern. Nachdem sie dieses Kostüm ausgezogen hat, integriert sie erst einen, dann drei Reifen in ihre Arbeit. Vier Mitglieder der Höhner begleiten sie gesanglich direkt an der Manege. Ausgleichende Gerechtigkeit am Flying Pole. Gab es dort 2017 mit Davide Zongoli einen Hingucker für die Damen, erfreut jetzt Anna de Carvalho ganz besonders die Augen der Herren. Im kurzen roten Kleid erleben wir die blonde Finnin an diesem noch recht jungen Requisit sowohl am Boden als auch in der Luft. Wunderbar harmoniert ihre Choreographie mit der Begleitmusik der Höhner. Vollgas darf die Band beim Duo Minasov geben. Wenn Victor und Elena in Windeseile ihre Kostüme wechseln und dazwischen flotte Tanzschritte auf die Bühne legen, dann geht das Publikum wie elektrisiert mit. Ihre Präsenz ist enorm, ihre Quick Change-Illusionen lassen staunen. Victor Minasov hat zudem noch seinen riesigen Luftballon mit nach Köln gebracht. In ihm hüpft er ausgelassen über die runde Bühne.

Alles in allem garantiert die Höhner Rockin' Roncalli Show 2017 wiederum allerbeste Unterhaltung und größten Spaß. Das Versprechen auf gute Laune gibt es zur Eintrittskarte gleich mit dazu. Hoffen wir also auf viele weitere Ausgaben dieses vitalisierenden Spektakels. 2018 wird es auf jeden Fall eine Fortsetzung geben. Wo Roncalli und Höhner dann gemeinsam zu erleben sind, werden wir sicher bald erfahren.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch