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Budapest - Mitteleuropas Manege 2017
www.fnc.hu ; 97 Showfotos

Budapest, 18. März 2017: Mit dem Frühjahrsprogramm 2017 lud der Budapester Circusbau in „Mitteleuropas Manege“ ein. Kern der Produktion waren somit überwiegend Artisten aus den  umliegenden Staaten. Darunter auch einige noch unbekannte Darbietungen. Nicht alle konnten gänzlich überzeugen; insgesamt aber wurde ein sehr charmantes, ansprechendes Programm mit einzelnen Höhepunkten zusammengestellt. Angelehnt an den Titel, war der Ring zentrales Motiv der Vorstellung. Eine Vielzahl derer hing bespannt mit den jeweiligen Landesfarben der vertretenen Staaten unter der Kuppel.

Die einzelnen Nummern wurden dann durch eine Tänzerin eingeleitet, die in Landestracht auf den stets passenden Ring hinwies. Auf der Videowand am Orchesterpodium wurden entsprechende Impressionen eingeblendet und die Artisten auch mit bürgerlichem Namen vorgestellt. Nur sehr sporadische Einsätze bekamen diesmal die hauseigenen Musiker. Auch ein Clown oder Komiker fehlte wie schon in vorangegangenen Produktionen. Stattdessen führte Sprecher Gyula Maka diesmal im Gewand eines weißen Pierrots durchs Programm. Gleich zu Beginn ließ er das Publikum den Leitspruch „I love Cirkusz” proben.


Duo Fabulous, Truppe Yarov, Duo Nonstop

Die Ukraine war gleich mit drei durchweg guten Darbietungen vertreten. Die Truppe Yarov warf nicht alleine die Perchestangen von Mann zu Mann, sondern eine Fliegerin gleich mit. So sorgte das Sextett in harlekinesken Kostümen für eindrucksvolle Momente unter dem freitragenden Dach. Das Duo Nonstop baute sich seine Rola-Türme aus Autofelgen und erzählte so eine kleine liebenswürdige Geschichte. Dabei balancierte das Duo auch gemeinsam ganz famos auf dem wackligen Konstrukt. Mit ordentlich Tempo und starken Tricks überzeugte das Duo Fabulous bei seinen ikarischen Spielen. Die moderne Musik- und Kostümwahl trafen dagegen nicht alle Geschmäcker.


Gebrüder Rippel, Katarina Sebestyenova, Duo Szeibe

Das polnische Duo Szeibe bot dafür eine im besten Sinne klassische Darbietung, in geschmackvollen Kostümen und mit guten Tricks. Dabei zeigten die beiden unterschiedlichste Figuren am Fangstuhl. Der Ungar Henrik Veres kombinierte seine eigentlich gekonnten Bouncing-Jonglage hingegen unnötigerweise mit belanglosen Feuer- und Wassereffekten. Die Gebrüder Rippel produzierten ihre Partnerakrobatik auf einer Plattform in der Luft. Dabei ließen sie sich von Schülerinnen ihrer Akademie begleiten, die einige Figuren beisteuerten. So wurde immerhin ein großes Bild geboten. Katarina Sebestyenova aus der Slovakei verband Akrobatik am Luftring mit kontorsionistischen Figuren rund um einen Waterbowl. Unglücklich, diese beiden Darbietungen hintereinander zum Schluss zu platzieren. Da gab es sicher stärkere im Programm.


Valerijana Anamaria Sliva, Duo Jednorog

Auch die Hundenummer von Valerijana Anamaria Sliva aus Serbien wäre an anderer Stelle sicher besser aufgehoben gewesen. So tat sie sich sichtlich schwer, nachdem das Duo Jednorog bereits im ersten Teil ihre lebhafte Hundemeute vorgestellt hatte. Bezaubernd war der zweite Auftritt des polnischen Duos, das sich bei seiner ruhigen Kür an einem großen Luftring von Tauben begleiten ließ.

 
Adriana Folco, , Jelena Znoar, Ballett 

Adriana Folco hatte zwar auch ihre beiden Elefanten mit nach Budapest gebracht, die im Finale für einen Überraschungsmoment sorgten. In der Vorstellung selbst präsentierte sie allerdings den hervorragenden Sechserzug Araber des österreichischen Circus Louis Knie, ritt die Hohe Schule und dirigierte ein Pony durch Reifen. Dabei wurde sie vom Ballett unterstützt. Dieses war ohnehin in viele Darbietungen involviert, wirkte aber zuweilen nicht immer professionell. Immerhin möchte man in Zukunft eine eigene Garde von Tänzerinnen und Tänzern aufbauen. Bei der Hula-Hoop-Nummer von Jelena Znaor holte das Ballett tatsächlich zahlreiche Kinder in die Manege. Über diesen Regieeinfall kann man sicherlich diskutieren, der Kroatin jedenfalls schien das ungewöhnliche Zusammenspiel zu gefallen. Und tatsächlich bleibt dieser Auftritt deutlich besser im Gedächnis als andere Darbietungen.

 
Duo Endless Love

Die tschechische Fußballjongleuse Helena Polach fiel leider verletzungsbedingt aus. Auch das rumänische Strapaten-Duo Romance war bereits zu einem Saisonengagement abgereist. An ihrer Stelle sorgte das Duo Endless Love für den unvorhergesehenen Höhepunkt im Programm. Das ebenfalls aus Rumänien stammende Paar realisierte die Idealvorstellung einer perfekten Nummer: attraktive Artisten, eine wunderbare Choreografie, tolle Kostüme und Musik sowie erstklassige artistische Leistung. Ein Vertikalseil diente als Halterung für ihre gewagten Luftvoltigen. Gemeinsame Flüge im Zahnhang folgten. Sie ließen und lassen einen vollends mit Überzeugung einstimmen: „I love Cirkusz”!

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Text und Fotos: Benedikt Ricken