CHPITEAU.DE

Ohlala - sexy crazy artistic 2017
www.circusohlala.ch ; 163 Showfotos

Dübendorf, 16. September 2017: „Sie werden Sinn und Sinnlichkeit erleben wie noch nie zuvor bei 'Ohlala – sexy – crazy – artistic'". Mit diesem Versprechen kündigen die Macher die 7. Auflage des Erotikcircus an. Und das Versprechen wird tatsächlich eingelöst. Die neue Show „#7 Senses“ ist so sündig-sexy wie kaum ein „Ohlala“-Programm zuvor. Im perfekt gestalteten Ambiente präsentiert Gregory Knie eine mitreißende, temporeich ablaufende Show mit guten Acts, modernem Chartssound und tollem Licht. Circus von heute, der erotischen Kitzel und herzliches Lachen gleichermaßen garantiert.

Zum ersten Mal ist Gregory Knie alleinverantwortlich für „Ohlala“, sein Vater Rolf ist nur noch am Wintercircus „Salto Natale“ beteiligt. Unverändert wurde jedoch die bekannte Zeltlandschaft auf dem Gelände des Militärflugplatzes in Dübendorf bei Zürich aufgebaut. Das große Foyer bietet wiederum eine stimmungsvolle, detailreich gestaltete Club-Atmosphäre vorwiegend in Rot und Schwarz. Sie setzt sich im Inneren des Chapiteaus fort. 


Ernest Palchikov, Miriam Barber Rueda, Duo Sienna
 

Hier begrüßt Gregory Knie das Publikum persönlich. Rund um ein beleuchtetes Himmelbett entspinnt sich das Opening. Ballett und Ensemble tanzen, die hervorragende Band um Orlando Ribar spielt, Miriam Barber Rueda singt. Mit ihr wurde eine starke Stimme für die neue Produktion gefunden, die viele aktuelle Popsongs großartig interpretiert. Auf eine Rahmenhandlung wurde diesmal verzichtet, und dies schadet der Show nicht. Dann geht es erstmals in die Luft. Erneut hat Gregory Knie Absolventen der Berliner Artistenschule verpflichtet, diesmal das Duo Sienna am Luftring. Sina Brunner in weiß und Vienna Holz in schwarz präsentieren interessante, anspruchsvolle Halteposen. Und dies zum Teil quasi spiegelbildlich, zum Beispiel wenn Sina in Sitzposition am Ring schwebt und Vienna in genau entgegengesetzter Position hält. Gleich diese erste Darbietung sorgt für tolle Stimmung, wird mit großem Applaus gefeiert. Ernest Palchikov gibt seiner Handstandnummer eine besondere Note, indem er sich dabei in ein rotes Tuch hüllt. Dies hält er mit Händen und Füßen. So ergeben sich bei jeder Figur neue Bilder. Kreiselnd auf einer Hand verabschiedet er sich.


Daredevilchickenclub 

Wieder ist es gelungen, für „Ohlala“ Künstler zu finden, die perfekt in dieses Konzept passen. Dies gilt ganz besonders für das Comedy-Duo Daredevilchickenclub alias Anne Goldman und Jonathan Taylor aus Los Angeles. Was die beiden auf der Bühne veranstalten, ist außergewöhnlich provokant, aber auch herrlich, geradezu aberwitzig komisch. Im ersten ihrer drei Auftritte beißt jeweils einer von einer Banane ab und spuckt dann Südfruchtstückchen durch die Luft. Der andere fängt sie mit dem Mund. Zu diesem Kunststück begibt sich Jonathan Taylor mitten unter die Logengäste. Und auch ein Besucher darf sein Fang-Glück versuchen. Seinen Augen kaum noch trauen mag man, wenn Jonathan den Mund voller Banane nimmt und der Klumpen Speisebrei den Weg in Annes Rachen findet. Freilich sind Späße mit Lebensmitteln eigentlich abzulehnen. Im zweiten Programmteil vollführen die beiden eine Quickchange-Show der besonderen Art. Annes verschwindet unter einem Tuch und erscheint Sekunden später im neuen Kleid. Soweit kennt man das. Bei Jonathan läuft das Experiment scheinbar schief: Statt im neuen Frack steht er plötzlich splitterfasernackt auf der Bühne. Nach Versuch Nummer 2 ist seine Blöße wenigstens mit einem Gummihandschuh bedeckt. Die beiden spielen mit vollem Einsatz und totaler Hingabe, überschreiten Grenzen, schonen sich nicht. Da mag man es verzeihen, dass auch die Mitspieler aus dem Publikum keinesfalls geschont werden. So wie in ihrem dritten Auftritt, wenn ein Gast zur „erotischen Behandlung“ auf die Bühne darf und dies mit Amüsement und Fassung trägt.


Patrick Schuhmann, Viachaslau Hahunou und Paul Elias Larsson, Hamish McCann, Ballett
 

Hoch hinaus wagen sich Patrick Schuhmann, Viachaslau Hahunou und Paul Elias Larsson bei Sprüngen, Salti und Pirouetten auf der Koreanischen Wippe. Dazwischen fordern sie sich im rhythmischen Klatschen auf den eigenen Körpern heraus. Jeweils vier attraktive Damen und Herren bilden das Ohlala-Ballett. In ihrer ersten größeren Tanzszene verschwindet jeweils ein Paar zunächst in einer Hülle aus weißem Tuch und bewegt sich darin. Unter dem leichten Stoff zeichnen sich die Körper deutlich ab. Die Fortsetzung folgt– ohne Tücher – mit lasziven Bewegungen auf dem Bühnenboden. Die Kostüme sind „oben ohne“, doch in der gesamten Show jederzeit edel und geschmackvoll. Und gleich wieder wird sich geräkelt, wenn Hamish McCann kraftvoll am Pole arbeitet. Bald legt er sein Hemd ab.


Duo Svetlana
 

Der sinnliche Höhepunkt des Programms wird vor der Pause erreicht, und auch die Stimmung im Publikum gelangt zum Siedepunkt. Die beiden bildschönen Damen des Duos Svetlana, Svetlana Wottschel und Yuliia Lytvynchuk, zeigen auf dem Rand eines wassergefüllten Plexiglasbeckens Handstände und Equilbristik. Sie springen in weißer Unterwäsche immer wieder ins Nass, tauchen unter und wieder auf, lassen Wassertropfen sprühen. Rund ums Becken entsteht nach und eine Wasserlache, in der die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts sich wälzen. Erotik pur. Mit Coolness beginnt dagegen der zweite Programmteil. Der Schweizer Star-DJ Mr. Da-Nos hat einen Titelsong für „Ohlala“ produziert, der es bis auf Platz 5 der Schweizer Charts brachte. Mehr als eine Million mal wurde das zugehörige Video bei Youtube angesehen, in dem Mr. Da-Nos und Gregory Knie im Motorboot über den Zürichsee jetten, begleitet von einigen Strandschönheiten. Dazwischen gibt es bewegte Bilder aus früheren Ohlala-Shows. In der Show performt Mr. Da-Nos den Hit live am DJ-Pult zwischen Lasergewitter und Ballett.


English Gents, Gustavo Sartori, Anton Monastyrski 

Nochmal humorvoll wird es mit Hamish McCann und Leon McCann. Als „English Gents“ zeigen sie zunächst Partnerakrobatik ganz stilvoll in Nadelstreifenanzügen. Während der anspruchsvollen Übungen findet Leon noch genügend Zeit, die Zeitung zu lesen oder seinem Bühnenpartner eine Pfeife zu reichen. Das alles wäre noch nicht richtig „Ohlala“ ohne ihre rasante Striptease-Einlage: Für ihren Schlusstrick stehen die beiden nur noch in „Union Jack“-Shorts auf der Bühne. Im Liegen trägt Leon seinen Partner auf einem Arm und steht dabei auf. Mit Erotikshows Erfahrung hat Gustavo Sartori, denn er gehörte zum Ensemble von „The Hole“. Nun zeigt er bei Ohlala seine Kür an roten Tüchern. Und diese ist beileibe nicht nur sexy, sondern auch leistungsstark und hochklassig. Zum Beispiel bei waghalsigen Abfallern in den Knie- und direkt weiter in den Fußhang, bis er letztlich nur noch an einem Fuß hängt. Anfang 2017 war er damit beim Festivak in Monte Carlo zu erleben. Anton Monastyrski hat mit seinen Hula Hoop-Reifen ein von Frauen dominiertes Genre gewählt. Jedoch wirkt seine Arbeit keinesfalls feminin, sondern kraftvoll, sportlich und dynamisch – zum Beispiel, wenn er einzelne Reifen vom Hals zum Arm oder von Bein zu Bein fliegen lässt und diese sich dort weiterdrehen. Sein oberkörperfreies Outfit zeigt, dass er ein wahres Muskelgebirge ist. Der letzte große Auftritt des Ohlala-Balletts umfasst ein Spiel mit fluoreszierenden Farben in der Dunkelheit. Solche Effekte dürfen schon als Spezialität des Hauses bei Ohlala und Salto Natale bezeichnet werden. Für die Schlussnummer sorgen Miss Skopalova und Bray Buenrostro. Ihre Partnerakrobatik im Fetisch-Stil war in Deutschland ein Höhepunkt der jüngsten „Burlesque“-Show im Friedrichsbau-Varieté. Hier arbeiten Mann und Frau mit freien Oberkörpern im Schummerlicht, zelebrieren auf und um einen Hocker intime Bewegungen zwischen Artistik und Tanz. Gleichwohl hätte man sich vor dem Finale vielleicht eine größere, raumfüllendere Darbietung gewünscht.

Im Finale tanzt das Ensemble zu Livegesang im Lichterrausch, das Publikum reißt es von den Sitzen, und ein offenkundig glücklicher Gregory Knie springt mit leichten Schritten auf die Bühne. Die geschlossenen Standing Ovations filmt er nebenher mit dem Smartphone für „Facebook live“ und verabschiedet sich bis zum nächsten Jahr. So geht urbane Circus-Unterhaltung für ein erwachsenes Publikum.

_______________________________________________________________________
Text: Markus Moll, Fotos: Tobias Erber