13 lange Jahre sind vergangen, seit ich
diesen Circus das letzte Mal besuchen konnte. Schon damals war
der Circus Arena, wie sich das Unternehmen viele Jahre nannte,
ein schöner Familiencircus. Er hat sich seitdem prächtig
weiterentwickelt und trägt nun den klangvollen Namen „Circus
Paul Busch“. Das schmucke Viermastzelt in rot, weiß und blau
trägt einen halbrunden „Paul Busch“-Schriftzug über dem vorderen
Mastenpaar. Wunderschön die Front. Aufwendig bemalte
Fassadenwagen, ein Paradezaun mit Fotomotiven aus dem Programm,
im Wind flatternde Fahnen und ein bogenförmiges Portal mit „Eingang“-Leuchtschrift
steigern die Vorfreude. Im Inneren des Chapiteaus beeindruckt
der große Artisteneingang mit samtfarbenen Vorhängen. Davor
steht ein hohes Podium auf Stahlgitterpfeilern. Es bietet Platz
für Schlagzeuger Emilio Frank, der die schwungvolle Musik vom
Band weiter akzentuiert. Hinter den Logen steht ein modernes
Schalensitzgradin zur Verfügung.
Schönes Chapiteau
und eindrucksvolle Fassade
Nicht nur das Äußere dieses Unternehmens
hat sich gewandelt in den vergangenen Jahren. Auch ein
Generationswechsel hat stattgefunden. Seniorchef Georg „Ehe“
Frank, bekannt als hervorragender Clown, agiert nun
fast ausschließlich im Hintergrund, seine Frau Isolde (geb. Sperlich)
ist 2014 verstorben. Ihr gemeinsamer Sohn Henry fungiert als
Direktor. Mit seiner Frau Natascha (geb. Wuch) hat er drei
erwachsene Söhne, Benito (24), Karlito (21) und Jeffry (18).
Henrys Bruder Markus ist mit Nataschas Schwester Silvia
verheiratet; das Paar hat vier Kinder, Gitano (26), Marcello
(23), Emilio (18) und Töchterchen Selena (11). Und auch Henry
Franks Schwester Peggy, verheiratet mit Martino Scholl, reist
wieder mit ihrer Familie. Das Ehepaar Scholl hat ebenso vier
Kinder, Sally (20), Cherry (18), Sandro (11) und die kleine Jolina. Hinzu kommen die Partnerinnen der jungen
Frank-Generation, zum Teil bereits wieder mit eigenem Nachwuchs.
Dieser stattliche, große Familienverbund zeigt gemeinsam ein
wirklich begeisterndes Programm.
Markus
und Karlito Frank
Zum Auftakt schwebt Cherry Scholl am
Luftring, begleitet vom Livegesang ihrer Mutter Peggy. Daraus
entspinnt sich ein klassisches Charivari, bei dem die Mitglieder
des Ensembles Kostproben ihres Könnens zeigen. Ein berittenes
Kamel dreht dazu eine Runde im Gang zwischen Loge und Tribüne.
Mit seiner wortgewandten Begrüßung gibt Henry Frank die Manege
frei. Sein Bruder Markus stellt einen gut laufenden Dreierzug
Friesen vor. Die Tiere sind mit jeweils roten Geschirren und
Federpuscheln geschmückt. Bei den Da Capi, mit Walzen und
Steigern, kommt ein weißer Araber hinzu. Karlito Frank sorgt als
sympathischer Clown Hansi mit markanter Hochstehfrisur für den
Humor. Im ersten größeren Auftritt formt er mit engagiertem
Spiel eine Rockband aus mehreren Zuschauern. Später zeigt er
unter anderem seine Version der „vier Stühle“ oder die
Popcorn-Reprise.
Nikita Frank, Martin Scholl,
Cherry Scholl und Karlioto Frank
Wenn Cherry Scholl ihre hervorragenden
Kontorsionen auf einem weißen Flügel zelebriert, sitzt dabei
ebenso Karlito an den Tasten. Zum krönenden Abschluss nimmt sie
einen Hut mit dem Mund vom Deckel des Flügels auf. Als große
Shownummer ist die Kameldressur von Gitano Frank in Szene
gesetzt. Vielfältige Lauffiguren werden sicher absolviert. Die
Tiere tragen dazu Decken im Zebralook, und ebenso schwarz-weiß
gestreift sind die Kostüme der vier Ballettdamen aus dem Kreise
der Familie, die hier auf
den Kamelen reiten. Schwarz und weiß sind auch die Tücher, an
denen Benito Franks Frau Nikita (geb. Weber) und Gitanos
Partnerin Angelina Lauenburger gemeinsam und im Wechsel agieren.
Eine trägt ein weißes, die andere ein schwarzes Kostüm. „Birds
flying high“ liefert die stimmungsvolle musikalische Begleitung.
Eine großartige Pausennummer steht mit der Stuhlpyramide von
Martin Scholl zur Verfügung. Neun weiße Stühle türmt er auf vier
Sektflaschen aufeinander. An der Spitze dieser fragilen, enorm
hohen Konstruktion wagt er einen Handstand. Mit
großem Jubel wird die Leistung bedacht.
Benito Frank, Sally und Cherry
Scholl, Gitano Frank
Stimmungsvoll und mitreißend geht es nach
der Pause weiter. Zunächst als Schattenspiel hinterm weißen
Vorhang, dann ganz real in der Manege tanzt das vierköpfige
Ballett, Peggy Frank rockt dazu „Rolling on a River“, und Benito
Frank fliegt anschließend am Schwungseil durch die Circuskuppel, bis hin zu
gewagten Abfallern rückwärts. Mit seiner heiteren Hundedressur
sorgt Martin Scholl dann wieder für Entspannung. Eines der Tiere
springt kraftvoll über vier hintereinander stehende Stühle. Mit
viel weiblichem Charme beeindrucken anschließend die Schwestern Sally und Cherry Scholl bei ihrem Tanz auf dem
Drahtseil zum Thema „Burlesque“. Mutige Jungs gibt es dagegen
zum Abschluss des Programms, wenn sich Gitano und Jeffry Frank
auf das Todesrad wagen. Blindlauf, einarmiger Aufschwung außen
am Rad und Sprünge inklusive. Mit einem großen Finale geht der
Nachmittag zu Ende. Seniorchef Georg Frank verabschiedet das
Publikum. |