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Circus Paul Busch - Tour 2017
www.circus-paul-busch.de ; 94 Showfotos

Krumbach, 17. Juni 2017: Die Circuslandschaft in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Viele große Namen sind verschwunden. Zugleich haben sich gegenläufige Entwicklungen ergeben. Einige Unternehmen, bei denen die Familie das Programm weitgehend oder komplett selbst gestaltet, sind gewachsen. Sie versuchen, in die hinterlassenen Lücken zu stoßen, drängen auf die offiziellen Festplätze der Kommunen. Diese waren früher meist Barum, Busch-Roland & Co. vorbehalten. Eines der Paradespiele für diesen Trend ist der Circus Paul Busch der Familie Henry Frank.

13 lange Jahre sind vergangen, seit ich diesen Circus das letzte Mal besuchen konnte. Schon damals war der Circus Arena, wie sich das Unternehmen viele Jahre nannte, ein schöner Familiencircus. Er hat sich seitdem prächtig weiterentwickelt und trägt nun den klangvollen Namen „Circus Paul Busch“. Das schmucke Viermastzelt in rot, weiß und blau trägt einen halbrunden „Paul Busch“-Schriftzug über dem vorderen Mastenpaar. Wunderschön die Front. Aufwendig bemalte Fassadenwagen, ein Paradezaun mit Fotomotiven aus dem Programm, im Wind flatternde Fahnen und ein bogenförmiges Portal mit „Eingang“-Leuchtschrift steigern die Vorfreude. Im Inneren des Chapiteaus beeindruckt der große Artisteneingang mit samtfarbenen Vorhängen. Davor steht ein hohes Podium auf Stahlgitterpfeilern. Es bietet Platz für Schlagzeuger Emilio Frank, der die schwungvolle Musik vom Band weiter akzentuiert. Hinter den Logen steht ein modernes Schalensitzgradin zur Verfügung.


Schönes Chapiteau und eindrucksvolle Fassade 

Nicht nur das Äußere dieses Unternehmens hat sich gewandelt in den vergangenen Jahren. Auch ein Generationswechsel hat stattgefunden. Seniorchef Georg „Ehe“ Frank, bekannt als hervorragender Clown, agiert nun fast ausschließlich im Hintergrund, seine Frau Isolde (geb. Sperlich) ist 2014 verstorben. Ihr gemeinsamer Sohn Henry fungiert als Direktor. Mit seiner Frau Natascha (geb. Wuch) hat er drei erwachsene Söhne, Benito (24), Karlito (21) und Jeffry (18). Henrys Bruder Markus ist mit Nataschas Schwester Silvia verheiratet; das Paar hat vier Kinder, Gitano (26), Marcello (23), Emilio (18) und Töchterchen Selena (11). Und auch Henry Franks Schwester Peggy, verheiratet mit Martino Scholl, reist wieder mit ihrer Familie. Das Ehepaar Scholl hat ebenso vier Kinder, Sally (20), Cherry (18), Sandro (11) und die kleine Jolina. Hinzu kommen die Partnerinnen der jungen Frank-Generation, zum Teil bereits wieder mit eigenem Nachwuchs. Dieser stattliche, große Familienverbund zeigt gemeinsam ein wirklich begeisterndes Programm.

 
Markus und Karlito Frank
 

Zum Auftakt schwebt Cherry Scholl am Luftring, begleitet vom Livegesang ihrer Mutter Peggy. Daraus entspinnt sich ein klassisches Charivari, bei dem die Mitglieder des Ensembles Kostproben ihres Könnens zeigen. Ein berittenes Kamel dreht dazu eine Runde im Gang zwischen Loge und Tribüne. Mit seiner wortgewandten Begrüßung gibt Henry Frank die Manege frei. Sein Bruder Markus stellt einen gut laufenden Dreierzug Friesen vor. Die Tiere sind mit jeweils roten Geschirren und Federpuscheln geschmückt. Bei den Da Capi, mit Walzen und Steigern, kommt ein weißer Araber hinzu. Karlito Frank sorgt als sympathischer Clown Hansi mit markanter Hochstehfrisur für den Humor. Im ersten größeren Auftritt formt er mit engagiertem Spiel eine Rockband aus mehreren Zuschauern. Später zeigt er unter anderem seine Version der „vier Stühle“ oder die Popcorn-Reprise.


Nikita Frank, Martin Scholl, Cherry Scholl und Karlioto Frank 

Wenn Cherry Scholl ihre hervorragenden Kontorsionen auf einem weißen Flügel zelebriert, sitzt dabei ebenso Karlito an den Tasten. Zum krönenden Abschluss nimmt sie einen Hut mit dem Mund vom Deckel des Flügels auf. Als große Shownummer ist die Kameldressur von Gitano Frank in Szene gesetzt. Vielfältige Lauffiguren werden sicher absolviert. Die Tiere tragen dazu Decken im Zebralook, und ebenso schwarz-weiß gestreift sind die Kostüme der vier Ballettdamen aus dem Kreise der Familie, die hier auf den Kamelen reiten. Schwarz und weiß sind auch die Tücher, an denen Benito Franks Frau Nikita (geb. Weber) und Gitanos Partnerin Angelina Lauenburger gemeinsam und im Wechsel agieren. Eine trägt ein weißes, die andere ein schwarzes Kostüm. „Birds flying high“ liefert die stimmungsvolle musikalische Begleitung. Eine großartige Pausennummer steht mit der Stuhlpyramide von Martin Scholl zur Verfügung. Neun weiße Stühle türmt er auf vier Sektflaschen aufeinander. An der Spitze dieser fragilen, enorm hohen Konstruktion wagt er einen Handstand. Mit großem Jubel wird die Leistung bedacht.


Benito Frank, Sally und Cherry Scholl, Gitano Frank 

Stimmungsvoll und mitreißend geht es nach der Pause weiter. Zunächst als Schattenspiel hinterm weißen Vorhang, dann ganz real in der Manege tanzt das vierköpfige Ballett, Peggy Frank rockt dazu „Rolling on a River“, und Benito Frank fliegt anschließend am Schwungseil durch die Circuskuppel, bis hin zu gewagten Abfallern rückwärts. Mit seiner heiteren Hundedressur sorgt Martin Scholl dann wieder für Entspannung. Eines der Tiere springt kraftvoll über vier hintereinander stehende Stühle. Mit viel weiblichem Charme beeindrucken anschließend die Schwestern Sally und Cherry Scholl bei ihrem Tanz auf dem Drahtseil zum Thema „Burlesque“. Mutige Jungs gibt es dagegen zum Abschluss des Programms, wenn sich Gitano und Jeffry Frank auf das Todesrad wagen. Blindlauf, einarmiger Aufschwung außen am Rad und Sprünge inklusive. Mit einem großen Finale geht der Nachmittag zu Ende. Seniorchef Georg Frank verabschiedet das Publikum.

Dieses leistungsstarke Programm einer talentierten, spielfreudigen Circus-Großfamilie macht durch die jederzeit schwungvolle und mitreißende Musik, das tolle LED-Licht, den temporeichen Ablauf, die geschickt überbrückten Umbauten und die engagierte Moderation so richtig Spaß. Ein Familiencircus, wie man ihn sich wünscht – aktuell und noch bis 14. August auf dem Volksfestplatz in Ingolstadt zu erleben.

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Text und Fotos: Markus Moll