Ein
Blick in die Tierschau genügt. Großzügige Wagen und Außengehege mit
Spielmöglichkeiten bieten beste Bedingungen. Das Material lässt
erkennen, woher die Tiere kommen. Die Raubtiere stammen, wie schon die
Löwen im Vorjahr, von Martin Lacey junior. Mehrere Pfleger kümmern sich
um die fünf Tiger. In der Vorstellung selbst erhält die Vorführung
großen Raum.
Victor Guillaumin
Anders
als bislang bei Royal, ist sie nach und nicht vor der Pause platziert.
Das mag daran liegen, dass in diesem Jahr die Aufbauten noch
aufwendiger sind. Zusätzlich zum Zentralkäfig werden drei der großen
Leinwände installiert, die vor einigen Jahren im Tourneeprogramm des
Circus Krone eingesetzt wurden. Bei Royal sehen wir darauf einen
rührigen Clip zur Bewahrung der Schöpfung. Dadurch, dass der Circus den
Tigern ein Zuhause gibt, leistet er einen wichtigen Beitrag dazu, so
die Botschaft des Videos. Danach steht das gestreifte Quintett im
Scheinwerferlicht. Mit ihm Victor Guillaumin, der Vorführer aus Mexiko.
Ruhig und nur mit Stöcken sowie Futterbelohnung dirigiert er die
schönen Königstiger. Die Aufmachung der Requisiten sowie das Kostüm von Guillaumin illustrieren das zugehörige Dschungel-Thema. Es ist eine
rundum gelungene Präsentation, die fast vergessen macht, dass das
Trickrepertoire eher überschaubar ist.
Brendy Joltok, José Munoz, Victor Krachinov
Während
der Käfig abgebaut wird, hält Oliver Skreinig zunächst ein
leidenschaftliches Plädoyer für den Circus mit Tieren. Dann zieht
Brendy Joltok die Blicke auf sich und damit unter die Kuppel. Sie
arbeitet eine sehr schöne Kür an den Tüchern. Dank des Gesangs von
Krisztina Nagy wird diese noch aufgewertet. „Crazy right now“ haben
sich die beiden als musikalische Begleitung ausgewählt. Mit spannenden
Effekten beginnt und beendet Nick Andrew seine Hula Hoop-Darbietung. Am
Anfang lässt er beleuchtete Reifen um seine Arme kreisen. Am Ende sind
es zwei brennende. Dabei hängt er kopfüber mit den Füßen in einer
Schlaufe. Dazwischen zeigt der blonde Australier mit Schweizer Wurzeln
viele Facetten einer abwechslungsreichen Hula Hoop-Nummer. Sogar die
Jonglage von Ringen integriert er. Sechs Kamele des Circus Royal führt
Robert Stipka junior vor. Der von Ringling aus den USA nach Europa
zurückgekehrte Tierlehrer hat mit den Wüstenschiffen eine schöne
Freiheitsdressur zusammengestellt. José Munoz hat sich bekanntermaßen
dem Seiltanz verschrieben. In spanischer Aufmachung läuft er elegant
über den Draht, springt über Fahnen und durch einen mit Papier
bespannten Reifen. Höhepunkt ist der Rückwärtssalto. Aus dem Rahmen der
diesjährigen Royal-Show fällt Victor Krachinov. Er ist der Exzentriker
in einem ansonsten klassischen Circusprogramm. Zu wild
zusammengestellter Musik liefert er eine moderne Peformance. Er
jongliert auf seine ganz eigene, ausdrucksstarke Weise mit Bällen und
Keulen. Und das auf einem beachtlichen Niveau. Krachinov ist ein wahrer
Könner seines Fachs. Damit ist die Platzierung vor dem Finale voll und
ganz gerechtfertigt.
Aleksy, Truppe Kucherenko, Kevin Stipka
Im
ersten Teil wird auf Tiere verzichtet. Da einige der artistischen
Darbietungen einen festen Untergrund benötigen, liegt ein Holzboden in
der Manege. Mit gleich drei Nummern sind Mitglieder der Truppe
Kucherenko vertreten. Aleksy zeigt am Rhönrad eine traditionell
gehaltene Nummer. Zu klassischer Musik vollführt er ganz in weiß einen
klassischen Tanz auf rollendem Requisit. Dabei fehlt ein wenig der
Schwung. Yaroslav jongliert mit bis zu zwei Diabolos. Etwas
zurückhaltend präsentiert er bekannte Tricks des Genres. Das Kostüm,
welches er an diesem Nachmittag trägt, ist leider wenig stimmig. Die
Pausennummer der vierköpfigen Truppe Kucherenko überzeugt hingegen
vollends. Die Dame und die drei Herren fahren auf Zweirädern sowie auf
niedrigen und hohen Einrädern. In immer wieder neuen Formationen drehen
die Ukrainer ihre Runden. Es gibt die dreifache Formationsfahrt auf dem
Hinterrad oder einen Zwei-Mann-Hoch auf dem Einrad. Geradezu
sensationell ist der Schlusstrick. Ein Handstand auf den Köpfen der
beiden Untermänner, welche auf hohen Einrädern fahren. Zumindest
zeitweilig im Programm ist Kevin Stipka. Der Tennisjongleur ist für den
ursprünglich vorgesehenen Donoban Rodriguez an den Strapaten
eingesprungen. Versiert lässt der Bruder von Robert Stipka junior seine
Rackets variantenreich durch die Luft fliegen. Bereits im zweiten Jahr
wagt sich Nick Andrew bei Royal ans Schwungtrapez. Dafür hat er seine
dynamische Trickfolge angepasst. Insbesondere der neu hinzugekommene
Sprung zu einem höher gelegenen Trapez sorgt für eine Überraschung.
Clown Steevy, Ballett, Krisztina Nagy
Seine
dritte Saison beim Circus Royal hintereinander bestreitet Steeven van
Gool alias Clown Steevy. Und er gefällt mir von Jahr zu Jahr besser.
Zudem sind seine Auftritte wohl dosiert. Er bringt seine Version des
Pfeil-und-Bogen-Spiels mit Luftballons. Eine Zuschauerin dient ihm hier
als Mitspielerin. In zwei weiteren Reprisen ist Brendy Joltok mit von
der Partie. Ihr Hütchenspiel mit Brendys hin- und her wanderndem Kopf
findet an einem wunderbar gestalteten Eiswagen statt. Als
Fahrradfahrer musizieren sie mit Hupen, die sich unter dem Jacket
befinden. Die Pause kündigen Steevy und Oliver Skreinig mit einem
lebensgroßen aufblasbaren Elefant an. Nicht nur der Clown und der
moderierende Direktor begleiten uns durch die Show. Immer wieder
erleben wir das sechsköpfige Ballett aus der Ukraine. Die an der
Staatlichen Ballettschule ausgebildeten Tänzerinnen und Tänzer nehmen
in ihren Choreographien meist Bezug auf die folgende Nummer. Man merkt,
dass hier Profis am Werk sind. Ausdrucksstark erzeugen sie
unterschiedliche Stimmungen. So etwa bei „Schwanensee trifft
Breakdance“, wo die Damen im weißen Tütü auf die Herren in schwarzen
Outfits treffen. Akteure und Musikstile finden letztendlich zusammen.
Es ergeben sich originelle Bilder. Das Ballett eröffnet zudem das groß
angelegte Finale. Krisztina Nagy singt, glitzernde Schnipsel regnen aus
der Kuppel. Natürlich sind alle Mitwirkenden mit von der Partie.
Vorgestellt wurden sie bereits im Opening. Hier hat Oliver Skreinig das
gesamte Ensemble namentlich angekündigt. Eine schöne Idee, so die
Akteure der Show bereits am Anfang kennenlernen zu dürfen.
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