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Classic Circus - Tour 2018
www.classic-circus.de ; 44 Showfotos

Dortmund, 6. August 2018: Beim Besuch vor zwei Jahren überraschte der Classic Circus mit einem namhaften und stimmigen Programm, welches noch immer schwärmen lässt. Heuer setzt Karl Köllner dagegen einen anderen Schwerpunkt. Zwar sind weiterhin internationale Gäste dabei, weite Teile der Vorstellung aber gestalten der Direktor und seine Familie diesmal selbst. Mag auch das letztmalige artistische Niveau nicht ganz erreicht werden, so macht auch dieser Ausflug insbesondere durch die durchweg charmante und launige Präsentation der Akteure großen Spaß!

Mit Ausnahme eines kurzzeitigen Versuchs im vergangenen Jahr geht die Familie Köllner seit längerem nicht mehr auf Tournee, sondern bespielt in den Sommerferien einzelne Städte in Kooperation mit Möbelhäusern. Zudem gastiert man seit über zwei Jahrzehnten jedes Jahr in der Heimatstadt Dortmund; die trotz heißer Temperaturen ordentlich gefüllten Besucherreihen zeugen von der gegenseitigen Treue.


Außenansicht 

Anstatt eines eher unscheinbaren weißen Zeltes wie 2016 ist nun ein neuwertiges Zwei-Mast-Chapiteau mit 16 Metern Durchmesser und markanter rot-weiß-gelber Farbgebung aufgebaut; das mutet gleich noch mehr nach Circus an. Der bunte Kassenwagen als Blickfang fehlt hingegen in diesem Jahr leider ebenso wie der schöne, samtrote Artisteneingang im Inneren. Auch die Tribüne ist durch einfache Stuhlreihen ersetzt. Das letztmals so stilvolle Ambiente leidet damit jetzt ein wenig; aber ohnehin sind die rund einstündigen Vorstellungen diesmal nicht auf „Kammerspiel-Hochglanz-Artistik“ angelegt, sondern in bester Tradition auf Unterhaltung für die kleinen Gäste.


Karl Köllner 

Karl Köllner führt nicht nur gewohnt launig durch das Programm, seine Mitmach-Zaubereien ziehen sich wie ein roter Faden durch den ersten Teil. Dafür holt er sich jeweils kindliche Unterstützung aus dem Publikum. Gleich nach der Begrüßung sagt er mit einem Augenzwinkern die Farben von Socken voraus und lässt den Bezug eines Regenschirms verschwinden; mittels einer magischen Miniatur-Waschmaschine wechseln Kleidungsstücke ihre Farben, und zuletzt wird ein trostloses Bild dank Zauberspruch des jungen Assistenten zum prächtigen Gemälde. Im zweiten Teil beweist Köllner dann sein akrobatisches Talent und balanciert bis zu sechs Stühle auf seinem Kinn. Auch das Gewicht eines Jungen, auf dem Stuhl sitzend, hält er in der Waage.


Jasmin und Bira Nogueira 

Köllners Tochter Jasmin hat die Ausbildung an der Artistenschule Berlin absolviert und stand schon in bekannten Manegen. In diesem Sommer ist sie mit dem väterlichen Betrieb unterwegs. Neben Teppichen hat sich die junge Akrobatin auf große Bälle spezialisiert, die sie bei ihrer Antipoden-Darbietung in Bewegung hält. Als Original-Trick wirft sie ihre Requisiten abschließend mit den Füßen in ein Rutschengestell, so dass diese wieder vorne an ihrer Trinka auskommen und ein dynamischer Effekt erzielt wird. Als zweite Darbietung hat Jasmin eine typische Hula-Hoop-Darbietung aufgebaut, bei der schlussendlich sechs Ringe um ihre Arme und Beine kreisen. Bira Nogueira, seit kurzem ihr Ehemann, fährt normalerweise in Mannschaftsstärke durch die Motorradkugel; hier darf er alleine agieren, zeigt dabei zahlreiche Überschläge und fährt mit illuminierter Maschine im Dunkeln. Das ist natürlich kaum vergleichbar mit großen Truppen, aber das Eisengestell mit seinen knapp vier Metern Durchmesser wirkt im kleinen Zelt auch so besonders.


David und Anna Konyot sowie Tochter Lili 

Eine jahrelange Freundschaft verbindet die Familie Konyot mit den Köllners. So sind sie zum wiederholten Male zu Gast im Classic Circus. David Konyot ist der liebenswürdige und durchaus unterhaltsame Clown. Zusammen mit Karl Köllner lässt er ein Tuch scheinbar durch die Manege wandern, später „hypnotisiert“ er eine Giraffe. Die ist freilich nur aus Plastik, aufblasbar und auch gar nicht so riesig – lebende Tiere gibt es diesmal nämlich nicht in der Vorstellung. Nur ein paar Ziegen, Esel und Lamas bilden den ebenso wie Hüpfburg und Kinderschminken zum Rahmenprogramm gehörenden Streichelzoo. Und so ist auch der Seelöwe im zweiten Teil keinesfalls echt, sondern David Konyot im Ganzkörperkostüm. Zusammen mit seiner Frau Anna als stilvolle Partnerin bringen sie eine amüsante Parodie auf jene Nummern. Von Wortwitz und Musikalität schließlich lebt der letzte große Auftritt des Paares. Letzteres Talent haben sie offenbar auch Tochter Lili in die Wiege gelegt, wenn diese die Hula-Hoop-Darbietung mit Livegesang untermalt. In ihrem eigenen Auftritt als toughes Western-Girl hantiert sie mit Pistolen und Peitschen und lässt darüber hinaus variantenreich die Lassos drehen.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken