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Horror Circus (Köllner) - Tour 2018
www.der-horror-circus.de ; 52 Showfotos

Halle, 9. Juli 2018: Im Grunde schien der starke Hype um Horror-Konzepte im Circus schon wieder vorbei. Da überrascht die Familie von Karl Altoff Köllner mit einem ebensolchen. Nach Jahren klassischer Ausrichtung, ist man erst seit Juni mit dem neuen Stil unterwegs. Erste Stationen waren Magdeburg, Halle und Chemnitz; es folgen Gera und Erfurt. Städte also, in denen eine solche Inszenierung noch nicht zu sehen war. Das Programm ist gelungen umgesetzt, wenngleich man wirklich frische Ideen vermisst. Offenbar hat auch diese Art von Circus bereits ihre eigenen Stereotypen entwickelt.

Wie den anscheinend obligatorischen Gang durch ein Grusel-Labyrinth noch vor dem Betreten des Spielzeltes. Dort wird man auch in Köllners Horror-Circus von einem Wesen aus der Unterwelt begrüßt. Hier agiert Amando Frank als Dämonenfürst. Allerdings wirkt die Rolle noch nicht ganz ausgearbeitet. Neben ein paar Wortwitzen werden meist nur praktische Informationen, etwa zur Pausengastronomie oder den gemeinsamen Erinnerungsfotos, weitergegeben. So wird das Potenzial der Figur nicht vollends ausgenutzt.


Cherry Scholl & Jeannie Frank 

Als blutverschmierte, dennoch sexy Krankenschwestern treten Cherry Scholl und Jeannie Frank gleich zweimal gemeinsam in Erscheinung. Zunächst zeigen beide ihr kontorsionistisches Vermögen. Manche Verrenkungen werden synchron gearbeitet, einige auch gemeinsam. Gleiches gilt für ihre Nummer am Luftring. Neben Solo-Aktionen wie dem Zehenhang überrascht das Duo bereits mit einigen Haltepositionen – und dies, obwohl Scholl erst zu Beginn der Saison ins Unternehmen gekommen ist. Mitgebracht hat sie auch ihr Drahtseil, auf dem sie in einem hohen Tempo läuft und unzählige Tricks nahtlos aneinander reiht. Akrobatisch ist dies sicherlich die stärkste Darbietung im Programm. Man würde sie gerne auch in anderem, größerem Rahmen wie Festivals wiedersehen. Darüber hinaus lässt sich Jeannie Frank am Vertikalseil herumwirbeln.


Nico & Leroy Köllner 

Scheinbar mit Blut verschmierte Kostüme gibt es auch bei den männlichen Akteuren. Leroy Köllner jongliert in dieser Aufmachung mit bis zu fünf Bällen, ebenso vielen Ringen sowie jeweils drei Fackeln und drei Keulen. Seine Requisiten beherrscht er zwar sicher, die Nummer aber gerät etwas lang. Sein Bruder Nico hat schon vor Jahren das alte Todesrad von Grazy Wilson übernommen. Im Kessel beweist er seinen Mut mit diversen Sprüngen, die Touren außerhalb leiden unter der geringen Zelthöhe. So muss sich der Artist an höchster Stelle immer wieder hinlegen, um eine Umdrehung zu schaffen. Große Vorbilder hat Nico Köllner auch bei seinen Comedy-Einlagen. Die Zauberparodie von Steve Eleky und der Feuerwerfer-Auftritt von Hubertus Wawra sind detailreich kopiert, entfalten dadurch aber auch die gewohnte Wirkung: nämlich ein höchst amüsiertes Publikum.


Pain Solution, Utnier Aquino 

Zu guter Letzt fließt auch noch reichlich echtes Blut. Dafür sorgen in wechselnder Besetzung die Mitglieder der Truppe Pain Solution. Sie sind bereits aus ähnlichen Produktionen bekannt. In der besuchten Vorstellung hängt sich Morten Narverud zunächst eine Bowlingkugel an seine Ohren, den Bart und ja, die Hoden, ehe er sich im zweiten Teil diverse Nadeln durch das Gesicht und die Arme sticht. Komplettiert wird das Programm durch Utnier Aquino. Er präsentiert seine bekannten Darbietungen am chinesischen Mast sowie am Schwungseil, hat aber natürlich auch Kostüm und Make-Up seinem Arbeitsplatz angepasst.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken