Ein
Großcircus ist das Unternehmen der Familie Berdino natürlich ohne Zweifel.
Ihr Cirkus Arena gehört zu den wichtigsten Vertretern dieser Sparte in
Europa.
Circus Arena in Ringsted
Das
gilt nicht nur für das Material, sondern ebenfalls für die jährliche
wechselnden Programme. Sie sind stets stark besetzt und dem klassischen
Circus verpflichtet. Oftmals sollen aus dem Fernsehen bekannte
Persönlichkeiten die Attraktivität der Show steigern. So ist in dieser
Saison einmal mehr TV-Star Bubber zu Gast, der prominent von den Plakaten grüßt.
Laura Berdino, Duo Costache, Andrejs Fjodorovs
Er
ist es auch, der nach einer Einlage von Clown Jimmy Folco und dem
Opening mit allen Artisten die Begrüßung des Publikums übernimmt. Die
folgende Darbietung repräsentiert den traditionellen Circus par
excellence. Laura Berdino führt sehr charmant einen Sechserzug brauner
Araber aus dem Marstall des Cirkus Arena vor. Die wunderschönen Pferde
laufen unter ihrer Anleitung eine anspruchsvolle Freiheit, die bestens
eingespielt ist; Gruppensteiger inklusive. Als da capo überrascht
Tochter Scarlett mit einem Pony. In seiner ersten Reprise liefert sich
Jimmy Folco mit einem Mädchen aus dem Publikum ein Duell im Spucken mit
Wasser aus einer Plastikflasche. Dank Regenponchos bleiben die beiden
Akteure zumindest einigermaßen trocken. Bereits 2017 war das Duo
Costache im Unternehmen der Familie Berdino zu erleben. Damals mit
ihrer Akrobatik an der Perche. In diesem Jahr erleben wir Leonardo und
Vita am Trapez. Dabei wechseln sie sich mit dem tragenden Part ab und
setzen oftmals auf die Kraft ihrer Zähne. Sie verkaufen ihre Darbietung
gewohnt extrovertiert. Gegenüber ihrem Engagement beim letztjährigen
Festival in Namur ist die Präsentation dramatischer geworden. Immer
wieder ein Genuss sind die Auftritte von Andrejs Fjodorovs mit seinen
Tauben. Es ist eine der ganz wenigen Nummern mit dieser Vogelart, bei
der man wirklich von einer Dressur sprechen kann. Die weißen Tauben
laufen zwischen den Beinen von Fjodorovs hindurch oder drehen sich auf
Kommando um die eigene Achse. Ein zusätzlicher Gewinn ist der Einbezug
eines weißen Hundes, der beispielsweise auf den Hinterbeinen läuft,
während er eine Stange mit zwei Tauben darauf im Maul hat.
Oleg Izossimov, Diorios, Flying Wulber
Ein
weiterer „Traum in Weiß“ ist die Equilibristik von Oleg Izossimov. Zu
Opernarien verblüfft der Russe mit variantenreichen Handständen, die er
formvollendet präsentiert. Akrobatik vom Feinsten, die ich bislang vor
allen Dingen im Tigerpalast erlebt habe. Die zurückhaltende Art von
Izossimov mag nicht so recht in den Rahmen der großen, bunten Show von
Arena passen. Er setzt somit den Kontrapunkt zum restlichen Programm.
Insbesondere zur folgenden Darbietung, bei der bis zu fünf Biker durch
die Motorradkugel jagen. Bei den letzten Runden der kompletten
Formation teilt sich die Kugel, der untere und der obere Teil werden
auseinander gefahren. Mit diesem Nervenkitzel einer Diorio-Truppe geht
es in der Pause. Während sich das Publikum an den Verkaufsständen vor
dem Chapiteau stärken kann, wird im Spielzelt das Sicherheitsnetz
aufgebaut. Dieses dient den Flying Wulber beim freiwilligen oder
unfreiwilligen Abgang vom Fliegenden Trapez als Landefläche. Doch an
diesem Nachmittag gelingen alle Sprungkombinationen der Fliegerin Gilda
Vulcanelli und ihrer beiden männlichen Kollegen. Dabei sind unter
anderem der Dreifache Salto und die Passage. Ein kleines Luftballett
einer weiteren Artistin eröffnet die Flugshow, der Sprung aus der
Kuppel beendet sie.
Truppe Alexander, Kolev Sisters
Nachdem
Jimmy Folco in seinem Planschbecken den Kampf gegen einen Hai gewonnen
hat, führt Karsten Berdino acht Dromedare vor. Die gepflegten Tiere
zeigen auf Berdinos Kommando flott ihr umfangreiches Repertoire. Nicht
mit auf Tournee sind in diesem Jahr die drei afrikanischen Elefanten
des Cirkus Arena. Die unklare politische Situation hinsichtlich eines
möglichen Wildtierverbots hat zu dieser Entscheidung geführt. Ein
weiteres Mal gehört die Manege Jimmy Folco. Diesmal teilt er sie sich
mit sechs Herren aus dem Publikum, um einen lustigen Boxkampf
aufzuführen. Für die nach recht kurzer Zeit aus dem Programm
ausgeschiedene Truppe Cheban wurde die Truppe Alexander hinzugenommen.
Das Sextett inklusive Dame steht für temporeiche
Schleuderbrettakrobatik. In immer neuen Varianten geht es durch die
Luft. Die variantenreichen Sprungkombinationen werden auf den Schultern
der Untermänner gelandet. Höhepunkt ist der Sprung zum
Fünf-Personen-Hoch inklusive Perchestange. Damit dieses Kunststück
gelingt, reiht sich sogar Bubber in den Menschenturm ein. Die
Schlussnummer aber gehört zwei jungen Damen. Die Kolev Sisters haben
sich diese prominente Platzierung redlich verdient. Die
Hand-auf-Hand-Artistik von Nicole und Michelle ist zwar noch recht neu,
überzeugt aber bereits auf ganzer Linie. Starke Tricks werden ungeheuer
charmant verkauft. So etwa der einarmige Handstand auf dem Nacken der
Partnerin, welche ebenfalls einen Handstand drückt. Ohne Zweifel werden
wir von den Schwestern noch viel hören.
Jimmy Folco und Bubber
Für
die mitreißende musikalische Begleitung der Show sorgt wiederum ein
Quartett unter der Leitung von Alex Bozic. Der Bandleader und die
Instrumentalisten Jocelyn Allsopp, Fabio Buono und Jesse Harter werten
den Gesamteindruck deutlich auf. Ein langjähriges Mitglied des
Arena-Ensembles ist Clown Jimmy Folco. Er spielt zumeist bekannte
Reprisen und kommt damit beim Publikum prima an. Beste Voraussetzungen
also für einen unterhaltsamen Nachmittag. Getrübt wird die Freude
allerdings durch Bubber. Er ist ein durch und durch sympathischer
Zeitgenosse, doch seine Moderationen – ein paar wenige davon im Dialog
mit Jimmy Folco - finden einfach kein Ende. Somit zieht er die
Show unnötig in die Länge, nimmt ihr das Tempo. Sicher bin ich mit
meinen nicht vorhandenen Dänischkenntnissen der falsche Maßstab. Aber
auch die Reaktionen des Publikums lassen nicht darauf schließen, dass
seine Texte übermäßig unterhaltsam sind. Hier wäre weniger definitiv
mehr.
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