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Circus Harlekin - Tour 2019
www.circusharlekin.ch ; 64 Showfotos

Steffisburg, 22. März 2019: „Wir sind eine große Familie“ von Peter Alexander singt im Finale das Ensemble zusammen mit den Zuschauern. Dieser familiäre Charakter ist es wohl, der den Circus Harlekin so besonders und seit 27 Jahren erfolgreich macht. Wo sonst hat das Publikum die Gelegenheit, sich nach jeder Vorstellung auf einen Plausch mit der Direktion im Barwagen zu treffen? Eine große Familie ist auch die Mannschaft. Viele Mitarbeiter sind von den ersten Jahren an mit dabei. Es ist ein eingespieltes Team aus Marokkanern, Polen, Ukrainern und Schweizern.

Hinzu kommen die engagierten Artisten, die jedes Jahr ausgetauscht werden. Unter dem Motto „Nostalgisch gut“ steht das diesjährige Programm. Passend dazu wurde der Artisteneingang erneuert und besticht nun durch seine Säulenkonstruktion.


Opening 

In der Mitte sitzt nach wie vor das hervorragende sechsköpfige Orchester, während sich links und rechts davon die Eingänge der Artisten befinden. Ebenfalls neu sind die Logenwände mit goldenen Schnörkeln, nachdem zuvor nur ein Seil neben der Piste die Manege begrenzte. Im Opening erwecken die Clowns Hector und Pierrot Rossi die „versteinerten“ Artisten zum Leben, woran sich ein kleines Charivari anschließt. Dieses Jahr können wir viele Äthiopier in der Harlekin-Manege bewundern.


Nati und Nagassi, Rogerio Goncalves, Bareket 

Den Anfang macht Bareket, der sich dem Einrad verschrieben hat. Verschiedene Figuren werden auf Ein- und Hochrädern gezeigt, ehe als Höhepunkt die Fahrt auf einem Miniatur-Einrad folgt. Seine Landsleute Nati und Nagassi begeistern im zweiten Teil als Ikarier. Nati jongliert dabei den 18-jährigen Nagassi mit seinen Füßen. Es werden alle genretypischen Tricks wie der Fuß-auf-Fuß-Stand gezeigt. Schlusstrick ist eine Reihe von zahllosen Salti, wonach ihnen tosender Applaus sicher ist. Saltos springen und jonglieren (allerdings mit Keulen statt mit Menschen) sollte eigentlich auch das Schleuderbrett-Trio Czaszar. Kurz vor Saisonstart brach sich allerdings die Fliegerin ein Bein, weshalb die Artisten ihr Engagement nicht antreten konnten. Pünktlich zur Premiere konnte als Ersatz Jongleur Rogerio Goncalves unter Vertrag genommen werden. Der Spanier ist mit seiner temporeichen Jonglage sogar Schlusspunkt der Show. Einen Tennisschläger jongliert er zwischen zwei Stäben, am Schluss sind es gar zwei Schläger, die auf diese Weise in der Luft gehalten werden. Dazwischen lässt er Bumerangs und Bälle durch das Zelt fliegen. Noch nicht bei unserem Besuch im Programm war das Trio Black Diamonds. Zwei der drei Artistinnen, Salem und Tiblet, waren 2014 schon mal mit Antipoden und Hula-Hoop in der Harlekin-Manege zu sehen. Nun begeistern sie zu dritt mit ihrer preisgekrönten Hand-auf-Hand-Akrobatik (u.a. Gold Nikulin 2017, Silber Saint-Paul-les-Dax 2018) und verstärken damit seit Ende März das Programm. Ebenfalls nach unserem Besuch zur Programmverstärkung hinzugestoßen ist Leiterartist Yared Teklu, der auch aus Äthiopien stammt, womit nun vier Darbietungen aus dem Land in der Show zusehen.


Duo Zontli, Lügg, Alina Malko 

Aus Mexiko hingegen kommt das Duo Zontli. Die Zopfhangnummer der Mexikaner ist eine echte Neuentdeckung und nahm im Januar beim Nachwuchsfestival in Monte-Carlo teil. Ihre Darbietung ist in eine eher ruhige Choreographie zum Thema Indianer eingebettet. Hervorzuheben ist die sympathische Ausstrahlung der beiden, die immer ein Lächeln auf den Lippen haben. Ungewöhnlich für eine Nummer dieses Genres ist die Tatsache, dass es sich hier um Partner und Partnerin handelt. Er hält sie dabei oft an den Haaren in der Luft. Seine langen Haare lassen es allerdings auch zu, parallel mit ihr durch die Luft zu schweben. Ebenfalls in die Luft geht es mit Hausartistin Alina Malko, die sich getreu dem Motto „Nostalgisch gut“ eine ganz klassische Nummer am Vertikalseil erarbeitet hat. Haltefiguren und selbstverständlich viele Wirbel werden gekonnt dargeboten. Hausartist ist auch das richtige Stichwort für Clown Lügg alias Lukas Böss. Der begabte Nachwuchsspaßmacher weiß wieder mit vielen kreativen Einfällen zu gefallen. Lustig und völlig neu ist das Spiel um einen Golfball, der einfach nicht ins Loch gehen will.


Pierrot und Hector Rossi, Monika Aegerter 

Generell spielen die Clowns immer eine große Rolle bei Harlekin. Im zweiten Jahr in Folge können wir daher Pierrot und Hector Rossi sehen. Auf verschiedenen Instrumenten stellen sie natürlich ihr musikalisches Talent unter Beweis. Auch zusammen mit Lügg haben sie einen Auftritt, bei dem ein Fotoshooting nicht so gelingen will. Hector zeigt zudem eine kleine Jonglage-Einlage auf der Rola-Rola, und Pierrot versucht auf verschiedenen Gitarren zu musizieren.


Nicole Pichler, Susanne Mani

Tiere sind selbstverständlich ein fester Bestandteil jedes Harlekin-Programms. Traditionell wurde wieder eine Nummer des schwedischen Cirkus Olympia angemietet. Nicole Pichler führt vier Kamele vor. Die großen Tiere entfalten im kleinen Harlekin-Chapiteau beinahe eine Wirkung wie eine Elefantenherde in größeren Manegen. Später gesellen sich noch zwei Lamas dazu, von denen eines die abliegenden Kamele überspringt. Genauso wie Nicole steht auch Susanne Mani jedes Jahr mit Vierbeinern im Rampenlicht. Nun ist es ein Groß und Klein, an das sich noch vier weitere Ponys anschließen. Passend zum Programmmotto erklingt klassische Circusmusik, und die Tiere tragen rote Federpuschel. Diese Dressurgruppe ist nicht etwa angemietet, sondern wurde von Susanne eigens dressiert. Chapeau. Isabelle Hostettler, die Freundin von Hausclown Lukas Böss, führt charmant und mit sichtlich viel Freude durch die zweite Hälfte des Programm. Da die Schweizerin noch einem bürgerlichen Beruf nachgeht, moderiert in ihrer Abwesenheit und vor der Pause Direktorin Monika Aegerter mit der gleichen Schweizer Herzlichkeit das Programm. Auch wenn Direktor Pedro Pichler gesundheitlich angeschlagen ist und noch bis kurz vor Saisonstart im Krankenhaus lag, lässt er es sich nicht nehmen, mit Monika zusammen das Publikum zu verabschieden und danach natürlich im Barwagen mit den verbleibenden Besuchern zusammen zu sitzen.

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Text: Simon Preißing; Fotos: Tobias Moll