Der Eindruck eines rundum erneuerten Unternehmens ergibt sich schon beim Anblick der Fassade. Das
altbekannte Entree wurde einem Redesign unterzogen. Passend zur Show
sehen wir Jana Mandana Lacey-Krone und Ehemann Martin Lacey jr. sowie
den Programmtitel. Das alles in einem goldenen Design, dem der
Frontzaun angepasst wurde. Umgesetzt wurde diese gelungene Gestaltung
mit Folien von Max Siemoneit-Barums Firma „Masiba“. Die ganze
Konstruktion wirkt nun edler, moderner und gepflegter. Dahinter
verbirgt sich eine weitere Neuheit: Ein schönes, großes Vorzelt, das
das bisherige Cafézelt ersetzt. Eine vernünftige Entscheidung, war das
Vorgängermodell doch mit den Maßen eines Festzelts bei gutem Besuch
viel zu klein.
Fassade
Im
Inneren des Zweimasters finden sich neben den (neugestalteten)
Verkaufsständen auch schöne, historische Wagen, eine Ponyreitbahn,
Holzboden, ein erhaltener, alter Traktor und vieles mehr. Dazwischen
stehen kleine Skulpturen, Vitrinen, Kronleuchter und Sessel, die Masten
sind verkleidet und mit goldenen Palmen geschmückt. Insgesamt ein
warmes Wohnzimmerambiente, das einen gleich in den angekündigten
„Palast der goldenen 20er Jahre“ entführt.
Artisteneingang,
aufgenommen bei der Pressekonferenz zu "Mandana"
Durch
den bekannten Tunnel gelangt man sodann unter dem Orchesterpodium
hindurch in das Chapiteau. Ja, richtig gelesen. Es gibt
wieder ein Orchester im Circus Krone. Fünf Musiker unter Oleksandr
Krasyun begleiten die Show im Zusammenspiel mit eingespielten Klängen
des „Heureka Orchestra“, die eigens von Edina Mókus Szirtes komponiert
wurden. Schon beim Einlass sitzen die Musiker in weißen
Harlekin-Kostümen über dem Besuchereingang. Der hervorragende Sound
kommt aus einer neuen Soundanlage. Denn eben auch im Hauptzelt hat sich
so einiges verändert. Zuallererst fällt der prächtige Artisteneingang
ins Auge. Gebaut in den Krone-eigenen Werkstätten, erinnert das Portal
an die Fassade, die in den 20er Jahren von Carl Krone verwendet wurde.
Die ganze Atmosphäre wirkt dichter, einfach schöner. Dazu trägt
die neue, aufwendige Lichtanlage ebenso bei wie beleuchtete, farblich
angepasste Logenwände, goldene Palmen an den Sturmstangen und die
Piste im auffälligen Zacken-Design. Zentral vor der Manege ist eine
kleine Bühne platziert, die sehr oft zum Einsatz kommt. Wie schon in
der Vorsaison werden die beiden letzten Blöcke des Gradins nicht mehr aufgebaut.
Eröffnungsszene
Noch
vor dem Beginn der eigentlichen Show möchten Tyrone und Sven Jahn-Munoz
das Sägemehl wässern und holen sich dabei Hilfe von Löwe und Elefant,
die in Gestalt von Figuren auftreten. Aber auch unter Beteiligung von
Zuschauern scheitern sie immer wieder. Der schüchterne Löwe verkriecht
sich dann in einem stilisierten Käfigwagen, denn die Ankunft seiner
geliebten Pferdeprinzessin „Mandana“ steht bevor. Darüber machen sich
die anderen nur lustig, weshalb der Löwe mit Gebrüll gleich beweist,
dass er der König im Tierreich ist. Was dann folgt, lässt sich einfach
nur mit „Wow“ umschreiben. Alle Artisten kommen zu epischer Musik in
die Manege, hoch zu Ross angeführt von Jana Mandana Lacey-Krone. Die
Direktorin lässt ihren Lusitano steigen, Kamele, Zebras, Lamas und
Cremellos umrunden die Szenerie. Dabei sind alle Beteiligten in
wunderschöne weiße Kostüme gehüllt. Denisa Stipka führt einen Friesen
im spanischen Schritt in die Manege, auf dem „Mandana“ davonreitet.
Just in dem Moment, in dem sie das Portal durchquert, dreht sie sich um
und erblickt den Löwenprinzen (Martin Lacey jr.) auf der vorgelagerten
Bühne. Somit ist die Storyline von Anfang an klar: Wir begleiten die
Liebesgeschichte von Pferdeprinzessin und Löwenprinz, die ihre enge
Anbindung in der Geschichte des Circus Krone und seiner aktuellen
Direktion findet. Es ist ein großer Verdienst des Kreativteams um die
Direktion und Regisseur Bence Vági sowie Produzent Kristian Kristof,
dass sie sich ausführlich mit der Historie des Unternehmens beschäftigt
haben. Denn so wird deutlich, dass sich Krone über mehr als nur über
„auf der Bühne, in der Manege und in der Luft“ definiert. Krone steht
für die Geschichte einer großen Show im Wandel der Zeit – und so ist es
nur logisch, dass nach Frieda Sembach-Kron‘s Revue nun der nächste Wechsel an
der Reihe ist. Klar, es muss nicht jeder gut finden, wenn ein
Programm vollständig ohne klassische Komplimente auskommt. Wir
befinden uns jedoch in einem komplett durchgestylten
Historien-Spektakel, das es schafft, harmonisch Recirquel- und
Krone-Elemente zu einem Ganzen zusammenzufügen.
Daniel und Eliane Stipka, Flash of Splash,
Steve Eleky
Folgerichtig
präsentiert Steve Eleky seine bekannten Witze als „Hofnarr“ im
passenden Kostüm. Der bekannte „Hi-Hai“ zieht natürlich auch im
20er-Jahre-Setting. Auch wenn er es als Eröffnungsnummer nicht einfach
hat, gewinnt er schnell das Premierenpublikum für sich. Bei diesem
ersten Auftritt vor allem mit seinen komischen Jonglagen mit Bällen,
Zigarrenkisten und Ringen. Direkt im Anschluss erleben wir ein
erstes artistisches Highlight. Die Zusammenarbeit von Recirquel und Krone
entstand unter anderem dadurch, dass die von Vági gestaltete
Abschlussperformance der Schwimm-WM in Budapest die Verantwortlichen
nachhaltig beeindruckte. Dabei kam ein Gestell mit unzähligen Motoren
zur unabhängigen Steuerung von Strapaten zum Einsatz. In „Mandana“
hängt ebenjene Konstruktion unter der Kuppel. Hier sind es gleich sechs
Artisten, die parallel und abwechselnd über der Manege schweben. Im
Mittelpunkt steht dabei das bekannte Duo „Flash of Splash“. Während
Amaliia Avanesian zu Beginn eine Pferdemaske trägt, steckt Yevhen
Abakumov unter einem weißen Löwenkopf. So wird die Storyline dezent
vorangebracht, ohne ständig aufdringlich im Vordergrund zu stehen. Um
sie herum angeordnet arbeiten Lili Patricia Tamas und Tamas Laszlo
sowie Lena Gurtovaya und Sven Jahn-Munoz; sowohl einzeln, als auch im
Duo. Ein wunderschönes, harmonisches Bild. Löwe, Elefant und Pferd
werden vom Clown-Trio „Without Socks“ verkörpert. Sie tragen eine Kiste
herein, die ein Hochzeitsgeschenk für „Mandana“ beinhaltet. Heraus
springt Aleksandr Batuev, der in neuer Aufmachung als Pierrot ein altes
Krone-Plakat symbolisiert. Wie auf ebenjenem Sujet wird um ihn herum
ein Pas de deux zu Pferden gezeigt. Daniel und Eliane Stipka sind
hierzulande bestens bekannt und begeistern auch bei Krone mit
verschiedensten Hebefiguren. Direkt im Anschluss arbeitet Aleksandr
Batuev seine Kontorsionistik. Dabei wechselt er zwischen Bühne und
Manege und ist ständig in Bewegung. Einziges Manko ist, dass er durch
die relativ flache Tribüne von vielen Plätzen sehr schlecht zu sehen
ist.
Hohe
Schule mit Jana Lacey-Krone und Hans-Ludwig Suppmeier
Danach
haben die „Without Socks“ ihren ersten größeren Auftritt. Nun ohne
Masken möchten sie per Selbstauslöser ein Foto aufnehmen, wobei einer
der drei den starken Jäger gibt. Doch selbst mit Hilfe aus dem
Publikum will dies nicht so wirklich gelingen und endet sogar tödlich.
Engel Elsa Bontempelli eilt zur Hilfe und verhilft allen Beteiligten zu
einem glücklichen Ende. Wunderbar gestaltet ist der Übergang zur Hohen
Schule, bei der Jana Lacey-Krone zuerst vor Artem Babinov, der bei den
„Socks“ den Löwen darstellt, zurückweicht, um dann hinter ihm durch die
Manege zu reiten. Kurz darauf wird sie durch Hans-Ludwig Suppmeier
ergänzt. Gemeinsam zelebrieren sie wunderbare Figuren der klassischen
Reiterei. Währenddessen begibt sich die Truppe Robles schon auf das
Hochseil. Ehe sie die Manege verlässt, fängt „Mandana“ von einer der
Seiltänzerinnen ihren Hochzeitsschleier auf. So kann die Pausennummer
direkt starten. Die sieben Kolumbianer wissen wie gehabt durch ein
breites Repertoire und die abschließende Siebener-Pyramide zu
überzeugen. Lustig gestaltet ist die Pauseneinleitung, bei der einer
der „Socks“ per Kanone fliegen will. Heraus kommt nur eine Puppe – mit
passendem „Pause“-Schild. Die erste Hälfte ist insgesamt sehr stimmig.
Was jedoch fehlt, ist ein temporeiches Highlight. Selbst die Robles
arbeiten zu relativ getragener Musik. Folglich hat die Musik hat den
Anschein eines relativ uniformen Teppichs. Auf einen realen Teppich wird jedoch
verzichtet: Lediglich ein kleiner Holzboden wird für die artistischen
Darbietungen in der Manegenmitte ausgelegt.
Truppe
Non Stop, Steve Eleky, Duo Stauberti
Genau
mit dem vermissten temporeichen „I-Tüpfelchen“ startet „Mandana“ in die
zweite Hälfte. Nach einem kurzen Tanz auf der Bühne wechseln die
Mitglieder der Truppe „Non Stop“ auf zwei Trampoline mit einem
Plexiglas-Haus in der Mitte. Die spektakulären Sprünge und Salti werden
mit frenetischem Applaus belohnt. Der aufwendige Abbau wird durch eine
kreativ umgesetzte Reprise mit den „Without Socks“ überbrückt. Der Löwe
hat Albträume und jagt seine Freunde durch den Zuschauerraum. Dabei
fliegen diese sogar über den Köpfen der Zuschauer und nerven als
Stechmücken. Danach verbringt „Mandana“ ein letztes Mal vor der
Hochzeit einige Momente mit ihren geliebten Pferden. Herein kommt sie
in einem wunderschönen Wagen mit durchsichtigen Wänden, in dem sie sich
schminkt. Die Wände fallen, und außenherum toben sich zwei
Araberhengste aus. Im Anschluss drehen fünf Falben Pirouetten, ehe Jana
Mandana Lacey-Krone zusätzlich fünf Cremellos und fünf Noniusse
hinzunimmt, die in drei Fächern um sie herum kreisen. Falben und
Cremellos verlassen den Palast, die Noniusse werden zum Zehnerzug
ergänzt. Nun tanzt „Mandana“ mit ihren walzenden Pferden. Nach einem
Steiger verabschiedet sie sich im engen Dialog mit einem Falben. Noch
einmal darf „Hofnarr“ Steve Eleky für große Lacher sorgen, diesmal mit
seinen komischen Illusionen. Dabei schafft er es wie gewohnt, die
größten Wunder wahr werden zu lassen. In ein Schaubild eingebettet ist
der Auftritt des Duo Stauberti. Zwei Artistinnen (Lili Patricia Tamas
& Lena Gurtovaya) arbeiten an Luftringen, wenn die Perchestangen
für die spektakulären Balancen gewechselt werden. Somit geht alles
fließend ineinander über, und es entsteht kein „Drei-Manegen-Effekt“,
bei dem man nicht weiß, wo man hinschauen soll.
Martin
Lacey jr.
Noch
einmal dürfen die liebenswürdigen „Without Socks“ mit verschiedenen
Tänzen auftreten. Doch am Premierenabend gehen alle Blicke in Richtung
Käfigaufbau: Ein komplett neuer Netzgitterkäfig wird inklusive
Pistendeckel nach oben gezogen. Und auch am Artisteneingang wird durch
eine Schiene ein Gitter nach oben gezogen. In der Manege steht ein
komplett neues, goldenes Gestell für die Raubtiere. Das Licht geht an,
und Martin Lacey jr. kniet neben Mähnenlöwe Baluga im vergitterten
Artisteneingang. Denn Lauftunnel war bei Krone gestern – nun gibt es
den spektakulären Effekt, dass die Tiere einfach durch den Eingang
laufen. Und so kommen nach zwei Tigern insgesamt noch 13 Löwinnen und
Löwen aus Martin Laceys großer Gruppe hinzu. Sie nehmen Platz auf
der Piste, nicht auf Podesten. Neben einem Fächer erleben wir
verschiedene Elemente der bekannten Vorgängerdarbietung, sei es ein
dreizehnfacher Hochsitzer, Scheinangriffe oder ein Courbette-Steiger.
Am Ende laufen Martin Lacey jr. und Baluga gemeinsam in die
Palastfassade. Nun kann der Löwenprinz mit „Mandana“ einen neuen
Lebensabschnitt beginnen. Direkt dann der Übergang zur Hochzeit, also
dem Finale. Die Artisten winken zwischen Logen und Tribüne, das
Orchester spielt auf der Bühne. Als das Licht in der Manege wieder
angeht, kniet Martin Lacey jr. vor seiner Gattin, die eine Pferdemaske
trägt. Zwei Artistinnen nehmen ihr diese ab, und die beiden beginnen
ihren Hochzeitstanz. Alle Artisten gratulieren und positionieren sich
auf dem Gestell der Raubtierdarbietung. Ein grandioses Schlussbild baut
sich auf. Standing Ovations sind die logische Folge.
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