Mit diesem Konzept hat man sich ein treues
Stammpublikum erspielt. Zu den regulären Gastspielen kommen
Events, Charity-Aktionen und Gala-Auftritte hinzu. Sie festigen
den exzellenten Ruf des Circus Pikard und sind weitere
ökonomische Standbeine des soliden Familienbetriebs. Gegründet
wurde er 1989 von dem international erfolgreichen
Artisten-Ehepaar Ernö und Elisabeth Schneller. Seit Ernö
Schneller im Jahr 2004 viel zu früh verstarb, führt seine Frau
den Circus mit ihren Kindern Alexander, Romana und Ilona in
seinem Sinne weiter. Besonders im Fokus steht Alexander
Schneller als medienbekannter Juniordirektor.
Gloria Guti, Alexander Schneller,
Elisabeth Axt
Zu Beginn der Vorstellung macht uns Eddy
Carello mit den Sicherheitshinweisen vertraut und kämpft mit den
Tücken von Sprachassistentin Alexa. Zum Jubiläumsprogramm
begrüßt Elisabeth Schneller das Publikum mit einer Ansage aus
dem Off, ehe sich das gesamte Ensemble zum Opening in der Manege
vereint. Die Damen tragen herrliche Hutkreationen mit
Federschmuck. Diese wurden von dem belgischen Travestiekünstler
Erwin van Hoogeve kreiert und von Hand gefertigt. Romana
Schnellers Tochter Gloria
entwickelt sich als Luftakrobatin immer weiter und präsentiert
ihr Können an den Tüchern. Josy Casselly stellt das Pony Zorro
vor, das erstaunliche Fähigkeiten in den Grundrechenarten
demonstriert. Satteln lassen mag es sich nicht. Dafür nimmt es
lieber bequem auf einem Sofa Platz. Als Hommage an seinen Vater
zeigt Alexander Schneller seine Jonglagen heuer im Stil der
1960er Jahre. Die Ansage durch Elisabeth Schneller sowie Musik,
Kostümierung und sogar die Gestik tragen zu dieser Zeitreise
bei. Elisabeth Axt zelebriert klassische Handstände auf einer
und auf zwei Händen. Der Piedestal ist ebenso LED-beleuchtet wie
die Walze, die sie mit den Füßen jongliert.
Maria Gschwandtner, Josy
Casselly, Romana Schneller
Josy
Casselly leitet vier schwarze Ponys zu vielfältigen Lauffiguren
an. Die Decken und Puschel der Vierbeiner sowie das Kostüm der
Vorführerin sind im gleichen blauen Stoff mit goldfarbenen
Verzierungen fein aufeinander abgestimmt. Am Regenschirm schwebt
das berühmteste Kindermädchen der Welt in die Manege: Mary
Poppins wird hier von Maria Gschwandtner verkörpert, die ihre
Luftnummer somit einmal mehr neu gestaltet hat. Die
Österreicherin begeistert immer wieder mit ihrer Präsenz und
Ausstrahlung in der Manege. Zehenhang, kontorsionistische
Figuren und Genickhangwirbel im Glitter-Regen verraten ihr
akrobatisches Können. Stets wird bei Pikard der Abschluss des
ersten Programmteils als aufwendiges Schaubild gestaltet.
Hierfür hat Romana Schneller ihre Darbietung in ein neues Gewand
verpackt. Ihre Antipodenspiele präsentiert sie nun als
Seeräuberbraut, mit den Füßen jongliert sie unterem anderem ein
Fässchen Rum. Das Ensemble tanzt um sie herum, die einen im
Piratenlook, die anderen als Meerjungfrauen.
Südsee-Schaubild
mit u.a. Peter Reitbauer
Das ist schon toll, doch es ist längt
nicht alles. Nach einer kurzen Reprise von Eddy Carello schlägt
die Szenerie um, und wir befinden uns in exotischen Gefilden in
der blitzschnell errichteten Tiki-Bar. Es geht nun Schlag auf
Schlag. Sämtliche Artisten zeigen in blumigen Südsee-Outfits ihr
Können. Nachwuchs-Artist Peter Reitbauer und andere beweisen ihr
Geschick beim Limbo-Tanz, Maria Gschwandtner verbiegt sich
schlangengleich, und Alexander Schneller hat mit Josy Casselly
eine veritable Partnerakrobatik einstudiert. Mit Flaschen von
Hochprozentigem und Cocktailmixer jongliert Eddy Carello,
gefolgt von seinen Glasbalancen. Schlussendlich lässt Romana
Schneller schwungvoll die Hula-Hoop-Reifen kreisen, während aus
den Boxen der Gassenhauer „Itsy Bitsy Teenie Weenie
Honolulu-Strand-Bikini“ schmettert. Es sind großartige
zirzensische Glücksmomente, mit denen der erste Programmteil
endet. Diese Gestaltung der Show hat aber auch regelmäßig den
kleinen Nachteil, dass der eigentliche Höhepunkt des Programms
vor der Pause stattfindet anstatt vor dem Finale.
Monty Borcan, Romana Schneller,
Maria Gschwandtner und Josy Casselly
Denn die zweite Halbzeit ist eher ein
klassisches Nummernprogramm. Der junge Artist Monty Borcan
beginnt seine Darbietung mit Handständen, womit dieses Genre
- wie auch die Jonglage - doppelt im Programm vertreten ist. Besonders beeindruckt er mit
seinen Kopfsprüngen und dem abschließenden Kreiseln im
Kopfstand. Bestens bekannt ist die Taubenrevue von Romana Schneller,
die hier wieder ihr schönes Schmetterlingskostüm trägt. Auf
Stangen an den Flügeln sitzen die Tiere und warten auf ihre
Tricks wie zum Beispiel die Karussellfahrt. Maria Gschwandtner
und Josy Casselly haben sich gemeinsam eine Luftnummer an
Strapaten erarbeitet. Kraft, Können und Beweglichkeit machen es
möglich. Zum Abschluss hängt Maria Gschwandtner kopfüber in
einer Fußschlaufe. Mit den Händen hält sie ihre Partnerin an
einem Fuß. So drehen sie sich gemeinsam in einem Wirbel.
Eddy Carello, Elisabeth Axt
Romana
Schnellers Ehemann Balasz Guti alias Clown Baguti ist derzeit
nicht in der Show zu erleben. So liegt der komische Part alleine
in den Händen von Eddy Carello, der als Bauchredner die Lacher
auf seiner Seite hat. Erst eine Puppe, dann eine Dame aus dem
Publikum sind seine Partner. Im Gewand der Zigeunerin führt
Ilona Schneller ihre charmante Hundedressur vor. Mit den
Darbietungen zweier international bekannter Artisten strebt das
Programm Richtung Finale. Besonders stolz ist die Familie
Schneller auf die erstmalige Verpflichtung von Elisabeth Axt.
Sie wagt am Washington-Trapez unter anderem den Kopfstand am
schwingenden und kreisenden Requisit. Immer wieder mitreißen
können die Rhythmus-Jonglagen von Eddy Carello auf seinem
Schlagzeug. Vorab misst er sich mit Alexander Schneller auf dem
Feld der Bouncing-Jonglagen. Fürs Finale bleibt das Schlagzeug
gleich stehen, denn zum Trommeln von Eddy Carello stellt
Alexander Schneller das Ensemble vor. Einmal mehr werden
herrliche Kostüme und Kopfputze getragen. Gleichwohl gerät die
Präsentation der Artistencrew etwas lang, würden wir eine
mitreißende Schlussmelodie dem reinen Drum-Rhythmus vorziehen.
Doch das ist Jammern auf höchstem Niveau. |