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Circus Pikard - Tour 2019
www.circus-pikard.at ; 91 Showfotos

Korneuburg, 11. Oktober 2019: Sein 30-jähriges Bestehen feiert in der Saison 2019 der niederösterreichische Circus Pikard der Familie Schneller. Das Unternehmen hat längst seinen eigenen Weg gefunden, dauerhaft erfolgreich zu sein – wirtschaftlich und künstlerisch. Saison für Saison werden die gleichen Plätze angefahren. Dort wird jeweils ein in weitesten Teilen neu gestaltetes Programm vorgestellt, auch wenn die Akteure zum großen Teil die gleichen sind. Mit sprudelnden Ideen, fantasievollen Schaubildern und herrlichen Kostümen werden die Shows zu fließenden Revuen gestaltet.

Mit diesem Konzept hat man sich ein treues Stammpublikum erspielt. Zu den regulären Gastspielen kommen Events, Charity-Aktionen und Gala-Auftritte hinzu. Sie festigen den exzellenten Ruf des Circus Pikard und sind weitere ökonomische Standbeine des soliden Familienbetriebs. Gegründet wurde er 1989 von dem international erfolgreichen Artisten-Ehepaar Ernö und Elisabeth Schneller. Seit Ernö Schneller im Jahr 2004 viel zu früh verstarb, führt seine Frau den Circus mit ihren Kindern Alexander, Romana und Ilona in seinem Sinne weiter. Besonders im Fokus steht Alexander Schneller als medienbekannter Juniordirektor.


Gloria Guti, Alexander Schneller, Elisabeth Axt 

Zu Beginn der Vorstellung macht uns Eddy Carello mit den Sicherheitshinweisen vertraut und kämpft mit den Tücken von Sprachassistentin Alexa. Zum Jubiläumsprogramm begrüßt Elisabeth Schneller das Publikum mit einer Ansage aus dem Off, ehe sich das gesamte Ensemble zum Opening in der Manege vereint. Die Damen tragen herrliche Hutkreationen mit Federschmuck. Diese wurden von dem belgischen Travestiekünstler Erwin van Hoogeve kreiert und von Hand gefertigt. Romana Schnellers Tochter Gloria entwickelt sich als Luftakrobatin immer weiter und präsentiert ihr Können an den Tüchern. Josy Casselly stellt das Pony Zorro vor, das erstaunliche Fähigkeiten in den Grundrechenarten demonstriert. Satteln lassen mag es sich nicht. Dafür nimmt es lieber bequem auf einem Sofa Platz. Als Hommage an seinen Vater zeigt Alexander Schneller seine Jonglagen heuer im Stil der 1960er Jahre. Die Ansage durch Elisabeth Schneller sowie Musik, Kostümierung und sogar die Gestik tragen zu dieser Zeitreise bei. Elisabeth Axt zelebriert klassische Handstände auf einer und auf zwei Händen. Der Piedestal ist ebenso LED-beleuchtet wie die Walze, die sie mit den Füßen jongliert.


Maria Gschwandtner, Josy Casselly, Romana Schneller 

Josy Casselly leitet vier schwarze Ponys zu vielfältigen Lauffiguren an. Die Decken und Puschel der Vierbeiner sowie das Kostüm der Vorführerin sind im gleichen blauen Stoff mit goldfarbenen Verzierungen fein aufeinander abgestimmt. Am Regenschirm schwebt das berühmteste Kindermädchen der Welt in die Manege: Mary Poppins wird hier von Maria Gschwandtner verkörpert, die ihre Luftnummer somit einmal mehr neu gestaltet hat. Die Österreicherin begeistert immer wieder mit ihrer Präsenz und Ausstrahlung in der Manege. Zehenhang, kontorsionistische Figuren und Genickhangwirbel im Glitter-Regen verraten ihr akrobatisches Können. Stets wird bei Pikard der Abschluss des ersten Programmteils als aufwendiges Schaubild gestaltet. Hierfür hat Romana Schneller ihre Darbietung in ein neues Gewand verpackt. Ihre Antipodenspiele präsentiert sie nun als Seeräuberbraut, mit den Füßen jongliert sie unterem anderem ein Fässchen Rum. Das Ensemble tanzt um sie herum, die einen im Piratenlook, die anderen als Meerjungfrauen.


Südsee-Schaubild mit u.a. Peter Reitbauer 

Das ist schon toll, doch es ist längt nicht alles. Nach einer kurzen Reprise von Eddy Carello schlägt die Szenerie um, und wir befinden uns in exotischen Gefilden in der blitzschnell errichteten Tiki-Bar. Es geht nun Schlag auf Schlag. Sämtliche Artisten zeigen in blumigen Südsee-Outfits ihr Können. Nachwuchs-Artist Peter Reitbauer und andere beweisen ihr Geschick beim Limbo-Tanz, Maria Gschwandtner verbiegt sich schlangengleich, und Alexander Schneller hat mit Josy Casselly eine veritable Partnerakrobatik einstudiert. Mit Flaschen von Hochprozentigem und Cocktailmixer jongliert Eddy Carello, gefolgt von seinen Glasbalancen. Schlussendlich lässt Romana Schneller schwungvoll die Hula-Hoop-Reifen kreisen, während aus den Boxen der Gassenhauer „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini“ schmettert. Es sind großartige zirzensische Glücksmomente, mit denen der erste Programmteil endet. Diese Gestaltung der Show hat aber auch regelmäßig den kleinen Nachteil, dass der eigentliche Höhepunkt des Programms vor der Pause stattfindet anstatt vor dem Finale.

 
Monty Borcan, Romana Schneller, Maria Gschwandtner und Josy Casselly 

Denn die zweite Halbzeit ist eher ein klassisches Nummernprogramm. Der junge Artist Monty Borcan beginnt seine Darbietung mit Handständen, womit dieses Genre - wie auch die Jonglage - doppelt im Programm vertreten ist. Besonders beeindruckt er mit seinen Kopfsprüngen und dem abschließenden Kreiseln im Kopfstand. Bestens bekannt ist die Taubenrevue von Romana Schneller, die hier wieder ihr schönes Schmetterlingskostüm trägt. Auf Stangen an den Flügeln sitzen die Tiere und warten auf ihre Tricks wie zum Beispiel die Karussellfahrt. Maria Gschwandtner und Josy Casselly haben sich gemeinsam eine Luftnummer an Strapaten erarbeitet. Kraft, Können und Beweglichkeit machen es möglich. Zum Abschluss hängt Maria Gschwandtner kopfüber in einer Fußschlaufe. Mit den Händen hält sie ihre Partnerin an einem Fuß. So drehen sie sich gemeinsam in einem Wirbel.


Eddy Carello, Elisabeth Axt 

Romana Schnellers Ehemann Balasz Guti alias Clown Baguti ist derzeit nicht in der Show zu erleben. So liegt der komische Part alleine in den Händen von Eddy Carello, der als Bauchredner die Lacher auf seiner Seite hat. Erst eine Puppe, dann eine Dame aus dem Publikum sind seine Partner. Im Gewand der Zigeunerin führt Ilona Schneller ihre charmante Hundedressur vor. Mit den Darbietungen zweier international bekannter Artisten strebt das Programm Richtung Finale. Besonders stolz ist die Familie Schneller auf die erstmalige Verpflichtung von Elisabeth Axt. Sie wagt am Washington-Trapez unter anderem den Kopfstand am schwingenden und kreisenden Requisit. Immer wieder mitreißen können die Rhythmus-Jonglagen von Eddy Carello auf seinem Schlagzeug. Vorab misst er sich mit Alexander Schneller auf dem Feld der Bouncing-Jonglagen. Fürs Finale bleibt das Schlagzeug gleich stehen, denn zum Trommeln von Eddy Carello stellt Alexander Schneller das Ensemble vor. Einmal mehr werden herrliche Kostüme und Kopfputze getragen. Gleichwohl gerät die Präsentation der Artistencrew etwas lang, würden wir eine mitreißende Schlussmelodie dem reinen Drum-Rhythmus vorziehen. Doch das ist Jammern auf höchstem Niveau.

Denn der Circus Pikard bleibt auch im 30. Jahr seines Bestehens das Musterbeispiel eines gut geführten Familiencircus. Die Jubiläumsshow gibt ein beredtes Zeugnis davon, was mit Fleiß und Kreativität geschaffen werden kann. Farbig dokumentiert wird dieser Anspruch im hochqualitativen Programmheft, das auch die Geschichte des Unternehmens in vielen Bildern und Zeitungsausschnitten nachzeichnet.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll