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Circus Rudolf Renz - Tour 2019
www.circus-rudolf-renz.de ; 79 Showfotos

Schwäbisch Hall, 22. Juni 2019: Eine ganze Reihe von Circus-Unternehmen trug oder trägt den klangvollen Namen Renz. 2018 ist ein weiteres dazugekommen: Der Circus Rudolf Renz unter der Leitung des gleichnamigen Direktors und seiner Frau Jacqueline Traber. Vor knapp einem Jahr bekam das Paar sein erstes gemeinsames Kind, Töchterchen Jayda Aline. Der 35-jährige Rudolf „Rocky“ Renz ist im Circus Barnum seiner Eltern Kerstin Renz und Peter Köllner aufgewachsen und lernte dort das Circus-Handwerk. Das Unternehmen hat leider seinen Betrieb eingestellt. Rudolf Renz und seine Frau hingegen bereiteten einige Jahre lang die Gründung ihres Unternehmens vor.

Mit vielen Auftritten und Jobs wurde die Anschaffung des notwendigen Materials finanziert. So berichten es der kommunikative Jung-Direktor, seine sympathische Partnerin und sein Cousin Manuel Renz bei unserem Besuch. Die drei Familienmitglieder und ein engagiertes Artistenpaar bestreiten gemeinsam das Programm. Unterstützt wird das Quintett von einem Arbeiter; mehr Erwachsene reisen nicht mit. Das Unternehmen gastiert auf dem Festplatz Kocherwiesen in Schwäbisch Hall, wo auch schon Charles Knie oder Probst spielten. Zwei wunderschön gestaltete Frontwagen mit farbenfrohen Airbrush-Motiven schaffen ein einladendes Bild. Dazwischen befindet sich der schmucke Kassencontainer mit Leuchtschrift.


Rudolf Renz 

Gespielt wird in einem weißen Viermaster mit pinkfarbenen Absetzungen. Um die Manege gruppieren sich zwei Reihen Logenstühle und ein einfaches Bankreihengradin; auch der Restaurationsstand findet seinen Platz im Zelt. Die Logenbrüstungen tragen wie auch der Frontzaun einheitlich die Initialen CR. Eine geschmackvolle rote Gardine sorgt für den Abschluss nach hinten. Die Lichtanlage ist komplett mit LED-Scheinwerfern ausgerüstet. Leider gibt es keinen Verfolger, der das Geschehen akzentuieren würde. Bei der Musikbegleitung profitiert das Programm von vielen schwungvollen, mitreißenden Songs und Melodien. Nachdem Manuel Renz das Publikum begrüßt hat, gehört die Manege dem Direktor. Rudolf Renz präsentiert zu flotter Musik seinen Sechserzug weißer Araber. Im paillettenbesetzten, roten Livree tritt er sympathisch lächelnd und gewinnend auf. Es ist für ein junges, kleineres Unternehmen auch wirklich nicht selbstverständlich, eine solch schöne Tiergruppe zu besitzen. Drei der Tiere kommen noch vom elterlichen Circus Barnum, drei sind jünger und wurden hinzugekauft. Von Gegenlauf bis Fächer werden zahlreiche Figuren präsentiert.


Manuel Renz, Jacqueline Traber, Monika Varga 

Ein großer Gewinn für das Programm ist die Verpflichtung des ungarisch-brasilianischen Duo Montales alias Monika Varga und ihr Ehemann Hoctales Marcos de Oliveira. Als erstes steuern sie ihre Quickchange-Nummer im Technosound bei. Die schnellen Kleiderwechsel verfehlen auch hier ihre Wirkung nicht – zum Abschluss natürlich unter dem Flitterregen. Ein einziges Mal in der gesamten Vorstellung tritt Manuel Renz als Clown Beppo in Erscheinung. Oder lässt das Publikum vielmehr über vier männliche Zuschauer lachen, die auf ebenso vielen Stühlen Platz nehmen. Dieser Manegen-Klassiker wird nicht, wie vielerorts üblich, vor der Pause, sondern mitten im Programm geboten. Direktionsgattin Jacqueline Traber lässt in charmanter Weise und zu südamerikanischen Rhythmen vier Hula-Hoop-Reifen um Arme, Rumpf und Beine kreisen; zum Abschluss bewegt sie eine Vielzahl davon um ihren Körper.


Hoctales Marcos de Oliveira, Rudolf Renz 

Ein schönes Bild gibt auch die zweite Tiernummer ab, ein Groß und Klein mit einem mächtigen Irish Tinker mit langer Mähne und einem Minipony. Beide Tiere sind schwarz-weiß gescheckt und werden von Rudolf Renz vorgestellt. Gemeinsam drehen die Vierbeiner ihre Runden. Das kleine läuft unter dem großen Pferd hindurch, wenn dieses auf Postament sowie Manegenkasten Aufstellung nimmt. Ein außergewöhnlicher Spaß ist die Kaskadeurnummer von Hoctales Marcos de Oliveira alias Oliver. Zum Einsatz kommt ein besonders klappriger Tisch. Der Komiker dreht seine Überschläge auch mal mitsamt des Möbels. Und schreckt nicht davor zurück, auf dem Tisch eine leicht windschiefe Klappleiter zu errichten. So will er wieder an seine Hose gelangen, die von einer überlebensgroßen Plüsch-Spinne unter die Zeltkuppel entführt wurde. Wir haben uns köstlich amüsiert.


Manuel Renz, Monika Varga, Hoctales Marcos de Oliveira 

Ganz traditionell wird es zum Auftakt des zweiten Teils, wenn Manuel Renz nacheinander zahlreiche schwere Gegenstände auf seinem „eisernen Kinn“ balanciert. Vorschlaghammer, Aluleiter, Bierbank- und Tisch sowie fünf ineinander gesteckte Holzstühle kommen zum Einsatz. Die schönste Nummer des Programms zeigt Monika mit ihren zauberhaften Seifenblasen. Zu gerne wüsste man, welches Wundermittel sie in ihrer Lauge verwendet. Es entstehen außerordentlich stabile Gebilde, die sich beispielsweise mit Nebel füllen und ineinander verketten lassen. Mit einem Rohr füllt die Künstlerin Blasen in der Blase mit weißem Rauch. Und ein Kind aus dem Publikum wird in eine Riesen-Seifenblase gehüllt. In zwei weiteren Auftritten mit Publikumsbeteiligung hat Oliver die Lacher auf seiner Seite – darunter in der großen Orchesterszene.


Rudolf und Manuel Renz

Jacqueline Traber leitet als hübsche orientalische Tänzerin die Exotendressur ein. Wiederum in einem hochwertigen Livree, diesmal in Weiß, dirigiert Rudolf Renz jeweils drei Lamas und Kamele. Wieder eine schöne Tiergruppe, wie sie in einem kleineren Unternehmen nicht selbstverständlich ist. Die Vierbeiner sind noch jung und erst kurze Zeit beim Circus, beherrschen aber bereits ein ansprechendes Repertoire. Mit dem Feuerschlucken und -spucken bleibt die Schlussnummer thematisch in der Ferne. Dargeboten werden die großen Flammen, deren Hitze wir auf der Haut spüren, von Manuel Renz.

Das Künstler-Quintett des Circus Rudolf Renz bietet ein durchweg unterhaltsames, vergnügliches Programm. Richtige Familiencircus-Klassiker sind dabei wie Kinnbalancen, Hula Hoop und Feuerspucken. Dazu gibt es – für kleinere Unternehmen – seltene Perlen wie Quickchange, Seifenblasen sowie eine kreative Kaskadeur-Nummer. Und schöne Tierdressuren. Eine Mischung, die Spaß macht und mit der dieses ambitionierte junge Unternehmen zurzeit über offizielle städtische Festplätze im Süden reist.

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Text und Fotos: Markus Moll