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Circus Voyage - Tour 2019
www.circus-voyage.de ; 49 Showfotos

Magdeburg, 5. Juli 2019: 2018 konnte die Familie Spindler das 20-jährige Bestehen ihres Circus Voyage feiern. Gewissermaßen als nachträgliches Geburtsgeschenk reist man seit kurzem mit einer neuen Zelthaut. Die nun weiße Plane lässt das Unternehmen äußerlich erstrahlen. Die Vorstellung, die die Spindlers heuer nahezu alleine bestreiten, kann mit diesem Glanz nur in Teilen mithalten: während der erste Teil „unter Wasser“ durch eine gelungene Inszenierung durchaus positiv überrascht, fehlen nach der Pause die mitreißenden Momente.

Bei der Gestaltung der ersten Programmhälfte setzt die Familie Spindler inzwischen nicht mehr auf eine erzählte Geschichte, sondern vielmehr auf technische Spielereien rund um die Wasser-Manege. Beispielsweise findet gleich die erste Darbietung, der Auftritt von Direktionstochter Alicia Spindler am Luftring, hinter einem Regen-Vorhang statt. In den unterschiedlichsten Farben angestrahlt, ergeben sich so im Zusammenspiel mit der Lichtanlage schöne Impressionen.


Vanessa Spindler, technische Spielereien/Wasser-Manege, Alicia Spindler 

Die Idee erschöpft sich aber dann auch recht schnell, wenn anschließend ausnahmslos alle weiteren Darbietungen der ersten 45 Minuten gleichsam inszeniert sind. Einzig Clown Sepp Junior alias Nico Spindler, der in seinen durchweg bekannten Reprisen beispielsweise mit einem imaginären Hai kämpft, ist davon ausgenommen. Grundsätzlich tragen Lichteffekte aber viel zur positiven Wirkung des ersten Teils bei: etwa durch illuminierte Fontänenspiele, während die Bassin-Plattform aus der ebenfalls erneuerten, nun länglichen Zeltkuppel herab gelassen wird. Oder bei Vanessa Spindlers Hula Hoop-Nummer, bei der sie mit LED-Reifen startet und dann eine Vielzahl der Ringe um ihren Körper kreisen lässt. Schließlich wechselt Alicia Spindler, die zudem noch Luftakrobatik an einem Kronleuchter zeigt, während ihrer Antipoden-Darbietung nicht nur Requisiten und Musikstil, sondern auch Kostüm. In leuchtenden Neon-Farben gekleidet, hält sie dann unter anderem eine brennende Rolle mit ihren Füßen in Bewegung.


Diana Spindler mit Flusspferd und Elefant 

Während der erste Programmteil letztendlich ein wenig zu kurz wirkt, fällt die Pause mit rund 30 Minuten auch faktisch äußerst lang aus. Doch die Besucher strömen zu den Stallungen und lassen sich nur allzu gerne anschließend auch noch mit Elefant fotografieren. Schließlich sind die Tiere, von denen vor der Pause nur ein paar im Bassin planschende Gänse und von Natascha Spindler recht klassisch präsentierte Tauben zu sehen gewesen sind, das Markenzeichen des Circus Voyage. Zwei Ball spielende Elefanten, das Nilpferd Jedi sowie die beiden Giraffen bringen Diana und Alois Spindler samt Sohn Leonardo in die Manege. Alicia Spindler präsentiert sich zunächst als Ballerina zu Pferd. Auf dem Rücken des Tieres lässt sie unter anderem Reifen kreisen. Im Block mit der Friesen-Freiheit und einem Groß und Klein von Alois Spindler präsentiert, reitet sie später zudem in einem Leuchtumhang – Stichwort Lichteffekte – die Hohe Schule.


Leonardo, Nico und Alicia Spindler 

Der Auftritt dient allerdings eher der Einleitung ihrer eigentlichen, auch mit Abfallern versehenen Darbietung am Schwungseil. Dank der musikalischen Begleitung durch Melodien aus „Greatest Showman“ ergeben Pferde-Nummern und Luftakrobatik ein gemeinsames Bild, welches aber keineswegs so aufwendig in Szene gesetzt ist wie andernorts. Ansonsten ist auch dieser mit rund 60 Minuten auf eine angemessene Länge gebrachte zweite Teil eine schnörkellose Aneinanderreihung von stets soliden Nummern. Auffallend ist insgesamt, wie Alicia Spindler dank ihrer artistischen Bandbreite das Programm in weiten Teilen trägt. Bruder Leonardo balanciert immerhin wenig später auf dem Sprungseil, springt dabei beispielsweise durch einen Feuerreifen und jongliert mit Keulen. Nico Spindler wiederum konzentriert sich auch nach der Pause nahezu auf seine Rolle als Clown Sepp Junior. Immer wieder greift er dabei auf Mithilfe der Zuschauer zurück, die seit Frühjahr auf dem vom Cirkus Dannenbrog übernommenen Schalensitz-Gradin ihre Plätze finden. Zusammen mit Leesandro Hein sorgt er aber auch für die Schlussnummer, wenn beide schließlich ihre Runden durch die effektvoll mit Quad und Stroboskop-Licht in die Manege gebrachte Motorradkugel drehen.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken