Im Wallis angekommen, fand die
Saisonpremiere auf einem Eintagesplatz in Chalais statt, im
Rhonetal gelegen. Mitten in der Nacht wurden dann über
kurvenreiche Straßen, an schroffen Abgründen vorbei, die 900
Höhenmeter hinauf nach Leukerbad überwunden. Hier steht der
Circus der beiden Direktoren Pedro Pichler und Monika Aegerter
nun mitten im lebhaften Kurort, von Hotels umgeben und in
Sichtweite zur herrlichen Leukerbad-Therme. Dort kann man es
sich mit Blick auf die hoch aufragenden Alpen in den warmen
Außenbecken gut gehen lassen.
Circus Harlekin auf 1500
Meter Höhe im Thermalkurort Leukerbad
Bei Harlekin hat man sich für die
Möglichkeit entschieden, von den Besucherinnen und Besuchern
kein Covid-Zertifikat zu verlangen. Stattdessen muss während der
Vorstellung Maske getragen werden. Zwischen den einzelnen
Besuchergruppen bleibt zudem ein Sitzplatz frei. Ansonsten ist
alles wie gehabt – Harlekin bietet Circus mit „Ambiance und
Qualität“. Wie aus dem Ei gepellt steht das Unternehmen da,
nunmehr mit einem im Winter neu gebauten Toilettenwagen, der via
Crowdunding finanziert wurde. Fest dazu gehört selbstredend das
sechsköpfige Orchester unter der Leitung von Ihor Talatynnik,
das die gesamte Vorstellung mit schwungvoller Musik begleitet.
Pierrot und Hector Rossi, Africa
Nova Group, Nicole Pichler
In der vierten Saison erleben wir
die Clowns Hector und Pierrot Rossi, wie immer mit neuen Späßen
und Ideen. Diesmal wurde eine Rahmenhandlung geschaffen,
angelehnt an David Larible, aber nicht kopiert. Pierrot gibt
also den Jungen, der davon träumt, zum Circus zu gehen und Clown
zu werden. Und dieser Traum geht in Erfüllung, wenn er im bunten
Opening mit dem Ensemble die Alltagskleidung gegen das Kostüm
tauschen darf. Gleich darauf zeigt er sein Können auf dem
Xylophon. Könner sind auch die sechs Herren der Africa Nova
Troupe, die mit ihrer Arbeit am doppelten Masten gleich für das
erste Highlight im Programm sorgen. Platzwechsel von Mast zu
Mast, Salti am Requisit, Handvoltigen hin zum Mast und
kraftvolle Posen, das Repertoire ist vielfältig und stark. Es
tut dem Harlekin gut, dass nach drei Saisons Unterbrechung
endlich wieder eine Truppe im Programm ist. Die Äthiopier
konnten dank der hervorragenden Kontakte in das westafrikanische
Land erstmals nach Europa geholt werden. Stammgäste aus
Schweden, vom Circus Olympia der Familie Bengttson, sind dagegen
die vier Kamele, die von Direktionstochter Nicole Pichler
gewohnt souverän präsentiert werden. Für sie und die anderen
Damen im Stamm-Ensemble hat Artistengattin Evelyn Goncalves
heuer wunderscöne Kostüme kreiert und geschneidert.
Alina Malko, Los Sandros
Fest zum Harlekin gehört
inzwischen auch Alina Malko, die nach Akrobatik an einem Stuhl,
dem klassischen Vertikalseil und modernen Ketten nun zum vierten
Mal in Folge eine neu gestaltete Luftnummer präsentiert. Diesmal
überzeugt sie mit raumgreifenden Figuren an den Strapaten,
stürzt sich dabei auch wagemutig aus der Zeltkuppel Richtung
Boden. Der mitreißende Act wird von Jazzmusik begleitet. Außer
Stammkräften in jährlich wechselnden Nummern und interessanten
Newcomern gehören zu den Harlekin-Programmen immer wieder auch
international renommierte Artisten. In diese Kategorie fallen in
dieser Saison „Los Sandros“. Vor der Pause beeindruckt Sandro
Monteiro mit seinen starken Balancen auf der Rola Rola – und
einem hohen Turm aus acht stehenden und liegenden Elementen, auf
dem er balanciert. Sein originelles Requisit ist in Form eines
Eiffelturmes gestaltet. Während Ehefrau Nathalie Daubard bei der
Rola-Nummer nur assistiert, hat sie bei der klassischen
Rollschuhnummer zur Eröffnung des zweiten Programmteils
natürlich eine aktive Rolle. Alle typischen Tricks des Genres
werden präsentiert, bis zum Genickhangwirbel. Das Publikum
feiert die beiden Artisten mit großem Jubel und rhythmischem
Applaus.
Rossi Clowns und Rogerio
Goncalves, Susanne Mani, Nik mit Monika Aegerter
Die Rossis haben für diese Saison
wieder neue Reprisen – wie das „Seilspringen ohne Seil“ – und
ein schönes Musikalentree vorbereitet. Eindeutig das Highlight
im humorvollen Teil des Programms ist jedoch das
Kunstschützen-Entree, in dem auch Rogerio Goncalves mitwirkt.
Der Portugiese gehört nun schon in der dritten Saison zum
Harlekin-Ensemble. Die ideenreich gestalteten Wechsel- und
Verwechselspiele lassen die Erwachsenen herzlich lachen und die
Kinder vor Vergnügen kreischen. Erste Schritte in einer
Circus-Manege wagt in diesem Programm im Übrigen der
pensionierte Lehrer Peter Niklaus, mit einer etwas langwierigen
Zauberei mit Augenzwinkern sowie einer Reprise vor der Pause.
Ganz und gar keine Debütantin, sondern seit vielen Jahren eine
der wichtigsten Stützen des Circus Harlekin ist Susanne Mani.
Hinter den Kulissen ist sie als Platzchefin und im Barwagen
aktiv, in der Manege überrascht sie Saison für Saison mit neuen,
hervorragenden Dressurkreationen. Diesmal hat sie eine
Freiheitsdressur mit einem Freiberger-Wallach sowie sechs Ponys
und Zwergmulis zusammengestellt. Hinzu kommt Esel Sandro, der zu
Beginn das Podest in die Manege zieht.
Africa Nova Troupe,
Rossi Clowns mit Monika Aegerter, Rogerio Goncalves
Die Africa Nova Troupe sorgt nach
dem spektakulären Auftakt zum Programm für einen noch
spektakuläreren Abschluss, nunmehr bei Handvoltigen mit hohen
Sprüngen und Salti, von dynamischer Musik begleitet und mit viel
Ausstrahlung verkauft. Schade nur, dass hier sechs kräftige
Herren die Untermänner sind, während ein deutlich jüngerer und
schmächtigerer Artist als einziger Flieger agiert. Das Finale
wird – wie bei Harlekin üblich – wieder groß zelebriert, bis
schließlich das ganze Publikum in die neue Harlekin-Hymne „Wir
sind eine große Familie“ einstimmt. Wie schon im Vorjahr wird
das Finale für eine letzte Nummer unterbrochen, hier den
skurrilen und reichlich deftigen Auftritt von Rogerio Goncalves
als „Baby“, das auch in die Manege pinkelt. Und natürlich wird
ganz am Ende Pierrot Rossi, der sich erfolgreich als Clown
versucht hat, in die große Circusfamilie aufgenommen. |