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Magical World of Circus - Tour 2021
www.magicalworldofcircus.com ; 106 Showfotos

Asten, 28. August 2021: Auch im zweiten Coronasommer lassen sich die Niederländer ihre Reiselust nicht verderben. Davon profitieren unter anderem die Ferienparks in unserem westlichen Nachbarland. Dort kann man im eigenen Wohnmobil oder im angemieteten Heim auf Zeit Urlaub machen und diverse Freizeiteinrichtungen genießen. Damit Abwechslung in die Urlaubswoche kommt, sind Unterhaltungsangebote aller Art immer willkommen. Das hat Sandor Donnert erkannt und mit seinem eigenen Circusunternehmen vor drei Jahren zum ersten Mal die „Vakantieparks“ bereist.

So ist er 2021 wiederum mit seiner „Magical World of Circus“ in den Sommermonaten auf Tournee durch niederländische Ferienressorts, mit einem kurzen Abstecher nach Belgien. Weiteres Plus einer derartigen Tour: Dadurch, dass die Gäste wechseln, können in regelmäßigen Abständen die gleichen Parks besucht werden.


Das Ensemble der Magical World of Circus 2021

Natürlich hat die Pandemie nach wie vor Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Im schmucken, vor zwei Jahren erstmals eingesetzten Zweimast-Chapiteau finden sich statt des Gradins ausschließlich Stühle. Diese sind so angeordnet, dass zusammengehörende Gruppen von anderen getrennt sind. Die maximale Zuschauerzahl je Vorstellung liegt bei etwas über 200. Die Wege in das Spielzelt sind den Gegebenheiten angepasst, beim Einlass steht Desinfektionsmittel bereit. Die Besucher müssen ein Formular zu ihren Kontaktdaten ausfüllen. Das war es aber schon mit den Einschränkungen. Masken werden ebenso wenig benötigt wie Corona-Zertifikate. Das, obwohl die Inzidenz in den Niederlanden während der Tour zeitweilig recht hoch war und das Land von der hiesigen Regierung als Hochrisikogebiet deklariert wurde.


Justin Ronday, Benjamin Flame, Leonid Beljakov und Mathilda

Die limitierte Besucherzahl hält Sandor Donnert nicht davon ab, wiederum ein hochwertiges Programm zu bieten. Bei unserem Besuch dauert es rund 75 Minuten und wird ohne Pause gespielt. Die Pole-Artistin Diana Bakk ist an diesem vorletzten Wochenende der Tour aufgrund anderweitiger Verpflichtungen nicht mehr dabei. Begrüßt werden wir von Justin Ronday. Der junge Niederländer bestreitet auch die erste Darbietung. Wie einst sein Vater Rob Ronday verblüfft er mit Großillusionen. Er durchbohrt eine seiner Assistentinnen und verschwindet selbst aus einer Kiste, um nur zwei der Tricks seiner Magic Show zu nennen. Das alles sehr effektvoll und charmant präsentiert. Als Ringmaster begleitet uns Justin Ronday durch den weiteren Abend. Mit einem vorwitzigen Vogelstrauß stellt sich Berty Balder dem Publikum vor. Das Tier hat seinen eigenen Kopf und lässt sich gerne mit Popcorn füttern. Bereits seine dritte Saison mit der „Magical World of Circus“ erlebt Benjamin Flame. Der junge Belgier ist einer der wenigen Männer, die die Kunst der Hula-Hoop-Artistik beherrschen. Und er beherrscht sie exzellent, lässt seine Reifen in immer wieder neuen, anspruchsvollen Varianten um verschiedene Körperteile rotieren. Sogar im Spagat. Leonid Beljakov und seine Hunde kennen wir etwa von der Höhner Rockin' Roncalli Show. Von dort hat er auch den Begleitsong zu seinem ersten Auftritt mitgebracht. „Nein, heute nicht“ erklingt, wenn eine ausgesprochen lethargischer Boxerdame namens Mathilda ihre Tricks zeigt – oder eben auch nicht. Natürlich ist alles genau einstudiert und herrlich witzig.


Ezra Veldman, Duo Donnert, Duo Togni

Nachdem Clown Berty Applaus in einer Mülltone eingesammelt und ein Glas Bier auf der Stirn balanciert hat, gehört die Manege Ezra Veldman. Der blonde Niederländer war bereits 2020 im Programm, präsentiert seine Künste als Diabolo-Jongleur jetzt aber in neuer Aufmachung. Dabei assistiert ihm seine Partnerin. Dank seines dynamischen Auftretens, seines jugendlichen Charmes und nicht zuletzt seines Könnens gewinnt er die Zuschauer im Handumdrehen. Seine Diabolos schickt er auf immer wieder neue Touren. Zum Schluss jongliert er vier davon gleichzeitig. Mit goldenen Stangen bittet Berty Balder zum Limbo-Contest, den zwei Zuschauer mehr oder weniger erfolgreich absolvieren. Leika ist ein Fitnesshund. Was das bedeutet, demonstriert der Border Collie im Zusammenspiel mit Leonid Beljakov. Leika bringt ihre kleine Sportmatte selbst herein und dann messen sich die beiden in Leibesübungen. Mal mehr oder weniger synchron, mal in gegenseitiger Unterstützung, aber immer mit einem Augenzwinkern. Eine echte Entdeckung ist das Duo Donnert. Im Rock'n-Roll-Stil fegen Ryan und Anna rasant auf Rollschuhen über eine runde Plattform. Zu starken Tricks kommt eine überzeugende Präsentation. Von diesem Duo wird man noch hören. Die Väter von Ryan und Sandor Donnert sind übrigens Cousins. Ein letztes Mal gehört das Scheinwerferlicht Berty Balder. Er teilt es sich mit zwei Gästen aus dem Publikum, die sich kunstvoll in Szene werfen, um von Maler Berty abgebildet zu werden. Das Kunstwerk fällt jedoch anders aus als erwartet. Ihre Weltpremiere erlebt die neue Darbietung von Loretta Antal und Daniel Togni. Der "Luft-Traumfänger" lautet ihr Titel. Ein mit Federn und verknüpften Fäden besetzter Luftring bildet das Requisit des ungarisch-italienischen Paares. Am unteren Ende sind Strapaten befestigt. An diesen Bändern findet der Hauptteil ihrer Kür unter der Kuppel statt. Eine wunderschöne Inszenierung mit zwei blendend aussehenden Protagonisten. Anspruchsvolle Kunststücke gibt es obendrein. In einem lebendigen Finale verabschieden sich alle Mitwirkenden.

Junge, sympathische Artisten prägen diese Show. Es gibt bekannte und neue Gesichter. Alles ist auf einem beachtlichen Niveau. Das gilt ebenfalls für die Technik. Dafür sind Profis verantwortlich, die etwa auch beim Aachener Weihnachtscircus für ein stimmiges Licht und einen sauberen Ton sorgen. Die Zuschauer scheinen das zu honorieren und kommen so zahlreich, wie das eben derzeit möglich ist. Dazu kann man Sandor Donnert nur beglückwünschen, der vor Ort von Vater Gabi und Schwester Latoya unterstützt wird.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch