CHPITEAU.DE

Yakari und Kleiner Donner - Tour 2021
www.yakari-show.de ; 102 Showfotos

Nürnberg, 9. September 2021: Endlich ragen hier und da wieder große Chapiteaus in die Höhe. Im Falle von „Yakari und Kleiner Donner“ wurde das „größte Indianerzelt der Welt“ nach der langen, Pandemie-bedingten Pause auf dem Bucher Festplatz in der Nähe des Flughafens Nürnberg aufgeschlagen. Die neue Front lässt noch weniger als bisher an einen Circus und noch mehr an eine „reisende Showproduktion“ denken. In einem Rahmen aus Metalltraversen trägt sie ein gewaltiges Banner mit dem Titel der Veranstaltung. Dahinter sind zwei kleine, schwarze Kassen- und Bürocontainer aufgestellt.

Nach der gewissenhaften 3G-Kontrolle führt der Weg ins Chapiteau durchs Vorzelt mit verschiedensten Verkaufsständen. Aufgrund der aktuellen Situation wird nur jede zweite Reihe belegt; zwischen den Gästegruppen in den genutzten Reihen bleiben jeweils zwei Plätze frei. So ist die Vorstellung an diesem Donnerstagnachmittag praktisch „Corona-ausverkauft“.


Yakari und Kleiner Donner (Marco und Claudia Rapolli)

Die Familie Wille, ansonsten insbesondere bekannt für ihren Circus Carl Busch und den Great Christmas Circus in Frankfurt am Main, reist nun im vierten Jahr in Folge mit dieser Manegen-Adaption der beliebten Zeichentrickserie rund um den Sioux-Jungen Yakari, seine Schwester Regenbogen und das Pferd „Kleiner Donner“. In diesem Jahr allerdings mit einer in weiten Teilen erneuerten Besetzung – auch, was die beiden kindlichen Hauptfiguren betrifft. Denn Yakari und Regenbogen werden nicht mehr von Alfons und Angel Wille-Busch, sondern von Claudia und Marco Rapolli gespielt. Dass die Tochter des tschechischen Artistenduos Helena und Antonin Rapolli in einer „Hosenrolle“ den Indianerjungen darstellt und ihr jüngerer Bruder dafür die kleine Schwester, fällt unter den Perücken gar nicht auf und vor allem nicht ins Gewicht. Denn die beiden Kinder agieren mit echter Hingabe, überaus liebenswert-sympathisch und dabei stets fokussiert; sie bleiben jederzeit in ihren Rollen. Dies ist umso beeindruckender, als die Kinder kein Deutsch sprechen und somit die vom Band eingespielten Dialoge nicht verstehen, aber dennoch synchron dazu die Lippen bewegen.


Jennifer Saabel, Manuel Frank, Ilja Smyslov 

Die Eingangsszene zur Show zeigt den Indianerstamm bei seinem Alltagsleben im Einklang mit der Natur. Nachdem man bemerkt, dass Wildpferde in der Nähe sind, heißt es die Krieger zusammenzutrommeln. Und dies versinnbildlicht Ilja Smyslov mit seinen Bouncingjonglagen, denn er lässt bis zu sieben Bälle gegen eine große Trommel springen. Auf dieser agiert er in einem prächtigen Indianer-Kostüm mit großem Federschmuck, das seine Lebensgefährtin Alexandra Saabel geschaffen hat. Eher ruhig, freundlich und sympathisch als besonders extrovertiert ist – eher untypisch für Jongleure – sein Auftreten. Derweil träumt Yakari von einem eigenen Pferd, während ihn seine Schwester Regenbogen zu den Wildpferden führen will. Diese werden uns von Manuel Frank alias „Spitzer Pfeil“ vorgeführt. Zunächst lässt er einen Friesen verschiedene Schulschritte ausführen, dann erleben wir sechs Araberschimmel in Freiheitsdressur. Anspruchsvolle Lauffiguren bis hin zum Flechten münden in verschiedene Steiger. Doch schließlich findet Spitzer Pfeil seinen Meister im Pony „Kleiner Donner“, das ihn gewitzt austrickst. Wie alle anderen artistischen Darbietungen im Programm sind auch die Antipodenspiele von Jennifer Saabel an die Indianerthematik angepasst. Bis zu vier Teppiche lässt sie mit Händen und Füßen kreisen, danach wechselt sie zu drei Bällen. Schlussendlich legt sie zwei Bälle auf ihren Füßen ab und jongliert weitere drei mit den Händen. Beim beeindruckenden Schlusstrick lässt sie einen Ball über vier Plattformen an einer langen Stange emporhüpfen, die an ihren Füßen befestigt ist, ehe sie den Ball schließlich in einem Korb an der Spitze versenkt.


Alexandra und Jennifer Saabel 

Sich gegenseitig zu beeindrucken versuchen gleich im Anschluss Yakari beim Salti schlagen und Regenbogen beim Jonglieren mit Bällen. Wirklich toll, was die beiden Nachwuchsartisten bereits gelernt haben und wie selbstbewusst sie dies präsentieren. Auf einem wunderbar gestalteten Holzboot zeigt Kelly Saabel ihre eleganten Handstände und beschließt den Auftritt treffsicher mit dem Bogenschuss, mit den Füßen ausgelöst, auf einen Ballon. Immer wieder wechseln sich Spielszenen und artistische Darbietungen ab. Und so ist Pony „Kleiner Donner“ nun in einer Felsspalte gefangen und wird von Yakari befreit – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Kind und Tier. Nachdem Yakari nun den Heimweg in sein Dorf nicht findet, entdeckt er durch sein Totemtier „Großer Adler“ – einen Figuranten im Kostüm – seine besondere Gabe, mit Tieren sprechen zu können. Als Dank für die Rettung des Ponys schenkt "Großer Adler" dem Indianerjungen eine Feder. Damit geht es in die Pause. Teil zwei beginnt mit der kurzen Vorführung ihres Solohundes durch Helena Rapolli. Ihren ganz großen Auftritt zelebriert dagegen Alexandra Saabel als geheimnisvolle Schamanin, die zunächst in einem prachtvollen Kostüm aus Mantel und Maske mit Kopfputz auftritt. Ihre Rituale werden durch Großillusionen symbolisiert, bei denen sie sich unter anderem aus scheinbar ausweglosen Lagen befreit. Assistiert wird ihr von ihren jüngeren Schwestern Kelly und Jennifer Saabel sowie ihrem Lebensgefährten Ilja.


Kelly Saabel, Manuel Frank, Helena und Antonin Rapolli

Zu den weiteren Höhepunkten des Programms zählen zweifellos die Pferdedressuren von Manuel Frank. Auf ein Groß und Klein mit Pferd und Pony folgt ein formidabler Achterzug, mit dem der hervorragende Tierlehrer nochmal seine ganze Klasse demonstriert. Schade nur, dass durch die trockene Sägemehlfüllung bei jeder Tiernummer enorm viel Staub aufgewirbelt wird und sich über die Gäste in den vorderen Reihen legt. Danach werfen sich Helena und Antonin Rapolli gekonnt ihre Keulen zu. Die beiden jonglieren sogar noch, wenn Helena auf dem Kopf ihres Partners steht. Im Solo sendet Antonin Rapolli bis zu fünf schwarze Fußbälle in die Luft und fängt sie wieder. In weiten Teilen der zweiten Programmhälfte tritt die Handlung zugunsten eines dichten Nummernprogramms in den Hintergrund. Und so folgt als Schlussnummer die fröhliche und rasante Hundenummer von Jennifer und Kelly Saabel. Gemeinsam bringen sie acht weiße und graue Huskys und Samojeden-Spitzen in die Manege. Vor dem Finale muss natürlich doch noch die Handlung zum Abschluss gebracht werden. So schließt Yakari also endgültig Freundschaft mit den Tieren, Kleiner Donner wird sein Begleiter, und zwischendrin sorgt ein Waldbrand nochmals für Dramatik. Dieser wird, wie viele weitere Einspielungen auch, auf der großen Leinwand im Hintergrund gezeigt.

Im vierten Jahr ist die Familie Wille mit ihrer Pferdeshow auf Reisen. Die aktuelle Fassung ist die bisher überzeugendste und harmonischste, die wir erlebt haben. Zum einen steht mit den Darbietungen der Familien Saabel und Rapolli sowie natürlich den hauseigenen Pferdenummern ein starkes Programm zur Verfügung, zum anderen bereiten auch die Spielszenen rund um Yakari und Kleiner Donner viel Freude. In der Kombination ergibt sich ein unterhaltsamer und auch berührender Familienspaß, der bei Kinder wie Erwachsenen richtig gut ankommt und mit kräftigem Applaus bedacht wird.

______________________________________________________________________
Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll