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Cirkus Arena - Tour 2022
www.arena.dk ; 106 Showfotos

Hvidovre, 4. August 2022: „Det' er rigtig cirkus“ steht auf dem aufblasbaren Chapiteau, das vor Beginn der Show in der Manege platziert ist. „Es ist ein richtiger Circus“ - exakt darauf hatte ich mich bei meinem Besuch des Cirkus Arena gefreut. Auf ein traditionelles Chapiteau, eine Manege mit Sägemehl, Pferde, die im Kreis laufen, internationale Artisten, Clowns und Livemusik. Sprich, auf den klassischen Großcircus. Früher eine Selbstverständlichkeit, heute gar nicht so einfach zu finden. Auf seiner 65 Jahre-Jubiläumstournee verspricht das Unternehmen der Familie Berdino genau das.

Insofern keine Überraschung, als dass der Cirkus Arena schon immer für diese Tradition stand und steht. Auf dem Grasplatz südwestlich vom Kopenhagener Stadtzentrum ist das zu Beginn der Saison in Betrieb genommene Chapiteau aufgebaut.


Chapiteau und Kassenwagen

Es ist rot mit gelben Ornamenten. Davor stehen die Kasse sowie die Wagen der Restauration. Ansonsten ist nur das für die Vorstellung unbedingt notwendige Material dabei. Die restlichen Wagen stehen an einem anderen Platz, die Artisten fahren nur für die Show zum aktuellen Spielort. Das macht durchaus Sinn bei vielen Eintages-Gastspielen in einem vergleichsweise engen Radius.


Bubber, Jimmy Folco, Julie Berthelsen

Zu den Elementen des klassischen Circus kommen in diesem Geburtstagsjahr zwei populäre Persönlichkeiten, die die Vorstellung präsentieren. Es sind der Fernsehmoderator Bubber und die Sängerin Julie Berthelsen. Die beiden moderieren die Show, zeigen eine komische Zaubernummer, Julie singt und sie machen gemeinsam mit Jimmy Folco eine Clownsdarbietung. Für meinen Geschmack ziehen ihre Auftritte die Show sehr in die Länge. Insbesondere die Comedy-Einlage gerät recht zäh. Aber nun bin ich aufgrund fehlender Dänisch-Kenntnisse nicht der Maßstab. Das restliche Publikum im bestens besetzten Chapiteau geht enorm mit, am Ende gibt es spontane Standing Ovations und nach der Vorstellung viele Autogrammwünsche zu erfüllen.


Karsten Berdino, Robi Berousek

Der langjährige musikalische Leiter Alex Bozic ist in diesem Jahr nicht dabei. Dafür sitzt ein Sextett aus Polen über der roten Gardine und sorgt für fulminante Livemusik. Rafael Wojaczek ist der Kopf der Formation. Zu Beginn werden auf das aufblasbare Chapiteau Impressionen aus der Unternehmensgeschichte projiziert. Den artistischen Auftakt macht Robi Berousek. Auf der freistehenden Leiter beweist der Tscheche versiert seinen Gleichgewichtssinn, sorgt für ordentlich Stimmung und ein wenig Nervenkitzel. Nämlich dann, wenn er auf einer Leiter stehend mit Keulen jongliert. Berousek hat schon einige Saisons bei Arena absolviert und dirigiert auch dieses Jahr wieder die Requisiteure. Diesen obliegt sodann die Aufgabe, den Manegenteppich zu entfernen, damit Karsten Berdino in Vertretung von Laura Berdino sechs weiße Araberhengste präsentieren kann. Die Pferde zeigen unter seiner Anleitung eine schöne Laufarbeit. Gerne hätte ich noch ein paar Steiger als Zugabe gesehen. Interessantes Detail: Die Assistenz an der Manege übernimmt Julie Berthelsen. In einem historisch-futuristischen Mobil fährt Jimmy Folco herein. Als italienischer Koch jongliert der Clown mit Pizzen, Besteck und einem Topf. Das Jonglieren mit einem Ei gerät nicht ganz so wie geplant.


Duo Costache, Karsten Berdino

Auch Leo Costache und Vita Morondel sind bekannte Gesichter bei Arena. In diesem Jahr zeigen sie ihre wirklich starke Perche-Darbietung. Bei jedem Trick wird eine andere Form der Perche genutzt. Mal balanciert Leo seine Partnerin mit den Zähnen, mal auf der Schulter oder auf dem Kopf. Vita präsentiert in luftiger Höhe ihre Kunststücke. Origineller Schlusspunkt sind die Überschläge mit dem Fahrrad am oberen Ende der Metallstange. Dann folgt die Zaubernummer um eine Münze, die auf dem Kopf balanciert werden muss und nicht in einen Trichter fallen darf, den man sich dabei in die Kleidung stecken muss. Zunächst macht Julie Berthelsen diesen Gag mit Jimmy Folco, der natürlich nass wird. Denn ihm wird Wasser in den Trichter geschüttet. Dann erlauben sich die beiden den Spaß mit Bubber, der cleverer ist. Jimmy schleppt immer mehr Wasser in unterschiedlichsten Gefäßen herein und kriegt das kühle Nass immer wieder selbst ab. Sogar ein Wasserschlauch ist im Einsatz. Nach insgesamt 15 Minuten ist das Wasser dann endlich im Trichter, aber nicht auf der Kleidung von Bubber. Der hat mit einer Wärmflasche vorgesorgt. Sechs quirlige Ponys folgen den Kommandos von Karsten Berdino. Mit vollem Einsatz fegen sie durch das Sägemehl und laufen mit den Vorderbeinen auf der Manege.


Alan Sulc, Flying Wulber, Patrick Clarrison

Julie Berthelsen singt sodann - ganz in weiß gekleidet - einen wunderbaren Song. Ein Mitglied der Formation Atai Show zelebriert dazu Posen auf einer Plattform in der Mitte des roten Rings. Circus at its best sind die Bouncing Jonglagen von Alan Sulc. Zu den treibenden Rhythmen von Riverdance lässt der sympathische Artist seine Bälle immer schneller tanzen. Eine faszinierende, hochkarätige, vor allem aber mitreißende Arbeit, mit der es in die Pause geht. Teil zwei beginnt mit den Flying Wulber, die gegenüber ihrem Engagement beim Zirkus Charles Knie weitgehend neu besetzt sind. Jeweils zwei Fliegerinnen und Flieger sowie ein Fänger zeigen das gesamt Repertoire, den Dreifachen inklusive. Die Passage wird sogar mit verbundenen Augen geflogen. Das Ganze wird herrlich extrovertiert verkauft. Während das Fangnetz abgebaut wird, verdirbt Claudia ihrem Ehemann Jimmy Folco das Spielen mit Luftballons im Zuschauerraum. Patrick Clarrison obliegt es, seine Hunde unter Kontrolle zu halten. Gar nicht so einfach, denn die aufgeweckten Vierbeiner zeigen ihre Tricks gerne mal hinter dem Rücken des Trainers. Es ist ein turbulenter Spaß rund um einen Hot Dog-Stand, bei dem die Hunde ihre Gelehrigkeit beweisen. Partnerin Pip ist bei meinem Besuch aus familiären Gründen nicht mit von der Partie.


Finale

Nachdem Kraftmensch Jimmy Folco seine Ketten gesprengt hat und von einer schweren Kugel am Kopf getroffen wurde, verwirklicht Bubber seine Zaubershow. Mit einer Säge macht er sich auf die Suche nach einer Dame, die er in zwei Teile zerlegen kann. Julie Berthelsen dreht den Spieß um und so findet sich Bubber kurzerhand in der fahrbaren Kiste wieder. Robi Berousek und Karsten Berdino unterstützen die Sängerin bei ihren Anstrengungen. Doch statt das Publikum mit perfekten Illusionen zu verblüffen, sorgen sie für schallendes Lachen. Die Schlussnummer gehört der vierköpfigen Formation Atai Show. Als Robot-Breakdance kündigt sie das wunderbar gestaltete Programmheft an. In ihrem Auftritt geht es um einen jungen Mann im Schlafanzug, der in seinem Wohnzimmer liest. Dann werden um ihn herum Carlie Chaplin, Napoleon und ein Pharao lebendig. Das ganze folgt einer Choreographie und enthält einzelne Breakdance- sowie Klischnigg-Elemente. Richtige Wow-Momente aber habe zumindest ich vermisst. Großen Spaß macht wiederum das ausführlich zelebrierte Finale mit allen Mitwirkenden. Da ist er wieder, einer dieser herrlichen Momente des klassischen Großcircus. Für diesen steht der Cirkus Arena auch 2022 wieder.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch