Wie bei so
vielen anderen Circus-Enthusiasten unserer Generation war es der
Circus Barum, der in Timo Schwarzmeier das Circusfieber
ausgelöst hat. Bis heute bestimmt es sein Leben. Es führte ihn
zu einer Ausbildung zum Zootierpfleger, zu einer Saison als
Allrounder beim Circus Romano im Raum München und zu
wiederkehrender Tätigkeit in der Gastronomie bei Flic Flac sowie
bei der Höhner Rockin' Roncalli Show. Doch aktuell ist es allein
sein Circus Ballessa, der ihm den Lebensunterhalt sichert. In
der Jubiläumssaison wagt er etwas Neues: Die Zeiten zwischen den
Schul- und Feriencircus-Projekten füllen erstmals Gastspiele,
bei denen „nur“ ein öffentliches Circusprogramm gezeigt wird.
Premiere war in Ensingen im Landkreis Ludwigsburg.
Chapiteau mit Vorzelt
Dort wurde
der rote Zweimaster mit passendem Vorzelt aufgeschlagen. Dank
Unterstützung aus dem Programm „Neustart Kultur“ stehen eine
moderne Heizung und ein fabrikneuer Toilettenwagen zur
Verfügung. Platz genommen wird auf Logenstühlen und einfachen
Bänken in unterschiedlicher Höhe. Nachdem vor der Premiere
sowohl die Zeit knapp war als auch helfende Hände fehlten, ist
die Lichtanlage leider spärlich bestückt, obwohl grundsätzlich
viel eigenes Equipment zur Verfügung stünde. Hier wird
hoffentlich bald nachgebessert. Auch eine Ouvertüre oder
jedenfalls ein Tusch wäre wünschenswert, ehe Timo Schwarzmeier
in die Manege tritt und das hochverehrte Publikum begrüßt. So
beginnt die Vorstellung recht unvermittelt. Der Direktor weist
darauf hin, dass in diesem Jubiläumsprogramm einmal nicht die an
Projekten teilnehmenden Kinder die Stars in der Manege sind.
„Heute stehen die Artisten und Trainer selbst im Mittelpunkt“,
sagt er.
Felix
van Mel, Mel Aerial, Timo Schwarzmeier
Die erste
von ihnen ist Melanie Stöbener alias „Mel Aerial“. Auf kreative
Weise verbindet sie in ihrer Disziplin „Polsilk“ Akrobatik am
Pole und an einem daran befestigten Vertikaltuch. Etwas
Vergleichbares haben wir noch nicht gesehen. In einer
humorvollen Reprise erzählt Timo Schwarzmeier – unter Mitwirkung
eines Kindes – anschließend die Geschichte eines Flohs, der in
der Manege auf Reisen geht, ehe er am Ende eine Glocke läutet.
Wirklich magisch wird es dann beim Auftritt von Illusionist
Felix van Mel (alias Felix Lehmann), der Tücher und Seile nach
Belieben miteinander verbinden oder voneinander trennen wie auch
ein Tischchen zum Schweben bringen kann.
LiLTheO,
Tomi Teibler, Mel Aerial
Was Kinder
in den Ballessa-Projekten lernen können, demonstrieren Timo
Schwarzmeiers Nichte Lili und sein Neffe Theo alias „LiLTheO“
bei ihren Balancen auf Metalltonnen und beim Kugellauf. Für
Heiterkeit sorgt anschließend Tomi Teibler bei seinem Comedy-Act.
Er spielt einen Schwimmer, der mit einem Kopfsprung in eine
handelsübliche Wasserflasche den Weg ins kühle Nass finden
möchte. Doch leider stibitzt ein vorbeilaufender Jogger die
Flasche und damit den „Swimmingpool“. Mel Aerial lässt die „Poi“
kreisen, also zwei Seile mit Leuchtelementen am Ende. Diese
wechseln ständig ihre Farbe. Dabei beeindruckt die hohe
Geschwindigkeit, in der die Requisiten durch die Luft wirbeln.
So entsteht im abgedunkelten Zelt der Eindruck, es würden viel
mehr bunt illuminierte Kugeln auf die Reise geschickt.
Timo
Schwarzmeier, Felix van Mel
Nach der
Pause zeigt Timo Schwarzmeier, was sechs Tiere drei ganz
verschiedener Arten in den vergangenen Monaten unter seiner
Anleitung bereits gelernt haben. Die vier Gänse unterqueren
Hürden, die Ziege balanciert über Postamente und läuft, wie auch
der Hund, auf den Hinterbeinen. Alle tierischen Artisten haben
gemeinsam, dass sie ihren ersten Geburtstag noch nicht erreicht
haben und in Ensingen ihr Manegendebüt feierten. In seinem
zweiten großen Auftritt entführt Felix van Mel in die
geheimnisvolle Welt der Mentalmagie. Er erzählt einen Krimi, die
Mitspielerin aus dem Publikum errät die Nummer des Hotelzimmers,
in dem sich das Mordopfer befindet. Traditionelle Circuskunst
dagegen bringt Direktor Timo Schwarzmeier als Feuerspucker und
-schlucker in die Manege.
Tomi
Teibler, Mel Aerial
Tomi
Teibler kennen wir als Mitglied der ungarischen
Schleuderbrett-Truppe Teibler. Nun ist er bei Ballessa, außer
mit seinem Comedy-Act, auch mit einer Solonummer als
Kunstschütze zu erleben. Bei dieser trifft er mit seiner
Armbrust das Ziel
beispielsweise auch dann, wenn eine Scheibe davor hin und her
wackelt und durchschossen werden muss. Ebenso landet im
abgedunkelten Zelt ein Langschuss präzise in einem Leuchtring.
Mel Aerial hat die Spielfolge eröffnet und beschließt sie auch
wieder, nun mit ihrer Akrobatik am Luftring in ungewöhnlich
niedriger Höhe. |