Motive aus
der Show finden sich auf den runden Tafeln im metallenen,
mit Beleuchtung versehenen Frontzaun sowie in den ebenfalls in
der Front flatternden Fahnen. Imposant ist das moderne,
rot-weiße Viermast-Chapiteau mit blauen Verzierungen. Es wird
durch ein passendes Vorzelt ergänzt. Darin findet
sich ein Restaurationswagen mit breitem Angebot, direkt neben
dem Vorzelt steht der Toilettenwagen. Im Chapiteau
selbst gruppieren sich Logen und ein Schalensitzgradin um
die Manege. Die Rundleinwand ist mit rotem Stoff abgehängt,
blaue Planenbögen und indirekte Beleuchtung schaffen hier
zusätzlich Assoziationen von Galerielogen. Der hohe
Artisteneingang aus rotem Sand sorgt für ein edles Bild. Er wird in der „ersten Etage“, über dem
eigentlichen Vorhang, mit nostalgischen Straßenlaternen ergänzt.
Zweitens spricht für den Großcircus-Charakter, dass bei Paul
Busch Profis im Hintergrund für Tourneeplanung (Peter Tully) und Pressearbeit
(Klaus Kaulis) sorgen sowie in der Administration unterstützen
(Tim Thomsen). So kann
überregional gereist und können attraktive Plätze in größeren
Städten genutzt werden. Wir besuchten das Unternehmen auf einem
Privatplatz in Fulda, der durch seine Lage an einer
Einfallstraße den Circus auf den Präsentierteller stellt. Diese
Sichtbarkeit trägt wohl ihren Teil zu dem an diesem Sonntag sehr
gut gefüllten Zelt bei. Und drittens wird die
Großcircus-Anmutung dadurch unterstrichen, dass das Programm
nicht durchweg von der Familie bestritten wird. Stattdessen sind
immerhin zwei Artisten mit ihren Darbietungen
engagiert, um das Programm zu verstärken.
  
Antonio
Fernandez, Frontzaun, Nikita Frank
Die
Engagements sind letztlich auch darauf zurückzuführen, dass der
frühere Circus Paul Busch sich seit meinem letzten Besuch vor
fünf Jahren aufgeteilt hat. Markus Frank reist mit seiner
Familie unter dem ursprünglichen Namen „Circus Arena“, bei Paul
Busch verblieben ist sein Bruder Henry Frank als Direktor mit
Ehefrau Natascha (geb. Wuch), den drei erwachsenen, leiblichen
Söhnen Benito (29), Karlito (26) und Jeffry (23) samt deren
Partnerinnen Nikita Frank, Deborah Lauenburger und Jamie Köllner
sowie Pflegesohn Nick. Auch Henrys Vater Georg „Ehe“ Frank ist
weiterhin dabei. Doch den Auftakt ins Programm übernimmt Antonio
Fernandez. Der kubanische Artist ist uns aus seinem langjährigen
Engagement im Circus Probst bekannt. Zunächst zu einem
romantischen Popsong, dann zu dramatischer Musik und zwischen
Nebelschwaden überzeugt er an einer halbhohen Polestange mit
kleiner Plattform an der Spitze. An der Stange lassen sich
beispielsweise kraftvolle Flaggen drücken, oben auf dem Requisit
zeigt Antonio Hand- und Kopfstände. Mit einer Verlängerung des
Requisits durch dünne Stäbe wagt er sich im Handstand hoch
hinaus. In noch größerer Höhe bewegt sich Nikita Frank am
Luftring. Sie füllt bei ihren Flügen den Luftraum des Chapiteaus
aus oder gefällt bei schnellen Wirbeln.
  
Karlito Frank, Roberto
Sullacorda, Deborah Lauenburger
Karlito
Frank gibt den versierten und sympathischen Clown Hansi mit
markanter Hochstehfrisur. Nach einem Klatschspiel zu Beginn
spielt er seine eigene, recht kompakte Variante der
Kunstschützen-Reprise mit einer Mitspielerin aus dem Publikum
und vielen scheinbar unabsichtlich platzenden Ballons. Später
gibt es als Belohnung für Reifen, die Logengäste ihm zuwerfen, einen Lolli. Roberto Sullacorda beeindruckt mit
einer starken Kür auf dem Schlappseil. Zum Repertoire gehören
beispielsweise Handstände auf einer Hand und auf beiden,
Balancen auf einem Fuß und die Einradfahrt. Viel Temperament
beweist Deborah Lauenburger bei ihrer Hula-Hoop-Kür zum
Burlesque-Thema. Die beiden anderen Damen im Ensemble tragen mit
einem feurigen Tanz zur Eröffnung zum wirkungsvollen Verkauf
bei.
 
Henry Frank, Benito Frank
Quasi en
bloc werden die hauseigenen Freiheitsdressuren vorgestellt. Den
Beginn macht Direktor Henry Frank mit vier Ponys, die er zu
Lauffiguren anleitet oder sich aufreihen lässt, jeweils mit den
Vorderhufen auf dem Rücken des Tieres vornedran. Seniorchef
Georg Frank begleitet die Vorführung mit seinem engagierten
Kommentar. Drei Tänzerinnen kündigen an, dass es nun in den
Orient geht. Benito Frank präsentiert als Pausennummer vier
mächtige Kamele, die zu Stings „Desert Rose“ stimmungsvoll in
rotes Licht getaucht werden. Sparsame Gesten genügen, um die
Tiere abliegen zu lassen.
  
Henry Frank, Roberto
Sullacorda, Deborah Lauenburger
Henry
Frank beweist seine Wortgewandtheit nicht nur bei den stilvollen
Moderationen während der ganzen Show, sondern auch bei der
ausführlichen Ankündigung der Pausentierschau mit wohlgesetzten
Formulierungen. Zum Beginn des zweiten Teils ist der Chinesische
Mast bereits aufgebaut, den Roberto Sullacorda scheinbar mühelos
erklimmt, den er für Kräfte zehrende Übungen nutzt und an dem er
letztlich kopfüber wieder hinuntersaust. Von zwei
Flamencotänzerinnen begleitet, beginnt Deborah Lauenburger ihre
gekonnte Hohe Schule, die später in eine Einzelfreiheit
übergeht. Dabei dreht das Pferd eine Pirouette oder steckt den
Kopf zwischen den Vorderbeinen durch.
  
Antonio Fernandez, Nikita Frank, Benito und Jeffry Frank
Deutlich
den Charakter einer Zweitnummer hat die nachfolgende
Kubusjonglage von Antonio Fernandez. Gleichermaßen wie in ihrem
ersten Auftritt am Luftring überzeugt hingegen Nikita Frank bei
ihrer gefühlvoll-gewagten Luftnummer am und im Netz. Für seinen
letzten Auftritt als Clown animiert Karlito Frank einen Besucher
zum Striptease unter der Discokugel. Der Mitspieler nimmt es mit
Humor und ist mit Feuereifer dabei. Für den mitreißenden
Abschluss sorgen Benito und Jeffry Frank mit Sprüngen und mehr
auf dem sich rasant drehenden Todesrad. |