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Circus Arena - Tour 2023
www.circus-arena.com ; 95 Showfotos

Aschaffenburg, 21. April 2022: Der Circus Arena der Familie Frank hatte jahrzehntelang einen besonders guten Klang unter den zahlreichen Familiencircussen in Deutschland. So war es durchaus ein wenig bedauerlich, dass man sich ab August 2013 umbenannte in „Paul Busch“. Seit 2021 gibt es nun zwei Unternehmen – Henry Frank reist weiter unter dem neueren Namen, sein Bruder Markus hat ein eigenes Unternehmen gegründet und hierfür die hergebrachte Bezeichnung „Circus Arena“ wieder aktiviert. Im April gastiert Arena auf dem Aschaffenburger Volksfestplatz, der schon viele große Circusse beherbergte.

Der neue Circus bietet einen herrlichen Anblick. Das rot-weiße Viermast-Chapiteau strahlt in der Sonne. Seine außergewöhnliche, optisch attraktive Form erhält es durch „Spitzen“, die von den Quaderpolen im Inneren nach außen gedrückt werden. Auf seinem Dach trägt das Spielzelt einen großen Arena-Schriftzug und ein halbes Dutzend Arena-Flaggen. Passend dazu ist das zweimastige Vorzelt, das den schönen Restaurationswagen beherbergt. Die überaus attraktive Front wird von dem Kassenwagen und einem Fassadenwagen mit Airbrush-Motiven ergänzt. Diejenigen auf der Kasse stammen aus der aktuellen Show. Hinzu kommen der Paradezaun, das Eingangsportal mit dem Circusnamen als Leuchtschrift und weitere Flaggen.


Eindrucksvolle Zeltanlagen des neuen Circus Arena

Auch die Innenausstattung des Chapiteaus überzeugt vollauf. Den ganzen Hintergrund nimmt der hohe Artisteneingang aus geschmackvollem rotem Stoff ein. Ein hohes Podium bietet Platz für den Schlagzeuger, der die Musik vom Band akzentuiert. Umfangreich ist die Lichtanlage. Rund um die Manege gruppieren sich zwei Reihen Logenstühle und ein Schalensitzgradin. Markus Frank und seine Frau Silvia (geb. Wuch) haben vier Kinder, Gitano (32), Marcello (29), Emilio (24) und Selena (17). Auch Markus‘ Vater Georg („Ehe“) Frank reist mit dem Circus Arena.


Angelina Frank, Ariel Vidal, Emilio Frank

Zur Eröffnung des Programms tanzen drei Damen aus dem Ensemble mit roten Bändern. Zu „This is me“ aus dem Greatest-Showman-Soundtrack zelebriert Angelina Frank ihre Tuchakrobatik, fliegt unter der Kuppel im Kreis und wagt Abfaller. In seiner anschließenden Begrüßung des Publikums stellt Juniorchef Gitano Frank den Bezug zum Jubiläum "250 Jahre Circus" her und lädt dazu ein, sich in eine Welt wie aus 1001 Nacht verzaubern zu lassen. Gitano Frank ist ein guter, engagierter Sprecher. Der einzige nicht zur Familie Frank gehörige Artist in diesem Programm ist Ariel Vidal. Der Kubaner zeigt zunächst eine Handstandakrobatik am Mast. Dabei ist sein Requisit originell gestaltet als das Deck eines Piratenschiffs mit Steuerrad und einem ordentlichen Fass Rum. Er zeigt eine Waage oben auf den Mast, drückt sich waagrecht davon ab oder hängt von einer kleinen Querstange an der Mastspitze kopfüber nach unten. Zum Abschluss drückt er einen Handstand oben auf der Stange und rollt aus dieser Position die kubanische Flagge aus. Mit seiner Popcorn-Reprise hat Emilio Frank seinen ersten Auftritt als Clown, dies im Zusammenspiel mit seinem Bruder Gitano.


Markus Frank, Angela Lauenburger, Santiano Frank

Direktor Markus Frank bringt einen Sechserzug gescheckter Miniponys in die Manege. Sie zeigen verschiedene Lauffiguren, steigen mit den Vorderbeinen auf die Piste und springen über Hürden. Bei der Luftakrobatik im Netz von Marcello Franks Lebensgefährtin Angela Lauenburger geht die dynamische Musikbegleitung mit einer ebensolchen Ausführung einher. Mit offenen, langen Haaren und strahlendem Lächeln präsentiert, wechseln sich Wickelfiguren, Abfaller und der Genickhang ab. Santiano, der zehnjährige Sohn von Gitano und Angelina Frank, beweist bereits großes Talent als Clown und ist mit Feuereifer bei der Sache. Eigentlich möchte er von seinem Ghettoblaster „Sexbomb“ spielen und dazu tanzen, doch das ist natürlich verboten und das Elektrogerät landet in der Tonne. Auch die „Circuspolizei“ in Gestalt seines Bruders Giordano kommt zum Einsatz.


Marcello Frank, Gitano Frank, Ariel Vidal

Erster großer Höhepunkt im Programm ist sicherlich der Exotenblock, der von vier Tänzerinnen in orientalischen Kostümen eingeleitet wird. Dann stellt Gitano Frank vier Kamele mit Decken im Zebralook vor und leitet sie zu einer flotten und umfangreichen Laufarbeit an. Auch liegen die Tiere ab und steigen auf Podeste. Noch eindrucksvoller wird das Bild, wenn sich zu den Trampeltieren auch noch exotische Rinder mit gewaltigen Hörnern gesellen – die Zuschauer in den ersten Reihen lehnen sich unwillkürlich ganz weit zurück, wenn die Tiere an den Logenwänden vorbei paradieren. Ein Kurzauftritt von „Mickey Mouse“ überbrückt den Aufbau eines Trampolins mit Sprungturm. Marcello Frank interpretiert diesen Klassiker der Circus-Unterhaltung mit einem recht jugendfreien Striptease, an dessen Ende er in Ringel-Nachthemd und langen Socken dasteht. Natürlich vergisst er neben dem komischen Part nicht die artistische Leistung, und so verabschiedet er sich mit einer Serie von zehn Rückwärtssalti auf dem Trampolin. Gitano Frank kündigt nicht nur groß die Pausentierschau an, sondern zeigt zu Beginn des zweiten Programmteils seine Fähigkeiten als Akrobat, dies mit Handständen auf einer Pyramide aus fünf Stühlen. Sie sind auf vier Flaschen aufeinander gestapelt. Die fragile Konstruktion steht wiederum auf einem imposanten Requisit, das an den Fuß des Eiffelturms erinnert. Der abschließende Handstand auf einem Stuhl mit nur noch drei Flaschen darunter wird mit einem Scheinsturz dramatisch verkauft. Deutlich den Charakter einer Zweitnummer hat Ariel Vidals Jonglage mit einem pyramidenförmigen Metallgestell, einem Kubus mit LED-Beleuchtung und einem Fackelrad.


Angelina, Gitano und Emilio Frank

Wiederum von Ballettgirls eingeleitet und auf diese Weise wirkungsvoll präsentiert wird Angela Franks Hula-Hoop-Kür. Diese arbeitet sie zu Latino-Rhythmen auf einem Podest. Ein vollkommener Genuss ist die Freiheitsdressur mit vier weißen und braunen Arabern, die Gitano Frank zum Hit „Diamonds in the Sky“ präsentiert. Zum Repertoire gehören anspruchsvolle Figuren wie der Gegenlauf und das Flechten sowie verschiedene Steiger – mit drei Pferden nebeneinander, einem Rund- und einem Vorwärtssteiger. Sympathisch und angenehm kompakt spielt Emilio Frank mit einer Dame aus dem Publikum seine Version des von Bello Nock bekannten Kunstschützen-Entrees.


Gitano und Marecello Frank

Für den spektakulären Abschluss der Vorstellung sorgen Gitano und Marcello Frank auf dem Todesrad. Sprünge in den sich drehenden Laufkesseln dürfen ebensowenig fehlen wie Gitano Franks Lauf mit verbundenen Augen über die Außenseite des rotierenden Rades. Beeindruckend ist sein beherzter Sprung vom Todesrad über die Logengäste hinweg auf die Tribünentreppe – das haben wir so noch nicht gesehen. Das hauseigene Ballett mit herrlichen Federschmuck-Kostümen leitet das Finale ein, in dem Seniorchef Georg Frank das begeisterte Publikum gebührend verabschiedet.

Der Circus Arena beweist mit seinem Material und seinem Programm, wie eine engagierte Circusfamilie mit Talent, Können und Liebe zur Sache hervorragenden, großen Circus machen kann. Prägendes Gesicht ist dabei Gitano Frank, den wir mit Kamelen und Pferden als exzellenten Tierlehrer, auf der Stuhlpyramide und dem Todesrad als wagemutigen Akrobaten und im ersten Programmteil auch noch als eloquenten Moderator erleben dürfen. Und doch ist es am Ende die gemeinsame Leistung des gesamten Ensembles, das ein wunderbares, traditionelles und doch zeitgemäßes Circuserlebnis garantiert.

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Text: Markus Moll; Fotos: Stefan Gierisch