In Bad
Mergentheim steht der „Doppelcircus“ nicht auf dem
Volksfestplatz, auf dem zuletzt der Main-Tauber-Weihnachtscircus
einen großen Erfolg feierte. Der Circus Henry nutzt eine Wiese
in einem Gewerbe- und Industriegebiet, gegenüber einer
Autowaschanlage. Auf der anderen Straßenseite ist regelmäßig das
Hüpfburgenland von Roy Sperlich zu Gast, aber Circus haben wir
an dieser Stelle noch nicht gesehen. Trotz der sehr beengten
Platzverhältnisse ist das Unternehmen ansprechend aufgebaut.
Äußerst schmuck wirkt das blau-weiße Chapiteau mit Vorzelt und
zwei Tierzelten in gleicher Farbgebung. Dort finden wir in der
Pause einen umfangreichen Tierbestand mit zahlreichen Pferden,
Ponys, Exoten und Haustieren. Das Hauptzelt trägt einen
beleuchteten Henry-Schriftzug auf der Kuppel und weitere
Leuchtelemente auf den Masten. Im Inneren schaffen unter anderem
der Artisteneingang aus rotem Samt mit goldfarbenen Absetzungen
und beleuchtete Manegenkästen ein geschmackvolles Bild. Den
Besuchern stehen zwei Reihen Logenstühle und dahinter ein Gradin
mit Holzbänken ohne Lehnen zur Verfügung.
 
Die
Familien Georg ("Circus Henry") und Wolfgang Frank ("Circus
Madagascar") reisen aktuell gemeinsam
Seniorchef
Georg Frank ist in zweiter Ehe verheiratet mit Carmen Frank und
hat insgesamt neun Kinder – sein bekanntester Sohn dürfte Manuel
Frank sein, der seine exzellenten Fähigkeiten als Tierlehrer
seit vielen Jahren beim Circus Carl Busch unter Beweis stellt.
Noch mit dem Circus Henry reisen Sohn Werner, Sohn Robin und
Tochter Nadine. Robin ist verheiratet mit Jessica Frank,
geborene Weisheit, und hat mit ihr drei Kinder. Sie stammt aus
dem Circus Baruk. Nadine Mai, geborene Frank, hat mit ihrem Mann
Horst zwei Töchter, Alicia und Thalia. Derzeit ist – wie erwähnt
– noch Georg Franks Bruder Wolfgang mit Ehefrau Ramona und den
Kindern Leonardo, Samuel, Jesse und Selina mit auf Tour.
  
Robin,
Jessica und Werner Frank
Die
Vorstellung beginnt mit einem schönen Prolog, in dem Robin Frank
schlafend im Bett liegt und von seiner Frau Jessica geweckt
wird. Am Schminktisch verwandelt er sich in Clown Beppo und
erhält dabei Unterstützung von der Gattin. Diese legt in der
frühmorgendlichen Szenerie den Bademantel ab, wodurch ihr
schönes weißes Kostüm zum Vorschein kommt. Am Trapez beweist sie
ihr Können zu den dramatischen Klängen von „Rise like a Phoenix“.
Posen und Abfaller wechseln sich ab. Clown Beppo ist ganz
verzaubert von der hübschen Dame und überreicht ihr, als sie
wieder am Boden angelangt ist, eine rote Rose. Ein kleines
Charivari, in dem mit Hula-Hoop-Reifen, Ringen und Bällen
jongliert wird, rundet das Opening ab. Dann erzeugt Juniorchef
Werner Frank gleich ein beeindruckendes Bild, wenn er vier
Kamele mit roten Decken auf deren Rücken zu einer
Freiheitsdressur in die Manege bringt. Temporeich drehen die
Tiere Pirouetten und bewegen sich im Gegenlauf sowie im Quartett
nebeneinander, ehe sie mit den Vorderbeinen auf Postamente
steigen. Im zweiten Teil dieses Dressurblocks demonstriert
Friesenhengst Artus, mit klassischen Federpuscheln geschmückt,
den spanischen Tritt, macht einen Knicks und läuft über Hürden.
Dann richtet sich das Pferd zum Steiger auf und verabschiedet
sich, nachdem es – mit den Vorderfüßen auf einem Podest – den
Kopf zwischen den Beinen hindurch bis zum Boden gestreckt hat.
  
Samuel
Frank, Nadine Mai und Robin Frank, Thalia Mai
Mit
offenkundigem Spaß am eigenen Tun bringen Robin Frank (Clown
Beppo) und seine Schwester Nadine das traditionelle
Waschmaschinen-Entree in die Manege. Das Wundergerät kann laut
Beppo nicht nur waschen, sondern auch trocknen, bügeln und
zusammenlegen. Dumm nur, dass alle Wäschestücke massiv
einlaufen. Zur „Revanche“ wird der Clown selbst in die Maschine
verfrachtet und kommt scheinbar im Miniaturformat wieder heraus.
Töchterchen Lujane spielt die kleine Ausgabe ihres Vaters. Bei
der Hula-Hoop-Nummer stehen Vertreterinnen von „Henry“ und „Madagascar“
gemeinsam und in den gleichen blau-weißen Kostümen in der
Manege. Gekonnt lassen Thalia Mai und Selina Frank die Reifen um
Arme, Beine und Rumpf kreisen, mal abwechselnd und mal synchron.
Fünf Bälle, drei Keulen, sechs Ringe und drei Fackeln – das sind
die Requisiten, mit denen Samuel Frank sein gutes Können als
Jongleur beweist.
 
Alicia
Mai, Robin Frank
Ein
Ausrufezeichen im ersten Programmteil setzt Alicia Mai, die im
mit Pailletten besetzten Kostüm ihre klassische
Kautschukakrobatik zeigt – zunächst auf einem Tisch, dann auf
zwei Handstäben. Unter anderem setzt sie sich einen Hut mit den
Füßen auf den Kopf. Als Pausennummer stellt Robin Frank sein
„Wunderpferd“ Jolly Jumper vor. Das Ross liegt am Boden ab und
lässt es zu, dass der Dresseur sich zunächst auf seinen Rücken
ausruht. Dann legt Robin Frank sich ebenfalls in das Sägemehl
und nutzt die ausgestreckten Beine des Pferdes in
unterschiedlichen Positionen als „Rückenlehne“. Eines der Beine
wird von ihm dabei sanft bewegt. Zum Höhepunkt dieser Vorführung
legt sich Jolly Jumper auf den Rücken und streckt die Beine in die
Luft, so dass Frank auch auf seiner Bauchseite liegen kann.
 
Leonardo und Robin
Frank
Hälfte
zwei wird ebenso von Robin Frank eröffnet, nunmehr mit dem
klassischen Tellerdrehen. In der besuchten Vorstellung macht
sich Leonardo Frank einen Spaß und spontan in der Nummer mit, so
dass es etwas schneller geht, bis alle zehn Teller kreisen.
Daran haben offenkundig alle ihre Freude, einschließlich der
charmanten Moderatorin Nadine Mai. Die fünf Löffel auf einem
Tablett mit einem Schwung in die darauf stehenden Gläser zu
befördern, das muss Robin Frank dann aber doch alleine meistern;
hier kann keiner unterstützen. Natürlich gelingt es ihm. Seinen
eigentlichen großen Auftritt hat Leonardo Frank direkt im
Anschluss, wenn er vier gescheckte Ponys durch eine rasante
Freiheitsdressur leitet, mit Lauffiguren, Hürdenspringen und
Solosteiger zum Abschluss.
  
Alicia Mai, Ramona
und Samuel Frank
Dass sie
eine hervorragende Akrobatin ist, beweist Alicia Mai auch bei
ihrem zweiten Auftritt, nunmehr in luftiger Höhe am Netz. Die
Arbeit umfasst auch sehr rasante Drehungen und gewagte Parts,
wird elegant präsentiert und wäre in einem größeren Rahmen
ebenfalls eine Bereicherung. Nun kündigt Robin Frank „Henrys
Wildtiere“ an. Als der rote Vorhang sich öffnet, erscheinen
sechs Stockenten. Dirigiert von Ramona Frank, absolvieren sie
einen Parcours, bei dem sie Bögen durchqueren und Slalom laufen.
Das „Wildtier-Thema“ greift Nachwuchsclown Jesse nochmal auf,
wenn er einen Plüschlöwen zum Reifensprung animieren will. Für
die Schlussnummer sorgt Samuel Frank auf der Rola Rola. Darauf
jongliert er mit Bällen, lässt ein Lasso kreisen, dreht sich auf
einem Ball balancierend um die eigene Achse und zwängt sich
durch zwei Ringe. Alicia Mai assistiert ihm charmant. |