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Circus Probst - Tour 2023
www.circus-probst.de ; 122 Showfotos

Limburg, 23. April 2023: In „Surprise!“, der aktuellen Tourneeproduktion des Circus Probst, nimmt uns Celina Probst mit auf ihre Reise in die Circuswelt. Hat die Tochter von Stephanie Probst und Sergiu Mosanu gerade noch ihre Hausaufgaben gemacht, erweckt sie kurze Zeit später die Artisten in einem Charivari zum Leben. Mit einem weißen Schirm ausgestattet wird sie Teil des bunten Spektakels. Die Story erzählt eine männliche Stimme aus dem Off. Im Finale werden dann farbige Bänder wie ein großer Baldachin über die Manege gespannt. Für die Inszenierung zeichnet einmal mehr Anett Simmen verantwortlich.

Die Regisseurin hat für die Familie Probst schon etliche Shows kreiert. Insbesondere für die Weihnachtscircusse in Gelsenkirchen und Krefeld. Bei „Suprise!“ nimmt die Handlung vergleichsweise wenig Raum ein. Somit erleben wir vor allen Dingen klassischen Circus ganz so, wie man ihn sich wünscht. Mit großen Tier- und Artistengruppen sowie einem Liveorchester.


Entree

Die Rahmenbedingungen stimmen ebenfalls. Das Vier-Masten-Chapiteau trägt traditionell die Farben gelb und rot. Zusammen mit dem Restaurationszelt, dem Kassen- sowie Bürowagen und den weiteren Elementen der Front ergibt sich ein sehr ansprechendes Gesamtbild. Um die Administration kümmert sich in erster Linie Brigitte Probst, als Geschäftsführer fungiert ihr Ehemann Reinhard. Die Tourneeleitung hat Roland Paschke inne. Er arbeitet von zu Hause aus, ist aber immer wieder beim reisenden Unternehmen. Auch hinter dem Spielzelt gibt es viel zu entdecken, verfügt der Circus Probst doch noch über einen recht großen, eigenen Tierbestand. Selbstverständlich werden alle Mitglieder des rollenden Zoos bestens untergebracht und versorgt.


Stephanie Probst

Tierdressuren sind natürlich auch Bestandteil der Show. Zunächst erleben wir Stephanie Probst mit einem Sechserzug weißer Araber, den sie in einer wunderbaren Freiheit vorführt. Die Pferde sehen sehr gepflegt aus und laufen die anspruchsvollen Figuren sicher unter Anleitung ihrer Trainerin. Diese versteht es gekonnt, ihre Schützlinge und sich selbst charmant zu präsentieren. Als da capo gibt es verschiedene Steiger. Beim turbulenten Ausflug auf den Bauernhof sind Ehemann Sergiu Mosanu und beider Tochter Celina mit von der Partie. Da bilden Ziegen eine Pyramide und beweisen ihre Kletterkünste. Celina wagt eine Partie auf der Wippe mit einem Esel. Sogar eine Ziege zu Esel ist dabei. Schlichtweg als „Kult“ muss man den Exotenzug bei Probst bezeichnen. Jahrelang von Reinhard Probst vorgeführt, hat nun Tochter Stephanie übernommen. Natürlich haben Tiere und einzelnen Tricks gewechselt, das Grundprinzip ist aber immer geblieben. Aktuell gehören Dromedare, Kamele, Kaltblüter, Lamas, Rinder und ein Emu zur Gruppe. Stephanie Probst hat ihnen etliche Kunststücke beigebracht, die die Vierbeiner sowie der Laufvogel bereitwillig zeigen. Ebenfalls ein Klassiker der Manegenunterhaltung ist das Trampolin mit Sprungturm. Sergiu Mosanu erfreut uns als Jim Bim mit gewagten Sprüngen und ordentlich Komik. Als angetrunkener Herr im feinen Zwirn kommt er herein, die Flasche mit dem Alkohol noch in der Hand. In seine Eskapaden auf der Trockenversion eines Schwimmbads baut er einen gewagten Striptease ein.


Rudi Brukson, Elena, Rico Brukson

Der Reprisenclown des Programms ist Rudi Brukson. Schon vor dem eigentlichen Beginn übt er mit dem Publikum den richtigen Applaus. Später beweist er sich als jonglierender Koch sowie als Dirigent in einem Konzert mit Glocken, bei dem ihn Zuschauer unterstützen. Man merkt, dass er ein echter Profi ist. Sein Spiel ist fein und die Pointen kommen immer mit dem richtigen Timing. Wenn er von einer Raupe in einem riesigen Apfel geneckt wird und wenn er sich als Wahrsager mit Glaskugel präsentiert, ist Ehefrau Irina mit von der Partie. Einmal als ebenjene Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt und dann als bezirzende orientalische Tänzerin. Beider Kinder haben sich der Artistik verschrieben. Elena zelebriert eine wunderschöne Kür an roten Tüchern. Abfaller wechseln sich ab mit Haltefiguren und Flügen unter der Kuppel. Als Tennis-Jongleur erleben wir Elenas Bruder Rico. Zunächst manipuliert er ein Racket mit Devil Sticks, dann hält er mit einem Schläger zwei Bälle in der Luft. Anschließend wirbelt er mehrere Tennisschläger gekonnt durch die Luft und sorgt für ordentlich Tempo. Am Ende jongliert er fünf seiner Requisiten gleichzeitig.


Troupe Suba, Ryebyeka, Byanmunkh und Batbayar

Das größte Ensemble kommt aus der Mongolei. Neun junge Männer der Troupe Suba begeistern vor der Pause mit Akrobatik am Schleuderbrett. Die Akteure sind voller Schwung bei der Sache. Ihre Sprünge landen sie auf einer Matte, auf einem Sessel, der auf einer Perchestange befestigt ist, und auf den Schultern ihrer Partner. Mit dem letzten Flug wird ein Vier-Personen-Hoch gebildet, der dank der eingesetzten Perche noch höher wirkt. Prächtige Kostüme aus ihrer mongolischen Heimat trägt eine achtköpfige Formation beim variantenreichen Seilspringen. Alle möglichen und schier unmöglichen Sprungkombinationen werden gewagt. Das sorgt beim Publikum für viele Überraschungsmomente und wahre Begeisterungsstürme. Dass sich mongolische Artistinnen bestens auf die Kunst der Kontorsion verstehen, ist bekannt. Hier ist es an Ryebyeka, uns von der unglaublichen Biegsamkeit ihres Körpers zu überzeugen. Das tut sie ganz virtuos und vergisst dabei das Spiel mit den Gästen im Zuschauerraum nicht. Auch im Hand- und Zahnstand macht Ryebyeka eine überzeugende Figur. Der Clou ist der mit den Füßen ausgelöste Bogenschuss auf einen Luftballon. In der einleitenden Sequenz mit großen gelben Segeln darf Celina Probst eine Kostprobe ihres Könnens als Artistin geben. Weniger mit der Mongolei verbunden ist die Disziplin der Ikarischen Spiele. Byanmunkh und Batbayar beherrschen sie dennoch. In flotter Abfolge jongliert der eine den anderen mit den Füßen. Es folgt Salto auf Salto, dass einem vom Zusehen schwindelig wird.


Torres Truppe

Die Motorradkugel der Torres Truppe bildet den fulminanten Schlusspunkt von „Surprise!“ Bis zu vier Fahrer jagen gleichzeitig durch den Globe of Death. Dies auch im Dunkeln mit Leuchtelementen an den Maschinen. Kurz darauf sorgt die Lichtregie wieder dafür, dass die Hasardeure im Spotlight stehen. Überhaupt wird die gesamte Show durch ein ansprechendes Lichtdesign wunderbar unterstützt. Das Orchester unter der Leitung von Viktor Golod spielt druckvoll, dass es eine wahre Freude ist. Echte Circusmusik eben.

Der Circus Probst verwöhnt seine Besucher auch 2023 wieder mit einem klassischen, internationalen Circusprogramm. Ganz der Tradition verpflichtet, aber alles andere als verstaubt. Es gibt wunderschöne Tierdressuren, große Artistengruppen, Solokünstler und einen wirklich lustigen Clown. Gespielt wird auf Sägemehl, ein Orchester begleitet das Programm und eine sympathische Rahmenhandlung verbindet die einzelnen Elemente. Das macht einfach großen Spaß und bietet eingefleischten Circusfans genau das, was sie so lieben. Leider heute fast schon eine Rarität.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch