Auch an den bisherigen Stationen der Tournee 2024 soll dies so
gewesen sein. Zum Finale spendet
das begeisterte Publikum minutenlang Standing Ovations. Kein
Wunder, denn das Programm begeistert restlos. Dabei liest es
sich gar nicht mal so stark. Etwa, weil keine große Truppe dabei
ist, wie wir sie hier in den letzten Jahren zumeist sehen
konnten. In der besuchten Vorstellung fehlt sogar noch eine
Darbietung. Die Akrobatik auf der freistehenden Leiter von Robi
Berousek muss aus familiären Gründen ausfallen.

Cirkus Arena in
Randers
Doch die Show, die
wir rund zwei Stunden lang – Pause nicht mitgerechnet - erleben
dürfen, überzeugt einfach in jeder Hinsicht. Sie ist rund,
mithin also perfekt zusammengestellt und hat genau die richtige
Länge. Längen hingegen gibt es nicht, alle Auftritte sind
wohldosiert und ergeben ein harmonisches Ganzes. Es ist fast
schon ein wenig magisch, wie sich hier alles zusammenfügt.
Gespielt wird in einer mit Sägemehl ausgelegten Manege. Auch das
keine Selbstverständlichkeit mehr, aber ein wichtiger Beitrag
zur Gesamtwirkung. Genauso wie das richtig gute Licht und das
wunderbare Orchester. Sechs Musikerinnen und Musiker unter der
Leitung von Filip Czank spielen über dem beleuchteten
Artisteneingang, dass es eine wahre Freude ist.
  
Bubber und Malene
Qvist, Rudy Althoff, Jessyka Jasters
Die prominentesten
Gesichter der Vorstellung sind Bubber und Malene Qvist. Der
Fernsehmoderator war schon mehrfach mit Arena auf Tournee, die
Sängerin ist zum ersten Mal dabei. Mit dem Song „Cirkus er i
byen“ eröffnen sie den Nachmittag, nachdem Bubber seine
Manegenpartnerin herbeigezaubert hat. Im weiteren Verlauf
erleben wir das Duo immer wieder. Ihre Einlagen sind angenehm
dosiert. Nicht zu oft und zumeist angenehm kurz. Meistens necken
sie sich dabei gegenseitig. Auf eine Pferdefreiheit müssen wir
in diesem Jahr verzichten, dafür präsentiert Rudy Althoff sechs
quirlige Esel. Der Tierlehrer war zuletzt in der Saison 2018 bei
Arena und führte damals die hauseigenen Elefanten vor. Die
Esel wurden ursprünglich von Marcel Krämer dressiert und
gehören jetzt zum Circus Louis Knie. Nun folgen sie aufmerksam
den Kommandos von Rudy Althoff, denn die Darbietung läuft sehr
flüssig und beinhaltet etliche Tricks. Sogar das „Schlafengehen“
in der Manege beherrschen die Vierbeiner. Jessyka Jasters hat
sich den Antipodenspielen verschrieben. Rücklinks auf der Trinka
liegend, lässt sie bis zu vier Teppiche gleichzeitig auf Händen
und Füßen rotieren. Dies in den verschiedensten Varianten, zudem
fliegen die Teppiche zwischen Füßen und Händen. Am Ende tanzen
vier Teppiche auf ihren Extremitäten, während sie Richtung
Kuppel entschwebt.
  
Jimmy Folco, Duo
Costache, David Hammarberg
Ein vertrautes
Gesicht im Cirkus Arena ist Jimmy Folco. In diesem Jahr hat der
Clown zwei Auftritte. Im ersten übt er sich mit einem Jungen aus
dem Publikum im Wasserspucken. Da der Gast schnell lernt, können
sich die beiden ein feuchtes Duell liefern. Auch einzelne
Zuschauer in den Logen müssen sich vor den beiden in Acht
nehmen. Nichtsdestotrotz haben auch sie viel Spaß. Schon seit
einigen Saisons hintereinander ist das Duo Costache mit
verschiedenen Nummern im Unternehmen der Familie Berdino zu
erleben. Was Vita und Leo 2024 zeigen, ist ihre bislang stärkste
Performance. Diese haben sie dem Thema „Leonardo da Vinci“
gewidmet. Requisiten und Kostüme sind im entsprechenden
historischen Stil gehalten. In einer durchgehenden
Inszenierung verbinden sie Percheakrobatik und Krafttricks mit
den Zähnen. Zentrales Element ist eine Ringperche, die wie das
Ziffernblatt einer Uhr gestaltet ist. Auf dieser balanciert Leo
seine Partnerin sowohl auf der Stirn als auch mit den Zähnen,
während Vita in luftiger Höhe Haltefiguren zelebriert. Wenn die
überdimensionale Uhr Richtung Kuppel gezogen wird, hält sich Leo
mit den Zähnen daran fest. Zudem kommt eine Schulterperche zum
Einsatz, auf der Vita zig Überschläge absolviert. In einem
neonfarbenen Kostüm arbeitet David Hammarberg seine
Luftakrobatik an Bungeeseilen. Als Absprungbasis dient ihm ein
Trapez. Von dort geht es in immer neuen Variationen durch
den Raum über der Manege. Dort unten steht Malene Qvist und
begleitet die Darbietung mit ihrem Gesang.
  
BMX Riders,
Skating New Vision, Fabiana Köhler
Ein regelrechter
Spielplatz wird für die BMX Riders aufgebaut. Es gibt eine Rampe
und verschiedene Plattformen, auf denen die beiden Biker ihre
Geschicklichkeit beim Balancieren und ihre Fertigkeiten im
Springen beweisen dürfen. Los geht es aber auf den Stufen des
Gradins. Diese nimmt einer der Akteure mit Leichtigkeit auf dem
Hinterreifen seines Fahrrads. Dann übertreffen sich die Artisten
gegenseitig mit ihren Tricks. Nach der folgenden Pause geht es
mit der Rollschuhartistik von Skating New Vision weiter.
Dahinter verbergen sich Jessyka Jasters und Sonny Caveagna. Sie
starten ihren Act im UV-Licht. So sind die ersten Runden
besonders effektvoll. Weiter geht es mit rasanten Touren, bei
denen Jessyka unter anderem im Spagat von Sonny gehalten wird.
Fabiana Köhler bringt eine Meute aufgeweckter Hunde in die
Manege. Die Tiere stammen ebenfalls vom Circus Louis Knie. Die
Tochter von Rudy Althoff präsentiert sie in einer ausgelassenen
Trickfolge. Da wird durch Reifen gesprungen, über Hürden
geklettert und eine Polonaise gebildet. Die Hunde sind mit
ebenso viel Spaß bei der Sache wie ihre Vorführerin.
 
Connor und Antonio
Garcia, Vicky und Pablo Garcia
Connor und Antonio
Garcia bauen ihre Partner-Akrobatik immer weiter aus. Erstmals
sah ich sie 2014 beim Cirkus Dannebrog. Damals traten sie im
Stil von Michael Jackson auf. Nun haben sie elegante
eigenständige Kostüme. Auch die Tricks sind stetig stärker
geworden. Jetzt haben die Garcia Brothers etwa Drehungen im
Kopfstand, den Zahnstand kopfüber und das mit den Füßen
ausgeführte Abschießen eines Pfeils mit einem Bogen im
Repertoire. Gemeinsame Aktionen wechseln mit Soli ab. Auch in
Sachen Präsentation sind sie wahre Profis geworden. Gäste aus
dem Publikum animiert Jimmy Folco dazu, ein Instrument zu
spielen oder zu singen. Seine so formierte Band sorgt für
ordentlich Heiterkeit auf den Rängen. Dankenswerterweise spielt
der Clown diesen Klassiker, ohne ihn unnötig in die Länge zu
ziehen. In einer Großillusion lässt Malene Qvist Bubber
verschwinden. Doch der taucht wenige Augenblicke später auf dem
Gradin wieder auf. Danach ist die Rakete der Garcias startklar.
Vicky und Pablo sind die Eltern von Connor und Antonio, ihre
Luftakrobatik ist eine echte Rarität, die zudem noch für
ordentlich Nervenkitzel sorgt. Während das Fluggerät
kontinuierlich über der Manege kreist, wagen die Garcias
riskante Kunststücke. Als Abschluss lässt der kopfüber am
Requisit hängende Pablo seine Ehefrau an einem Seil rotieren, an
dem sich diese nur mit den Zähnen festhält. Im Finale strahlen
unzählige Lichter, Malene Qvist singt und alle Mitwirkenden
verabschieden sich ausgiebig vom frenetisch applaudierenden
Publikum. Das Orchester bekommt ebenso eine gebührende Würdigung
wie Abendregisseur Karsten Berdino. |