Hervorgegangen ist
der Cirkus King aus dem Cirkus Humberto. 2011 trennte sich
Direktor Bohumil Navratil von Humberto, der von seinem Bruder
Hynek geführt wird. Humberto hingegen reiste bereits 1994 unter
dem Namen King, bis die Rechte für die letztendlich angestrebte
Bezeichnung vorlagen.
Cirkus Bob
Navarro King in Prag-Chodov
Für sein genau ein
Monat dauerndes Gastspiel in Prag hat sich der Cirkus King den
Stadtteil Chodov ausgesucht. Nach dem Verlassen der
nächstgelegenen Metro-Station findet man sich in einem
Wohngebiet wieder. Die Zeltstadt in den Farben Rot und Gelb
steht an einer Durchgangsstraße und ist somit gut sichtbar. In
der Front sticht der Einlasswagen mit dem Unternehmensnamen in
großen beleuchteten Lettern darauf ins Auge. In den Durchgang
integriert ist die die Kasse. Rechts und links schließt sich
jeweils ein schmucker Metallzaun an, an dem runde Platten mit
Circusmotiven angebracht sind. Dazu wehen rote Fahnen im Wind.
Blick ins
Chapiteau
Spannend ist der
Blick ins Viermast-Chapiteau. Gegenüber vom Artisteneingang ist
ein achtreihiges Gradin mit Holzbänken ohne Rückenlehne
aufgebaut. Es füllt ungefähr den halben Umfang des Innenraums.
Links stehen die beiden Wagen der Restauration. Rechts hat an
diesem Samstag die Band Comedy & Beat Aufstellung genommen. Das
Trio unterhält das Publikum vor der Vorstellung und in der
Pause. Dies aber nur an Tagen, an denen es die Zeit der Musiker
erlaubt. Zwischen den Sturmstangen sorgt eine Lichterkette für
Stimmung. An die Manegenumrandung schließen sich drei
Logenreihen an. Neben der roten Gardine steht das Pult für die
Technik. Von dort werden die gut ausgewählten Musikstücke
eingespielt und wird die Lichtanlage gesteuert. Ein weiterer Spot ist
am oberen Ende des Gradins aufgestellt und wird manuell bedient.
Häufig zum Einsatz kommt die Nebelmaschine.
Ludvik
Bernes Berousek, Weißclown Ludvik Bernes Berousek sen., Robik
Bernes Berousek
So auch beim
Auftakt, den Direktionstochter Marie Navratilova und Partner
Ludvik Bernes Berousek bestreiten. Gemeinsam dirigieren sie eine
abwechslungsreiche Freiheitsdressur mit drei schwarzen und zwei
weißen Pferden. Die Tiere laufen wunderbar und werden
sympathisch präsentiert. Dann begrüßt uns ein Weißclown.
Zunächst auf einem Sopransaxofon spielend, dann verbal.
Verkörpert wird er von Ludvik Bernes Berousek senior, mithin
also dem Vater des Mannes, den wir soeben mit Vierbeinern
erleben konnten. Robik ist ein weiterer seiner Söhne. Dieser
steht sodann mit Rola-Rola-Akrobatik im Scheinwerferlicht. Auf
seinen Türmen aus Walzen verknotet er sich unter anderem in zwei
Ringe und jongliert mit mehreren von ihnen. Den Schlusspunkt
setzt er mit der Balance auf sechs übereinander gelegten Rollen.
Alina,
Marie Navratilova, Miss Alexis
Alina ist die
einzige Artistin, die nicht zur Familie gehört. Die Ukrainerin
überzeugt an den Tuchstrapaten rundum mit gewagten Abfallern und starken
akrobatischen Posen. Eine traumhafte Kür, die auch den
freihändigen Spagat in luftiger Höhe beinhaltet. Robik Bernes
Berousek hat sich inzwischen in einen Clown verwandelt und
spielt gemeinsam mit seinem Vater eine Szene, bei der eine
Handvoll Stroh eine Rolle spielt. Dann geht es schon wieder mit
Tieren weiter. Marie Navratilova führt zunächst Lamas und direkt
im Anschluss Ponys vor. Als Da Capi gibt es verschiedene Steiger
von Pferden und Ponys sowie einen Löwen zu Pony. Das Raubtier
ist aus Plüsch, die Idee aber sehr originell. Ungläubiges
Staunen beim Auftritt von Alexa, die als Miss Alexis Kontorsion
zeigt. Sie ist die Tochter von Maries Schwester Bohumila
Navratilova. Obwohl noch im Kindesalter, hat Alexa bereits ein
enormes Repertoire. Selbst hohe Schwierigkeitsgrade verkauft sie
sehr gekonnt und so, als bereiteten sie ihr keine Mühe. Überhaupt
hat man das Gefühl, als hätte sie an ihrem Auftritt selbst am
meisten Freude. Die Herzen des Publikums fliegen ihr nur so zu,
wenn sie sich etwa im einarmigen Handstand die Füße unter das
Kinn klemmt.
Bohumil
Navratil mit seinen Löwen
Weißclown Ludvik
Bernes Berousek senior spielt mit seinen Söhnen Ludvik und Robik
das Bienchen-Entree. Dies in einer vergleichsweise trockenen
Variante. Damit sorgen sie trotzdem für etliche Lacher von den
Rängen. Noch einmal erleben wir wunderschöne Pferde. Zwei große,
eins in Weiß, das andere in Schwarz, machen den Auftakt. Dann
gibt es nacheinander zweimal Groß und Klein. Erst in Schwarz,
dann in Weiß mit jeweils unterschiedlichen Trickfolgen.
Präsentiert wiederum von Marie Navratilova, unterstützt von
Ludvik Bernes Berousek. Beide werden in der Spielzeit 2024/25
einmal mehr beim Ludwigshafener Weihnachtscircus engagiert sein.
Die Pause kündigt Clown Robik an. Zwei Kinder dürfen die Enden
einer Wäscheleine halten. Daran wird ein T-Shirt mit der
Aufschrift „Pausa“ aufgehängt. Die Unterbrechung dauert rund 40
Minuten und ist mit allerlei Aktivitäten gefüllt. Die
Restauration lockt genauso wie die Tierschau. Kinder können auf
einem Trampolin neben dem Artisteneingang hüpfen oder auf
Pferden sowie Ponys reiten. Und schließlich wird der
Zentralkäfig aufgebaut. Diesen teilt sich Bohumil Navratil mit
vier weiblichen und zwei männlichen Löwen. Alle Tiere sind
gepflegt und arbeiten routiniert. Zu sehen gibt es etwa eine
Löwenbar, den Reifensprung und die Balance über einen Balken im
Slalom. Aufgelockert wird die Dressurfolge durch Interaktionen
des ruhig agierenden Dompteurs mit einzelnen Tieren. Skurriles
Detail: der Eingang zum Käfig besteht aus einer Schleuse mit
zwei Türen, durch die auch größere Requisiten während der
Darbietung nach draußen gereicht werden.
Bohumila
Navratilova, Clown Robik, Ludvik Bernes Berousek
Clown Robik
überbrückt den anschließenden Umbau, in dem er sich mit dem
Publikum Bälle zuwirft. Noch ein letztes Mal gehört die Manege
den Tieren. Miss Alexis beweist, dass sie für ihre jungen Jahre
nicht nur eine grandiose Artistin ist, sondern sich auch auf den
Umgang mit Ziegen, Schafen, einem Schwein, einem Pony und Gänsen
versteht. Diese führt sie in einer originellen Revue vor, quasi
direkt vom Bauernhof. Die Ziegen klettern und springen, die
Schafe drehen einige Runden und das Schwein rollt einen Teppich
aus. Die Gänse wagen eine Rutschpartie, nachdem sie dem vom Pony
gezogenen Circuswagen en miniature entstiegen sind. Bei der
folgenden Szene der Clowns ist auch Alex dabei, der zuvor einige
Moderationen übernommen hat. Alex ist der Partner von Bohumila
Navratilova, der anderen Tochter aus der Direktionsfamilie,
welche direkt danach auftritt. Im wabernden Nebel beginnt sie
ihre Hula-Hoop-Nummer mit brennenden Reifen. In verschiedenen
Varianten lässt sie sodann mehrere Ringe im ihre Körper kreisen.
Zum Schluss fängt sie die zahlreichen Reifen, die ihr immer
schneller zugeworfen werden. Auf das Zwischenspiel mit Popcorn
der Clowns folgt eine ordentliche Portion Nervenkitzel. Ludvik
Bernes Berousek hält sich auf dem Trapez in allen möglichen und
unmöglichen Lagen im Gleichgewicht. Im Handstand genauso wie auf
einem Bein stehend. Kopfüber auf einer kleinen runden, auf das
Trapez aufgesetzten Plattform lässt er Reifen um Arme und Beine
kreisen. Ohne die Ringe schwingt Ludvik Bernes Berousek sogar im
Kopfstand hin und her. Das Finale wird zu einem ausführlichen
Abschied und beginnt mit Flaggen, die die Mitwirkenden
schwenken. Danach bedanken sie sich beim frenetisch klatschenden
Publikum für den Besuch. Der Applaus fällt sehr üppig aus, denn
die Vorstellung ist bestens besucht und die Gäste sind
offensichtlich äußerst zufrieden. |