Er hat den
Unterhaltungsbetrieb gegründet und ist nach wie vor der
wichtigste Bestandteil seiner Programme. Mit seinen
unnachahmlichen Figuren und den immer wieder neuen Szenen ist er
derjenige, den das Publikum sehen will, wegen dem es kommt. Doch
er liebt den Circus und deswegen tourt er nicht durch die
Konzerthallen Dänemarks, sondern mit seinem eigenen Unternehmen.
Schwarz und rot sind dessen vorherrschende Farben, es gibt ein
Vorzelt mit Restauration, ein Viermast-Chapiteau und der
Fuhrpark ist teilweise nostalgisch, immer aber originell.

Szene
aus dem Finale
Zwischen
seinen eigenen Auftritten erleben wir artistische Darbietungen
und teilweise welche mit Tieren. Ingo Stiebner war viele Saisons
mit seinen Seelöwen hier zu sehen, die letzten Jahre gab es
Ratten, 2024 immerhin zwei Gänse. In der Gesamtinszenierung
sieht man immer wieder, wie sehr Ostergaard den (klassischen)
Circus schätzt. Da werden Gags auf Eigenheiten des Genres
eingebaut. Etwa auf die oftmals recht knapp geschnittenen
Kostüme. Im aktuellen Programmheft findet sich eine fiktive
Programmfolge, die beispielsweise „Fischers Elefanten-Revue“
vorsieht oder den „eleganten Schulreiter Octave Bernard de
Pessemier“.

Zirkus
Nemo in Vejle
Die
diesjährige Saisonpremiere wäre fast ins Wasser gefallen. Der
Platz in Haderslev war aufgrund starker Regenfälle nicht
bespielbar. So wurden die ersten Vorstellungen in das rund 60
Kilometer entfernte Vejle verlegt. Drei Wochen später ist der
Circus schon wieder hier. Nun zum ursprünglich geplanten
Gastspiel. Wieder sind die Shows sehr gut besucht, wieder
herrscht von Anfang an beste Stimmung. Das Publikum geht enorm
mit.
 
Laura
Kvist Poulsen, Duo Kvas
Zu Beginn
ist die Rundbühne mit einem Vorhang verhüllt. Sterne,
Sahnekringel und die Zahl 25 sind darauf zu finden. Nachdem er
sich geöffnet hat, blicken wir auf Backwerk, das aus von den
Mitwirkenden gehaltenen Elementen gebildet wird. So stellt sich
das Ensemble bei seinen Gästen vor. Außerdem dabei ist eine rosa
dekorierte Torte auf zwei Beinen. Das Gerüst für den Vorhang
wird sodann auf geniale Weise genutzt. In flottem Tempo werden
an einer dazwischen gespannten Schnur an den Hinterbeinen
aufgehängte Schweine aus Stoff im Kreis gezogen. Vorgeführt wird
diese „Tierdressur“ von Laura Kvist Poulsen in Lederhose und
Karohemd. In der einen Hand hält sie eine Peitsche, in der
anderen einen Maßkrug, den sie zu Beginn auf Ex leert. Zu diesem
zünftigen Spaß spielt die Band den Ententanz. Es folgt das erste
Solo von Soren Ostergaard als Ove Rudolf. Ganz in Rot
eingekleidet feuert er seine ersten Wortkaskaden ab. Auch wenn
man kein Dänisch versteht, zieht einen dieser Auftritt gleich in
seinen Bann. Das heimische Publikum hängt förmlich an seinen
Lippen und folgt ihm Satz für Satz. Die Reaktionen sind enorm.
Es entsteht sofort eine ungeheuer intensive Atmosphäre. Keiner
kann – und will – sich den in rasantem Tempo abgefeuerten
Pointen entziehen. Das Duo Kvas macht den artistischen Auftakt.
Vladimir Kostenko und Anton Savchenko sind nicht das erste Mal
beim Zirkus Nemo. Wiederum begeistern sie mit ihrer
Partner-Akrobatik. Hand-auf-Kopf, Hand-auf-Hand und
Kopf-auf-Kopf beherrschen sie in den verschiedensten Varianten.
Starke Tricks werden hier sympathisch präsentiert.
 
Kim Tim
(Soren Ostergaard), Strahlemann & Söhne
Kim Tim
ist der ergraute Zauberer mit Frack, markantem Gebiss und
schlecht sitzendem Haarteil. Seine magischen Utensilien, in
diesem Fall eine dänische Flagge und ein Maßband, lässt er
gerne durch den Hosenschlitz „erscheinen“: Verkörpert wird er
natürlich von Soren Ostergaard. Nachdem eine überdimensionale
Jeans über die Bühne gelaufen ist, erleben wir den Direktor
schon wieder. Diesmal führt er eine Dressur mit zwei Gänsen vor.
Immerhin laufen die weißen Vögel auf sein Kommando über kleine
Hürden. Die Bühne wird anschließend ordnungsgemäß durch eine
Fachkraft im Outfit einer Mitarbeiterin der Spurensicherung
gesäubert. Auch das natürlich ein Spaß, genauso wie der nächste
kurze Sketch von Ostergaard. Diesmal als Bauchredner. Wobei die
Verkleidung die Sache deutlich erleichtert. Puppe und
Ventriloquist tragen Burka, der Mund ist also verhüllt. Aus
Deutschland kommen zwei Businessmen in Anzug und Krawatte.
Allerdings sind sie nicht auf Geschäftsabschlüsse aus, sondern
verstehen sich bestens auf Passings mit Keulen. Unter die
fliegenden Jonglierrequisiten mischen sich immer wieder
Kleidungsstücke. Denn die beiden Akteure von Strahlemann & Söhne
tauschen en passant die Outfits. In einem weiteren Auftritt mit
einer weiteren Figur von Soren Ostergaard darf auch das Publikum
mitmachen. Das Klatschen mit den verschiedenen Seiten des
Gradins wird ausführlich zelebriert. Eine Sängerin intoniert auf
einer Treppe im Zuschauerraum „For your eyes only“, während auf
der Bühne Hector Yzquierdo seinen muskulösen Oberkörper entblößt
und dann zusammengeklappt auf einer Pritsche liegend „blind“ ein
Wort schreibt: „Pause“. Diese folgt nun, eine gute Gelegenheit,
sich etwa ein frisch gezapftes Bier zu gönnen. Bei Nemo immer
wieder ein Genuss.
  
Soren
Ostergaard als Smadremanden und Bager Jorgen, Duo Solys
Ein
interessanter Versuchsaufbau mit kleiner Kanone und Zielscheibe
erwartet uns danach im Chapiteau. Verantwortlich dafür ist der
Smadremanden Erik Bo Nielsen. Lange schmierige Haare, Tattoos
und ein Netzhemd über der Wampe zeichnen diesen Charakter des
Direktors aus. Zu den recht kruden Kommentaren gibt es gerne den
ausgestreckten Mittelfinger. Tatiana Colaquy und Hector
Yzquierdo bilden das Duo Solys und sind bei Nemo inzwischen so
etwas wie Hausartisten. Sie spielen immer wieder in kleinen
Szenen mit und sind zumeist auch mit Akrobatik im Programm. 2024
mit einer neuen Darbietung am Mast. An dessen oberem Ende
befindet sich eine kleine Plattform mit zwei Handstäben darauf.
Darauf zeigt Hector verschiedene Handstände. Dazu gibt es
kraftvolle Haltefiguren am Pole, die die beiden charmant und mit
einem Schuss Erotik servieren. Nicht fehlen in den
Nemo-Programmen darf Bager Jorgen, mithin also der Bäcker. An
einer Theke schildert er seinen Blick auf der Welt. Zum Ende
gibt es das bekannte „Ballett“ zweier Gebäckstücke mit
ordentlich Krümeln. Es folgen ein Kurzbesuch vom Weihnachtsmann
sowie ein Strip unter einer Burka und schon steht Soren
Ostergaard wieder im Scheinwerferlicht. Als Clown mit roter Nase
begibt er sich in die poetisch-pantomimische Stilrichtung des
Genres. Natürlich nicht ohne hier herrlich komische Pointen zu
setzen. Wunderbar ist das Öffnen einer imaginären Tür. Als diese
vermeintliche quietscht, soll Öl aus einem Kännchen Abhilfe
schaffen. Dies bleibt ohne Ergebnis. Erfolgreich hingegen ist
das Ölen des Clowns selbst, welcher offenbar eingerostet war.
  
Laura
Kvist Paulsen, Isabela & Ernesto, Soren Ostergaard
Weiter
geht es mit der Freiheit dressierter Kugelgrills, die wie von
Geisterhand gesteuert ihre Bahnen über die Bühne ziehen.
Vorgeführt werden sie von Laura Kvist Poulsen mit Peitsche und
Longdrink-Glas in den Händen. Über dem schicken Kleid trägt die
adrett zurechtgemachte Dame eine Schürze. Offenbar steht die
Herrin des Hauses bei der Gartenparty selbst am Grill und
zwitschert sich ordentlich einen. Dazu gibt es die
entsprechenden Kommentare. Beim Auftritt von Soren Ostergaard
als Malermanden, der immer etwas zu vermessen hat, assistiert
Laura schon wieder in zivil. Der mittels Stützen zum Boden
gehaltene Fangstuhl von Isabela & Ernesto wirkt im
Nemo-Chapiteau sehr eindrucksvoll. Genauso wie die Flugpassagen
von Isabela, zu denen sie ihr Partner kraftvoll in die Luft
wirft und kurz darauf sicher wieder auffängt. Das Duo aus
Venezuela füllt den Raum unter der Kuppel perfekt aus, das
Publikum erlebt die Sprünge fast hautnah. Den letzten Salto
zeigt Isabela sogar mit verbundenen Augen. Die einzelnen Tricks
sind dabei in eine schöne Choreografie eingebunden. Es folgt das
Finale, welches in mehreren Stufen zelebriert wird. Zunächst
kommt Soren Ostergaard mit einer großen roten 25 herein, auf der
sich Kerzen befinden. Dann darf er Platz nehmen und dem
Ständchen der Sängerin lauschen. Alle Mitwirkenden kommen herein
und halten sich dabei Masken mit dem Konterfei des Direktors vor
das Gesicht. Es folgt eine ausführliche Verabschiedung des
gesamten Ensembles. Auch die wunderbare Band unter der Leitung
von Frans Bak und die Techniker, die das stimmungsvolle Licht
kreieren, werden dabei einbezogen. Das Publikum spendet
minutenlang Standing Ovations. |