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Ohlala - sexy - crazy - artistic 2024
www.ohlalatheshow.ch ; 183 Showfotos

Kloten/Zürich, 26. Oktober 20244: Dem Thema Erotik immer wieder neue Seiten abzugewinnen, das ist die große Herausforderung für die Macher von „Ohlala – sexy, crazy, artistic“, der außergewöhnlichen Circusshow von Gregory Knie. Bereits in der 12. Saison in Folge findet die Produktion statt, wie immer mit neuem Programm. Das dürfte für ein solches Format weltweit einmalig sein. Anstatt sich nach all den Jahren zu wiederholen, hat das Kreativteam sein Konzept 2024 quasi neu erfunden, und doch bleibt sich „Ohlala“ treu: gewohnt frech, provokant und immer „classy“. Wie schon bei „Bubble Gum“ im vergangenen Herbst wird auch beim aktuellen Motto „Milk and Chocolate“ der Zusammenhang zum Thema Sex und Sinnlichkeit nicht unmittelbar deutlich.

Vordergründig geht es um den verführerischen Duft von Milch und Schokolade, um zwei Lebens- und Genussmittel also, die untrennbar zusammen gehören. So wie die Menschen unterschiedlicher Hautfarben, hell und dunkel, die in dieser Show gemeinsam auftreten. Auf dem Plakatmotiv taucht eine schwarze Frau in sinnlicher Pose aus einem weißen Milchsee auf. Das ist die unausgesprochene zweite Ebene des Titels. Die großzügigen Zeltanlagen sind wieder auf dem Parkplatz Holberg in Kloten, direkt am Flughafen Zürich, aufgeschlagen. Erstmals besuchen wir die erste von zwei Shows an einem Samstag anstatt der Spätvorstellung. Bei Tageslicht treffen wir ein. Doch sobald wir den langen Tunnel passiert haben und das aufwendig dekorierte Vorzelt betreten, geraten Raum und Zeit in Vergessenheit. Auch am späten Nachmittag herrscht hier düstere Nachtclub-Atmosphäre. Der frühere Beginn schadet der Stimmung keineswegs. Leicht bekleidete Künstler mischen sich unter die wartenden Gäste, in einer hell beleuchteten Glasbox können Fotos mit einzelnen Artisten gemacht werden. Zwei Schokoladenbrunnen in Weiß und Braun laden ein, mit kleinen Holzlöffelchen die dampfenden, süß duftenden Köstlichkeiten zu probieren, verschiedene Schokoladenraffinessen können erworben werben. Das Angebot an Cocktails und das Dinner vor der Show, das optional gebucht werden kann, sind an das Thema Milch und Schokolade angepasst.


Ensemble, Jean Pearl und Danny Lee, Polina Karvovskaya

Im Chapiteau mit den außen liegenden Bogenmasten, den Polsterstühlen in den Logen und den ansteigenden Reihen auf der Schalensitztribüne ist beste Sicht von allen Plätzen garantiert. Sofort fällt der Blick auf die neue, beleuchtete Showtreppe, die vor dem Artisteneingang steht. Im ersten Bild performt nahezu das gesamte Ensemble eine Choreographie im Cabaret-Style auf dieser Treppe. Vom ersten Augenblick an werden wir ins Geschehen hineingezogen und vollends davon gefangen genommen. Damen und Herren tragen Frack, Zylinder und Fliege zu weißer Unterwäsche, dazu die Damen hochhackige Schuhe oder hohe Stiefel, die Herren weiße Schuhe mit weißen Socken. Auf Hemd und Hose kann bei solch beneidenswerten Körpern der Frauen und Männer getrost verzichtet werden. Zum Songklassiker „Fever“ fällt der Spot immer wieder auf andere Köpfe, greift er diese aus der düsteren Stimmung heraus, ehe die ganze Compagnie in gleißendes Licht getaucht wird. Nun treten die Protagonisten des Abends hervor, Sängerin Jean Pearl und Zeremonienmeister Danny Lee – sie im verruchten Outfit ganz in Rot, er in einem Dress in Brauntönen, bei dem scheinbar flüssige Schokolade den weißen Hut hinuntertropft. Gemeinsam heißen sie uns willkommen. Polina Karvovskaya sieht sich am Boden von gleich drei Männern des Ohalala-Balletts begehrt, die nun die Fräcke und Zylinder auch noch abgelegt haben. Zunächst zwischen ihnen hin- und hergereicht, entschwebt sie der Situation mit ihrem Zopfhang. Unter der Kuppel demonstriert sie dabei in ihrem perlenglänzenden, eng anliegenden Kostüm ihre hohe Flexibilität oder dreht sich in Wirbeln. Das extrem starke Lichtdesign der gesamten Show, das bewegliche Scheinwerfer ebenso wie Laser einsetzt, veredelt diese erste Darbietung und alle folgenden weiter. Der glasklare Sound korrespondiert damit.


Sam Goodburn, Ballett, Stardust Sketers

Zur Liebe gehört das Lachen, und so bietet auch Ohlala Jahr für Jahr schräge Comedy. Dafür ist diesmal Sam Goodburn zuständig. Er dreht zunächst nur mit einem offenen Bademantel bekleidet, aber ansonsten nackt eine Runde auf dem Einrad zwischen Loge und Gradin. Auf der Tribüne angekommen, möchte er Hose, Sakko und T-Shirt anlegen, ohne sein Gefährt zu verlassen. Mithilfe eines „Freiwilligen“ aus dem Publikum, der mit Keksen angelockt wird, gelingt ihm dieses Kabinettstückchen bravourös. Und natürlich so, dass die entscheidenden Stellen seines Körpers den neugierigen Blicken verborgen bleiben. Zeremonienmeister Danny Lee nimmt auf der Tribünentreppe einen kräftigen Schluck aus einem Glas Milch und ruft „I present you Milk and Chocolate“. Beim zweiten Teil des Satzes zeigt er auf die Bühne. Der Auftakt für eine Art afrikanischen Stammestanz, modern interpretiert, den die jeweils drei Damen und Herren des Ohlala-Balletts im Halbdunkel in knappen Outfits mit Lepoarden-Mustern auf die Bühne bringen. Wiederum wurden professionelle, ausdrucksstarke Tänzer verpflichtet, wieder steht in dieser Show zeitgenössische Tanzkultur gleichberechtigt neben der Artistik. Doch in diesem Jahr scheinen die Choreographien noch ausgefeilter und hochwertiger als in den bisherigen Produktionen. Dafür zeichnet wiederum Starchoreograph Fidel Buika verantwortlich. Fast ausnahmslos in Weiß- und Brauntönen sind die Kostüme der Show gestaltet, beim Ballett wie bei den Artisten. Der Aufwand für dreieinhalb Wochen Spielzeit ist enorm. Und so steht beim Duo Stardust Skaters Yevhenii Yemelianenko farblich für Milch und seine Ehefrau Vlada Kamyshnikova für Schokolade. Bei seiner Rollschuhnummer überzeugen der gelernte Akrobat und die frühere Eiskunstläuferin durchaus auch mit außergewöhnlichen Tricks. Bei ihrem abschließenden Genickhangwirbel beispielsweise dreht er sich nicht auf Rollen im Kreis, sondern sich mit den Händen in Strapatenschlaufen haltend, einige Meter über dem Boden schwebend. Gesanglich begleitet werden die beiden von der stimmstarken Jean Pearl, dazu fahren einige Männer aus dem Ensemble auf Rollschuhen über die Bühne, tanzen lasziv im Hintergrund oder räkeln sich auf der Showtreppe.


Shag, Emma Philips, Ballett

Artistik pur gibt es dagegen bei Shak, der aus einer Öffnung im Boden erscheint und am Ende der Darbietung dort wieder verschwindet. Zwischen Laserstrahlen verknotet er sich auf unmöglichste Art und Weise, erntet dafür spitze Schreie aus dem Publikum. Für seine Knochen scheinen andere Normen zu gelten. „Bonetics“ hat der Kontorsionist auf seinen Rücken tätowiert, und dieser Name ist Programm. Entspannung ist dagegen angesagt, wenn Sam Goodburn während seiner nächsten Einradfahrt das Requisit für seinen nachfolgenden Trick auf die Bühne bringt. Auf den Händen trägt er ein Metallgestell, das ihm kurz darauf eine Fahrt über ein gespanntes Drahtseil erlaubt. Danach ist eine nachmittägliche „Kaffeeparty“ angesagt, die famose Liveband spielt „Tea for all“ und „Cream“ von Pink. Dazu erscheinen Mitglieder des Balletts mit koketten Schürzen, einer der Tänzer trägt eine aparte Kochmütze und eine Sahne-Sprühflasche in der Hand. Und mit ihnen tritt Emma Philips auf, die bei ihren Antipodenspielen zunächst drei Teppiche und zwei Schirme, dann einen massiven Tisch und zusätzlich noch drei Teppiche auf Händen und Füßen kreisen lässt. Im Hintergrund wird eine Tänzerin in einer erhöhten, gläsernen Schale von mehreren Herren in sündiger Weise mit Milch übergossen. Auch Emma Philips erklimmt schließlich die Schale. Mit diesem großen Schaubild geht es in die Pause.


Ballett

Mit „Black and Gold“ von Sam Sparro und „Sweet Dreams“ von den Eurythmics, live gesungen von Jean Pearl, werden wir in einer weiteren großen Szene zum zweiten Programmteil empfangen. Dabei liegt die Sängerin als mondäne Diva auf einem Kanapee, umtanzt von den Herren und Damen des Balletts.


Duo Paradise, Aleksey Teslin, Lady Lydia

Ein Höhepunkt des Programms ist sicherlich die Darbietung des Duos Paradise. Anastasia Krutikova und ihr Mann Artem Panasuk verzaubern mit ihrer Kombination aus Kontorsionen und Hand-auf-Hand-Akrobatik voller Sinn und Sinnlichkeit, umgeben von brennenden Kerzen. Beeindruckend ist beispielsweise sein einarmiger Handstand auf ihrer Schulter, während sie im Spagat liegt – oder der Schlusstrick, bei dem sie mit verbundenen Augen in einer Brücke steht und dann die Hände vom Boden nimmt. Dies, während ihr Partner einen Handstand auf ihrem Becken drückt. Der Applaus steigert sich zum Orkan, die beiden Künstler bedanken sich, indem sie ihre Finger zu Herzen formen. Amüsant wird es gleich darauf wieder mit Sam Goodburn, der seine Kekse nun mit gezieltem Schwung von seinem rechten Fuß mit gezieltem Schwung in den eigenen Mund befördert. Wenn es in dieser großartigen Show überhaupt einen Moment ergibt, der ein wenig langatmig erscheint, dann ist es der „Dance Battle“, bei dem die Damen und Herren des Balletts sich miteinander messen. Dazu werden nochmal neue Kostüme eingesetzt, sehen wir die Damen in Dessous in Brauntönen und mit angedeuteten Fetisch-Elementen. Unter Anleitung von Danny Lee sollen einige Logengäste dazu Wertungstafeln hochhalten, die freilich nur die Wahl zwischen 9 oder 10 Punkten lassen. Die ganze Szene dient letztlich dazu, den Auftritt von Aleksey Teslin einzuleiten. Er ist der Gewinner des Contests. Eine Diabolonummer wie seine haben wir noch nicht gesehen, denn sie ist als durchgehender Tanz mit exaltierten Bewegungen choreographiert. Dennoch gelingt es ihm, während der Dancemoves bis zu drei Doppelkegel übers Seil tanzen und durch die Luft wirbeln zu lassen. Im Hintergrund agiert weiter das Ballett. Als klassische Schönheit im Stil von Marilyn Monroe erscheint Lady Lydia mit blonder Mähne und Zigarette in der Hand. Ihren Trenchcoat legt sie bald ab, um in Unterwäsche ihre Feuerspiele im Burlesque-Style zu zelebrieren. Sie schluckt und spuckt Feuer, führt Flammen ganz nah an ihrer nackten Haut vorbei und lässt – nur noch mit dem Allernotwendigsten bedeckt – große Fackeln effektvoll kreisen, so dass die Flammen lodern.


Ballett mit Shag, Sergiy Mishchurenko, Catwall Acrobats

Nun wird uns die Rückseite der großen Showtreppe präsentiert. Sie besteht aus einer Wand mit Löchern darin. Aus diesen greifen unzählige Arme lüstern nach der fast nackten Tänzerin, die vor der Wand steht. Von der Oberseite der Treppe fasst auch Kontorsionist Shak nach ihr. Noch ein intensives Erlebnis bietet der Auftritt von Sergiy Mishchurenko am Flying Pole. Mal hält er sich nur mit einer Hand, mal nur mit den Beinen an seinem kreisenden Requisit, beweist in großer Höhe seine Kraft und Beweglichkeit – dies zwischen rotierenden Lichtstrahlen und begleitet von sphärischem Gesang. Mit einem Sprung an die Polestange, nur mit der Kraft seiner Beine gefangen, beendet er den Auftritt. Seit Ohlala vom Militärflughafen Dübendorf in das größere Zelt des Weihnachtscircus „Salto“, ebenso aus dem Hause Gregory Knie, umgezogen ist, sind die Shows noch stärker geworden. Und so sorgt eine fünfköpfige, rein männliche Formation der Catwall Acrobats für die Schlussnummer. Von der russischen Schaukel wird in ein hohes Tuch geflogen, einschließlich Pirouettesprüngen und mit Salti bis hin zum „Dreifachen“. Zudem bestaunen wir komplette Überschläge mit der Schaukel, zunächst von einem Artisten, dann von dreien gemeinsam. Der ganze Act wird von mitreißender Musik begleitet.

Sofort beim Beginn des Finales hält es viele Besucher nicht mehr auf den Sitzen, sie applaudieren euphorisch im Stehen. Schließlich spendet das gesamte Publikum im voll besetzen Zelt Standing Ovations für diese fantastische, fließende Show mit hochklassiger Akrobatik, exzellentem Tanz, einem gelungen umgesetzten Motto und großen Bildern aus einem Guss. Den Machern ist es gelungen, dem Konzept Ohlala einen ganz neuen Twist zu geben und dennoch seine Essenz beizubehalten. Mit einem sorgfältig ausgewählten Cast, in dem sich jede einzelne Nummer perfekt in den Rahmen einer Erotikshow fügt. „Ohlala“, von den Veranstaltern für Gäste ab 16 Jahren empfohlen, ist sicher keine Show für die ganze Familie. Aber eine Königin der Erwachsenen-Unterhaltung.

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Text: Markus Moll, Fotos: Tobias Moll