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Circus Pikard - Tour 2024
www.circus-pikard.at ; 177 Showfotos

Hollabrunn, 26. September 2024: „Gold“ hat die Familie Schneller ihr Jubiläumsprogramm zum 35-jährigen Bestehen des Circus Pikard betitelt. „Gold“ wie die glänzenden Momente, die es seit der Gründung 1989 gab und die noch bevorstehen. „Gold“ wie der Wert der gezeigten Circusnummern und der vielen Erinnerungen. Und „Gold“ ist aus unserer Sicht auch das Konzept, sich auf ein begrenztes Reisegebiet zu konzentrieren – in diesem Fall Niederösterreich, der Region rund um Wien – und sich dort ein treues Stammpublikum aufzubauen sowie jedes Jahr mit einem neu gestalteten Programm zu begeistern.

17 Stationen im flächenmäßig größten und bevölkerungsreichsten Bundesland der Alpenrepublik stehen in der Saison 2024 auf dem Tourneeplan. Und wie das Edelmetall schimmert auch der Ansatz, in einem zumindest in Teilen festen Ensemble gemeinsam zu leben, zu arbeiten und Jahr für Jahr etwas Neues auf die Beine zu stellen. Ein Schatten ist auf den Hochglanz gefallen, als die Hausartisten Eddy Carello und Josy Casselly, die wir hier während zehn Saisons am Stück erlebten, in der Sommerpause den Circus Pikard verlassen haben. Als Ersatz wurden die bekannte Handstandartistin Kelly Saabel, das Duo TN – Tomas und Natália – sowie Luftakrobat Freddy verpflichtet.


Szene aus dem Finale

Nach dem Wechsel im Cast wurde sogar eine neue Version des aufwendig gestalteten Programmheftes herausgegeben. Nach der Vorstellung können wir uns, traditionell bei Pikard, in der Manege Autogramme geben lassen, für die eine Doppelseite in der Heftmitte zur Verfügung steht. Darüber hinaus beschreibt das Heft die Geschichte des Circus Pikard. Jenö Schneller, der Vater von Circusgründer Ernö Schneller, heiratete Olympia Picard, was sich heute noch im Namen des Unternehmens widerspiegelt. Die Familie reiste vor und nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem Circus in Ungarn. Ernö Schneller war mit seinen Brüdern Johann und Karoly als Jonglage-Trio erfolgreich, arbeitete dann solo und später gemeinsam mit seiner von privat kommenden Ehefrau Elisabeth. Gemeinsam bekam das Paar vier Kinder – Sohn Alexander sowie die Töchter Romana, Ilona und Sissi. 1989 gründeten Ernö und Elisabeth Schneller nach ihrer erfolgreichen Karriere im Engagement den Circus Pikard, der nach Ernös Tod im Jahr 2004 von seiner Witwe fortgeführt wurde. Seit einigen Jahren steht Alexander Schneller als Direktor im Fokus. Mutter Elisabeth unterstützt vom Winterquartier in der Nähe von Hollabrunn aus, Schwester Ilona ist weiterhin mit auf Reisen.


Jimmie, Alexander Schneller, Duo TN

Der Niederländer David Valentino verwandelt sich im Prolog, begleitet von einem italienischen Schlager, in den Clown Jimmie mit zu großen Schuhen, weiß geschminkten Lippen und roter Nase. Passend zum Programmotto schmettert dann Jasmin Wagners Schlager „Ein Herz aus Gold“ im großen Opening aus den Boxen. Das ganze Ensemble marschiert durch die Manege. Die Livrees der Damen und die Westen der Herren sind aus dem gleichen Stoff gestaltet, auf dem vielfach das Logo des Circus Pikard aufgedruckt ist. Dazu tragen die Damen aufwendige, goldene Hüte mit Federschmuck und Direktor Alexander Schneller eine edle Kombination aus Hose, Weste, Mantel und Hut in Weiß und Gold. „Klatscht, tanzt und singt mit“, ruft er ins Publikum, heißt willkommen zum „Heimspiel im Hollabrunner Circus Pikard“. Die schneeweißen Zeltanlagen wurden hier auf dem Messegelände aufgeschlagen. „35 Jahre“ steht in einzelnen Ziffern und Buchstaben auf den Tafeln, welche die Crew zum Abschluss dieses schwungvollen Auftakts in die Höhe hält. Die erste Nummer übernimmt das Duo TN. „Real Quick Change“ beschreiben die beiden Künstler ihre Darbietung, und das nicht zu Unrecht, denn in wirklich rasanter Geschwindigkeit und auf immer neue, verblüffende Weisen – zuletzt im Flitterregen – wechselt Natália ihre Kleider. Auch Partner Tomas tauscht die Outfits, vom eleganten weißen Anzug über den roten Streetwear-Tracksuit mit Baseball-Cap zum Circuskostüm. Das Bild eines traditionellen, freundlichen und sympathischen Clowns verkörpert Jimmie auch, wenn er mit seiner Fotokamera mit „Vögelchen“ Bilder mit dem Selbstauslöser macht und das Gerät dabei ein Foto von ihm mit Athleten-Figur produziert.


Südsee-Schaubild mit Ensemble und Alexander Schneller

Seit Romana Schneller mit ihrer Familie ein neues Leben im Privaten gewählt hat, sind die Lutznys aus Deutschland ein prägender Bestandteil der Pikard-Programme, nunmehr im fünften Jahr. Die Eltern Sabrina und René sowie Tochter Chantal und Sohn Joel wirken auch im hauseigenen Südsee-Schaubild mit, das für das Jubiläumsprogramm eine Neuauflage erlebt. Schnell wird im Hintergrund die bekannte „Tiki Bar“ aufgeschlagen. Davor demonstrieren die Akteure erstmal ihre Fähigkeiten bei einem fröhlichen Limbo-Tanz, die Damen in bunten Südsee-Röcken, die Herren in lockeren Strand-Outfits, gerne auch mit weißen Tennissocken in Badelatschen. Das Schaubild setzt sich mit einer dreifache Hula-Hoop-Show fort. Im Zentrum des Geschehens steht Alexander Schneller, der bis zu fünf Reifen um Arme, Beine und Rumpf kreisen lässt. Chantal Lutzny nutzt ihre Ringe eher zum Jonglieren, und Pikard-Neuzugang Sharon Pellegrini lässt gleich ein ganzes Bündel Reifen um ihren Körper kreisen. Wie in einem Jukebox-Musical à la "Mamma Mia" folgt in diesem Programm und speziell während der Südsee-Szenerie musikalisch Hit auf Hit, vom „Limbo Dance“ über „Macarena“ bis „Mambo Number Five“. Das schafft Stimmung und ungeheure Dynamik.


Freddy, Alexander Schneller, Sabrina Lutzny

Und so geht es weiter, wenn Gastartist Freddy zu einem Queen-Medley an den Strapaten arbeitet, sich kraftvoll auf- und abwickelt und rasant in einem Wirbel dreht. Ganz wie Freddy Mercury trägt auch er einen Schnauzbart. Nachdem Direktor Alexander Schneller in den vergangenen Saisons häufiger den Gastartisten den Vortritt ließ, hat er sich zum Jubiläum bewusst für mehr Präsenz in der Show entschieden, hierbei dem Publikumswunsch folgend. Und so überrascht er uns mit einer neuen Variante seiner Jonglagenummer, klassisch gestaltet im blauen Circuskostüm und mit der hübschen Sharon Pellegrini als Assistentin. Auf Bouncing-Jonglagen mit sieben Bällen folgen Touren in die Luft, erst mit sieben Ringen, dann mit fünf Keulen. Das Jonglage-Thema greift Jimmie in einer schönen Reprise auf. Ihm gelingt es, mit einer Vielzahl von Bällen zu jonglieren, denn sie sind in drei Bündeln aneinander befestigt. Geheimnisvoll wird es, wenn in der abgedunkelten Manege zwei Gestalten in schwarzen Kapuzenumhängen und mit Fackeln in den Händen erscheinen. Schnell erkennen wir das Ehepaar Lutzny. Während René Lutzny Feuer schluckt und spuckt sowie die lodernden Flammen ganz nah an seinem nackten Oberarm vorbeiführt, lässt seine Frau Sabrina tanzend ein Feuerrad aus zehn Fackeln kreisen. Auch Alexander Schneller wirkt mit, mit zwei an den Enden brennenden Stäben. „Fire“ von Scooter liefert die Untermalung. Somit geht es nach einer kompakten ersten Hälfte in die Pause.


Tomas, Sabrina und René Lutzny, Alexander Schneller und Sharon Pellegrini

Teil zwei eröffnen wiederum Sabrina und René Lutzny, nunmehr in Dirndl und Tracht, mit ihrer Haustiernummer. Vier Ziegen beweisen ihre Geschicklichkeit beim Balkenlauf oder auf der Wippe, zwei Hunde springen durch Reifen oder sitzen auf Kommando hoch. Im Hintergrund assistieren die beiden Söhne Joel und John. Im Anschluss erfreut Clown Jimmie mit seinem Spiel auf der Flaschenorgel. Pikard-typisch voll guter Laune und stets mit einem Grinsen treten Sharon Pellegrini und Alexander Schneller gemeinsam als Barbie und Ken auf. Dabei lässt Alexander bei seinen Antipodenspielen nacheinander fünf Basketbälle, vier Tücher und eine runde Platte mit vier an den Enden brennenden Stäben über seine Hände und Füße tanzen. Sharon ist die hübsche, blonde Assistentin. Nun kommt bei zwei Darbietungen nacheinander ein Metallwürfel zum Einsatz. Das etwas größere Exemplar verwendet Tomas aus dem Duo TN für eine Kubusjonglage. Mal dreht die Spitze des Gestells auf seinem Kopf, mal bewegt er sie mit den Händen. Zu Beginn der Nummer lassen seine Partnerin Natália und er blitzschnell zwei Metall-Rechtecke kreisen.


Chantal Lutzny, Jimmie, Kelly Saabel

Die etwas kleinere, würfelförmige Metallkonstruktion ist das Requisit der nachfolgenden Luftnummer von Chantal Lutzny. Zum Greatest-Showman-Filmsong „This is me“ beweist sie mit strahlendem Lächeln und im schönen Kostüm Mut, Kraft und hohe Beweglichkeit, etwa bei kontorsionistischen Figuren und dem abschließenden Wirbel. Ob Saxofon oder Klarinette, ob Quer- oder Blockflöte, ob große oder kleine Mundharmonika oder auch eine Art „Luftpumpe“: Im Dialog mit Alexander Schneller muss Clown Jimmie lernen, dass das Musizieren auf sämtlichen Instrumenten beim Pikard verboten ist. Wir dagegen erfahren, auf wie viele verschiedene Weisen der freundliche Niederländer Musik spielen kann. Bis hin zur Trompete, auf der „Oh when the Saints“ erklingt. Als „Elfe aus dem Herrn der Ringe“ kündigt Alexander Schneller die letzte Artistin dieser Vorstellung an. Gemeint ist natürlich Kelly Saabel. Auf einem wunderbar gestalteten Holzboot zeigt sie ihre eleganten, hochklassigen Handstände und beschließt den Auftritt treffsicher mit dem Bogenschuss, mit den Füßen ausgelöst, auf einen Ballon.

„Wunderbar ist die Welt“ ist das musikalische Motto des Finales, in dem Sabrina und Chantal Lutzny, Sharon Pellegrini und Natália als elegante Revuegirls mit jeweils individuellen, aufwendigen Federschmuck-Kostümen agieren. Alexander Schneller dagegen trägt an seinem Kostüm einen riesigen – natürlich goldfarbenen – Fächer mit großem „35 Jahre Pikard“-Schriftzug. Hoffen wir, dass wir beim Circus Pikard noch viele weitere Jahre lang kreativ gestalteten, stimmungsvollen Gute-Laune-Circus der Marke Alexander Schneller genießen dürfen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll