Das Programm „Surprise“
hat ordentlich Schwung, sympathische Akteure und folgt einer
kleinen Geschichte, für die Regisseurin Anett Simmen
verantwortlich zeichnet. Im Opening sehen wir düstere Gestalten,
die von Clown Rudi Brukson ihrer dunklen Outfits entledigt
werden. Nach und nach verwandelt sich die Manege in eine Schar
von Artisten in farbenprächtigen Kostümen. Der Saxophonist des
Orchesters kommt in einem bunten Mantel hinzu. Die weitere Story
wird von einer Stimme aus dem Off erzählt. Die Ausgestaltung ist
nicht mehr ganz so aufwendig wie im Vorjahr. Das ist nicht
weiter schlimm, denn das Programm läuft auch so sehr flüssig ab.
Circus
Probst in Eisenach
Neben der Regie
leistet die Musik einen wichtigen Beitrag zum Gesamteindruck.
Die fünf Instrumentalisten unter der Leitung von Viktor Golod
spielen druckvoll, wo dies dem jeweiligen Auftritt nützt, und
gefühlvoll, wenn ruhige Sequenzen in und über der Manege
stattfinden. Die unterschiedlichen Stimmungslagen werden zudem
durch das Lichtdesign wunderbar akzentuiert. Hierfür ist Andreas
Probst verantwortlich. Nahm in den vergangenen Jahren ein großes
Ensemble aus der Mongolei einen prominenten Part in der Show
ein, sind es jetzt vor allen Dingen Solo- und Duodarbietungen.
Die ursprünglich vorgesehene Truppe aus Kenia konnte aufgrund
nicht erteilter Visa nicht anreisen.
Elena und
Rico Brukson
Eine inzwischen
feste Größe im Bereich der Artistik beim Circus Probst ist die
Familie von Rudi Brukson. Tochter Elena ist mit gleich zwei
Luftnummern zu erleben. Bekannt ist ihre Kür an den Tüchern.
Hier sehen wir weite Flüge unter der Kuppel, schöne
Haltefiguren, die einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn
erfordern, insbesondere aber gewagte, variantenreiche Abfaller.
Und zwar solche, die alles andere als alltäglich sind. Nach
diesem Auftritt spielt das Orchester an diesem Nachmittag „Happy
Birthday“ und Celina Probst gratuliert mit einem Blumenstrauß. Es
ist Elenas 19. Geburtstag. Im zweiten Teil zelebriert sie ihre
neue Darbietung am Luftring. Hierbei beweist sie erneut die
enorme Beweglichkeit ihres Körpers. In den verschiedensten
Figuren, zumeist aus der Kontorsion, fliegt sie über der Manege.
Teilweise hält sie sich dabei auf gewagte Weise fest. Tempo und
Geschicklichkeit demonstriert ihr Bruder Rico. Der Jongleur hat
sich auf Tennisschläger spezialisiert, zu Beginn sind auch
Tennisbälle und Devilsticks dabei. Am Ende hält er fünf Rackets
gleichzeitig in Bewegung. Aber auch mit weniger dieser
Requisiten begeistert der jugendliche Artist das Publikum. In
immer neuen Touren jongliert er diese mit ordentlich Speed.
Zudem hält er sehr sympathisch den Kontakt zu den Zuschauern.
Rudi
Brukson im Opening
Rudi Brukson
selbst ist wieder der Clown und somit Begleiter durch das
Programm. In seinem ersten eigenständigen Auftritt wird er von
einer Schlange geärgert und dann umgarnt, die in einem riesigen
Apfel haust. Am Ende entsteigt sie der Frucht und wird zu einem
prächtigen Schmetterling. Verkörpert wird dieser von Ehefrau
Irina Skuratova. Sohn Rico ist mit von der Partie, wenn ein
Halstuch auf wundersame Weise durch den Raum von Hosentasche zu
Hosentasche wandert. Vorangestellt ist eine kleine Geschichte
mit einer Wunderlampe, deren telefonischer Service aktuell nicht
besetzt ist. Sergiu Mosanu ist bei dieser Einlage ebenfalls
dabei. Die Buchstaben des Wortes „Pause“ stehen auf den Rücken
von fünf Herren in schwarzen Outfits, nachdem Rudi Brukson sie
mit Pinsel und Farbeimer aufgetragen hat. Bei der orientalischen
Zauberei zu Beginn von Teil zwei unterstützt ihn dann wieder
Irina Skuratova. Sie ist auch die Assistentin, wenn Maestro Rudi
ein Konzert mit Glocken aufführt. Die meisten davon werden von
Zuschauern gespielt. Rudi Brukson hat ein durch und durch
sympathisches Auftreten, ein feines Spiel und behandelt seine
Mitspieler mit Respekt. Zudem sind seine Szenen wohldosiert. So
macht Clownerie Spaß.
Duo Avant
ta Peau, Sofia Kotelenets, Mitglied der Torres Truppe
Bereits bei den
von der Familie Probst produzierten Weihnachtscircussen in
Krefeld und Gelsenkirchen engagiert war das Duo Avant ta Peau.
Die beiden gutaussehenden jungen Artisten erleben wir zunächst
an den Strapaten. Zu Lara Fabians Song „Je suis malade“ umgarnen
sie sich gegenseitig unter der Kuppel. Die Tricks ihrer
durchchoreographierten Nummer arbeiten sie sowohl gemeinsam als
auch einzeln. Ihr Auftritt ist nicht nur schön anzusehen,
sondern sorgt zudem für eine gute Prise Nervenkitzel. Rockig
geht es bei ihrem zweiten Einsatz zu. Hier steht der weibliche
Part im Vordergrund, der Mann assistiert. Immer mehr Reifen
lässt sie bei ihrer Hula Hoop-Performance um die verschiedensten
Körperteile kreisen. Leuchtende Ringe hält sie sogar in Bewegung,
während sie mit einer Handschlaufe nach oben gezogen wird. Zum
Finale rotieren unzählige Reifen um ihren Körper. Das Ganze wird mitreißend lebhaft verkauft. Ruhig und konzentriert präsentiert
Sofia Kotelenets ihre variantenreichen Handstände. Die junge
Equilibristin beweist ihre enorme Gelenkigkeit und verwöhnt die
Zuschauer mit einer anmutigen Darbietung. Neben Klassikern des
Genres hat sie auch außergewöhnliche Kunststücke im Repertoire.
Die Schlussnummer gehört der Torres Truppe. Bis zu drei
Motorradfahrer jagen gleichzeitig durch die Stahlgitterkugel und
erzeugen so ordentlich Spannung. Sogar im Dunkeln und mit
beleuchteten Maschinen drehen sie ihre rasanten Runden.
Stephanie
Probst
Abgerundet wird
die Show durch Stephanie Probst, Sergiu Mosanu und beider
Tochter Celina. Die Juniorchefin erfreut mit einer
Freiheitsdressur, bei der sechs weiße Araberhengste auf ihr
Kommando hören. Wunderschöne Tiere werden hier äußerst elegant
vorgeführt Eine wirkliche Augenweide. Früher Standard in einem
klassischen Circusprogramm, heute fast schon eine Rarität. An
die Laufarbeit schließen sich verschiedene Da Capi an. Für Humor
sorgt Ehemann Sergiu alias Jim Bim. Bei seinen Eskapaden auf
einem Trampolin
samt zugehörigem Sprungturm geht es turbulent zu. Dank
Slapstick-Einlagen wird daraus ein herrlicher Spaß. Gemeinsam
mit Celina bringen beide zwei Esel und mehrere Ziegen
verschiedener Rassen in die Manege. Die Ziegen machen unter
anderem Männchen und balancieren, ein Esel geht mit Celina auf
eine Wippe. Dank der alpenländischen Aufmachung wird daraus eine
runde Sache. Ähnlich wie das Opening wird auch das Finale
ausführlich zelebriert. Lediglich persönlich gesprochene
Abschiedsworte hätte ich mir hier noch gewünscht. |