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Circus Probst - Tour 2024
www.circus-probst.de ; 150 Showfotos

Eisenach, 12. Oktober 2024: Das Publikum applaudiert begeistert und fordert lautstark „Zugabe“. Das ist nur zu verständlich, denn in den vergangenen rund zwei Stunden haben die Gäste unter dem gelb-rot gestreiften Chapiteau eine wunderbare Show erlebt. Das Unternehmen der Familie Probst bleibt sich auch in dieser Saison treu und zelebriert den klassischen Circus. Es gibt Tiere, Clowns und Akrobaten, dazu – heute alles andere als selbstverständlich – ein Orchester. Gespielt wird, fast schon exotisch, auf Sägemehl.

Das Programm „Surprise“ hat ordentlich Schwung, sympathische Akteure und folgt einer kleinen Geschichte, für die Regisseurin Anett Simmen verantwortlich zeichnet. Im Opening sehen wir düstere Gestalten, die von Clown Rudi Brukson ihrer dunklen Outfits entledigt werden. Nach und nach verwandelt sich die Manege in eine Schar von Artisten in farbenprächtigen Kostümen. Der Saxophonist des Orchesters kommt in einem bunten Mantel hinzu. Die weitere Story wird von einer Stimme aus dem Off erzählt. Die Ausgestaltung ist nicht mehr ganz so aufwendig wie im Vorjahr. Das ist nicht weiter schlimm, denn das Programm läuft auch so sehr flüssig ab.


Circus Probst in Eisenach

Neben der Regie leistet die Musik einen wichtigen Beitrag zum Gesamteindruck. Die fünf Instrumentalisten unter der Leitung von Viktor Golod spielen druckvoll, wo dies dem jeweiligen Auftritt nützt, und gefühlvoll, wenn ruhige Sequenzen in und über der Manege stattfinden. Die unterschiedlichen Stimmungslagen werden zudem durch das Lichtdesign wunderbar akzentuiert. Hierfür ist Andreas Probst verantwortlich. Nahm in den vergangenen Jahren ein großes Ensemble aus der Mongolei einen prominenten Part in der Show ein, sind es jetzt vor allen Dingen Solo- und Duodarbietungen. Die ursprünglich vorgesehene Truppe aus Kenia konnte aufgrund nicht erteilter Visa nicht anreisen.


Elena und Rico Brukson

Eine inzwischen feste Größe im Bereich der Artistik beim Circus Probst ist die Familie von Rudi Brukson. Tochter Elena ist mit gleich zwei Luftnummern zu erleben. Bekannt ist ihre Kür an den Tüchern. Hier sehen wir weite Flüge unter der Kuppel, schöne Haltefiguren, die einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn erfordern, insbesondere aber gewagte, variantenreiche Abfaller. Und zwar solche, die alles andere als alltäglich sind. Nach diesem Auftritt spielt das Orchester an diesem Nachmittag „Happy Birthday“ und Celina Probst gratuliert mit einem Blumenstrauß. Es ist Elenas 19. Geburtstag. Im zweiten Teil zelebriert sie ihre neue Darbietung am Luftring. Hierbei beweist sie erneut die enorme Beweglichkeit ihres Körpers. In den verschiedensten Figuren, zumeist aus der Kontorsion, fliegt sie über der Manege. Teilweise hält sie sich dabei auf gewagte Weise fest. Tempo und Geschicklichkeit demonstriert ihr Bruder Rico. Der Jongleur hat sich auf Tennisschläger spezialisiert, zu Beginn sind auch Tennisbälle und Devilsticks dabei. Am Ende hält er fünf Rackets gleichzeitig in Bewegung. Aber auch mit weniger dieser Requisiten begeistert der jugendliche Artist das Publikum. In immer neuen Touren jongliert er diese mit ordentlich Speed. Zudem hält er sehr sympathisch den Kontakt zu den Zuschauern.


Rudi Brukson im Opening

Rudi Brukson selbst ist wieder der Clown und somit Begleiter durch das Programm. In seinem ersten eigenständigen Auftritt wird er von einer Schlange geärgert und dann umgarnt, die in einem riesigen Apfel haust. Am Ende entsteigt sie der Frucht und wird zu einem prächtigen Schmetterling. Verkörpert wird dieser von Ehefrau Irina Skuratova. Sohn Rico ist mit von der Partie, wenn ein Halstuch auf wundersame Weise durch den Raum von Hosentasche zu Hosentasche wandert. Vorangestellt ist eine kleine Geschichte mit einer Wunderlampe, deren telefonischer Service aktuell nicht besetzt ist. Sergiu Mosanu ist bei dieser Einlage ebenfalls dabei. Die Buchstaben des Wortes „Pause“ stehen auf den Rücken von fünf Herren in schwarzen Outfits, nachdem Rudi Brukson sie mit Pinsel und Farbeimer aufgetragen hat. Bei der orientalischen Zauberei zu Beginn von Teil zwei unterstützt ihn dann wieder Irina Skuratova. Sie ist auch die Assistentin, wenn Maestro Rudi ein Konzert mit Glocken aufführt. Die meisten davon werden von Zuschauern gespielt. Rudi Brukson hat ein durch und durch sympathisches Auftreten, ein feines Spiel und behandelt seine Mitspieler mit Respekt. Zudem sind seine Szenen wohldosiert. So macht Clownerie Spaß.


Duo Avant ta Peau, Sofia Kotelenets, Mitglied der Torres Truppe

Bereits bei den von der Familie Probst produzierten Weihnachtscircussen in Krefeld und Gelsenkirchen engagiert war das Duo Avant ta Peau. Die beiden gutaussehenden jungen Artisten erleben wir zunächst an den Strapaten. Zu Lara Fabians Song „Je suis malade“ umgarnen sie sich gegenseitig unter der Kuppel. Die Tricks ihrer durchchoreographierten Nummer arbeiten sie sowohl gemeinsam als auch einzeln. Ihr Auftritt ist nicht nur schön anzusehen, sondern sorgt zudem für eine gute Prise Nervenkitzel. Rockig geht es bei ihrem zweiten Einsatz zu. Hier steht der weibliche Part im Vordergrund, der Mann assistiert. Immer mehr Reifen lässt sie bei ihrer Hula Hoop-Performance um die verschiedensten Körperteile kreisen. Leuchtende Ringe hält sie sogar in Bewegung, während sie mit einer Handschlaufe nach oben gezogen wird. Zum Finale rotieren unzählige Reifen um ihren Körper. Das Ganze wird mitreißend lebhaft verkauft. Ruhig und konzentriert präsentiert Sofia Kotelenets ihre variantenreichen Handstände. Die junge Equilibristin beweist ihre enorme Gelenkigkeit und verwöhnt die Zuschauer mit einer anmutigen Darbietung. Neben Klassikern des Genres hat sie auch außergewöhnliche Kunststücke im Repertoire. Die Schlussnummer gehört der Torres Truppe. Bis zu drei Motorradfahrer jagen gleichzeitig durch die Stahlgitterkugel und erzeugen so ordentlich Spannung. Sogar im Dunkeln und mit beleuchteten Maschinen drehen sie ihre rasanten Runden.


Stephanie Probst

Abgerundet wird die Show durch Stephanie Probst, Sergiu Mosanu und beider Tochter Celina. Die Juniorchefin erfreut mit einer Freiheitsdressur, bei der sechs weiße Araberhengste auf ihr Kommando hören. Wunderschöne Tiere werden hier äußerst elegant vorgeführt Eine wirkliche Augenweide. Früher Standard in einem klassischen Circusprogramm, heute fast schon eine Rarität. An die Laufarbeit schließen sich verschiedene Da Capi an. Für Humor sorgt Ehemann Sergiu alias Jim Bim. Bei seinen Eskapaden auf einem Trampolin samt zugehörigem Sprungturm geht es turbulent zu. Dank Slapstick-Einlagen wird daraus ein herrlicher Spaß. Gemeinsam mit Celina bringen beide zwei Esel und mehrere Ziegen verschiedener Rassen in die Manege. Die Ziegen machen unter anderem Männchen und balancieren, ein Esel geht mit Celina auf eine Wippe. Dank der alpenländischen Aufmachung wird daraus eine runde Sache. Ähnlich wie das Opening wird auch das Finale ausführlich zelebriert. Lediglich persönlich gesprochene Abschiedsworte hätte ich mir hier noch gewünscht.

Reinhard und Brigitte Probst sind mit ihrer Familie unermüdlich für die Sache des klassischen Circus unterwegs. Mit Leib und Seele pflegen sie die Tradition, halten sie lebendig. Das auch in Zeiten, die für einen Tourneebetrieb aus vielerlei Gründen alles andere als einfach sind. 2024 war ihr Circus Probst wieder hauptsächlich in den östlichen Bundesländern unterwegs. Bleibt die Hoffnung, dass die Anstrengungen von Erfolg gekrönt ist. Dass das Publikum nicht nur begeistert ist, sondern auch möglichst zahlreich den Weg ins Chapiteau findet. Diese Show hat es definitiv verdient.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch