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Circus Gebrüder Barelli - Tour 2025
www.gebrueder-barelli.de ; 208 Showfotos

Würzburg, 17. Mai 2025: Ein Jahr ist das große Comeback des Circus Gebrüder Barelli nun her – gefeiert wurde es damals auf dem bekannten Festplatz am Ratsweg in Frankfurt am Main. Lange war Barelli eine bekannte Größe der Branche, sein Seniorchef John-Henry Spindler alias Harry Barelli galt als der ungekrönte „König der Komödianten“. Nach der Saison 2010 geriet das Unternehmen jedoch in schwere Turbulenzen, spielte in kleineren Chapiteaus und unter anderen Bezeichnungen wie zum Beispiel "Stars der Pferde".

Seit 2019 wird der Name Barelli wieder eingesetzt, doch es dauerte weitere fünf Jahre, bis man sich wieder als Großcircus präsentierte. Nachdem bei der „Grand Retour“ in Frankfurt zunächst das schöne, aber gemietete Chapiteau des Nürnberger Weihnachtscircus / Circus Barnum von Markus Kaiser genutzt wurde, steht seit Mitte August 2024 ein neuer, wiederum eigener „Barelli-Palast“ zur Verfügung. Für einige Monate war Gebrüder Barelli damit der einzige Circus in Deutschland, der auf Tournee ein Spielzelt mit außen liegenden Bogenmasten nutzt. So ist beste Sicht in allen Kategorien garantiert. Inzwischen ist dies auch beim Circus Krone der Fall. Laut der Website des Circus Gebrüder Barelli hat das neue Chapiteau einen Durchmesser von 39 Metern und bietet im Inneren 1237 Sitzplätze, dies auf bequemen Klappsitzen der neuesten Generation. Auf den besten Plätzen sind diese gepolstert. Dank der weißen Zelthaut mit roten Absetzungen sowie den blauen Schriftzügen mit dem Unternehmensnamen – und natürlich den mächtigen, nachts beleuchteten Metallgitterbögen – erinnert die Konstruktion durchaus an die des Circus Knie in der Schweiz. Zu den Unterschieden gehört die Rundkuppel an der Spitze.


Circus Gebrüder Barelli auf der Talavera in Würzburg

Beim Gastspiel auf dem Festplatz Talavera in Würzburg wird der Familie Spindler leider nur ein kleinerer Teil der riesigen Fläche überlassen, weshalb nicht optimal aufgebaut werden kann. So kommt hier das herkömmliche, zweimastige Vorzelt zum Einsatz und muss auf die neuere Version verzichtet werden. Diese wurde erstmals bei der vorangegangenen Tourneestation Böblingen aufgebaut und wird auch beim folgenden Stopp in Mannheim errichtet. In schon verschwenderischer Weise hängt dieses Zelt wie das Chapiteau unter zwei, natürlich kleineren Gitterbögen und ist ansonsten in seiner Form offenbar an das bei Roncalli angelehnt. Ohnehin war und ist Roncalli stets eine Inspiration für die Familie Spindler. Wir denken an die Kasse mit den Fenster-Ornamenten an den vier Schaltern, an den Bürowagen mit seiner Veranda, beide in herrlich restaurierten Holzschindelwagen untergebracht, sowie an den sehr edlen, hölzernen Frontzaun mit seinen Lichterbögen und Laternen. Aufgrund der eng begrenzten Fläche ist hier nur ein kleiner Teil der nostalgischen Fahrzeugflotte ausgestellt, die wir vor Jahresfrist in Frankfurt bewundert haben. Platz gefunden hat immerhin ein zusätzliches Zelt, an der Vorderseite offen, das ein kleines Circusmuseum beinhaltet. Was nicht zum selbst gesetzten Anspruch des „schönsten Circus des Universums“ passt, ist dagegen der gemietete Toilettenwagen.


Harry Barelli, Trupple Robles, Pieric

Blickfang im Chapiteau ist der wunderschöne Artisteneingang, der noch aus den Zeiten des „alten“ Circus Barelli bekannt ist. Gegenüber dem Frankfurt-Gastspiel 2024 ist sein Baldachin-Dach nun vollständig wieder hergestellt, der nicht mehr passende „STARS“-Schriftzug an der Front entfernt. Auf dem Podium findet das achtköpfige Orchester seinen Platz, welches – von der Illusionsshow abgesehen – die gesamte Vorstellung mit herrlicher, schwungvoll gespielter Livemusik begleitet. Das Licht hängt an zwei Ringtraversen unter der Zeltkuppel. Zur Eröffnung hören wir wiederum die aus Off eingespielte Geschichte, wie Timmy Barelli in dreijähriger Arbeit seinen Traumcircus geschaffen hat. Das Impressum der Barelli-Website weist ihn nun als Geschäftsleiter aus, seine Nichte Ashley als Inhaberin des Unternehmens. Zur Begrüßung des Publikums kommen zunächst die Gebrüder Franz und Timmy, dann ihr Vater Harry Barelli in die Manege. Dort fallen sich die drei Herren in die Arme. Die stärkste Nummer dieses Programms ist gleich zur Eröffnung platziert: Die Truppe Robles ist von Charles Knie zu Barelli gewechselt und präsentiert hier nun ihre erstklassige Hochseilnummer. Zum Salto-Mortale-Marsch betritt das Septett die Spielfläche. Dreifacher Spagat der Damen, Sprünge über einen und über zwei auf dem Seil kauernde Partner, Dreierpyramide mit zwei Fahrrädern und freiem Stand auf dem Stuhl, Zwei-Personen-Hoch, Bocksprung und die legendäre, sicher ausgeführte Siebener-Pyramide werden präsentiert. Zu den ganz prominenten Verpflichtungen im Ensemble gehört auch Clown Pieric, der in seinem ersten Auftritt einen langen Stab vielfältig einsetzt: wie eine Querflöte, wie ein Steckenpferd, wie ein Fernglas und dann ganz real als Blasrohr, mit dem er eine Feder in die Luft pustet und sie auf seinem Kopf fängt.


Franz und Timmy Barelli

Beim „alten“ Circus Barelli waren die hauseigenen Tiernummern stets Glanzpunkte im Programm. Unvergessen sind beispielsweise die viel zu früh verstorbene Rolina Barelli mit ihrem braun-weißen Achterzug Araberpferde, Harry Barelli mit bis zu zwölf Friesen oder auch Franz Barelli mit Nilpferd und Giraffe. Umso erfreulicher, dass die Familie Barelli nun wieder eine größere Dressurdarbietung präsentiert. Franz Barelli stellt zunächst sechs Kamele mit Prunkdecken vor, im Anschluss jeweils drei Kamele und Schimmel unter anderen im Gegenlauf und mit Pirouetten. Dazwischen haben Ashley Barelli und eine Artistin ihren Auftritt als orientalische Tänzerinnen in wunderbaren Kostümen. Die gesamte Nummer macht Lust auf neue Dressurschöpfungen der Familie. Ein echter Barelli-Klassiker und auch nach Jahrzehnten immer wieder amüsant ist die Reprise um die „Eintrittskarte“, die Timmy Barelli mit seinem Vater als seriösem Part spielt.


Gebrüder Tonitos, Antony Barelli, Milena

Nach der starken Hochseilnummer zu Beginn ist es nicht unbedingt ideal, als zweiten artistischen Act eine Drahtseilnummer zu zeigen. Die Gebrüder Tonitos beginnen ihren Auftritt mit einem Fechtduell auf dem gespannten Seil. Seilspringen und verschiedene Sprünge folgen, unter anderem über eine mit Messern gespickte Barriere. Von „Un Dos Tres“ bis „Eviva Espana“ reicht die stimmungsvolle musikalische Begleitung. Dass das Musizieren in der Manege verboten ist, muss dagegen Antony Barelli erfahren, Sohn von Franz und jüngster Spross der Familie. Seine Trompete findet den Weg in eine Mülltonne, dies unter den strengen Augen seines Vaters und von Pieric. Doch natürlich hat sie dennoch Töne. Aus der Schweiz kommt die junge Artistin Milena, die zur Melodie von „Purple Rain“ und im violetten Licht Equilibristik auf drei Handstäben präsentiert. Dabei überzeugt sie mit ihren eleganten, fließenden Bewegungen.


Salima Folco-Barelli, Francesco und Ashley Barelli

Die nächste starke Frau im Programm ist Salima Folco-Barelli, die ihre bekannte Tüchernummer arbeitet. Auf verschiedene Posen an den still hängenden Tüchern folgen Passagen, bei denen sie im Kreis über dem Manegenrund fliegt. Eine Nummer, die es schon zu damaligen Barelli-Glanzzeiten gab und die entsprechende Erinnerungen weckt. Mit einem effektvollen Abfaller in einen Blackout hinein findet sie ihren Abschluss. Mit einer weiteren Reprise von Pieric im Zusammenspiel mit Franz Spindler wird zu den formidablen Bouncing-Jonglagen von Francesco Barelli übergeleitet, die wiederum als Pausennummer dient. Der 14-Jährige agiert in seinem dunklen Anzug mit Krawatte wie ein Großer und lässt erst drei, dann fünf Bälle gegen den Boden springen und fängt sie wieder. Dies alles, während er die Treppe des Requisits hinunter geht, sich oben hinkniet oder Pirouetten dreht. Hinzu kommen Touren in die Luft. Auch die Ausstrahlung stimmt. Zum Abschluss präsentiert Francesco fehlerfrei Bouncings mit sieben Bällen. Eine starke Leistung! Seine Cousine Ashley Barelli eröffnet später die zweite Hälfte des Programms. Ihre Hula-Hoop-Nummer lebt vor allem von der äußerst temperamentvollen Präsentation der sympathischen jungen Dame mit langen blonden Haaren und schönem gelben Kleid. Für zusätzliche Effekte bei ihrem Auftritt sorgt ein flaches Holzpodium, aus dem Lichter nach oben strahlen und das rundherum mit LED-Birnen bestückt ist. Letztendlich lässt sie zu Latin-Hits vier Reifen um ihre Arme und einen fünften um die Knie kreisen, abschließend noch ein ganzes Bündel Reifen um den Körper.


Alfons Wille-Busch, Ramona Barelli, Pieric

Eine große Überraschung erwartet uns nun: Statt der üblichen Clownsszene mit Timmy Barelli erleben wir an diesem Abend einen einmaligen Gastauftritt von Jung-Komiker Alfons Wille-Busch. Er hat mit Timmy Barelli, dem Cousin seines Vaters Manuel Wille, gewettet, dass er einen Clown im „mexikanischen Stil“ geben kann, à la Chistirrin oder Pastelito junior. Und das gelingt ihm gut, mit schwarzer, langer Perücke und einem temperamentvollen, hektisch-überdrehten Auftreten, wie es von seinen Vorbildern bekannt ist. Dabei spielt er mit Franz Barelli seine Szene aus dem vorvergangenen Great Christmas Circus Frankfurt, angelehnt an „Das Musizieren ist hier verboten“. Dass er es beherrscht, beweist er an Keyboard und Trompete. Auch seine gesanglichen Fähigkeiten demonstriert der talentierte junge Mann. Der Newcomer wird abgelöst von einem jahrzehntelang erfahrenen Spaßmacher: Noch einmal erfreuen wir uns an Pieric, der seinem Esel die Gehörgänge reinigt, dies mit einem Tuch scheinbar zum linken Ohr herein und zum rechten wieder heraus. Von ihrem Vater Harry übernommen hat Ramona Barelli die Vorführung des Solo-Friesen „Zorro“. Dies gelingt ihr auf charmante, elegante Weise. Unter anderem zeigt das Tier den spanischen Tritt, macht einen Knicks und streckt den Kopf zwischen den auf einem Podest platzierten Vorderbeinen durch. Mit einem vorwärts steigenden Pony als Da Capo findet die Nummer ihren Abschluss. Das Thema greift Pieric in seinem letzten Auftritt auf. Er „reitet“ mit einer Pferdefigur. Ein Kind aus dem Publikum darf mit aufsitzen, bis hin zum Steigen dieses „Rosses“.


Tonitos, Jackson, Finale mit u.a. Antony Barelli

Sehr offensiv verkauft Kevin Tonitos seine Illusionsshow. Da erscheinen seine Assistentinnen – sie stammen aus der Familie, aber auch aus der Truppe Robles – aus einem vermeintlich leeren Käfig oder werden zum Schein von Speeren durchbohrt. Der Magier und eine der Damen wechseln ihre Plätze in einer verschlossen wirkenden Box. Von Jidinis kennen wir die ungewöhnliche Illusion mit geheimnisvollen Platzwechseln unter Tüchern. Mit der Vorstellung des Orchesters wird der Aufbau des Todesrades überbrückt. Erstmals sehen wir diese Disziplin mit einem Duo aus dem Hause Robles. Truppenchef Julio Robles persönlich läuft in einem der beiden Kessel, Partner Jackson übernimmt die Tricks auf der Außenseite des gegenüberliegenden Kessels. Bei Aufschwüngen außen am Rad, Blindlauf, Seilspringen und hohen Sprüngen demonstriert er Wagemut und Können.

Zur Einleitung des Finales singt Timmy Barelli den bekannten Schlager „Ja, wir sind Artisten“, und das Ensemble strömt in einheitlich roten Outfits in die Manege. Die Artistinnen und Artisten nehmen letztendlich Aufstellung auf der Piste und die Standing Ovations des Publikums entgegen. Ein gutes Circusprogramm mit traditioneller Prägung findet seinen Abschluss. Barelli ist tatsächlich zurück, entgegen dem rückläufigen Trend, was große Reisebetriebe mit einer klassischen Tournee betrifft. Hoffen wir, dass das Comeback von Dauer bleibt.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll