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Circus Krone - Tour 2025
www.circus-krone.com ; 130 Showfotos

München, 13. April 2025: Die neuen Saisonprogramme des Circus Krone feiern traditionell ihre Premiere auf der Theresienwiese in München. Immer im Anschluss an die Winterspielzeit im Kronebau. Das ist 2025 nicht anders. Doch in diesem Jahr gibt es gravierende Veränderungen. Sowohl beim Material als auch bei der Show. Uns erwartet ein komplett neues Chapiteau inklusive passender Inneneinrichtung. Und ein, zumindest für die Sommertournee, neues Programmkonzept. Neuerungen, wohin man schaut. Und doch ist und bleibt es natürlich Krone.

Fangen wir beim Material an. Mein erster Besuch im damals „größten Circus Europas“ muss ungefähr 1980 gewesen sein. Die grundlegende Optik hat sich seitdem nicht verändert. Das blaue, langgezogene Chapiteau wurde von vier Hauptmasten getragen und von Sturmstangen gestützt. Die Rundleinwand war blau-weiß gestreift. Im Inneren gab es einen breiten, ebenerdigen Haupteingang. Logen und Gradin waren durch eine Gasse getrennt. Die Sitzeinrichtung hatte damals 5.600 Plätze auf Einzelstühlen und Bänken. Das war grundsätzlich bis 2024 so. Die Masten im Inneren wurden ebenso reduziert wie die Anzahl der Sitzplätze, eine zweite Logenkategorie kam hinzu. Natürlich wurde das Material im Laufe der Jahre immer wieder erneuert. Es blieb aber beim vertrauten Gesamtbild.


Das neue „Megazelt“ auf der Theresienwiese in München

Auch das neue Chapiteau hat eine blaue Zeltplane und eine blau-weiße Rundleinwand. Das ist es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Getragen wird der imposante Palast von zwei Gitterrohrbögen, die sich über die Außenhaut spannen. Hinzu kommen jeweils zwei innenliegende Masten im vorderen und hinteren Bereich. In Summe hat die Konstruktion acht Spitzen. In der Mitte gibt es eine langgezogene Kuppel. Am ersten Bogen hängt ein beleuchteter Schriftzug mit den Logo des Unternehmens. Über 3 Millionen Euro hat sich der Circus Krone diese Sonderanfertigung kosten lassen. Sie ist 84 Meter lang und 57 Meter breit. Die Kuppel hängt in 17 Metern Höhe, das Dach überspannt eine Fläche von 3.200 Quadratmetern. Soweit einige Zahlen aus dem Programmheft, in dem der reisende Bau als das „größte reisende Circuszelt der Welt“ bezeichnet wird. In der Medienarbeit zur Premiere hat sich dann der Begriff „Megazelt“ etabliert. Absolut nachvollziehbar, denn die Optik ist extrem beeindruckend.


Blick in den Zuschauerraum

Was von außen gigantisch wirkt, gestaltet sich im Inneren als überraschend kompakt. Denn das Interieur ist in mehrere Bereiche untergliedert, von denen zwei für den Zuschauer zugänglich sind. Durch die leicht angepasste Fassade und den überdachten Verbindungsgang geht es in den ersten Abschnitt des Chapiteaus, die Gastronomie. Der Blick fällt zunächst auf einen Balkon und zwei prachtvolle, geschwungene Treppen mit beleuchteten Stufen, die zu den Balkonlogen führen. Darauf befindet sich der Container für die Licht- und Tonregie. Auch die Verkaufsstände für Gastronomie und Souvenirs sind eher zweckmäßig gehalten. Hier soll es noch Anpassungen geben. Wir betreten den Zuschauerraum durch den Mittelgang, der im Vergleich zu früher schmal und erhöht ist, eine Rampe führt hinauf. Dann eröffnet sich die ganze Pracht des zentralen Parts. Zunächst fällt der Blick auf den von den letzten Saisons bekannten Artisteneingang. Dann auf das Gradin. Es bietet Platz für 2.000 Zuschauer. Diese sitzen auf gepolsterten Klappsitzen der Premiumklasse. Die Plätze sind von der ersten Reihe an ansteigend. Zudem so geschickt angeordnet, dass eine optimale Sicht gewährleistet ist. Alle Böden sind mit Platten ausgelegt. Auf staubigem Asphalt oder einer Wiese muss hier keiner gehen. Die Balkonlogen sind nicht umlaufend, sondern befinden sich nur im mittleren Teil. Störende Masten gibt es logischerweise nicht, das Gros der Scheinwerfer hängt an vier Traversen direkt unter dem Zeltdach sowie entlang der Rundleinwand. Diesen Anblick muss man erstmal sacken lassen. Ein extrem ansprechendes Ambiente, größer könnte der Kontrast zum bisherigen Krone-Chapiteau kaum sein.


Opening mit Bingo

Kommen wir nun zur Vorstellung. Auch diese ist komplett neu, sowohl was die Besetzung als auch was die Machart angeht. 2018 erlebten wir letztmalig den traditionellen Krone-Stil mit Showtreppe, Ballett im Revuestil und einem großen klassischen Circusprogramm. Im folgende Jahr kam mit der Produktion „Mandana“ ein einschneidender Wechsel. Mit neuem Artisteneingang, einer durchgehenden Inszenierung, prachtvollen Kostümen und künstlerischem Anspruch. Nach der Covid-bedingten Zwangspause ging es dann im Sommer 2022 mit einer Neuproduktion von „Mandana“ unter dem Titel „Stars in der Manege“ weiter. In diesem Frühjahr wurde der Anspruch ausgerufen, den Stil der Programme im Kronebau auf die Show der Sommersaison zu übertragen. Dazu passend wurde das Motto „Farbenspiel“ der Produktion 2023/24 im Stammhaus übernommen. Dies ergänzt um den Zusatz „Gold Edition“. Der mag in München als Abgrenzung zu eben jenem Winterprogramm Sinn machen, in Schrobenhausen und den weiteren Tourstationen stiftet er keinen erkennbaren Mehrwert.


Fumagalli, Orchester unter der Leitung von Rafael Wojaczek

Die Show beginnt mit einem bestens bekannten Gesicht: Fumagalli betritt im roten Livree das Scheinwerferlicht. Im vergangenen Jahr wurde noch über seinen Abschied aus der Manege nach dem Kölner Weihnachtscircus 2024/25 berichtet, nun steht der berühmte Clown wie eh und je im roten Ring. In seinem ersten Auftritt gibt er den komischen Dirigent. Das ist eine wunderbare Idee. Nicht nur, weil es ein origineller Auftakt ist, sondern weil so auch gleich das Orchester vorgestellt wird. Glücklicherweise gibt es bei Krone wieder Livemusik. Rafael Wojaczek und seine Musiker waren bereits beim letzten Würzburger Weihnachtscircus zu hören. Nun thronen sie über der Gardine und begleiten die meisten Darbietungen mit ihrem wunderbaren Spiel. Nach den Begrüßungsworten von Ringmaster Nikolai Tovarich folgt das Opening. Und das wird Bingo-Style zelebriert. Eine große Formation des Circus-Theaters aus Kiew ist dabei, dazu kommen weitere Artisten. Es wird voller Energie getanzt und Akrobatik gezeigt. Da erleben wir Handstände, Hula Hoop, Handvoltigen, Akrobatik an Tüchern, sogar ein Trampolin ist im hinteren Bereich dabei. Die Mitwirkenden tragen mehrheitlich weiße Kostüme, das Programm-Motto wird durch bunte Schals visualisiert, die geschwenkt werden. Die letzten Sequenzen des mitreißenden Charivaris finden im Zuschauerraum statt, sodass ein nahtloser Übergang zur nächsten Nummer stattfinden kann. Überhaupt hat diese Produktion keinen Leerlauf. Die Umbauten gehen schnell und geräuschlos, zudem werden sie – wo notwendig – durch Showelemente mit Bingo-Mitgliedern auf dem Gradin überbrückt.


Chu Chuan-Ho, Thomas Lacey, Clown Brian

Chu Chuan-Ho ist der einzige Soloartist im Programm. Mit bis zu drei Diabolos jongliert das Energiebündel aus Taiwan. Freudestrahlend lässt er die Doppelkegel in immer wieder neuen, schier unglaublichen Bahnen durch die Luft fliegen. Dies am Ende sogar im Spagat. Eine große Rasselbande auf vier Beinen bringt Thomas Lacey in die Manege. Seine bunt gemischte Hundedressur gehört zum Besten, was das Genre derzeit zu bieten hat. Mit großer Vorfreude, aber durchaus geduldig warten die Tiere auf ihren Podesten, bis sie ihr Können zeigen dürfen. Da wird durch Reifen und über Hürden gesprungen. Da gibt es starke Tricks und witzige Kabinettstückchen. Das Ganze wird ungeheuer flott, sympathisch und versiert präsentiert. Thomas Lacey und seine Hunde verstehen sich offensichtlich bestens und haben riesigen Spaß daran, das Publikum zu unterhalten. Mit einer Polonaise verabschieden sie sich. Dem regelmäßigen Besucher im Kronebau ist auch Clown Brian bekannt. Der junge Portugiese im gelben Frack muss sich als Konzertpianist mit allerlei Widrigkeiten plagen, die er pfiffig löst. Sein gelber Flügel verschlingt ihn gar. Dank einer Miniversion des Instruments kommt es dann doch noch zu einer musikalischen Aufführung.


Jana Mandana Lacey-Krone, mongolischer Reiter

Komplett neu einstudiert wurden die groß inszenierten Reiterspiele. An ihnen wirken Jana Mandana Lacey-Krone, Hans Ludwig Suppmeier, Sven Jahn-Munoz sowie vier Reiter aus der Mongolei mit. Hinzu kommen vier Kamele und mehrere Pferde. Alle Akteure tragen prächtige Kostüme, die Tiere dazu passende Decken und Geschirre. Zunächst erleben wir eine Laufarbeit mit jeweils vier Kamelen und berittenen Pferden, dirigiert von Jana Mandana Lacey-Krone und Hans Ludwig Suppmeier. Es schließen sich die mongolischen Artisten mit Elementen der Dshigitenreiterei an. Auf zwei stattlichen schwarzen Pferden präsentiert sich Sven Jahn-Munoz als Stehendreiter. Ein drittes Pferd lässt er unter sich hindurchlaufen. Noch einmal erleben wir die Trickreiter. Danach füllt sich die Spielfläche wieder. Jana Mandana Lacey-Krone zu Pferd und zwei Kamele werden auf Podesten platziert. Dazwischen ziehen Pferde mit und ohne Reiter ihre Kreise. Weiter geht es mit dem letzten Auftritt der mongolischen Reiter. Gemeinsam mit Sven Jahn-Munoz strapazieren sie mit ihren waghalsigsten Stunts unsere Nerven. So etwa beim Umklettern des Pferdekörpers bei vollem Tempo. Gemeinsam nehmen die Mitwirkenden den frenetischen Applaus der Zuschauer entgegen.


Willer Nicolodi, Flying Tabares

Drei der Gäste stehen kurz danach selbst im Zentrum des Geschehens. Willer Nicolodi hat sie in die Manege gebeten, um ihnen mit geliehenen Stimmen Sätze zu entlocken, die sie wohl freiwillig nicht gesagt hätten. Doch der routinierte Bauchredner sorgt dafür, dass sich niemand blamiert. Zuvor hat sich der Entertainer bereits höchst witzige Wortgefechte mit Joselito, dem frechen Mäuserich aus Mexiko, geliefert. Unter dem Titel Mongoljingoo entführen uns vier anmutige Schlangenmädchen nach Fernost. Die Mongolinnen beherrschen nicht nur die Kunst der Kontorsion und Handstandakrobatik, sie sind zudem treffsichere Schützinnen. Pfeil und Boden lösen sie mit den Füßen aus, während sie sich dabei auf den Händen im Gleichgewicht halten. Im Quartett und in kleinerer Zusammensetzung faszinieren sie mit ihrer Kunst. Dabei tragen sie wunderschöne Kostüme und haben immer ein Lächeln auf den Lippen. Während Bingo-Tänzerinnen auf den Treppen des Gradins agieren, wird über der Manege alles für die Pausennummer vorbereitet. Diese gehört den Flying Tabares und ihrem Flugtrapez auf zwei Bahnen. Vier Fliegerinnen und drei Flieger vollführen einen Sprung nach dem anderen und landen in den Händen der beiden Fänger. Die beiden Bahnen erlauben einen äußerst flüssigen Ablauf. Die Formation aus den USA versteht sich darüber hinaus darauf, die Stimmung anzuheizen. Die doppelte Passage bildet den Schlusspunkt. Der Dreifache Salto ist zumindest in dieser Vorstellung nicht dabei.


Martin Lacey junior, Fumagalli und Daris

Teil zwei beginnt – anders als noch bei „Mandana“ - mit der Raubtierdressur. Wohl keine andere Nummer mit großen Katzen dürfte so hochkarätig und vielfach ausgezeichnet worden sein wie die von Martin Lacey junior. Doch dieser steht zunächst gar nicht im Käfig. Vielmehr startet sein Sohn Alexis die Vorführung. Im Winterprogramm erlebten wir Vater und Sohn noch gemeinsam, jetzt dirigiert der 17-jährige Direktionsspross die Raubkatzen selbständig. Er übernimmt den ersten Teil der Darbietung, sprich er lässt die beiden Tiger hochsitzen, bittet sie an ihre Plätze und zeigt mit einer Gruppe Löwen das Hochsitzen im Kreis. Das alles ruhig und schon erstaunlich sicher. Wunderbar zu sehen, wie sich hier die nächste Generation bereit macht. Martin Lacey junior lässt seine Löwen dann springen und einen Fächer bilden. Danach gibt es Aktionen mit einzelnen Tieren. Vom wilden Scheinangriff bis hin zum vertrauten Kuscheln mit einem auf dem Sägemehl liegenden weißen Löwen. Die Standing Ovations beim Heimspiel in München nehmen Martin und Alexis gemeinsam entgegen. Während der Käfig abgebaut wird, ziehen die Bingo-Akteure erneut die Blicke auf sich. Sogar ein Sänger ist dabei. Das Orchester begleitet fulminant. Wenn Fumagalli im Programm ist, ist natürlich auch das Bienchen dabei. Gemeinsam mit seinem Bruder Daris und Nikolai Tovarich spielt der Starclown auf seine unnachahmliche Weise das Feuerwasser-Entree. Es bleibt im wahrsten Sinne des Wortes kein Auge trocken, ein herrlicher Spaß für alle Generationen.


Jana Mandana Lacey-Krone, Hans Ludwig Suppmeier

Hohe Schule und Freiheitsdressur zu Abba-Melodien erlebten wir bereits in der Farbenspiel-Inszenierung, die es 2023/24 im Kronebau gab. Nun sehen wir die Neuauflage. Zunächst reiten Jana Mandana Lacey-Krone und Hans Ludwig Suppmeier eine doppelte Hohe Schule auf zwei Schimmeln. Erlesene Reitkunst wird hier sehr gewinnend dargeboten. Zurück auf dem Sägemehl, lässt Suppmeier einen Nonius-Hengst steigen. Einen Zehnerzug dieser Pferderasse führt die Direktorin sodann in Freiheit vor. Anschließend stellen vier davon ihre Vorderhufe auf kleine Podeste. Ein geschecktes Pony läuft um sie herum. Es folgt ein von Suppmeier dirigierter fünffacher Steiger. Bei der anschließenden Belohnung mit Futter erschleicht sich eines der Pferde eine doppelte Portion. Einen Vorwärtssteiger gibt es als Da Capo. Dieses rundum gelungene Tableau zeichnet sich durch wunderschöne Tiere und abwechslungsreiche Reit- und Dressurkunst aus. Abgerundet durch eine sympathische Präsentation und die zeitlosen Melodien von Abba.


Mystery of Gentlemen, Extreme Light

Clown Brian wird bei seinem Saxophonspiel im Zuschauerraum von Bingo-Tänzerinnen begleitet. In gelb gekleidet sorgen sie für Farbenpracht. Im Kontrast dazu treten Mystery of Gentlemen in grauen und braunen Farbtönen auf. In edlen Business-Outfits verwöhnen uns die beiden Damen und sieben Herren mit einer circensischen Rarität. Die Truppe aus der Mongolei arbeitet ihre Handvoltigen auf Kugeln. Die Herren katapultieren ihre Partnerinnen zu spektakulären Flügen in die Luft, während sie sich selbst auf den Kugeln im Gleichgewicht halten müssen. Die Landung findet auf den Händen weiterer Akteure statt – diese stehen entweder am Boden oder ebenfalls auf Kugeln. Das geht bis hin zum Drei-Personen-Hoch. Damit wäre bereits für eine würdige Schlussnummer gesorgt, doch es geht noch weiter. Der Auftritt vor dem Finale gehört Extreme Light. Die im Dunkeln agierende Formation greift in genialer Weise noch einmal das Programm-Motto auf. Dank ihrer mit LED-Elementen besetzten Outfits überraschen die Artisten mit immer wieder neuen Effekten. Sie tauchen stets an unerwarteten Stellen auf, mischen Breakdance mit präzise einstudierten Tanzformationen. Dazu gehen die Lichtornamente an ihren Kostümen auf die Millisekunde genau an und aus. Mit Bingo startet die Abschiedszeremonie, in der sich alle Mitwirkenden vom Publikum verabschieden. In der Mitte steht die Direktionsfamilie. Nikolai Tovarich spricht die Worte zum Ausklang, während die Gäste begeistert im Stehen applaudieren.

Mit „Farbenspiel“ hat die Familie Lacey-Krone ein neues Kapitel in der Geschichte der Tourneeproduktionen ihres Traditionsunternehmens aufgeschlagen. Das Chapiteau mit seiner Inneneinrichtung bedeutet einen Quantensprung gegenüber dem bislang genutzten Material. Das Programmkonzept passt wunderbar zu diesem Rahmen. Die Inszenierung ist gelungen und bietet ein stimmiges Circuserlebnis. Es gibt starke Artistik, herrlich witzige Clowns – und viele Tiere. Hervorragende Dressurnummern waren hier immer ein wichtiger Bestandteil der Programme. Das ist zum Glück nach wie vor so. Nicht nur in diesem Bereich bleibt sich der Circus Krone also treu. Wünschen wir der Direktion und dem gesamten Team viel Erfolg mit dem neuen Konzept.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch