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Circus Jonny Casselly
www.casselly.de ; 23 Showfotos

Wiesbaden, 18. Juni 2005: Eigentlich schade, dass sich der Circus Jonny Casselly auf „Kindermitmachcircus“ spezialisiert hat, denn was die insgesamt sieben Kinder von Hertha „Maria“ und Jonny Casselly, unterstützt von Jonny juniors Frau Jessica, aufbieten, wenn sie doch einmal ihr gesamtes Programm zeigen, ist einsame Spitze. Für einen Familiencircus geradezu sensationell und kaum überbietbar. Aber auch einige Mittel- und Großcircusse müssen sich nach meinem Empfinden ordentlich strecken, um die Cassellys zu übertreffen. Denn neben der artistischen Leistung überzeugen auch die Musikauswahl, die Kostüme und die unendlich sympathische Inszenierung der einzelnen Programmpunkte.

Man nehme nur die Überleitung von Karola Cassellys „Tanz auf dem Silberseil“ zur 4er Pferdefreiheit mit Einzelsteiger von Jonny Casselly jr.: Nach dem Karola vom Seil gestiegen ist, wartet bereits ihr Bruder in spanischer Tracht auf sie. Gemeinsam tanzen sie ein paar Takte Flamenco, bevor letztendlich die Pferde in die Manege stürmen. Ähnlich effektvoll wird die Duo Kontorsion von Karola und Stefani Casselly eingeleitet: Bevor ihre beiden großen Schwestern mit ihrer Gelenkigkeit verblüffen, sind es die Zwillinge Alexia und Romina, die im gleichen Kostüm ihre Körper in die unmöglichsten Positionen bringen. Blitz und Donner machen aus Klein schließlich Groß.

Während die weiblichen Cassellys für die artistischen Highlights zuständig sind, sind die Jungs nicht ausschließlich, aber vornehmlich für die komischen Momente des Programms zuständig. Ihre Version des komischen Duo-Trapez der Collins-Brothers sprüht vor Lebensfreude, der automatische Boxer ist richtig lustig und Antonio Cassellys Autofahrt überaus charmant. Sehr gelungen, originell und witzig auch die kombinierte Hunde- und Kamelnummer. Als Schlussnummer beweisen Jonny jr., Alfons und Antonio Casselly darüber hinaus ihr artistisches Talent. In wahnsinnigem Tempo zu fetziger Musik zeigen sie eine mitreißende gemischte FlicFlac-, Handvoltigen- und Kaskadeurarbeit.

In der von mir besuchten Vorstellungen hält es die Besucher daraufhin nicht mehr auf den Plätzen: Es gibt stehende Ovationen und orkanartige Jubelstürme. Das Wiesbadener Publikum ist begeistert und ich auch: Circus mit so viel Leidenschaft, Herzblut und Können habe ich schon lang nicht mehr gesehen. Spätestens, wenn es sich Direktor Jonny Casselly im zugabenreichen Finale nicht nehmen lässt, auch ein paar FlicFlacs zu schlagen und daraufhin von seiner Frau einen dicken Kuss auf die Wange bekommt, hat sich auch der letzte Zuschauer in diesen sympathischen Familiencircus verliebt.

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Text und Fotos: Sven Rindfleisch