
Chapiteau.de: Herr Sperlich, wer ist Ihr
Vorbild?
Andreas Sperlich:
Roncalli ist der schönste Zirkus für mich. Das ist aber
Geschmackssache. Viele halten das für Schnickschnack,
was der macht, aber mir gefällt dieser Stil am besten.
Chapiteau.de: Ihre Zelteinrichtung
erinnert an Roncalli im Kleinformat.
Sperlich:
Ja und Nein. Das Vorbild ist schon Roncalli, klar. Aber
eigentlich sah schon der Zirkus von meinen Eltern, der
Circus Bonanza, so aus wie heute und den gab es
schon vor Roncalli.
Chapiteau.de:
Vielleicht hat sich Bernhard
Paul ja dort etwas abgeschaut...
Sperlich:
Nein, aber er hat diese Art Zirkus ja auch nicht
erfunden. Er hat in den Büchern gelesen, wie es früher
war. Und so macht er es heute mit Roncalli.
  
Die Ränge des Zirkuszeltes füllen sich.
Dann beginnt die Vorstellung mit der berühmten
Titelmusik der Fernsehserie Salto Mortale.
Dazu regnen Seifenblasen in die Manege. Stefanie Sperlich
begrüßt das Publikum und moderiert angenehm
zurückhaltend, ihr Mann Andreas führt vier Friesen mit
prächtigem Federschmuck durch die Manege, später tritt
er mit vier Ponys auf. Der italienische Artist Micele
glänzt als Feuerschlucker- und spucker, und die Clowns
Banane und Peppino alias David Sperlich und Henry
Brumbach beziehen in ihre Version von Musizieren
ist hier verboten Kinder aus dem Publikum ein.
Dabei wechseln sie immer mit dem ganzen Kinderpulk die
Manegenseite, wenn sie einen Ort zu suchen, an dem das
Musizieren erlaubt ist. Eine hinreißend lustige Nummer,
die vor Spielfreude sprüht. Den Großteil des Programms
tragen jedoch die drei ältesten Kinder der Sperlichs:
Die 17-jährige Scarlett lässt bis zu 20 Reifen um ihren
Körper kreisen, tanzt über Schwaden von Theaternebel
auf dem Drahtseil, schwebt an den Vertikaltüchern. Sie
eröffnet die poetische Tuchnummer mit Reiterei zwischen
den herabhängenden Stoffbahnen, schwingt sich dann von
dem Pferd aus hinauf in die Lüfte und als sie im
Spagat zwischen den zwei Tüchern hoch unter der Kuppel
hängt, reitet ihr Vater um die Tücher herum, greift
eines und dreht damit die Tochter. Ein wunderschönes
Bild. Sohn Billy (15) jongliert auf der Rola Rola, lässt
Teller tanzen, präsentiert Ziegen und Hunde gemeinsam in
der Manege. Und Sarah, ein Mädchen von zehn Jahren,
zeigt sich ungeheuer biegsam bei ihrer Kautschukakrobatik
und voller Mut am Luftring. Eines haben alle Nummern
gemeinsam: ganz erstaunliche Leistungen für einen
kleinen Zirkus, schöne, geschmackssicher ausgesuchte
Kostüme, stimmungsvolle, gut gewählte Musik vom Band.
 
Chapiteau.de: Herr Sperlich, bemerken die
Zuschauer, dass in Ihrem Zirkus alles ein bisschen anders
ist?
Sperlich:
Auf jeden Fall, das kommt sehr gut an. Nach der
Vorstellung sagen uns die Leute immer, dass es schön
war. Die Atmosphäre gefällt ihnen.
Chapiteau.de:
Und das spricht sich dann
herum? Kommen in den Tagen nach der Premiere mehr Leute?
Sperlich:
Ja, so ist das. Hier in Lauda wurde es auch Tag für Tag
besser.
Chapiteau.de: Bonanza, Relax, Romanza
der Name Sperlich ist mit vielen schönen
Zirkussen verbunden. Warum hatten wir aber von
Fantasia bis jetzt noch nichts gehört?
Sperlich:
Diesen Zirkus habe ich schon vor 13 Jahren gegründet.
Aber wir haben neun Jahre lang Pause gemacht und waren in
dieser Zeit im Engagement in Hannover, Köln,
Bielefeld, einfach überall. Wir haben für Möbelhäuser
Shows gemacht und waren von diesen fest engagiert. Wir
reisen erst seit letztes Jahr Oktober wieder als normaler
Circus durch Baden-Württemberg. Irgendwie zieht es einen
doch wieder hinaus.
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