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European Youth Circus 2024
238 Fotos Preisträgergala ; 43 Fotos Show A ; 46 Fotos Show B

Wiesbaden, 31. Oktober bis 3. November 2024: Seit 18 Jahren verfolgen wir nun den European Youth Circus in Wiesbaden. Bei unserem ersten Besuch dieses wunderbaren Artistik-Festivals im Herzen von Wiesbaden, im Oktober 2006, waren zumindest die jüngeren Teilnehmer der aktuellen Ausgabe noch gar nicht geboren. Im Zwei-Jahres-Rhythmus richtet das Kulturamt der hessischen Landeshauptstadt den Wettbewerb aus. Nun war es wieder soweit. Traditionsgemäß errichtete der Circus Sarrasani hierfür sein Chapiteau mit außenliegender Masten-Konstruktion auf dem Dern’schen Gelände.

Manches wechselte in all den Jahren – die Regisseure der Vorstellungen, die Jurymitglieder, die Moderatoren. Manches bleibt konstant. Etwa die Möglichkeit, immer viele Freunde und Bekannte am Rande der Vorstellungen zu treffen. Auch in diesem Sinne ist der European Youth Circus Deutschlands „kleines Monte Carlo“. Und stets bietet das Festival eine faszinierende Mischung aus klassischen und zeitgenössischen Nummern, mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mal aus traditionellen Circusfamilien und mal von Circusschulen. Sie alle eint die Freude und der Stolz, von der Auswahlkommission eingeladen worden zu sein. Bei 115 Bewerbungen durften diesmal 26 Darbietungen mit insgesamt 31 jungen Leuten aus zwölf Nationen anreisen und ihre Kunst vor dem euphorischen Wiesbadener Publikum und der internationalen Jury zeigen. Deren Vorsitz hat bereits seit 1992 der Tigerpalast-Direktor Johnny Klinke. Nach der Absage der fünfköpfigen, ungarischen Handvoltigen-Formation „Freefall“ bleibt es bei der 22. Auflage leider bei Solisten und Duos. Dennoch: Es ist ein starker Jahrgang des Festivals, bereits das Dabeisein im Wettbewerb ist eine Auszeichnung für die jugendlichen Teilnehmer, ein Preis das Tüpfelchen auf dem i.


Gold, Silber, Bronze bei den Älteren: Vladyslava Naraieva, Hilary, The Anna’s

Man muss kein Prophet sein, um den Gold-Gewinn in der Altersgruppe II, bei den 18- bis 25-Jährigen, vorauszusehen. Zum einen, weil die Jury in der besuchten Auswahlvorstellung nach dem Auftritt von Vladyslava Naraieva geschlossen aufsteht und im Stehen applaudiert – und damit einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlässt, denn eigentlich soll das Ergebnis des Wettbewerbs in einer Punktewertung ermittelt und nicht vorweggenommen werden. Zum anderen, weil die Leistung der Ukrainerin tatsächlich großartig ist. Sie hat bereits beim European Youth Circus 2018 Gold geholt, damals bei den Jüngeren. Nun tritt sie mit einer neuen Fassung ihrer Darbietung und neuem Requisit auf. Im Handstand arbeitet sie sich die Stufen zum Piedestal empor, springt einmal auch hinauf zur nächsten. Vertraut sind uns ihre Pirouette-Drehungen im Handstand. Wesentliche Neuerung ist, dass sie ihre equilibristische Kunst dadurch erweitert, dass sie dabei Reifen um Arme und Beine rotieren lässt. Am Ende steht sie auf der rechten Hand, während um die drei freien Extremitäten jeweils ein Ring kreist. Bravo! Ioi Hei Iong ist eine Artistin chinesisch-portugiesischer Abstammung, die sich wohl der Einfachheit halber auch Hilary nennt. Was sie sich mit Diabolos erarbeitet hat, ist absolut spektakulär und wird von der Jury mit Silber sowie durch Publikumsabstimmung mit dem „Preis der Herzen“ belohnt. Mit zunächst einem Set Handstäbe, dann mit zweien lässt sie ihre zwei Diabolos fliegen, dies sowohl horizontal als auch vertikal. Sie lässt die Stäbe los und schnappt sie wieder, erhascht Diabolos aus der Luft, fängt sie mit den Seilen zwischen den Holzstäben. Mal startet ein Diabolo auf dem einen Seil und landet auf dem anderen, mal tauschen die Doppelkegel ihre Plätze auf den unterschiedlichen Seilen, mal werden Handstäbe und Diabolo zugleich fliegen gelassen und wieder gefangen. Dies alles, während Hilary um die eigene Achse rotiert. Die 21-Jährige strahlt unbändige Freude und Begeisterung aus, steckt mit ihrer großartigen Energie alle an, während Technoklänge die Stimmung weiter anheizen. Circus on fire! Einen ganz anderen Charakter hat die Nummer der Bronze-Preisträgerinnen. Der emotionale französischsprachige Chanson, der zum Auftritt von Anna Stepanian und Panna Kacsas-Liyski gespielt wird, mag fast die enorme Gefahr vergessen lassen, der sich die beiden 18-jährigen Ungarinnen bei ihrer Arbeit am Flying Pole aussetzen. Als „The Anna’s“ umkreisen sie einander, sich kraftvoll haltend. In Erinnerung bleibt beispielsweise, wie Panna sich ausschließlich mit den Beinen am Pole hält und ihre Partnerin Anna mit den Händen nur an einem Fuß fasst. Oder nur am Nacken. Dann werden die Rollen für den spektakulären Schlusstrick getauscht: Anna hält sich nur mit dem angewinkelten linken Arm und der Kraft ihrer Beine am Mast und hält mit der rechten Hand eine Schlaufe, an deren Ende sich Panna im Zopfhang dreht. Eine wirklich außergewöhnliche Attraktion.


Gold, Silber, Bronze bei den Jüngeren: Stella Stankeviciutė, Duo Hide, Viktoria Voitko

Etwas überraschend, aber keinesfalls unverdient ist die Vergabe von Gold bei den Jüngeren. Stela Stankeviciutė dreht sich zu Patrick Watsons „Here comes the river“ in ihrem Cyrrad und setzt die Tempo- und Intensitätswechsel in dem einfühlsam gesungenen Lied wundervoll in Bewegung um, zum Teil mit sehr schnellen Rotationen. Offenbar ist Jurymitglied Larissa Kastein von dieser Nummer besonders angetan, denn die Direktorin der Flic-Flac-Weihnachtsshow in Nürnberg wählte sie für ihren Engagement-Preis aus. So werden wir die junge Artistin aus Litauen wieder in Deutschland erleben können. Silber erringen Daria Naumeiko und Mariana Punchak alias Duo Hide aus der Ukraine. Auf synchrone Bewegungen auf den beiden Seiten eines großen Goldrahmens, in der Art eines Spiegelentrees, folgen starke Tricks der Partnerakrobatik und Salti, bei denen die jüngere und kleinere Mariana von den Schultern der Partnerin losspringt und sich sicher wieder fangen lässt. Zu den großen Gewinnern des Festivals gehört sicher Viktoria Voitko aus der Ukraine, denn die erst 14-Jährige gewinnt nicht nur Bronze, sondern erhält als einzige Teilnehmerin gleich zwei Sonderpreise, von den Wiesbadener Kirchen und vom Cirque de Soleil. Ihre Handstand-Equilibristik ist zweifellos extrem stark, sorgt aber auch für Diskussion, wie altersgerecht eine solche Hochleistungsnummer mit teils noch nie gesehenen Elementen sein mag.


Preise des Tigerpalastes, der CVA und der GCD: Áron Zsálek, Bence und Zoé, Justin Philadelphia

Neben den Hauptpreisen in Gold, Silber und Bronze in den beiden Altersgruppen werden insgesamt 13 Sonderpreise vergeben. Der Preis „Varieté der Zukunft“ ist mit einem Engagement im Frankfurter Tigerpalast-Varieté verbunden und wird dem ungarischen Jongleur Áron Zsálek zugesprochen. Seine Jonglage mit sieben Bällen, aber vorwiegend mit sechs Ringen lebt insbesondere von der originellen Gestaltung. Er spielt einen Fluggast mit Reisegepäck – und sein Koffer entpuppt sich als kaschiertes Hoverboard, auf dem er durch die Manege fährt und gleichzeitig jongliert. Zudem kommt der 25-jährige Ungar sehr sympathisch rüber. Die Circus-, Varieté und Artistenfreunde der Schweiz zeichnen ebenfalls ungarische Artisten aus, nämlich Bence und seine Partnerin Zoé mit ihrem eindrucksvollen, sehr ausführlichen und vielseitigen Strapaten-Act. Dieser wird vom Publikum stürmisch beklatscht. Mal schwebt Zoé im Zopfhang, den linken Fuß in einer Strapatenschlaufe, und hält dabei Bence an den Händen. Mal trägt er sie in nur einem Arm, dies in großer Höhe. Auch Solopassagen werden gezeigt. Nicht ganz unerwartet ist der Sonderpreis der Gesellschaft der Circusfreunde für ein Circuskind aus Deutschland. Justin Philadelphia, Sohn des Roncalli-Geschäftsführers Patrick Philadelphia, zerreißt zunächst das Bild seiner Angebeteten und macht sich dann am Flying Pole auf, die unglückliche Liebe zu vergessen. Dabei wird er, Roncalli-like, bei seinen wagemutigen Tricks von einem Medley aus Beatles-Hits begleitet. Dynamische und ruhigere Teile, kraftvolle Posen, ein Sprung vom Boden ans Requisit und ein blitzschneller Wirbel wechseln sich unterhaltsam ab.


Preise der Varietétheater, der Amici del Circo und des Cirque Imagine: Amelie Kamps, Claudia Rapolli, Yahav Adar

Über den Preis des Verbandes Deutscher Varieté-Theater freut sich Amelie Kamps aus Deutschland. Die 20-Jährige kam über die Circusschule von Johnny Casselly zum Circus. Auch wenn ihre Arbeit geradezu genretypisch ist, unter anderem mit vier kraftvollen Überschlägen in Folge, sticht diese andererseits durch die besondere, positive, sehr freundliche Ausstrahlung der Künstlerin hervor. Einen weiteren Beweis, dass auch Nummern im traditionellen Circus-Stil in Wiesbaden erfolgreich sein können, erbringt Claudia Rapolli auf dem Drahtseil. Sie gefällt nicht nur mit ihrem überaus liebenswerten Auftreten und sichtbarer Freude am Tun, sondern auch mit einem starken Repertoire. Dazu gehören beispielsweise eine Art Rad, das vorwärts und sogar rückwärts geschlagen wird, Spagat, Pirouetten und der Sprung durch einen brennenden, mit Messern gespickten Reifen. Dies wird mit dem Preis des Club Amici del Circo Italia gewürdigt, überreicht von dessen Präsident und Jurymitglied Francesco Mocellin. Während es für die Cyrrad-Nummer in der Altersgruppe 1 Gold gibt, muss sich die erwachsene Vertreterin des Genres, Yahav Adar, mit dem Engagement-Preis des Cirque Imagine aus Frankreich begnügen. Diesen übergibt dessen Direktorin, Jurymitglied Anastasiya Voladas-Massot. Auch ohne Hauptpreis wird die Israelin ihren Weg gehen, denn ihre Nummer wirkt absolut professionell und bühnenreif für jede Gelegenheit. In langen Passagen dreht sie sich geradezu ekstatisch über die Spielfläche, sich mal nur mit einer Hand haltend, mal nur an den angewinkelten Armen am Reif hängend.


Preise des Neuen Theaters, der Kinderjury und von Recirquel: Alexandra Tikhonovich, Duo Fusion, Marie Asplund

Der Preis des Varietés Neues Theater Höchst geht an Alexandra Tikhonovich aus Deutschland, die ihre Hula-Hoop-Nummer mit vielen tänzerischen Elementen und wenigen Reifen beginnt. Später bewegt sie fünf Hula Hoops, dann ein ganzes Bündel. Erstmals beim European Youth Circus dürfen fünf 11- bis 13-Jährige aus Wiesbaden als Kinderjury einen Preis festlegen. Sie lassen sich besonders vom Duo Fusion faszinieren. Dieses besteht aus den beiden 21-jährigen Deutschen Julian Kloos und Moritz Rosner, die im Dunkeln jonglieren. Ihre LED-beleuchteten Keulen wechseln auf die Choreographie abgestimmt die Farben. Zusätzliche Lichteffekte liefern mehrere LED-Säulen im Hintergrund. Jurymitglied Kristian Kristof kreiert spontan den Preis der Companie „Recirquel“, deren Castingdirektor er ist. Damit wird die Schwedin Marie Asplund gewürdigt, die das Genre Vertikaltuch mal eben neu erfunden hat und dabei eins wird mit dem Requisit. Dies mit ungewöhnlichen Posen, die höchste Beweglichkeit und Kraft besonders in den Beinen erfordern müssen. Eindrucksvoll der Abfaller aus dem Seitspagat mit Rückkehr in die Ausgangsposition, überraschend die akustische Gestaltung zunächst mit energiegeladener Musik, dann mit Stille und schließlich einem aus dem Off gesprochenen, autobiographischen Text.


Francesco Barelli, Kaya Janecek, Roni Heimo

Insgesamt elf von 26 Darbietungen gehen leer aus. Das überrascht am meisten bei Francesco Barelli und Kaya Janecek, zwei Vertretern des ganz traditionellen Circus. Diese haben es in Wiesbaden häufig schwer, da ein Drittel der Jurypunkte für das Innovative an den Darbietungen vergeben wird. Wir jedoch sind sehr begeistert vom 14-jährigen Francesco und seinen Bouncing-Jonglagen. Der Junge agiert in seinem stilvollen Anzug wie ein Großer, lässt fünf Bälle gegen den Boden springen und fängt sie wieder, während er die Treppe des Requisits hinunter geht, sich oben hinkniet oder Pirouetten dreht. Auch die betont offensive Ausstrahlung stimmt. Zum Abschluss gibt es Bouncings mit sieben Bällen. Zudem ist er eine rühmliche Ausnahme im Festivalprogramm, was die Begleitung durch Livemusik betrifft. Leider darf die famose sechsköpfige Band außer bei ihm und einem weiteren Act nur zwischen den Nummern spielen. Als fast ebenso mitreißend wie Francesco Barellis Jonglagen empfinden wir in der besuchten Auswahlvorstellung am Abend den Auftritt von Kaya Janecek als Rocker mit rot gefärbtem Irokesenschnitt auf der Rola Rola. Er balanciert auf sechs aufeinander gestapelten Bänken, dreht sich auf einem Turm aus fünf abwechselnd stehenden und liegenden Rollen einmal um sich selbst und springt dabei Seil. Als Schlusstrick geht es auf einen sehr hohen, ungewöhnlich konstruierten Turm. Roni Heimo aus Finnlad jongliert mit mittelgroßen Reifen. Sie sind größer als die üblichen Jonglage-Ringe und kleiner als Hula Hoops. Dabei springt er durch diese auch hindurch oder setzt sie für Bouncings ein.


Coline Espejo, Duo Kraoul, Monique Schröder

Überraschenderweise gleich drei Nummern des Festivals beinhalteten einen Zopfhang. Die Schweizerin Coline Espejo konzentriert sich auf diese Disziplin und packt ihre Darbietung in eine kleine Geschichte, bei der sie zunächst auf einer Schreibmaschine tippt und dann in die Luft entschwebt, unter anderem zu einem Wirbel. Altersmäßig gerade noch teilnahmeberechtigt sind Karim El Nakib und Raoul Rogula alias Duo Kraoul aus Deutschland. Die beiden wurden an der Berliner Artistenschule ausgebildet und unterhalten als gut gelaunte Kaskadeure und Partnerakrobaten ganz ohne Requisiten. Ebenfalls von der Artistenschule in der Hauptstadt kommt Monique Schröder, die Salti und Überschläge auf und mit einem Gymnastikball beherrscht sowie bodenakrobatische und antipodistische Elemente in ihre Choreographie einfließen lässt.


Camilla Berg, Ekaterina Ivanova, Camin Arricau Cassiau

Die Finnin Camilla Berg zeigt am Luftring unter anderem Fußhang und Abfaller. Laut Programmheft erzählt ihre Darbietung vom täglichen Kampf von Obdachlosen. Nun denn. Vollkommen fröhlich kommt dagegen die 19-jährige Ekaterina Ivanova daher. Vom Einrad – mit Sattel – wechselt sie zu „Ultimate Wheels“, die nur aus einem Rad mit Pedalen bestehen. Sie springt von einem dieser Gefährte zum anderen. Wohl einzigartig ist ihr Effekt, bei dem ihr Hut zum Ultimate Wheel en miniature wird. Während man ihr einen traditionellen, russischen Stil attestieren kann, wird es beim 24-jährigen Camin Arricau Cassiau aus Frankreich am Vertikalseil eher experimentell. Von sehr sparsamen Live-Klängen begleitet, zeigt er seine Tricks teils im Zeitlupentempo.


Daniela Levina, Ahlaia Maksymova, Karl-Heinz Helmschrot und Robeat

Die ursprünglich angekündigte Handvoltigen-Truppe „Freefall“ bei den Älteren wird durch die erst 15-jährige Daniela Levina ersetzt. Sie war schon vor zwei Jahren in Wiesbaden vertreten und hat nun eine neue Darbietung mitgebracht. Dabei zeigt sie Handstände und Kontorsion auf einer in variierenden Geschwindigkeiten rotierenden Scheibe. Äußerst rasant sind die Rotationen, mit denen die 14-jährige Ahlaia Maksymova um ihren Luftring wirbelt, zu Rock-Musik Überschläge in allen Variationen bietend. Die Regie der Vorstellungen liegt 2024 bei Karl-Heinz Helmschrot, der ansonsten beispielsweise für die GOP-Gruppe arbeitet. Bei der Choreographie unterstützt ihn Dima Lavrynenko. Darüber hinaus führt Helmschrot als eine Art Zeremonienmeister und mit wohlgesetzten Worten zum Motto „At-TENT-tion“ durch das Programm, dies gemeinsam mit Beatboxer Robeat und Michaela Samaki Pesce als überdrehter Fantasiefigur. Besonders in den beiden Frühvorstellungen mit vielen Schülern sollen Robeats mit dem Mund produzierte Klangkunststücke hervorragend angekommen sein. Uns wäre es lieb gewesen, von dem Moderationstrio auch mit Informationen zu den einzelnen Wettbewerbsteilnehmern versorgt zu werden, über deren jeweilige Namen hinaus. Ansonsten gibt es schöne Ensemblebilder: Zum Auftakt der Show werden Platten mit den einzelnen Landesflaggen letztlich gewendet und zu einer großen Europa-Fahne auf dem Manegenboden zusammengelegt. Der zweite Programmteil beginnt mit einem ausdrucksvollen Tanz zu Peter Gabriels „My body is a cage, set my body free“. Hinzu kommen weitere Zwischenspiele. In der Auswahlkommission des Festivals wirken Circusdirektorin Arlette Hanson, die Artisten Laura Tikka und Claudius Specht sowie – jahrzehntelang mit dem „EYC“ verbunden – Circusexperte Peter Kremer und Kulturamts-Mitarbeiter Frank Zammert. Die Jury wird, über die Genannten hinaus, durch den Artisten, Ausbilder und Direktor Nicolas Boivin-Gravel sowie Weltklasse-Jongleur Michael Ferreri komplettiert.

Strikt nach Punkten werden Gold, Silber und Bronze vergeben; nach interner Diskussion und teilweise mit Vorschlagsrecht der Preisdonatoren werden die Sonderpreise festgelegt, so steht es im Programmheft. Insgesamt sind dabei gute Entscheidungen herausgekommen. Standing Ovations in allen besuchten Shows geben darüber hinaus ein Zeugnis von der Meinung des begeisterten Publikums im jeweils voll besetzten Zelt. Fündig geworden sind in Wiesbaden hoffentlich Agenten und Direktoren, um die „Rising Stars“ der Circus- und Varietészene für ihre Produktionen zu verpflichten. Und wir warten mit Spannung auf das 23. Festival, bei dem wir dann schon auf 20 Jahre Liebe zum European Youth Circus zurückschauen können.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll (17), Stefan Gierisch (11)