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Newcomershow Krystallpalast 2018
 www.newcomershow.net - 35 Showfotos

Leipzig, 8. Juli 2018: Am Ende zeichnet die Jury der Newcomershow 2018 im Krystallpalast Varieté etwas überraschend eine Zopfhang-Darbietung aus. Im Grunde ist dieser Entscheid ein Spiegelbild der diesjährigen Ausgabe des in Deutschland einmaligen Festivals: es sind weniger die großen artistischen Innovationen als vielmehr eine ganze Reihe bekannter, aber selten zu sehender Künste der Artistik, die man in diesem Jahr in Leipzig erleben darf. So ist es dem Team um Festivalleiterin Friedericke Otte und den künstlerischen Leiter Urs Jäckle gelungen, ein vielfältiges, spannendes Teilnehmerfeld auszusuchen.

Der herausragende Ruf der Newcomershow innerhalb der Artisten-Szene lässt sich nicht nur am Rekord an Bewerbungen festhalten. Er wird insbesondere im Gespräch mit den Künstlern deutlich. Sie wurden vielfach von Freunden zur Teilnehme ermutigt. Jetzt sind sie voll des Lobes für den trotz Wettbewerbs familiären Charakter der Veranstaltung. Diese Atmosphäre überträgt sich schlussendlich auch auf Publikum. Unter den Gästen sind am abschließenden Gala-Abend, durch den erneut Martin Quilitz führt, natürlich auch viele Vertreter der deutschen Varietés und Show-Produktionen. Nur Zirkusmacher sucht man auch diesem Jahr leider wieder vergebens. Hier würde man sich mehr Offenheit wünschen, schließlich wechseln auch die meisten Artisten ohnehin schon problemlos zwischen Straßenperformance, Bühne und Manege.


Diego & Elena, Danila Bim, Duo Kuskov

Wie alle Teilnehmer tritt auch die diesjährige Gewinnerin Danila Bim aus Brasilien erstmals in einem deutschen Varieté auf, kann jedoch bereits auf Stationen in Las Vegas-Shows, bei Ringling und Soleil zurückblicken. Von dort hat sie die sphärische Inszenierung ihrer Zopfhang-Nummer mitgebracht. Beeindruckend sind insbesondere ihre weiten Schwünge über die Bühne. Neben dem mit Jury-Auszeichnung verbundenen Engagement im Krystallpalast Leipzig hat sie auch ein ebensolches im Wintergarten Berlin gewonnen. Ebenfalls doppelt abgeräumt haben Elena Vives und Diego Garcia. Die Spanier können einerseits das Festival-Publikum von sich überzeugen. Neben dem Zuschauerpreis dürfen sich zudem auf einen Auftritt im Apollo Düsseldorf freuen. Mit ihrer Kombination aus Zauberei und Luftakrobatik an den Strapaten bieten sie die vielleicht interessanteste Darbietung des Festivals. Diego Garcia lässt seine Partnerin erscheinen und verschwinden, und zwischen den ansprechenden Tricks in der Luft werden die Kostüme gewechselt. Der abschließende Kleidertausch unter Glitzerregen geschieht dann sogar an den Strapaten. Zwei Auszeichnungen gibt es auch für Aleksandr Kuskov und seinen Partner Vladyslav Koshovyi, die für ihre ikarischen Spiele zu behäbiger Musik den bislang bekannten Motorraduntersatz gegen eine gewöhnliche Trinka eingetauscht haben. GOP und Winterträume Pforzheim zeichnen das ukrainische Duo aus.


TanBA, Anna Herkt, Roman Munin 

Anna Herkt hat über die Show Urbanatix an die Brüsseler Circusschule gefunden und dort im letzten Jahr abgeschlossen. Die einzige deutsche Teilnehmerin kombiniert Pole- und Bodenakrobatik. Inszenierung um eine alte Bahnhofsuhr, Musikauswahl und Ausstrahlung ergänzen sich gut und werden mit einem Engagement im et cetera Bochum belohnt. Über den Verkauf gewinnt auch die Darbietung von TanBA aus Japan. Der Magier schluckt hauptsächlich Rasierklingen, um sie schlussendlich aufgefädelt wieder aus seinem Mund erscheinen zu lassen. Dieser im Grund bekannte Trick wird allerdings sehr charmant dargeboten, so dass die Auszeichnung durch das Festungsvarieté Koblenz seine Berechtigung findet. Letzter diesjähriger Preisträger ist Roman Munin. Der Russe balanciert und jongliert auf einer freistehenden Leiter und erhält einen Vertrag mit dem Pegasus Bensheim.


YaYa, Mike John, Daniel Esteban

War die Jonglage im vergangenen Jahr über Gebühr vertreten, so widmen sich diesmal nur zwei Künstler diesem Genre. Mencho Sosa aus Argentinien jongliert in Trikot und Völler-Gedächtnis-Frisur mit Fußbällen, der Japaner YaYa hat dagegen eine charmante Interpretation mir Zigarrenkisten erarbeitet. Daniel Esteban aus Spanien hat sich eine Gymnastikball als Requisit ausgesucht; allerdings möchte die erzählte Geschichte hinter seiner Akrobatik nicht wirklich greifen. Im Glitzerkostüm verrenkt sich George Faining aus Ghana und Musegh Khachatryan hält Balance auf unterschiedlichsten Einrädern, selbst wenn er sich dabei Geschirr mit den Füßen auf den Kopf wirft. Mike John aus Kanada schließlich gibt den „starken Mann“, verbiegt Hufeisen und bringt Wärmflaschen zum Platzen.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken (9), Stefan Hoyer (1)