Monte Carlo, 19. - 27. Januar 2006:
Zum 30. Circusfestival von
Monte Carlo hat sich das Organisationskomitee um
Prinzessin Stephanie und Urs Pilz etwas ganz
Besonders einfallen lassen, das eigentlich nicht
mehr zu überbieten sein wird. Zwölf Gewinner
eines Goldenen und zehn Gewinner eines Silbernen
Clowns sowie zwei Bronze Gewinner aus den
vergangenen Festivals sind in zwei verschiedenen
Shows vor einem ausverkauftem Chapiteau
aufgetreten. Zum Rahmenprogramm des Jubiläums
gehörten zahlreiche Gemäldeausstellungen, ein
ökumenischer Gottesdienst mit internationalen
Circusseelsorgern sowie ein Fußballspiel
zwischen Prinz Alberts Mannschaft und dem Team
der Circusleute. Höhepunkt jedoch war die
dienstägliche Abschlussgala, die als Hommage an
den im April 2005 verstorbenen
Festival-Begründer Fürst Rainier konzipiert
war. In der grandiosen, fast sechsstündigen Show
traten alle beteiligten Nummern auf. |
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Anatoly
Zalewsky |
Bereits
während des Einlass konnten die Zuschauer die
Flying Rodogels aus Mexiko am fliegenden Trapez
bewundern. Nach einer großen Parade mit allen
Künstlern und der Truppe Bingo in rot-weißen
Kostümen, den Landesfarben Monacos, gedachte das
Publikum Fürst Rainiér III. Dann eröffnete die
Gruppe Bingo aus Kiev mit Tanzakrobatik und einem
Luftcharivari an Trapez und Strapaten zusammen
mit den Quiros auf dem Hochseil abwechselnd in
tollen Bildern die Show. Anatoly Zalewsky
beendete mit seiner immer noch graziösen
Handstandequillibristik das Opening Vive le
Cirque!". Maike und Jörg Probst gehörten
mit ihren Bauernhoftieren zu Publikumslieblingen
und präsentierten in der Gala die komische
Jockeyreiterei auf der Kuh. |
Eigens
für dieses Festival hat sich das Duo Mouvance
aus Kanada wieder zusammen gefunden und ihre
Tango- Trapez- Darbietung wieder einstudiert, die
an Charme und Originalität nicht viel verloren
hat. Die Shooting Stars und Gewinner des Goldenen
Clowns des 28. Festivals 2004, die Ikarier
Fratelli Errani, sind noch präziser und
schneller geworden. Nach dem Tischentree von
Fumagalli und Daris, bei dem sich Fumagalli eine
Sehnenverletzung zuzog, präsentierte sich die
Familie Knie in drei Generationen. Fredy jun.,
Geraldine und ihr Sohn Ivan Frederic zeigten
wunderschöne Bilder der Pferdedressur, wobei das
Karussell von Fredy jun. mit 24 edlen Pferden die
Zuschauer zu spontanen Standing Ovations
aufspringen ließ. |
Fredy jr. & Ivan Frederic Knie
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Kris
Kremo ; © Festival Monte Carlo |
Ein Höhepunkt in der Geschichte
der Jonglerie war der gemeinsame Auftritt der
beiden weltbesten Jongleure Kris Kremo und
Anthony Gatto. Kremo und Gatto hatten sich
bereits in Benidorm/Spanien getroffen, um ihren
Auftritt zu konzipieren und zu proben. In ihrem
ersten gemeinsamen Auftritt kombinierten sie
teilweise zusammen und teilweise solo ihre beiden
Nummern. Bravo für dieses einzigartige, mutige
Doppel, denn keiner von beiden ist es gewohnt, in
der Nummer direkt jemand neben sich zu haben.
Auch die Jugend sollte an diesem Abend vertreten
sein und so hatte Prinzessin Stepahnie das Duo
Nikulin, das sie beim Nachwuchsfestival in Moskau
gesehen hatte, nach Monaco eingeladen. Die
siebenjährige Anna und die neunjährige Daria
begeisterten mit ihrer kecken Bodenakrobatik das
Publikum.
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Eine weitere Inszenierung
aus drei Nummern, die abwechselnd miteinander
auftraten, setzte sich zusammen aus den Rodions
mit eleganten Pirouetten und Saltos am Russischen
Barren mit dem chinesischen Pas de Deux Paar aus
Canton, bei der die Ballerina auf Spitze ihre
Drehungen auf dem ausgestreckten Arm ihres
Partners ausführt und dem Handstandequlibristen
Oleg Issozimov aus Moskau, der seine graziösen
Bewegungen auf einen Arm zu Pavarotti-Musik
ausführt. Als Kontrast zu dieser poetischen
Inszenierung, flogen bei Lets
dance die Velez Brothers im wahrsten Sinne
des Wortes über das Todesrad.
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Martin
Lacey jr., Alexis
Brothers,
Jigalov
& David Larible
Nach der Pause sahen die Zuschauer
eine absolute Rarität in der Geschichte der
Raubtierdressur. Zum Thema der
Dschungel traten gleich zwei
Raubtiernummern hintereinander auf. Zunächst
Alexander Lacey mit seiner Gemischten und dann
Martin Lacey mit seinen 10 Löwinnen und dem
Löwen Kassanga. Da lag eine besondere Spannung
und Begeisterung in der Luft. Die Truppe
Sarytchev führte im Anschluss eine poetische
Luftakrobatik an der Luftschaukel und an der
Luftperch vor. Flavio Togni, der schon mit
verschiedenen Tierdressuren drei Silberne Clowns
in Monte Carlo gewonnen hat, präsentierte die
große Elefantenherde des Circo Americano in
seinem typischen temperamentvollen Stil. Seit 12 Jahren Stars des Cirque du Soleil und schon lange in Las Vegas
sind die Alexis Brothers, die mit ihrer
einzigartigen Leistung an die Grenzen des
Möglichen stoßen. Auch sie bekamen an diesem
Abend wie fast alle Nummern Standing Ovations und
Prinzessin Stepahnie und Prinz Albert waren fast
immer bei den ersten, die aufstanden. Mit
Folklore auf dem Schleuderbrett und mehreren
Doppel und Dreifachsalto auf Stelzen
setzten die Puzanovi diese einmalige Gala der
Gewinner der Circusoscars fort. Als krönender
Abschluss beendeten Maud und Alexis Gruss sowie
17 edle Pferde mit der Ungarischen Post diese
Jubiläumsshow.
Clownerie und Komik
wurden in der Show durch die Crème- de- la-
Crème der Komiker vertreten. David Larrible
übte sich als Dirigent und trat im berühmten
Wasserentreé als Partner von Jigalov auf.
Begeisternd wie immer: Fumagalli mit seiner
schrillen Frisur und Daris, Jigalov mit seiner
viel zu großen Hose und seinem Partner Csaba und
der legendäre Oleg Popov mit seiner
schwarz-weiß karierten Mütze. Mit einem
berauschenden Finale verabschiedete
Monsieur Loyal Petit Gougou das
begeisterte Publikum zu den Klängen des
Circusmarsches Univers Circus des
Orchesters von Reto Parolari. Prinzessin Stephanie, die
den Vorsitz des Festivals von ihrem Vater
übernahm, engagiert sich sehr für den Circus
und den Fortbestand des Festivals und so wird
Monte Carlo auch weiterhin ein Mekka der
internationalen Circuswelt bleiben. Das 31.
Festival findet vom 18. bis zum 28. Januar 2007
in Monte Carlo statt. Alle, die das
Jubiläumsfestival nicht live erlebt haben,
dürfen sich schon mal den 25. Mai dick im
Kalender markieren, denn da zeigt die ARD die
Höhepunkte des Spektakels.
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Text: Peter Kremer; Fotos: Stefan Nolte
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