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30. Festival International du Cirque
de Monte Carlo 2006

www.montecarlofestivals.com ; Eindrücke von Peter Kremer ; 60 Showfotos

Monte Carlo, 19. - 27. Januar 2006: “Ah, ins Casino!” - das war der Satz, den ich mir jedes Mal anhören durfte, wenn ich sagte, dass ich nach Monte-Carlo fahren würde. Nein, nicht ins Casino sondern zum Circus-Festival… “Ach ja, das schauen wir auch jedes Jahr im Fernsehen!”. So ging es mir auch jedes Jahr und jedes Mal wollte ich beim nächsten Mal live dabei sein. Für mich als “Frischling” bei diesem Festival war natürlich (fast) alles faszinierend, angefangen bei der Stimmung um das Chapiteau herum und endend beim sensationellen Programm. Schon die beiden “Spectacle d’Or” am Samstag und Sonntag waren fantastisch, fast alle Künstler bekamen standing ovations- - es fühlte sich schon fast wie eine Beleidigung an, wenn das Publikum sitzen blieb.

Der Höhepunkt war natürlich die “Gala d’Or” am Dienstag. Noch bevor das Chapiteau halb voll war, begann das Vorprogramm mit den Rodogels. Diese Darbietung ging leider im Getummel etwas unter. Und auch wenn ich mich vorher schon gewundert hatte, dass man gerade diese Künstler für das Festival ausgewählt hatte, fand ich diese Situation nicht sehr schön. Doch es blieb nicht viel Zeit zum Grübeln, denn schon spielte das Orchester (sehr gut!!) den Marsch und der Fürst nebst Schwester und Gefolge hielt Einzug. Nach der schon von den vorherigen Tagen bekannten Eröffnungsparade mit einer Gedenkminute für den verstorbenen Fürsten begann dann das eigentliche Programm. Man sah, dass alle Artisten ihr Bestes gaben, manche vielleicht einen Tick “zuviel” (siehe Fumagalli’s Verletzung und Martin Lacey’s fast vollständig aufgefressenen Bambusstock!) um dem Publikum einen unvergessenen Abend zu bereiten.


The Flying Rodogels

Besonders interessant waren natürlich die “zusammengesetzten” Darbietungen, angefangen bei “Vive le Cirque” mit der Truppe Bingo, Anatoly Zalewsky und den Quiros und sehr, sehr poetisch “Le Rêve Acrobatique” mit der Canton Troupe, Oleg Izossimov und Rodin (auch ohne den 4-fachen Salto waren letztere spektakulär…). Gewagt fand ich die Zusammenarbeit von Kris Kremo und Anthony Gatto. Beide sind sehr gut aber auch sehr unterschiedlich und ich hatte den Eindruck, dass Gatto die Nummer “diktierte”. Trotz allem war es einfach toll, den beiden zuzusehen! Schön auch die drei Generationen Knie in einer Manege mit ihren wunderschönen Tieren.


Fratelli Erranis

Für mich als Raubtier- und Lacey-Fan war der Beginn der zweiten “Halbzeit” alleine schon ein unvergessenes Erlebnis. Beide Brüder begeisterten das Publikum. Sehr schön auch die “Gießkannen”-Einlage von Alex’ Frau Elaine, die dafür sorgte, dass die Duftspuren von Alex’ Gruppe zumindest grob verschwand, damit Martin weniger Probleme hatte. Auch die artistischen Darbietungen nach der Pause standen denen der ersten Hälfte in nichts nach, die Fratelli Errani wurden ebenso umjubelt wie die Alexis Brothers, die Truppe Sarytchev oder die Truppe Puzanovi. Natürlich waren auch die Clowns in Höchstform, wunderbar Jigalov zusammen mit David Larible in “I feel good”! Auch alleine, d.h. mit Hilfe einiger Zuschauer war David Larible kaum zu bremsen.


Velez Brothers

Nein, nein, ich vergesse Fumagalli nicht, wie könnte ich?! Er sorgte in der ersten Hälfte des Abends für Lachkrämpfe und verletzte sich leider in der zweiten Hälfte, so dass eine Nummer entfallen musste und er auch beim Finale fehlte. Nicht vergessen zu erwähnen möchte ich auch Popov, Maike und Jörg Probst mit ihren Bauernhoftieren, das Duo Nikulin (unglaublich jung und unglaublich professionell - wo soll das enden, wenn sie älter sind?!), die Velez Brothers (die wahren Flugkünstler des Abends!) und Flavio Togni mit seinen Elefanten.


Maud Gruss

Einen wunderbaren Schluss zeigten Maud und Alexis Gruss mit ihrer “Post”, beide waren mit ihren Pferden nur zur Gala angereist. Auch nach mehr als fünf Stunden wollte niemand die Künstler wirklich gehen lassen und so wurden sie vom Publikum begeistert gefeiert. Als letzte Anmerkung möchte ich noch sagen, dass ich die Moderationen von Petit Gougou sehr, sehr lang gezogen fand. Da viele Zuschauer nicht aus Frankreich oder Monte-Carlo kommen und vielleicht auch nicht unbedingt gut Französisch sprechen, war es für viele kaum möglich, mit seinen Ausführungen mitzuhalten, schade. Positiv war dagegen, dass die meisten Artisten sehr aufgeschlossen waren und sich stundenlang mit ihren Fans unterhielten, für Unmengen an Fotos posierten und Autogramme schrieben bis die Stifte glühten.

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Text: Katja Roos; Fotos: Stefan Nolte