Dabei wurde ihm ein letzter lang
anhaltender Applaus gespendet, den er in Monte-Carlo nicht mehr
erleben durfte – von der Fürstenfamilie nahm jedoch leider
niemand am Gottesdienst teil. Die diesjährige Ausgabe wird als
das Festival mit den meisten verliehenen Clowns in die
Circusgeschichtsbücher eingehen; nicht weniger als 14 der
begehrten Trophäen wurden vergeben.
Duo & Truppe aus Pyongyang
Den Reigen der Gold-Gewinner
eröffnete die Truppe aus Pyongyang, die für zwei Nummern
gleichzeitig mit der höchsten Auszeichnung des Festivals bedacht
wurde. Die Sprünge der Fliegenden Menschen (bis hin zum
vierfachen Salto über eine Distanz von 14 Metern) aus Pyongyang
von bzw. zu insgesamt vier Fängern auf zwei Ebenen (zwei davon
an Schaukeln) sind schier unglaublich. Es ist schön zu sehen,
dass mittlerweile auch die nordkoreanischen Artisten Emotionen
zeigen (dürfen). Leider werden aber die absolut unpassende
Bandmusik, die während der Nummer dahinplätschert, und die bloße
Aneinanderreihung der diversen Sprünge der Leistung der Artisten
nicht gerecht. Hier wünscht man sich sehnlichst einen
engagierten Choreografen, der aus der reinen Leistungsschau ein
schönes Luftschauspiel werden lässt. Unvorstellbar ist
wahrscheinlich das treffendste Adjektiv, um die Leistung der
Artistin des Pas De Deux aus Pyongyang zu beschreiben: auf einem
kurzen Mundstock balancierte sie während der kompletten Nummer
einen Stab, an dessen Spitze sich ein Tablett mit einer
Gläserpyramide befand. Nach einem Spitzentanz – auch auf den
Schultern ihres Partners – geht es am Trapez hoch unter die
Circuskuppel. Wenn Sie dann von ihrem Partner am weit
schwingenden Trapez gehalten zusätzlich zu der Balance noch
einen Reifen um das Bein rotieren lässt und gleichzeitig auch
noch mit vier Bällen jongliert, sind die Grenzen des
Vorstellbaren erreicht.
Fumagalli & Daris,
Concerto Black & White, Anastasia
Fedotova-Stykan
Der zweite Goldene Clown ging an
die Truppe Nationale Acrobatique de Chine für ihre faszinierende
Equilibristik-Nummer „Concerto Black & White“. Einer Waldfee
gleich in ihrer Erscheinung ritt Anastasia Fedotova-Stykan auf
einem ungesattelten Friesenhengst, bei dem das Zaumzeug
lediglich aus einer um den Hals des Pferdes gelegten Schlaufe
besteht, zunächst Lektionen der Hohen Schule. Nachdem sich ein
Schimmel dazugesellte, zeigte die junge Russin eine Freiheit mit
den beiden Hengsten, bei der sie die Pferde mehr oder weniger
nur mit Gesten lenkte. Last but not least ging Gold an Fumagalli.
Wie zuvor schon David Larible und Bello Nock wurde auch hier das
Comeback nach Monte-Carlo vergoldet – sicher auch eine
Anerkennung für das Lebenswerk des italienischen Spaßmachers,
der zusammen mit seinem Bruder Daris in unterschiedlichen
Reprisen, zusammen mit Sohn Nino im Bienchen-Entree und alle
drei gemeinsam mit Sven Jahn-Munoz und Luciano Butour als
Fuma-Boys zu erleben war.
Troupe Acrobatique de Tianjin,
Truppe Yakov Ekk, Truppe Pronin
Die Jury um Prinzessin Stephanie
entschied sich dafür, auch bei den Silbernen Clowns vier
Trophäen zu verleihen. Die ikarischen Spiele der Troupe
Acrobatique de Tianjin vereinten nicht weniger als 18 Artisten
in der Manege, die (mit entsprechenden Hilfestellungen) die
verschiedensten Sprünge zeigten und Pyramiden bauten. Vom
Bolshoi-Circus kam die Truppe Yakov Ekk nach Monte-Carlo, die
wir mit zwei Reitereien erlebten: der preisgekrönten
Dshigitennummer und einer Jockeyreiterei, der eine mitreißende
Musikbegleitung durchaus nicht geschadet hätte. Auch wenn dem
ein oder anderen bei der doppelten Russischen Schaukel der
Truppe Pronin ein ganz spektakulärer Sprung gefehlt hat, wussten
die Artisten nicht nur die Jury, sondern auch das Publikum zu
begeistern. Neben dem Silbernen Clown durften sie sich auch über
den Publikumspreis freuen. Weniger Begeisterung rief die Truppe
Shatirov mit ihrem russischen Barren hervor. Ist die Aufmachung
der Nummer (folkloristisch angehauchte Kostüme in knalligen
Farben) noch eine Frage des persönlichen Geschmacks des
Betrachters, so kann es hinsichtlich der (untauglichen)
Versuche, in der Manege mit allen Mitteln Höchstleistungen zu
zeigen, eigentlich keine zwei Meinungen geben. Nach einer
soliden Nummer bis hin zum dreifachen Salto wollte man unbedingt
auch einen vierfachen und dann sogar einen fünffachen Salto
zeigen. Da die Fliegerin bereits beim Dreifachen von den vier
(!) „Assistenten“ im Prinzip gefangen und dann auf den Barren
„gestellt“ wurde, war eigentlich im Vornherein klar, dass die
vier- und fünffachen Salti nicht unter regulären Bedingungen
gesprungen bzw. gelandet werden können. Erfreulich, aber
durchaus verwunderlich, dass die diversen misslungenen Versuche
augenscheinlich nicht zu schweren Verletzungen bei den Artisten
geführt haben. Wer an die fantastische Nummer von „The White
Crow“ oder den doppelten russischen Barren aus Soleis Alegria
zurückdenkt, kann den Silbernen Clown für die Truppe Shatirov
erst Recht nicht nachvollziehen.
Duo Black & White, Truppe
Kolykhalov, Meleshin Brothers
Ebenso nur schwer nachvollziehbar
war der Bronzene Clown für Musa John Selepe, einen – bis dato
zumindest mir unbekannten – Raubtiervorführer. Die Vorführung
der leider nicht besonders trickreichen Löwennummer von Marcel
Peters, der sich seit mehreren Monaten auch um die beiden
Elefanten von Prinzessin Stephanie kümmert, wirkte nicht
sonderlich souverän. Von den angekündigten zehn Löwen führte er
zunächst neun und im Verlauf des Festivals dann nur noch acht
Tiere vor. Pech hatte Elvis Errani, der sich kurz vor dem
Festival am Arm verletzte, bei seiner Elefanten-Nummer folglich
auf den Part mit dem Schleuderbrett verzichten musste und somit
noch einmal genau die Nummer zeigte, mit der er bereits 2009 mit
einem Bronzenen Clown ausgezeichnet worden war. Unverständlich
ist, warum es für die gleiche Nummer jetzt noch einmal Bronze
gab, während Alessio Fochesato mit seinen Papageien (und neu
gestalteter Darbietung) erneut bei der Clownvergabe leer
ausging. Die weiteren Bronzenen Clowns gingen an die Truppe
Kolykhalov mit ihrer herrlich inszenierten Recknummer als
Piraten, an das Duo Silver Stone an den Strapaten, an das Duo
Black & White an Vertikaltüchern und an die Meleshin Brothers,
die den Großteil ihrer schönen Nummer gemeinsam auf einer
Rola-Rola zeigten.
Pranay Werner, Truppe
Empress, Priscilla Errani
Über den
Sonderpreis der Gesellschaft der Circusfreunde e. V. durfte sich
Pranay Werner aus Deutschland freuen, der nach seiner
erfolgreichen Teilnahme beim letztjährigen „New
Generation“-Festival die Einladung zum „großen“ Festival
erhielt. Pranay wusste nicht nur mit seiner trickreichen Nummer
zu überzeugen, sondern konnte auch mit seiner Ausstrahlung das
Publikum in seinen Bann ziehen. Der in diesem Jahr erstmalig
vergebene Sonderpreis der Schweizer Circusfreunde ging an Costin
mit seiner Trampolinnummer. Komplettiert wurde das artistische
Tableau des diesjährigen Festivals mit Priscilla Errani und
ihrer u.a. vom Zirkus Charles Knie bekannten Hula-Hoop-Nummer,
der Truppe Empress und ihrer Partner-Jonglage (teilweise unter
Einsatz sehr hoher Piedestale oder gar eines Trapezes), dem Trio
Balgan auf dem Schleuderbrett und Eriek Niemen auf dem
Drahtseil. Dank des russischen Clowns Boris Nikishkin wissen wir
nun auch, dass selbst die Popcorn-Reprise Monte-Carlo-tauglich
ist.... |