Doch wer die
hervorragenden Pferdedarbietungen sah, konnte keinen
ernsthaften Zweifel daran haben, dass der Goldene Clown für
den Circus Knie nicht gerechtfertigt gewesen wäre. Hoch zu
Ross führte Ivan Fréderic Knie edle Araberhengste und zusammen
mit Wioris Errani die doppelte Ungarische Post vor, während
Maycol Errani zunächst eine herrliche Friesenfreiheit und wie
sein Schwiegervater Fredy Knie jun. das große
Pferdekarussell präsentierte.
 
Ivan Fréderic
Knie, Maycol und Wioris Errani
Verdienter Lohn für diese
Meisterleistungen der Pferdedressur der Familie Knie/Errani
waren neben dem Goldenen Clown und dem Publikumspreis noch
sieben weitere Sonderpreise. In der Preisträgergala würdigten
zudem Fürst Albert und Prinzessin Stéphanie mit einem
Sonderpreis das Lebenswerk von Fredy Knie jun., der sich mit
Ende der letztjährigen Circussaison aus der Manege
verabschiedet hatte. Auch wenn dieser sich bewusst während der
Vorstellungen im Hintergrund hielt und die Vorführung den
nächsten Generationen überließ, trug diese doch eindeutig die
Handschrift des Pferdefachmanns par excellence.
 
Flying Tuniziani,
Martinez Brothers
Auch der Goldene
Clown für die Martinez Brothers und ihre ikarischen Spiele war
sozusagen einer „mit Ansage“. Vor der Teilnahme in Monte Carlo
erhielten der 18-jährige Deivid und sein sechs Jahre jüngerer
Bruder Arashi bereits bei vier Festivals Goldpreise, so u. a.
in Girona oder beim Idol-Festival. Nicht verwunderlich, dass
es somit auch an der Côte d’Azur Gold gab. Mit einer
wahnsinnigen Geschwindigkeit katapultiert Deivid seinen
kleinen Bruder zu immer neuen Flugfiguren in die Luft und
lässt ihn sicher landen. Doch: bei aller Begeisterung für die
ikarischen Spiele der Sprösslinge einer
kolumbianisch-japanischen Artistenfamilie sei eine Frage
gestattet. Bedarf es tatsächlich des Schlusstricks, bei dem
sich die Trinka auf einer Scherenbühne befindet? Deren
Grundfläche ist nicht viel größer als selbige und wird bis auf
eine Höhe von acht Metern hinaufgefahren. Auch ohne
diesen gefährlichen Nervenkitzel vermag diese Nummer ob ihrer
Leistung zu überzeugen. Den dritten
Goldenen Clown sprach die Jury um Prinzessin Stéphanie der
Truppe Tuniziani mit ihrem doppelten Fliegenden Trapez zu. Für
eine Fülle von anspruchsvollen Sprüngen, darunter als
Höhepunkt der vierfache Salto, nutzen sie zwei „Flugbahnen“.
Dies geschieht
größtenteils jedoch abwechselnd und nur selten mit parallelen
Sprüngen. Schön mal wieder ein Flugtrapez zu sehen, bei dem
der Fokus auf überzeugender Leistung ohne viel Drumherum
liegt.
 
Sergey Nestorov,
Truppe Shandong
Den Reigen der
Gewinner des Silbernen Clowns eröffnete der russische
Tierlehrer Sergey Nestorov. Sein Vorführstil ist sehr, sehr ruhig und
lässt ob der Nähe zu seinen fünf weißen
Tigern und dem weißen Löwen leicht vergessen, dass es
sich um gefährliche Raubtiere handelt. Dies ist sicher nicht jedermanns Sache,
die Qualität der Dressur ist jedoch zweifellos anzuerkennen.
In einem schlichten weißen Kostüm geht Nestorov im wahrsten
Sinne des Wortes auf Tuchfühlung mit seinen Großkatzen. Er
lässt sie Sprünge absolvieren, Fächer laufen oder
auf den Hinterbeinen die Manege durchschreiten, wobei er
lediglich einen kleinen Stab zum Dirigieren der Tiere nutzt.
Ein Highlight sicherlich der Rückwärtssteiger eines Tigers,
der hinter dem Rücken des Tierlehrers absolviert wird. Ebenfalls Silber
ging an die Artistentruppe aus Shandong. In drei Auftritten
zeigten die chinesischen Artistinnen und Artisten die
klassischen Genres der Hutjonglage (in einer
Michael-Jackson-Choreographie), des Seilspringens (zu
klassischer Musik in schlichten schwarzen Kostümen) und des
Tellerdrehens (in traditioneller „Verpackung“) als große
Gruppennummern, garniert mit zahlreichen menschlichen
Pyramiden.
  
Truppe Ayala,
Dandys, Henry Ayala
Schon einmal durften sich Johnny Gasser und Yury
Kreer über einen Silbernen Clown freuen. Zusammen mit Carol
Demers als Fliegerin bildeten sie das Trio „White Crow“ und
begeisterten 2007 mit ihrem Russischen Barren. Vierzehn Jahre
später stellten sich Johnny und Yury, die mit Kiril Ivanov
einen neuen Flieger gefunden hatten, noch einmal der Jury und
erhielten erneut „Silber“. Als „Dandys“ zeigten
sie nicht weniger als fünf unterschiedliche Dreifachsalti, und
dies mit einer faszinierenden Sicherheit. Fans des Zirkus
Charles Knie ist Henry Ayala als „Prince of Clowns“ bekannt,
der für PR-Termine auch schon mal auf einer Zeltabspannung
seine Hochseilkünste zeigte. In Monte Carlo konnte man ihn nun
auch mit seiner Hochseiltruppe bewundern. Sowohl mit seinem
komödiantischen Talent (unter anderem Spaghetti-Entree und
Glockenspiel) als auch mit seiner hervorragenden
Hochseilnummer, die er zusammen mit seinen drei Partnern
zeigte, wusste der Venezolaner zu begeistern. Er erhielt
ebenfalls einen Silbernen Clown.
  
Flash of Splash,
Truppe Bingo, Truppe Efimov
Yevgen Splash
und Amaliya Avanesia (Duo Flash of Splash) gehörten mit ihrer
risikoreichen Strapatendarbietung zum letztjährigen
Circus-Krone-Sommerprogramm „Mandana“. Für ihre zahlreichen
Tricks, die mehrfach im Zahnhang ohne Vorteil ausgeführt
wurden, bekamen sie ebenso einen Bronzenen Clown wie die
Truppe Efimov. Diese zeigte auf dem Fasttrack und dem Trampolin die
unterschiedlichsten Sprüngen. Das Circustheater Bingo
zeichnete, unterstützt von der Circusschule aus Kiev, wieder
einmal für das fulminante Opening verantwortlich und leitete
jeweils das Finale ein. Aus ihren Reihen rekrutierten sich die
„Five Boys of Bingo“, die Partnerakrobatik und Akrobatik an
zwei Chinesischen Masten miteinander kombinierten; auch
hierfür gab es „Bronze“.

Truppe Zola
Aus der Mongolei war die Truppe Zola
angereist, um mit dem Schleuderbrett waghalsige Sprünge zu
absolvieren. Mit zahlreichen Salti und Pirouetten garniert,
gingen sie bis hoch unter die Circuskuppel oder auch zu einem
Sieben-Mann-Hoch. In beiden Auswahlvorstellungen missglückten
allerdings mehrere Sprünge. Die Akteure landeten dann auf der
Matte oder wurden unsanft von der Longe „gerettet“, deren
Einsatz den ein oder anderen Trick überhaupt erst ermöglichte. Verletzungsbedingt konnten sie an der Gala nicht mehr
teilnehmen.
  
Sandro Montez,
Duo Skyline, Lisa Rinne
Über den Preis
der Kinderjury konnte sich Sandro Montez aus Deutschland
freuen. Seine äußerst temperamentvollen Hunde (überwiegend
Border Collies) entpuppten sich als echte Sprungkünstler und
fegten stets regelrecht durch die Manege. Ebenfalls aus
Deutschland stammt Lisa Rinne, die sich um die Sprossen ihrer
Strickleiter nach oben zum Schwungtrapez schlängelte und dann
variantenreiche Abfaller und Salti zeigte. Neben dem
Sonderpreis des Teatro München durfte sie sich über den
Sonderpreis der Gesellschaft der Circusfreunde e.V. freuen.
Auch Olena Kharchenko und Anastasia Parkhomenko zeigten
spektakuläre Abfaller hoch unter der Circuskuppel – als Duo
Skyline an den Tuchstrapaten. Sie gehörten ebenfalls zu
früheren Preisträgern des European Youth Circus wie Maria
Saratch mit ihrer Equilibristik-Darbietung und Francoise
Rochais. Letztere lässt bei ihrer außergewöhnlichen Jonglage unter
anderem gespannte Regenschirme durch die Luft fliegen.
Ihr Lebensgefährte „Elastic“ (Stephane Delvaux) vermochte mit
seinen sehr langen Comedyeinlagen, die man in der zweiten Show
bereits merklich gekürzt hatte, nicht zu überzeugen. Nicht nur
mit der Weite des Circuszeltes hatte Taschendieb Rafal Walusz
zu kämpfen, sondern auch mit der Tatsache, dass heutzutage die
„Opfer“ kaum noch Stehlgut bei sich tragen. In einem kleineren
Rahmen kommt seine Fingerfertigkeit sicherlich besser zur
Geltung, in Monte Carlo tat er sich leider sehr schwer. Mit einem
spektakulären Trick beenden Vladimir Karvatyuk und Vladimir
Snitko ihre solide Hand-auf-Hand-Akrobatik: eine Balance auf
zwei Spitze auf Spitze belancierten Messern, deren Griffe von beiden jeweils mit dem Mund
gehalten werden. Für die
wortreichen Ansagen zeichnete abermals Petit Gougou
verantwortlich. Beim Opening und zum Finale leisteten ihm die
Maskottchen des China International Circusfestivals, Kiko und
Kika, Gesellschaft. Sie warben für die im letzten
Jahr geschlossene strategische Partnerschaft des
Circusfestivals von Monte Carlo mit der chinesischen Chimelong
Gruppe. Diese veranstaltet nicht nur das chinesische
Circusfestival, sondern besitzt auch die größten Freizeitparks
und Circusgebäude im Reich der Mitte.
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